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Nach drei Monaten Hormontherapie habe ich mich dazu entschlossen diese aus mehreren Gründen zu beenden. Erstens bekam ich extrem schwere Depressionen und Identitätskrise da ich nicht mehr die vorher eindeutige Vorstellung Frau zu werden fühlte, sondern nur mehr eine sinnlose Geschlechtslosigkeit auf mich zukommen sah. Ich bekam auch starke Brustschmerzen und eine Panik vor Brustkrebs. Viele Frauen würden glaub ich auch gern auf ihre Brüste verzichten, da unabhängig von jeder Form von Hormonen mit eigenem Alter und Größe der Brüste, auch durch die vergiftete Umwelt das Brustkrebsrisiko steigt. Ich hatte auch nicht mehr die Vorstellung Frau zu werden sondern ein chemisch kastrierter Mann, der sich unbedingt einen Frauenkörper wünscht und die weitere Lebenszeit zwanghaft nur das schon von Frauen angelernte Geschlechtsverhalten klischeehaft nachahmt. Die künstlich verschieden gehaltenen Geschlechterrollen, die ja vollkommen unnatürlich sind und es glaube ich erst seit dem 18. Jhd gibt, werden im Konsumismus künstlich verstärkt, um aus der Verschiedenheit und sexuellen Spannung stereotyper Rollen doppeltes Kapital zu holen. Ich will jedenfalls nicht die eindeutige kulturelle Vorgabe Frau erfüllen, sondern nur frei und nicht unterdrückt meine Identität ausleben. Also wahrscheinlich doch keine Transsexualität sondern eine bipolare Störung? Noch dazu bedeutet mir auf einmal das Tragen typisch weiblicher Kleidung überhaupt nichts mehr und ich finde es bei mir selbst lächerlich jetzt in so einen neckischen Kleidungsstil zu verfallen. Trotzdem kann ich mich auch noch lang nicht mit männlicher Mode anfreunden. Mich schminken oder Makeup war sowieso nie mein Fall und so wurde ich auch meist als Mann erkannt. Wenn also die Mehrzahl der Menschen auf der Straße typisch wegschauen oder abschätzig lächeln, dann gab es meist einen seelischen Schmerz den ich dauerhaft nicht mehr aushalten will. Die weitere Einschätzung in Gesprächen war ein eindeutiger Schwuler zu sein und dies ist bei vielen auch negativ behaftet. Für mich ist dieser Weg eben zu schwer und ich seh auch den Sinn darin nicht mehr. Operationen zerstören für mich nur gesunde Geschlechtsteile zugunsten einer künstlichen Illusion auch wenn ich meinen Geschlechtsteil nicht mag ist es für mich besser so. Der Unterschied von Mann und Frau abgesehen von körperlichen wäre in einer freien ungezwungenen Gesellschaft minimal und ich will ihm keine Bedeutung geben. Für mich ist das jetzt eine Befreiung und ich hoffe ohne Geschlechterbeachtung so glücklicher und besser zu leben.

Allgäuerin

Hallo Jasmin Conny,
Für diesen tollen Bericht gibts zwei" Daumen hoch". Nein nicht weil ich
gleicher Meinung bin, vielmehr dafür daß Du so aufrichtig über Deine
Gefühle ohne die allgemein üblichen Beschönigungen schreibst.

Es ist normal , daß es am Anfang oftmals zu heftigen Depressionen kommt, was aber auch oft an dem Teufelszeug Androcur und synthetischen Hormonen liegt die leider oftmals noch überdosiert werden.

Vorallem zeigt Dein Bericht wie wichtig eine gute ärztliche Begleitung
und Überwachung ist.

