TransGender.at Forum

Normale Version: Bin ich wirklich so?
Du siehst gerade eine vereinfachte Darstellung unserer Inhalte. Normale Ansicht mit richtiger Formatierung.
Guten Tag,

ein Thema wie dieses gibt es bestimmt schon haufenweise und es tut mir leid, noch eines zu eröffnen. 

Ich bin neu im Forum, nicht ganz neu in der LGBT Community aber neu im Thema Transsexualität. Kurz was zu mir: Ich bin weiblich geboren, 18 Jahre alt, habe eine feste Freundin und Asperger/ADHS. 
Vor 2 Tagen habe ich mit meiner Freundin "The Danish Girl" gesehen und das hat mich verändert oder irgendetwas in mir geweckt. Seit dem denke ich ununterbrochen nur noch an dieses Thema. Ich weiß noch wie es war, als ich herausgefunden habe das ich lesbisch bin, das war eine ähnliche Situation. Doch mir gefällt es nicht "Lesbisch" zu sein, bzw so genannt zu werden obwohl ich wirklich nicht auf Männer stehe.
Leider kann ich mich kaum an meine Kindheit erinnern aber ich weiß, dass ich nie Kleider anziehen mochte, mit Jungs besser klar kam als mit Mädchen und ich meine Brüste als störend empfinde und das war schon immer so. Früher hab ich bei Spielen wie "Vater-Mutter-Kind" immer die Vaterrolle gespielt und so getan als hätte ich einen Penis. Da jahrelang mein ADHS im Vordergrund stand, hab ich mich nie mit dem Thema auseinander gesetzt, ob ich eigentlich wirklich weiblich bin. Ich war einfach Ich. Und ich war selten zufrieden mit meinem Körper. Gestern kam mir der Gedanke das es vielleicht daran liegen könnte, dass es einfach der falsche Körper ist? 
Seit "The Danish Girl" sehe ich mich im Spiegel wie jemand der nicht richtig aussieht. Mich stören meine langen Haare, ich möchte mich nicht schminken und meine Haare an den Beinen sollen (verdammt nochmal) einfach in der Gesellschaft akzeptiert werden. Doch das geht als Frau nicht. 
Jeder der mich kennt sagt mir, ich denke wie ein Mann. Das liegt wohl an meinem Asperger. Oder? So viele Fragen und so viel Angst ob es "nur eine Phase" ist, ob ich mich besser fühlen würde wenn ich Mann sein könnte.. Ich glaube, mir würde es sehr viel leichter sein mein Aussehen zu akzeptieren wenn ich ein Mann wäre. 
Als ersten Schritt habe ich vor, meine Mutter zu fragen ob sie schon mal das Gefühl hatte das ich im falschen Körper stecke. Und vielleicht schneide ich mir die Haare wieder ab (hatte 2013 kurze Haare, hab sie aber gleich wieder wachsen lassen bis jetzt).

Ich hoffe, hier ein paar Antworten darauf zu bekommen, wie man herausfindet, wer man eigentlich ist wenn man kein eindeutiges Gefühl für sein Geschlecht hat.

Liebe Grüße und einen schönen ersten Advent!
Tja, was soll man groß dazu sagen?
Bei Asperger und AHDS würde ich die Diagnose einem Fachmann überlassen, weil ich mit meinem laienhaften Wissen nicht beurteilen möchte, was zu diesen beiden Dingen gehört und was andere Ursachen haben könnte.

Und wer man eigentlich ist, dass kann einem niemand anders beantworten. Das muss man schon selbst machen. Manche brauchen ein ganzes Leben dafür.

Wie sage ich immer so schön, Geschlechtsempfinden ist keine objektiv messbare Größe. Es geht letztlich nur darum, was man selbst für richtig und stimmig empfindet.
Andere zu fragen, was sie meinen, was paßt, macht da keinen Sinn.

Das erinnert mich irgendwie so an die typische Frage "Sag mal, wie hast du eigentlich herausgefunden, dass du lieber eine Frau sein willst?"
Ganz einfach, ich habe es gefühlt. Anders kann man es nicht beschreiben.
(27.11.2016, 13:22)whoami98 schrieb: [ -> ]Guten Tag,

ein Thema wie dieses gibt es bestimmt schon haufenweise und es tut mir leid, noch eines zu eröffnen. 

Ich bin neu im Forum, nicht ganz neu in der LGBT Community aber neu im Thema Transsexualität. Kurz was zu mir: Ich bin weiblich geboren, 18 Jahre alt, habe eine feste Freundin und Asperger/ADHS. 
Seit "The Danish Girl" sehe ich mich im Spiegel wie jemand der nicht richtig aussieht. Mich stören meine langen Haare, ich möchte mich nicht schminken und meine Haare an den Beinen sollen (verdammt nochmal) einfach in der Gesellschaft akzeptiert werden. Doch das geht als Frau nicht. 
[hier gekürzt]
Jeder der mich kennt sagt mir, ich denke wie ein Mann. Das liegt wohl an meinem Asperger. Oder? So viele Fragen und so viel Angst ob es "nur eine Phase" ist, ob ich mich besser fühlen würde wenn ich Mann sein könnte.. Ich glaube, mir würde es sehr viel leichter sein mein Aussehen zu akzeptieren wenn ich ein Mann wäre. 
Als ersten Schritt habe ich vor, meine Mutter zu fragen ob sie schon mal das Gefühl hatte das ich im falschen Körper stecke. Und vielleicht schneide ich mir die Haare wieder ab (hatte 2013 kurze Haare, hab sie aber gleich wieder wachsen lassen bis jetzt).
[hier auch gekürzt]
Zur Erinnerung: Ich bin nicht transsexuell, jedenfalls habe ich weder diese Diagnose erhalten, noch mich je darum bemüht, eine mögliche Selbsteinschätzung dieser Art bestätigt zu erhalten.

