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Normale Version: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
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(10.05.2013, 11:00)Eva_Tg schrieb: [ -> ]Nun, daß Problem ist, daß viele andere Transgender nicht verstehen, daß Transsexuelle die Zweiteilung der Geschlechter nicht in Frage stellen.
Ich bin schlicht und einfach eine Frau und nicht irgendwas dazwischen und ich will ganz einfach nur, daß der Rest der Welt mich durch mein Aussehen und meinen Körper auch sofort als Frau erkennt. Und ich will, daß mein Geschlechtszugehörigkeitsempfinden auch offizell anerkannt wird -> VÄ/PÄ.
Und um die Sache auf den Kopf zu stellen, würde ich mich mit meiner Transsexuallität auf die unterste Stufe stellen, ich will die Geschlechterrollen weder erweitern, noch aufweichen, um persönlich glücklich zu werden und mit mir selbst zufrieden leben zu können, will ich einfach nur die Geschlechterrolle wechseln. Mehr will ich gar nicht. Und genau das ist medizinisch und rechtlich weitestgehend abgedeckt und sozial geht es auch einigermaßen, weil inzwischen sehr viele Menschen begreifen, daß Transsexuelle in ihrem Geburtsgeschlecht leiden. [hier gekürzt]

Rechtlich anerkannt ist die Maßgeblichkeit des Lebens im Identitätsgeschlecht für die rechtlich relevante Zuordnung der Geschlechtsrolle. Medizinisch "abgedeckt" (d.h. wissenschaftlich als gesundheitsfördernd und nicht-selbstbeschädigend anerkannt) ist eine - unterschiedlich weit gehende - äußerliche Angleichung an das Identitätsgeschlecht. Das alles ist gesicherter Boden, auch wenn die Reise über die "amtliche" Geschlechtergrenze für Eva_Tg in Deutschland auf Grund der konfusen Rechtslage und immer noch geltender bürokratischer Prozeduren etwas holpriger sein dürfte als in Österreich.

Aber das ändert aus meiner Sicht nichts daran, dass die soziale Dichotomie (strenge Zweiteilung) der Geschlechter meines Erachtens fragwürdig und die genetische Zweiteilung überhaupt eine Fiktion ist (sonst gäbe es keine Intersexualität). Beim Komplex Gehirn/Bewusstsein (der dritten denkmöglichen Unterscheidungslinie) fehlt meiner Ansicht nach bisher ein klares und praktikables anatomisch-physisches Unterscheidungskriterium. Man wird sehen, ob man das noch entdeckt, oder ob auch hier die Anhänger/innen einer Geschlechter-Dichotomie an eine Grenze stoßen.

Also sind wir wieder beim psychischen Identitätsempfinden und -bewusstsein als Unterscheidungsmerkmal gelandet. Tja, wenn mir jetzt jemand noch im Kopf die Linie zeigen könnte, auf der "ab hier TS" oder "bis hier nicht TS" steht.... gleiches gilt übrigens auch für verwandte Fragen wie "bis hier fetischistischer Transvestit" etc.

Ich habe einmal einen Blogeintrag mit dem Titel "Warum Feministinnen Transvestiten hassen" verfasst. Die Antwort war: weil sie einem Klischeebild von einer Frau bzw. von Weiblichkeit nachlaufen. Diese Kritik hat ihre Berechtigung.

Ich persönlich halte aber nichts davon, die soziale Geschlechter-Dichotomie mit dem Argument zu bekräftigen, dass es den Menschen dann leichter falle, vom genetischen Phänotyp bzw. Geburtsgeschlecht abweichend Lebende in die Schublade "krank" zu stecken, wodurch Letztere von der Gesellschaft immerhin eine Portion vom "Mitleidenskuchen" ((c) Yuna) gewährt bekämen. Man verzeihe mir die ironisch-sarkastische Zuspitzung!