Ich selbst lebe seit fünf Jahren mit weiblichem Hormonhaushalt, deshalb
kann ich Dir ,was die Geschlechterrollen anbelangt und des sich lächerlich machens nicht beipflichten. Nein ich bin weder arbeitslos noch weggesperrt Tongue
Ich habe einen Baubetrieb auf dem Land, ich arbeite tagtäglich auf der Baustelle mit meiner Kundschaft zusammen, für die einen bin ich die Hermine, für die anderen Hermann ,bin körperlich und geistig fit, ich behaupts mal so, frechgrins.
Ein angepasstes Auftreten ist Doch gerade für uns Frauen einfach. Meine oftmals weiblichen (bio) Bauhelfer kommen auch nicht total aufgesteilt auf die Baustelle.
Zuvor lebte ich einen androgynen Lebensstil, ich denke, dass das bei
Dir evtl auch der richtige Weg sein könnte.
Mir reichte dies aber auf Dauer nicht mehr, zu sehr war die Diskrepanz
zwischen Hirngeschlecht und Körper.
Wo ich Dir zu hundert Prozent recht geben will , sogar noch unterstreichen muss, ist das der Geschlechtstrieb gewaltig nachlässt,
ja dies ist sogar gewünscht , aber dass er oftmals nahe null geht ist dann doch vielen zu heavy. Fakt ist , dass wir unsere Sexualität und Libido mit Medikamenten unterdrücken. Dieses Argument wird bei sehr vielen unterschätzt.
Wenn ich dies in mancher Runde sage, wird dies von
am am Anfang oft belächelt, aber mit den Jahren gehts sehr vielen gleich .
Die Aussage mancher Ärzteschaft, daß nach ein paar Jahren nach der GaOP die Hormone wegelassen werden können,und dadurch die Libido wieder verbessert wird, erscheint mir nahezu grotesk. Die Gonaden fehlen, jede kann sich selbst belesen was dies auf Dauer für neue gesundheitliche Probleme bringen kann.
Dazu kommt ja auch ,daß wir meist als lesbische Frauen leben, was hierfür sowieso nicht förderlich ist.Idea
Jede von uns ist ein Unikat - individuell - kein Weg gleicht dem anderen

LG Hermine

Cappuccetto

Wäre interessant zu erfahren, wie du empfindest, wenn der Sexualtrieb wieder zurückkehrt, Jasmin Conny. Vielleicht lässt du uns das ja wissen.
Für mich war die Hormontherapie damals der Elchtest. Hätte der Wunsch, als Frau zu leben, im selben Maß nachgelassen, wie der Sexualtrieb, ich wäre sofort umgekehrt. Allerdings stand für mich immer die soziale Komponente des Geschlechtswechsels im Vordergrund.
(12.12.2014, 12:08)Cappuccetto schrieb: [ -> ]Wäre interessant zu erfahren, wie du empfindest, wenn der Sexualtrieb wieder zurückkehrt, Jasmin Conny. Vielleicht lässt du uns das ja wissen.
Für mich war die Hormontherapie damals der Elchtest. Hätte der Wunsch, als Frau zu leben, im selben Maß nachgelassen, wie der Sexualtrieb, ich wäre sofort umgekehrt. Allerdings stand für mich immer die soziale Komponente des Geschlechtswechsels im Vordergrund.

Mach ich gern. Ich hoffe doch dass die Libido nach der kurzen Zeit sich wieder rührt Huh

Cappuccetto

Zitat:Ich hoffe doch dass die Libido nach der kurzen Zeit sich wieder rührt Huh

Ganz sicher. Operative Eingriffe hast du ja keine gemacht und nach ein paar Monaten Androcur- bzw. Östrogeneinnahme sollten (noch!) keine bleibenden Schäden entstanden sein. Für diejenigen, die sich am Begriff "Schäden" stoßen, schreibe ich bleibende Veränderungen.
Der Testo-Spiegel reguliert sich ganz von selbst wieder und damit kommt auch die Libido zurück. Halte deine Einstellung im Übrigen für sehr vernünftig. Es gäbe viele Reuepatienten weniger, wenn sie ebenso ehrlich zu sich selbst gewesen wären.
Hallo jasmin conny!