Ich denke, in so einer Situation sollte man unterscheiden: Fühle ich mich in meinem Körper unwohl, weil er die Attribute eines bestimmten Geschlechts aufweist, oder fühle ich mich unwohl, weil irgendwelche sozialen Umstände mich in einer Geschlechtsrolle festhalten, die mir nicht (mehr) behagt?

Die Haare kurz zu tragen, macht niemanden zum Mann (und umgekehrt). Gut, die Haare auf den Beinen, das ist eine ästhetische Frage, die schon zum Bereich der Geschlechtsmerkmale zählt. Aber in der Männerrolle zu leben, das bringt teilweise ganz andere Anforderungen und Erwartungen, im Beruf, im Alltag und in erotischen Spannungsverhältnissen. Ich persönlich glaube, dass ich mir in der Frauenrolle an einigen Punkten in meinem Leben leichter getan hätte. Aber das kann man nie beweisen, es bleibt Spekulation.
(27.11.2016, 19:41)Mike-Tanja schrieb: [ -> ]Die Haare kurz zu tragen, macht niemanden zum Mann (und umgekehrt). Gut, die Haare auf den Beinen, das ist eine ästhetische Frage, die schon zum Bereich der Geschlechtsmerkmale zählt.

Sorry, aber das ergibt wenig bis gar keinen Sinn. Entweder ist es eine ästhetische Frage oder es geht um Geschlechtsmermale. Beides hat nichts mit einander zu tun, zu mindestens nicht zwangsweise.
Fakt ist Frauen haben normalerweise weniger Körperbehaarung als Männer. In der Regel beschränkt sich der Haarwuchs auf Unterschenkel und Unterarme. Also kann man ganz grob von einem Merkmal besprechen. Aber wird dadurch eine Frau mit stärkerem Körperhaarwuchs automatisch männlicher?

Ich würde eher sagen schlampiger. Frauen mit behaarten Beinen sind ungefähr so wie Männer mit Drei-Tage-Bart, man sieht sofort das auf die Körperpflege wenig Wert gelegt wurde.
Während Männer aber in vielen Bereichen des Alltages durchaus mit ungepflegtem Bartwuchs rumlaufen dürfen und dies toleriert wird, sind unrasierte Beine bei Frauen ein Tabubruch. Also heißt es entweder rasieren oder verstecken. Und ich kenne jede Menge Frauen, die rasieren sich im Winter bestimmt nicht die Beine.
Ich würde das ganze auch eher zum Themenbreich des Gender-Mainstreaming rechnen. Ich habe auch schon von Fällen gehört, in denen wurde einer Frau mit Kündigung gedroht, weil sie unrasierte Beine zeigte. Sie arbeitete als Kellnerin und zur Arbeitskleidung gehörte ein Rock. Lange Rede kurzer Sinn, der Arbeitgeber argumentierte das sei den Gästen nicht zu zu muten und entweder rasieren oder sie würde gefeuert. Die Frau hat dann selbst gekündigt, somit blieb es offen, wie das Arbeitsrecht dazu steht.
Aber andersrum, wie oft wurde ich im Lokal schon von einem Kellner mit Stoppeln im Gesicht bedient. Das ist dann wieder toleriebar.
(27.11.2016, 19:41)Mike-Tanja schrieb: [ -> ] Ich persönlich glaube, dass ich mir in der Frauenrolle an einigen Punkten in meinem Leben leichter getan hätte. Aber das kann man nie beweisen, es bleibt Spekulation.

Oh, das würde mich jetzt ja mal interessierten, was das nun für Spekulationen sind?
Wichtiger als Was man ist, ist Wer man ist. Die mitgegebenen Organe, so what, sollen die etwa den Charakter definieren? Wenn du cool bist, dann ist das Geschlecht doch egal.

LG
Hi
Ganz ehrlich: Gib dir selbst Zeit, überstürze jetzt nichts. Ich selbst habe "The danish Girl " auch gesehen,ein sehr schöner und berührender Film. Er regt zum Nachdenken an, keine Frage. Und sich mit sich selbst auseinander zusetzen ist wichtig und auch richtig. Aber dieser Prozess braucht Zeit. Genauso wie der der Erkenntnis, dass du auf Frauen stehst und zwar nur auf Frauen, das kam dir ja auch nicht von jetzt auf nachher, oder? Ich denke, du verstehst was ich meine. Manchmal ist es auch einfach gar nicht so wichtig sich gleich iwo in ne Schublade stecken zu können. Manchmal bringts was, Distanz darein zu bringen. Das wird schon.
LG Jaiden

PS: Mit asperger kenne ich mich nicht aus, aber das hier is nen Tipp von mir, damits besser klappt, wenn du Fragen hast-hau rausWink