Aber dieses Problem haben wir ja schon oft umkreist! Ich kann mit anderen Meinungen hier gut leben.
(10.05.2013, 04:07)jasmin conny schrieb: [ -> ]Also eine grundsätzliche Frage stellt sich für mich, wenn ich alle meine Wünsche und Gefühle ohne soziale Hemmungen leben könnte, was bliebe dann von meiner (vielleicht geglaubten?) Transsexualität.

dein körper.
Ach Tanja, wenn die genetische Zweiteilung nur Fiktion ist, dann wären auch unsere Probleme nur eingebildet. Aber das dürfte mit der Realität nicht ganz übereinstimmen.
Fakt ist, daß es im Moment nur eine Ausschlußdiagnose für Transsexualität gibt. Aber wenn keine Ursache für die Leiden der Betroffenen gefunden wird, dann kann man es nur auf die Transsexuallität zurückführen. Und die Leiden sind teilweise gravierend, wenn man akutelle Studien zu Rate zieht, dann haben 78% der befragten Transmänner und 22% der befragten Transfrauen jemals an Selbstmord gedacht und einen Selbstmordversuch unternahmen 30% der befragten Transmänner, die an Selbstmord dachten und 29% der befragten Transfrauen, die an Selbstmord dachten.
In diesen Zusammenhang nach irgendwelchen Beweisen zu fragen, finde ich etwas pietätlos.
Und ich will offen sein, mir gefällt es nicht im Geringsten, daß einige hier argumentieren, als wären die Probleme von Transsexuellen hausgemacht. Vielleicht liegt das am Paradigma des "Transgender-sind-nicht-Krank", in diesem Zusammenhang sind Probleme, Leiden und Therapie ein Anathema, wer offen zugibt das er Hilfe braucht und sein Leben nicht mehr im Griff hat, der kann nicht als Normal gelten, also paßt er nicht mehr ins Paradigma.

Ich nehme jedenfalls gerne was von dem Mitleidkuchen, wenn es hilft mein Leben einfacher zu gestalten.
Das Leiden ist vor allem eine psychische Einstellung und die Kehrseite davon, dass jeder sich selbst für den Mittelpunkt der Welt und am wichtigsten hält. Weiß man ja genau aber trotzdem kann keiner danach handeln, unter lebenslangem Meditieren ging es wahrscheinlich nicht. Ich litt auch bisher sehr und leider immer noch und die Frage stellt sich warum eigentlich? Wenn Transsexualität eine fixe Konstante und unabänderbar ist, wäre es auch vollkommen egal, ob ich selbst daran glaube oder nicht. Ich kann mich dann schmücken wie ein Christbaum oder Männerkleidung a la Frau Merkel tragen, es kommt auf das Gleiche hinaus. Es gibt keine Idealisierung der Weiblichkeit, keine typisch männliche Zielstrebigkeit, keine Entwicklung und Erfolgsaussichten, kein lächelndes Herabsehen auf die die es nicht schaffen. Es geht höchstens um das Buhlen um Bedeutung und Anerkennung. Ich bin sicher 99,9% der Frauen denken nicht daran sich umoperieren zu lassen, nur weil sie einen männlichen Schädel, Männerbeine oder sonstwelche Zeichen von Maskulinität aufweisen. Sie sind auch nicht bemüht sich dauernd mit Kosmetik schön herzurichten, außer es geht zum Rendezvous oder Tanzen, tragen vor allem Hosen und legen geziertes weibliches Verhalten gern ab, weil sie wissen es bedeutet vor allem Aufmerksamkeit zu erregen und sich in den Vordergrund zu stellen. Das hat aber eine richtige Frau nicht nötig, denn sie wissen wer sie sind, einfach normale Frauen. Ich kann nur sagen mea culpa und war leider lange Zeit auf einem vollkommen falschen Weg und hoffe es entspannt sich jetzt mal einigesBlush. Und ich weiß auch nicht mehr ob das Leiden am falschen Körper mit diesem Gedanken so wichtig ist, verrät es doch nur meine schwache StelleAngel.
Macht was ihr wollt, ich mache was ich will und das heißt in meinen Fall nur noch als Frau leben.
Ihr könnt gerne weiter disskutieren und versuchen die Glücksformel zu finden und ihr könnt euch auch gerne weiter darüber beklagen, wie egoistisch ihr seit und was ihr euren Mitmenschen doch alles damit antut. Ich jedenfalls habe mich damit abgefunden, daß ich das nur für mich mache, weil ich es nicht mehr einsehe, daß ich unglücklich sein soll, nur damit sich andere besser fühlen.

