TransGender.at Forum

Normale Version: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
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(07.05.2013, 13:00)Mike-Tanja schrieb: [ -> ]Als TG ist man ja generell sehr egozentrik-gefährdet.

Warum?
(07.05.2013, 17:30)Je ne suis pas cliché schrieb: [ -> ]
(07.05.2013, 13:00)Mike-Tanja schrieb: [ -> ]Als TG ist man ja generell sehr egozentrik-gefährdet.

Warum?

öh...na komm,wenn wir nicht die losung:'ich,ich,ich!' leben,wer dann?

ja,das kann sein,ist auch oft 'gesunder egoismus'.verträgt sich halt nicht immer mit beziehungen.

leider! Sad
Naja... ich denke man muss als TG sicher damit leben können, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber damit wird man ja noch lange nicht zum Egoisten Wink.
(08.05.2013, 15:15)Je ne suis pas cliché schrieb: [ -> ]Naja... ich denke man muss als TG sicher damit leben können, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Aber damit wird man ja noch lange nicht zum Egoisten Wink.

Mit gutem Passing und auf "graue Maus" gestylt kann man die Klippe namens "Aufmerksamkeit" umschiffen.

Hier muss man vielleicht sogar (wieder einmal) zwischen den bekannten TG-Gruppen differenzieren. Transsexuelle Menschen streben in der Regel nicht nach Aufmerksamkeit. Bei Tivis kann man das dagegen nicht kategorisch ausschließen. Ich z.B. strebe nicht danach, in der Öffentlichkeit angestarrt zu werden. Aber wenn das so ist, dann kompensiere ich das mit dem Stolz darauf, das Coming-Out geschafft zu haben. Ab und zu genieße ich es auch.

Ich halte mich für eine seltsame Mischung aus schüchtern, schamlos und mittelschwer egozentrisch. Ich meine mit Letzterem, dass viele Trans-Menschen übermäßig oft und viel über sich selber nachdenken, dauernd auf sich selbst fixiert sind. Wer bin ich? Was bin ich? Schaue ich gut aus? Wie ist mein Passing? Sieht man das - sieht man jenes nicht? Äußerlichkeiten sind in Relation zu inneren Werten im Alltag stärker gewichtet. Bei Transvestiten wird dieses Verhalten oft mit der Frauenrolle gekoppelt. Meine Freundin fühlt z.B. eine gewisse Eifersucht auf Tanja, weil "das Mädel" aus ihrer Perspektive Zeit und Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, die sie gerne für sich hätte. Undecided
Eine schöne Erklärung, aber gefühlsmässig kann ich mich damit nicht anfreunden. Tanjas Freundin empfindent Eifersucht und das macht sie widerum egozentrich. Klingt für mich ein bißchen nach dem Einreden eines schlechten Gewissens "Du bist Schuld an meinen Gefühlen.".

