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Normale Version: Besser 'mit' als 'für' Trans/sexualität/identität leben
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Tja, ich bin halt anders und dass nicht nur durch die Transidentität.
Vielleicht komme ich deswegen damit besser klar als andere, weil ich es anders angehe.

Für mich ist Transidentität eben ein psychologischer Zustand, damit entfällt eigentlich jedes Rumdisskutieren um den Begriff Normalität.
Ich kann nur versuchen mit dem Zustand zu leben und meine Lebensqualität zu bewahren, z.B. durch Therapien und medizinische Maßnahmen.
Ich kann mein Leben weitestgehend so gestalten, wie andere Menschen auch, und das ist schon mal nicht schlecht.

Ich finde bei Transidentität braucht man auch nicht groß über Rollenbilder disskutieren. Man braucht nicht darüber sinnieren, wie weiblich z.B. eine Frau mit Transidentität sein muss und alle möglichen Kritieren anbringen.

Ich versuche immer wieder zu erklären, dass dieser Zustand zwar selten ist und doch gewisse Einschränkungen mit sich bringt, man aber trotzdem ein vollwertiges Mitglied der Gesellschaft ist.
@Eva: ich finde das total logisch und nachvollziehbar was du sagst. Ich denke das ist der richtige Weg. Nur dein Verständnis zum Doppel-S in "Disskutieren" kann ich nicht teilen :-)
Trotzdem glaub ich nicht, daß sie dich dissen wollte ;-)
Ich staune sowieso, darüber, daß keine Rechtschreib-Geldbussen verteilt werden. Kommt vielleicht noch. Was Hobbies betrifft: ich muss zugeben, daß Spaziergänge als Madleine ein Hobby von mir sind. Es mag einigen lächerlich erscheinen, aber so ist es halt, und ich steh dazu.

So wie gewisse Leute Erholung finden im kindlichen Spiel mit Modelleisenbahnen, oder Adrenalinjunkies beim Fallschirmspringen, so kann auch ich nur gelegentlich Madleine sein.

Ich bin diesbezüglich nicht alltagstauglich, und damit vermutlich nicht allein.
Aber was heisst schon "Hobby"? Alles, was Spass macht und man nicht 24/7 tun kann?

Übrigens, hübsches Dirndl und Hut ab vor deiner umfangreichen, geradezu "geschichtsträchtigen" Galerie, die ich mir gerne zu Gemüte führen will. Habe bereits eine gewisse Experimentierfreude erkannt zb. bezgl. Kostüme, was ich sehr intetessant finde.

LG
.
(23.06.2016, 23:34)SingingComet schrieb: [ -> ]@Eva: ich finde das total logisch und nachvollziehbar was du sagst. Ich denke das ist der richtige Weg. Nur dein Verständnis zum Doppel-S in "Disskutieren" kann ich nicht teilen :-)

Könnte daran liegen, weil ich das i kurz spreche und mit F 81.0 kennt man keinen Unterschied zwischen sprechen und schreiben.
Hahaha! F 81.0 mußte ich jetzt echt erstmal nachschlagen. Smile

Aber zurück zum Thema, zu dem ich auch wieder was beitragen kann. Gestern gab's eine letzte Rennradausfahrt aufs Hocheck (bei Furth im Triestingtal), dessen Straße den Berg rauf ab dem 1.7. für jeglichen Verkehr, also auch Fahrräder, gesperrt werden wird. Es fanden sich gut 60 Rennradler und Rennradlerinnen ein und sehr viele kannten mich schon. Da gab's zur Begrüßung am Treffpunkt ein ganz normales freudiges "Hallo Julia!" und wenn es mal während der Ausfahrt ein mehr oder weniger ausführliches Gespräch mit anderen Teilnehmern gab, die mich nicht kannten, dann hab ich auch nur kurz meinen Namen genannt und weiter ging's. Von 60 Leuten haben natürlich etliche auch Fotos und gar Videos gemacht und diese fleißig in den sozialen Netzwerken geteilt. Da like ich auch gerne die Fotos von der wirklich sehr schönen gestrigen Ausfahrt und kommentiere mal was, aber das ist das ganz normale Onlineleben einer Rennradlerin unter vielen auf Facebook, instagram und Konsorten.

Meine Transidentität habe ich heute vormittag ganz kurz mal wieder thematisiert, weil mir ein Foto, das ein Kollege schon kurz vor dem Losfahren am Treffpunkt von mir gemacht hatte, so gut gefallen hatte, daß ich es als neues Profilbild verwende. Da habe ich den Kommentar hinzugefügt, daß das vorherige Profilbild noch sehr von hinten geschossen war, das neue zeigt schon deutlich mehr Profil und so langsam trau ich mich wohl Stück für Stück den Kopf für Fotos weiter in Richtung Kamera zu drehen und ich bin schon gespannt, was die Hormone noch so bewirken. Das Foto bekam von meinen FB-Freunden jede Menge Likes - aber keine Kommentare bezüglich meiner Transidentität, in welcher Art auch immer. Übrigens ist unter meinen FB-Freunden nur eine einzige weitere Transfrau, die aber auch eher, weil sie genauso Sportlerin ist wie ich. Und ich denke bei Ihren Beiträgen auch nicht darüber nach, daß sie eine Transfrau ist. Ihre auf FB geteilten sportlichen Aktivitäten finde ich klasse und motivieren mich selbst zum sporteln, falls ich mal einen Tag faul rumhänge so wie heute. Smile

LG
Julia
Ich sagte doch habe mehr als ein F. Smile
Und eine Lese- und Rechtschreibschwäche ist manchmal nerviger als Transidentität.
Und beim Thema Fotos sage ich mal, ich bin sehr fotogen. Das habe ich spätestens ab dem Zeitpunkt gemerkt, seitdem ich als Mittelalter-Darstellerin aktiv bin. Ich bin für viele Besucher ein beliebtes Foto-Motiv.