Ich denke wenn es mir so ergangen wäre hätte ich auch abgebrochen.Viel mehr hab ich dazu nicht zu sagen. Du musst wissen was für dich am besten ist Smile
Hey Jasmin Conny,

deinen Text zu lesen macht mich traurig Sad

Ich möchte erstmal versuchen dir deine Angst vor dem Brustkrebs zu nehmen (egal ob mit oder ohne Hormone), denn die Schmerzen in der Brust, die du mit den Hormonen gespürt hast, waren wahrscheinlich Wachstumsschmerzen, das kann nämlich ganz schön weh tun. Hast du Angst was das angeht, halt Rücksprache mit einem Arzt, ein Screening kann dir vielleicht auch Erleichterung verschaffen Wink
Ich möchte aber noch sagen dass ich gar nicht gerne auf meine Brüste verzichten möchte! Krebs ist so eine Sache... man kann es wohl mehr oder weniger überall bekommen, und Geschlechterspezifisch können Männer z.B. auch Hodenkrebs bekommen - ich glaube die wenigsten würden darauf verzichten wollen Wink

Dein starkes Problem mit Geschlechterrollen kann ich verstehen, glaube ich, und ich finde es traurig dass es dich so sehr belastet. Ich finde deine Entscheidung sehr gut, dich nicht "da rein" setzen zu wollen damit macht man sich auf Dauer auch nur unglücklich, denke ich. Man sollte selbst entscheiden, wie man lebt, und sich nicht ständig verbiegen, das macht auch krank, glaube ich.

Aber was man auch nicht vergessen darf - die "Geschlechterrollen" sind viel umfangreicher, als man vielleicht denkt. Z.b. gibt es hier ein Deutschland eine "typische" Rolle und in der Türkei eine in vielen Dingen andere, und jetzt fahr mal zu den Eskimos oder zu den Indianern Wink
Ich finde es sehr traurig, dass oft Männer oder Frauen nur auf diese Klischees reduziert werden - Männer wollen nur Sex, keine feste Bindung, wollen nur dominieren, nicht über ihre Gefühle reden (oder haben erst gar keine :o) und so weiter.... dasselbe gilt natürlich für Frauen.
Denn es gibt viel mehr als das und jeder Mensch ist einzigartig und es gibt so viele Menschen, dass man immer wieder überrascht werden wird - keiner gleicht dem anderen, und das ist auch gut so. Natürlich haben Männer Gefühle, die für sie auch wichtig sind, und wollen nicht nur Sex haben, und Frauen können mehr als nur sinnlos tratschen oder mit den Augen klimpern oder sich aufregen - so viele sind ganz anders, bitte vergiss das nicht!

Dass die (meisten) Menschen, mit denen du bisher deine Erfahrungen gemacht hast, so intolerant und verletzend dir gegenüber waren, finde ich sehr schlimm. Das ist ein bisschen wie beim Mobbing in der Schule - auf das, was anders ist, wird sich eingeschossen, und "nur ein Spruch" gemacht, oder so getan als wäre das ganz normal, aber in Wirklichkeit verhalten sie sich so, als hätten sie kein Herz.
Ich finde das schlimm, aber das wird dir wahrscheinlich kaum helfen Sad

So wie ich das bisher mitgekriegt habe, ist Österreich in den meisten Teilen eine sehr sehr konservative Gesellschaft, und ich kann mir vorstellen dass es sehr schlimm für dich gewesen ist / ist .....

Ich möchte trotzdem nochmal sagen dass es auch nicht ganz so ist wie du denkst, z.b. was die GaOP angeht. Die zerstört nämlich (im Normalfall) fast nichts außer der Zeugungsfähigkeit, denn es wird ja nicht der Penis (bei Mann zu Frau jetzt) abgeschnitten, sondern umgebaut - das hat auch nichts mit Selbstverstümmelung zu tun wie manchmal behauptet wird. Künstlich ist daran auch (fast*) nichts.

Ich wünsche dir dass du den für dich besten Weg zu leben findest und gehst und nicht deinen Mut und dein Selbstvertrauen verlierst, was du ja hast, denn sonst hättest du ja gar nicht erst mit "so etwas" angefangen.
Lass dich nicht unterkriegen!!!