Unnd ehrlich gesagt, glaube ich inzwischen, daß es vielen Transgendern ganz einfach peinlich ist, daß sie so sind wie sie sind, bzw. daß sie denken ihren Mitmenschen ist es peinlich (unabhängig davon, ob das nun zutrifft oder nicht). Das ist vielleicht das eigentliche Problem, deswegen wird vielleicht so laut bekräftigt "Ich bin nicht krank" und vielleicht wird deswegen so getan als wären all die anderen Probleme und Leiden nur eingebildet. Vielleicht will man einfach nur das Gefühl der Peinlichkeit loswerden.
Und vielleicht komme ich deswegen mit meiner Situation besser klar als andere und habe im zwischenmenschlichen Bereich weniger Probleme, weil es mir nicht peinlich ist, daß ich transsexuell bin und meinen Freunden und meiner Familie ist es auch nicht peinlich.
@jasmin conny
weiß nicht, ob ich dich richtig verstanden habe, da du, finde ich, auch einbisschen verschachtelt denkst; hier mal meine meinung:

meine meinung ist anders als deine. und als andere. deine auch anders als andere. also wir haben alle unterschiedliche meinungen. manche gleichen sich. warum ist das so? es kann ja wohl nicht daran liegen, dass sich alle, außer z.b. du selbst (oder wer auch immer) was einbilden (aufgrund von schlechten einflüssen, erziehung, intelligenz, unwissen oder geringer erfahrung). es kann auch sein, dass andere es einfach anders wahrnehmen und empfinden. es kann sein, dass die 99 % in wirklichkeit 68 % sind. es ist nicht so einfach, von einem mehr oder weniger kleinen umfeld auf die restliche menschheit zu schließen. man kann mehr oder weniger grobe schätzungen machen, aber die müssen nicht exakt stimmen. man kann auch mal völlig daneben liegen, sonst würde man ja nicht im lauf seines lebens neue erkenntnisse sammeln. es würde einem ansonsten nie wieder ein licht aufgehen. man würde sich selbst nie bei einem fehler ertappen.

und bei mir ist es eben so (selbst ohne die meisten einzuschätzen, sondern nur von mir auszugehen), dass ich das leben selbst dann nicht ertragen würde, wenn mich alle körperlich so akzeptieren würden, wie ich noch bin bzw. vor den veränderungen war und ich meine bedürfnisse zur gänze ausleben könnte. denn es bleibt noch das körpergefühl übrig (oder wie man es nennt, was ich meine). wäre es nicht so, bräuchte ich z.b. keine gaop. weil man das teil sowieo nicht ständig sieht und es fürs leben auch nicht hinderlich wäre (sofern man genug testoblocker zu sich nimmt und auf gv verzichtet). und ich bräuchte einen kleinen oder gar keinen busen.

dann kommt das gesicht dazu. ich kann ihn zwar nicht spüren, aber um das logisch zu erklären, hätte das andere geschlecht wohl kaum interesse an mir, wenn ich z.b. nichts gegen die männlichen züge tun würde. ohne hormone gibt es nicht nur keine brüste, sondern bei einigen menschen auch ein unstimmes gefühl, welches zu depressionen führen kann, denn das blockieren von testosteron würde nicht reichen. und dann kommt noch dazu, dass man (abgesehen von all den dingen, die ich bisher genannt habe), in unserer heutigen gesellschaft nicht als frau, sondern mann wahrgenommen wird (aufgrund der optik; dann eben als femininen mann), selbst, wenn man alle bedürfnisse ohne hemmungen ausleben könnte. das hat ihren ursprung vorallem in unserer natur. und was das schminken angeht. zum einen, weil es mir wichtig ist, männliche knochenzüge auszugleichen, und zum anderen, weil es mich interessiert, ich es schön finde und talentiert darin bin.