Aufmerksamkeit an sich ist aber auch eine Frage der Attraktivität, ich werde sehr oft intensiv angeschaut, weil ich eine attraktive Frau bin. Das ich dann viel über mein Passing nachdenke ist klar, ich weiß das ich eine gewisse Wirkung habe und ich möchte nicht, daß jeder der mich genauer anschaut, sofort bemerkt, daß ich Transsexuell bin.
Aber was ich unglücklich formuliert fühle ist, daß die Beschäftigung mit der eigenen Persönlichkeit und den Problemen, die man evtl. mit sich selbst hat als egozentrisch gelten sollen. Ganz ehrlich, jeder Mensch möchte wissen, wer er selbst ist und Probleme mit der eigenen Geschlechtsidentität lassen die Fragen Wer oder Was ich bin gar nicht einfach erscheinen. Was soll man machen? Die Probleme ignorieren oder verdrängen, damit man weniger egozentrisch wirkt? Zu mindestens bei Transsexuellen geht diese Rechnung nicht auf, da die Probleme höchsten größer werden und führen oft zu anderen Leiden. Im Grunde bleibt nur das Angehen der Probleme und das kostet nun mal viel Zeit und Energie. Den Versuch die eigenen Probleme zu lösen und eine Art Einklang mit sich selbst zu finden, würde ich alles andere als egozentrisch beschreiben.
Mich beschäftigt bei dem Thema Transsexualität momentan sehr die Frage über die Bedeutung von Äußerlichkeiten und das Anpassen an Geschlechterrollen. Ich stelle mich dabei mal sicherheitshalber auf die niedrigste Stufe und behaupte von mir ich bin weder transsexuell, Transvestit, höchstens mal androgyn oder ein etwas weiblicherer Mann. Ich bilde mir ein, hier im Forum werden die zwei Geschlechterrollen viel zu wenig in Frage gestellt, ja im Gegenteil sogar eher bestätigt und verstärkt. Warum kann ich mir selbst einen bärtigen Mann mit maskulinem Körperbau nicht wirklich in Frauenkleidern vorstellen und empfinde es gegen meinen Willen als höchst lächerlich und unpassend. Wie oft erlebte ich selbst täglich dieses kleine Schmunzeln bei jemand Entgegenkommenden und weiß wie sehr das im Innersten schmerzt. Dabei spricht nichts wirklich dagegen dass ein maskulinerer Mann im Verhältnis zu mir innerlich eine viel weiblichere Frau ist und sich auch so fühlt, und trotzdem erlebe ich es anders und mag mir dieses abschätzige Gefühl nicht ganz einzugestehen. Die autoritären Geschlechterrollen scheinen also so verinnerlicht und einzementiert, selbst wenn man sich dem Thema gegenüber für aufgeschlossen, tolerant und grundsätzlich auch für freiheitsliebend hält. Ist doch so dass was man sich selbst verweigert und einem Angst macht, einem bald dazu bringt es anderen auch zu missgönnen. Ich sehe praktisch nie jemanden der sich trauen würde vermeintliche Geschlechterrollen zu übertreten, gegen ein aufgezwungenes Passing zu verstoßen und als erkenntlicher Mann mit leichtem Bartwuchs Kleid oder typische Frauenkleidung zu tragen oder einfach nur mal mit etwas Bunterem unterwegs zu sein . Man würde dabei sofort mit Blicken oder verbal als Homosexueller identifiziert und diskriminiert werden. Dabei finde ich solang dieses Grundrecht nur gesetzlich toleriert aber nicht gelebt wird, für mich selbst die Frage was Transsexualität überhaupt beinhaltet und bedeutet vollkommen irrelevant. Ich kann mich nicht als Mann vollkommen funktionell und wie eine graue Maus verhalten und als Frau bunte Schuhe und Kosmetik tragen und dauernd shoppen gehen. Dies wäre eine Lebenslüge, die ich eben an der Geschlechterrolle aufhänge. Entweder ich zeige als Mann die gleichen Leidenschaften und Vorlieben oder ich belüge mich selbst und anderen was vor. Es ist jetzt ein sehr gewagter Vergleich und ich weiß natürlich dass Homo- ein anderes Thema wie Transsexualität ist, aber es geht mir oft durch Heuchelei in die Richtung wie im Iran wo Homosexualität nur akzeptiert wird wenn man sich einer Geschlechtsumwandlung unterzieht. Also eine grundsätzliche Frage stellt sich für mich, wenn ich alle meine Wünsche und Gefühle ohne soziale Hemmungen leben könnte, was bliebe dann von meiner (vielleicht geglaubten?) Transsexualität.
(10.05.2013, 04:07)jasmin conny schrieb: [ -> ]Also eine grundsätzliche Frage stellt sich für mich, wenn ich alle meine Wünsche und Gefühle ohne soziale Hemmungen leben könnte, was bliebe dann von meiner (vielleicht geglaubten?) Transsexualität.

dein körper.
Nun, daß Problem ist, daß viele andere Transgender nicht verstehen, daß Transsexuelle die Zweiteilung der Geschlechter nicht in Frage stellen.
Ich bin schlicht und einfach eine Frau und nicht irgendwas dazwischen und ich will ganz einfach nur, daß der Rest der Welt mich durch mein Aussehen und meinen Körper auch sofort als Frau erkennt. Und ich will, daß mein Geschlechtszugehörigkeitsempfinden auch offizell anerkannt wird -> VÄ/PÄ.
Und um die Sache auf den Kopf zu stellen, würde ich mich mit meiner Transsexuallität auf die unterste Stufe stellen, ich will die Geschlechterrollen weder erweitern, noch aufweichen, um persönlich glücklich zu werden und mit mir selbst zufrieden leben zu können, will ich einfach nur die Geschlechterrolle wechseln. Mehr will ich gar nicht. Und genau das ist medizinisch und rechtlich weitestgehend abgedeckt und sozial geht es auch einigermaßen, weil inzwischen sehr viele Menschen begreifen, daß Transsexuelle in ihrem Geburtsgeschlecht leiden.
Es tut mir leid, daß andere Transgender mit der Gesellschaft größere Probleme haben, weil sie etwas anders wollen als ich, aber daran bin ich als Transsexuelle, die einfach nur als Frau leben möchte, ganz sicher nicht Schuld.
Ich lasse mir ganz sicherlich von niemanden etwas aufzwingen, alles was ich mache, mache ich für mich und mein Glück.