Zum Thema mit Transidentität leben, kann ich noch was von gestern erzählen. Ich war auf einer Veranstaltung: Stundenlanger Platzregen, Gewitter, leichte Sturmböen; das ganze Gelände stand unter Wasser. Ich stand bis zu den Knöcheln im Wasser und Schlamm, mir sind die Stiefel vollgelaufen und die Kleidung war gut nass. Und ich war spärlich bekleidet, Arm- und Bein-Stulpen aus Fell, Minirock und Bolero aus Fell, dazu nur ein Panzergürtel und ein bauchfreier Brustpanzer und gegen den Regen ein Wollumhang (der aber durchnass war und immer schwerer wurde). Zum Glück war es an die 20 Grad warm, sonst wäre mein Körper wohl ziemlich schnell ausgekühlt. Das war kein Spass mehr, das war nur noch ein Aushalten und Ignorieren des körperlichen Unwohlseins. Und heute ist das Wetter wieder gut, aber das nützt nichts, weil ich erstmal die Kleidung und Stiefel trocken und sauber kriegen muss.
Trotzdem mag ich das Hobby und habe daran Freude, auch wenn solche Situationen mehr an Arbeit erinnern als an Freizeit. Aber man bleibt trotzdem, weil man Zeit mit netten Freunden verbringen kann.

Aber solche Situationen sind es, in denen man mit der Transidentität lebt, ohne daran zu denken. Jetzt im Rückblick, könnte ich nämlich auch sagen: Nasse Klamotten, die nicht richtig sitzen -> Wer einen längeren Blick in meinen Ausschnitt geworfen hat, der dürfte bemerkt haben dass ich keine ausgeformten Brüste habe, wie andere Frauen. Völlige Erschöpfung -> ich hatte ja schon Probleme mich klar zu artikulieren, also dürfte meine Stimme ziemlich schräg gewesen sein.
Gestern hatte ich gar keinen Nerv für solche Gedanken und heute denke ich einmal kurz drüber nach und harke es ab.

Ich hoffe, dass waren nicht wieder zu verwirrende Details und Beispiele aus dem Leben. Aber es ist doch so, wer denkt schon über das eigene Geschlecht nach oder wie man gegendert wird, wenn eigenen Stiefel mit Wasser und Schlamm voll laufen und man weiß, die nächsten paar Stunden kommt man aus den Stiefeln nicht raus. Da überlegt man sich eher, wie man sich warm hält und ob die Stiefel das überleben oder reif für die Mülltonne sind.

Um sich vielleicht mal Bild von meiner aktuellen Aufmachung als Mittelalter-Darstellerin zu machen:
http://www.directupload.net/file/d/4398/...gy_jpg.htm
Wenn man so bei Veranstaltungen mit tausenden von Besuchern/Zuschauern teilnimmt, dann geht das nur, wenn man mit der eigenen Transidentität leben kann. Denke ich zu mindestens, weil ich auch nicht sichern sein kann, dass die Leute nichts von meiner Transidentität merken (das passiert zwar selten, aber ich würde niemals nie sagen).
Also ich habe gestern meinen neuen Ausweis und meinen neuen Führerschein abgeholt und ich dachte ich wäre irgendwie aufgeregt deswegen, aber gar nicht. Ich bin nach der Arbeit einfach noch schnell beim Rathaus vorbeigefahren.
Klar, ich habe mich gefreut, aber das war jetzt nichts worüber ich ewig nachdenke.
Die Transidentität ist Teil meines Lebens, aber ich muss da keine große Sache draus machen.

Ann Lie

Wie schon gesagt mach ja auch Angleichung u.s.w. und geht gut damit, bin auch sonst stabil und läuft trotz mancher Probleme. Es Teil meines Lebens, meine Identität sowie Inter aber man muss nicht so einen Hype draus machen. Von dem Dorf abgesehn, das ist eh bald Geschichte, läufts ja.

Ann Lie
Also bei mir wissen sehr viele Leute auch um meine Vergangenheit und für die ist das auch ein völlig normaler Teil meines Lebens.
Ich weiß nicht, ob es an meiner Art liegt mit meiner Transidentität umzugehen oder ob ich mich besser darstelle als andere Betroffene, aber offenbar kann ich die Menschen trotz meines Anderseins erreichen.
Auch das erleichtert den Alltag ungenmein.
Vielleicht erreichst du sie gerade weil du anders bist. Weil, ich versuch immer nicht-anders zu sein, und erreiche damit praktisch niemand.

Übrigens Gratulation zur PÄ. Spiel es nicht runter, das ist ein wichtiger und grandioser Punkt in deinem Leben.

LG
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