Liebe Grüße,

NiAypa


*natürlich ist es künstlich wie die Neovagina aufgebaut ist, weil sie ja so von Natur aus nicht da war, aber es orientiert sich ja am natürlichen Vorbild, und es wird das echte "Material" verwendet (was übrigens bei Mann und Frau gleich ist, nur anders "verbaut")
(12.12.2014, 09:08)jasmin conny schrieb: [ -> ]Nach drei Monaten Hormontherapie habe ich mich dazu entschlossen diese aus mehreren Gründen zu beenden. Erstens bekam ich extrem schwere Depressionen und Identitätskrise da ich nicht mehr die vorher eindeutige Vorstellung Frau zu werden fühlte, sondern nur mehr eine sinnlose Geschlechtslosigkeit auf mich zukommen sah. Ich bekam auch starke Brustschmerzen und eine Panik vor Brustkrebs.
deine entscheidung war richtig.frage:warum hast du ueberhaupt die (falsche) entscheidung getroffen mit der sache loszulegen?und brustkrebs.fuerchtet sich wohl jede frau vor.liegt aber an den genen.oder an anderen dingen (strahlenexposition zb.).von hrt oder nicht-'bio'-essen kriegt man das afaik nicht.
Ersteinmal Hut ab vor der Entscheidung die HRT abzubrechen. Wie viele haben es übers Knie gebrochen oder haben die Anzeichen nicht erkannt (oder ignoriert?), das der Weg falsch ist, bis es zu spät war. Daumen Hoch! Ich hoffe das sich dein Leben wieder normalisiert und du nun entgültig den richtigen Weg gefunden hast bzw finden wirst.

Furcht vor brustkrebs.. hmm hast du vorher gewußt das die Brüste zu schmerzen beginnen werden wenn sie wachsen? Sprich kam die Panik trotz Wissen, oder ohne Wissen das es Schmerzen geben wird?


Ich hätte generell zum Thema eine Frage an dich. Bist du zufällig in einem Angestelltenverhältnis? Ich frage deswegen, weil ich gerne Erfahrungen darüber sammeln möchte, wenn man sich erst Outet, dann den Alltagstest und HRT beginnt und dann einen Rückzieher macht. Man macht es natürlich nur für sich und niemand anderen. Aber man "strapaziert" ja schonmal beim Outing das Toleranzverständnis jeden Kollegen, und überstrapaziert dies dann eventuell bei einem Rückzieher als kompletter Freak (der in köpfen anderer vielleicht unter der kleidung schon total entstellt ist) der nicht weiß was er will abgestempelt zu werden. Wir wissen das es eine sehr gute Entscheidung ist lieber zurückzurudern, aber andere Menschen eventuell nicht so. Zumindest denk ich mir das im Kopfkino so. Wie gesagt, es ist jeden seine eigene Entscheidung und niemand externes hat darüber zu urteilen und soll jetzt auch keine Hinterfragung sein. Ich habe persönlich nur etwas Angst davor. (Nein ich bin noch in keiner HRT muß mich aber bereits mit allem was dazu gehört befassen, Leben währenddesssen , danach, bei Abbruch, Hürden, usw.).

Ida

Geliebter Mitmensch Heart

Deine Zeilen sind so berührend. Und in einigem erkenne ich mich wieder. Auch in meinem "Alltagstest" verließ mich zeitweise das "Bedürfnis", ich kam mir zum Teil gezwungen, unehrlich und peinlich vor.

Auch ich gehöre zu jenen Menschen, die sich unbedingt einen Frauenkörper wünschen. Und ich weiß aber heute auch, dass ich nie eine FRAU sein werde.

Es bleibt für mich nur, mit dem zurecht zu kommen, was ich habe, bzw. was mir übrig geblieben ist. Und darauf zu vertrauen, dass ich dennoch, oder gerade deswegen, ein geliebter und wertvoller Mensch hier auf Erden bin.

Heute habe ich wirklich(!) zufällig die Zeilen über einen Scheck von 40 EURO gelesen. Ich finde sie einfach schön. Vielleicht magst du sie auch.

Ich wünsche dir viel
Liebe und Geduld,
Ida
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