jetzt kann man sich denken, das meiste von dem, was ich sage, ist einbildung, aber man kann sich auch denken, dass das eben bei einigen menschen so ist und es akzeptieren, dass man es selbst anders empfindet als andere.
(12.05.2013, 10:35)Eva_Tg schrieb: [ -> ]Macht was ihr wollt, ich mache was ich will und das heißt in meinen Fall nur noch als Frau leben.
Ihr könnt gerne weiter disskutieren und versuchen die Glücksformel zu finden und ihr könnt euch auch gerne weiter darüber beklagen, wie egoistisch ihr seit und was ihr euren Mitmenschen doch alles damit antut. Ich jedenfalls habe mich damit abgefunden, daß ich das nur für mich mache, weil ich es nicht mehr einsehe, daß ich unglücklich sein soll, nur damit sich andere besser fühlen.

Das mag hart klingen, besonders, wenn ich schreibe andere können gerne weiter klagen, aber ganz ehrlich, ich finde es toll, wenn man meint meine Probleme analysieren zu können und mir sagt, wo angeblich die Ursachen, ohne mich wirklich zu kennen.

Ich glaube nicht, daß jemand Transsexuallität wirklich nachvollziehen kann, wenn man nicht selbst betroffen ist. Transsexuelle können sich untereinander teilweise nicht mal verstehen.
Deswegen würde ich auch niemals allgemeingültige Erklärungen abgeben und Ursachen benennen, weil es sowas gar nicht gibt.
(08.05.2013, 18:56)Eva_Tg schrieb: [ -> ]Aufmerksamkeit an sich ist aber auch eine Frage der Attraktivität, ich werde sehr oft intensiv angeschaut, weil ich eine attraktive Frau bin.

Das ist einer von vielen Möglichkeiten Aufmerksamkeit zu erregen, aber sicher nicht der einzige, auch nicht bei T*´s Cool
@jennylove, eva_tg

Das mit den 99% war jetzt natürlich nicht so statistisch sondern eher polemisch gemeint, warum wir (auch ich) unser Äußeres so wichtig nehmen, und ein Cisgender, der zB kaum als ein zugehöriger Geschlechtstyp erkennbar und auch viele Züge vom anderen Geschlecht aufweist alles scheinbar nicht so tragisch erachtet und eben kein Interesse an Geschlechtsanpassung hat. Mir half es dass ich etwa gewisse Gesichtszüge nicht immer als männlich sondern als natürliche Gegebenheit geschlechtsuntypisch sehe und annehme - auch wenn ihr das als schönreden empfinden mögt. Ist doch auch mal überlegenswert, ohne dass ich jetzt damit jemand Bestimmten etwas vorwerfe oder eine Form der Anpassung kritisiere oder bei mir ausschließe. Das Glück des Einzelnen sei mal vorrangig und ich gratuliere jeder zu einem gesunden Selbstbewusstsein, aber die Hauptschuld an Gefühlen der Peinlichkeit und Depression hat meiner Meinung nicht der Einzelne sondern die totale Anpassung an Geschlechtsnormen. Ich kann sie auch nicht ändern, aber zu denken, das interessiert mich überhaupt nicht oder ist nicht wichtig, ist auch ein bisschen einfach. Ich möchte jetzt nicht wieder mit Prozenten kommen, aber ich glaube dass ich und die meisten jeder Transsexuellen bei genauerem Hinsehen das Geburtsgeschlecht anmerken und damit ist ein erstklassiges Passing und dauernde Behandlungen, Operationen vielleicht auch mal zu hinterfragen. Naja, hoffe dass ich jedenfalls auch wieder Mut schöpfe und mich nicht nur peinlich finde.... Confused
Woher meine Depressionen kommen, weiß ich ziemlich genau, nämlich das ich mit einer Identität leben mußte, die nicht zu mir gehörte. Deshalb nennt sich das ganze auch Transidenität. Und seit ich das alles hinter mir gelassen habe, geht es mir wesentlich besser als vorher.
Ich brauche nichts zu hinterfragen, weil ich sehr genau weiß was realistisch ist und was nicht und was ich erreichen kann und was nicht.
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