Ich verstehe auch nicht, warum sich andere Transgender so schwer tun, mich zu verstehen. Wenn ich sage ich möchte nur als Frau leben, mit einem weiblichen Körper und weiblichen Papieren, was ist daran nicht zu verstehen?
liebe eva,

ich verstehe inzwischen deinen wunsch, frau zu sein und nichts als frau, sehr gut. ich kann ihn auch genau so akzeptieren. ich werde deinen anspruch, als frau gesehen, behandelt und respektiert zu werden, auch jederzeit verteidigen.

warum tun wir uns aber so schwer, die verschiedenen lebensentwürfe anderer transgender-menschen ebenso zu akzeptieren? zwischen den beiden extremen "mann" und "frau" gibt es doch so unglaublich viele nuancen, zwischenformen, geschlechterausprägungen...! sie alle haben ihre daseinsberechtigung.

ich glaube, die frage nach der geschlechtszugehörigkeit, ob seelisch-geistig oder biologisch, wird überlagert von dem gesellschaftlichen problem, dass ein ungleichgewicht besteht zwischen den geschlechtern. und darauf weist jasmin conny hin.

von diesem ungleichgewicht sind alle transgender-menschen gleichermaßen betroffen, wenn sie, aus welchen gründen auch immer, die zuweisung "mann" durchbrechen. als frau männlich zu sein ist akzeptabel, aber freiwillig die position des stärkeren, des mannes, aufzugeben und aufzuweichen, ist im prinzip subversiv und rüttelt an einem der fundamente unserer gesellschaftsordnung.

ob du die zweiteilung der geschlechter in frage stellst oder nicht, interessiert ein "normales" mitglied der gesellschaft herzlich wenig. allein dadurch, dass du nicht mann sein willst, sondern "nur" frau, durchbrichst du die ordnung. das macht dich auch allein durch dein so-sein gefährlich. dein problem sind meines erachtens weniger andere transgender-menschen als vielmehr die "normalos", die deine existenz als frau als tabuverletzung wahrnehmen. daran trägst du allerdings keine schuld.

ich sehe es auch so wie jasmin conny, dass in vielen forumsbeiträgen die dualität, die festlegung auf zwei gegensätzliche geschlechterrollen, betont wird. mag sein, dass es aus sehnsucht nach dem anderen geschlecht passiert oder, wie bei dir, aus einer eindeutigen selbstzuordnung zum weiblichen geschecht. es kann auch sein, dass "man" ungern als fahnenflüchtig erkannt wird und deshalb die zweiteilung überbetont. wie auch immer - ewas mehr gelassenheit täte uns wohl ganz gut.

herzlichen gruß,
rieke
Ich bin eigentlich recht gelassen und kann auch akzeptieren, wie andere sich sehen, aber ich möchte auch, daß andere sich mir gegenüber auch so verhalten. Wie gesagt ich bin eine Frau und möchte auch die entsprechenden, weiblichen Attribute haben (Brüste, lange Haare, feine Gesichtszüge, usw.) und das hat nichts mit irgendeinem Aufgezwungenen Passing zu tun, das mache ich für mich selbst. Wenn ich andere Frauen anschaue, dann kriege ich Komplexe, weil die so viel haben, was ich nicht habe.
Wie gesagt ich möchte ganz normal als Frau leben, aber ironischerweise ist das mit anderen Transgender schwerer als mit "Normalos", da werde ich weitest gehend so akzpetiert wie ich bin, nämlich als Frau. Transgender hingegen neigen immer dazu alles was ich sage in Frage zu stellen und irgendwelche Vergleiche zu ziehen.
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