28.08.2017, 21:24
Liebe Mitglieder! Liebe Gäste!
Als jahrelanger stiller Mitleser möchte ich nun doch endlich die Möglichkeit ergreifen, allen hier Anwesenden meine Situation zu schildern, die sich nur sehr schwer in Worte fassen läßt.
Angefangen hat meine Andersartigkeit bereits in meiner Kindheit, bewußt geworden ist sie mir jedoch erst sehr viel später, nämlich im Alter von 16 Jahren. Dies geschah allerdings nicht deshalb weil mir plötzlich ein Licht aufging, sondern weil ich damals zufälligerweise eine Wette mit meiner jüngeren Schwester verloren hatte und infolgedessen ein Kleid von ihr anziehen, sowie darin den Rest des Tages verbringen mußte.
Aber soweit kam es nicht, denn kurz nachdem ich das Kleid angezogen hatte, erwischten uns unsere Eltern und wir beide wurden ausgeschimpft und windelweich geschlagen, bis wir heulten - meine Schwester von meiner Mutter und ich von meinem Vater, der damals außer sich war vor Zorn über mein Vergehen und seither auch mit Gewalt von mir einforderte, stets meine Männlichkeit an den Tag zu legen und meinen Mann zu stehen, besonders in der Arbeit, wo jeden Tag sehr viel Kraft, Stärke und Ausdauer gefragt war.
Und ich beugte mich seinem Willen und auch seinen haßerfüllten Ansichten über Transgender und dergleichen. Meine Mutter war nicht anders, ihrer Meinung nach sollten alle Transgender öffentlich erhängt werden und auch von vielen weiteren Personen aus meinem Verwandtenkreis bekam ich ähnliche Kommentare zu hören, besonders zu der Zeit, als Conchita Wurst den Song Contest gewann.
Aber niemand von ihnen wußte, wie ich mich fühlte und so ist es noch heute.
Wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich so oft viele junge Mädchen draußen im Park, wie hübsch und wie glücklich sie sind, wie sie lachen, wie sie sich ihrer Jugend erfreuen und wie sie das Leben genießen.
Ich würde wirklich alles dafür geben, um nur eine einzige Stunde eine von ihnen sein zu können ...
Aber dazu ist es leider zu spät.
Ich bin bereits weit über 50 und habe damit meine Jugend und meine beste Zeit längst hinter mir gelassen. Mein Körper ist nach jahrzehntelanger Schwerstarbeit am Ende und aufgrund von mehreren schlimmen Verletzungen, die ich mir dabei zugezogen habe und welche meist nicht fachgerecht behandelt wurden, kaum noch lebensfähig.
Vergangenen Freitag erhielt ich endgültig die niederschmetternde Diagnose, daß ich auch auf die letztmögliche Behandlungsmethode nicht angesprochen habe und mir die Ärzte somit nicht mehr helfen können, weder in Österreich, noch irgendwo anders.
Sie geben mir noch maximal zwei bis drei Monate zu leben oder besser gesagt, unter Schmerzen auf mein Ende zu warten, denn selbst die ganzen hoch dosierten Schmerzmittel helfen mir kaum noch.
Daß mein Leben bereits in diesem Augenblick, wo ich diese Zeilen verfasse, so gut wie vorbei ist, erfüllt mich jedoch in erster Linie nicht mit großer Trauer, sondern vor allem mit kochender Wut, loderndem Zorn und brennendem Haß auf mich und meine Feigheit.
Anstatt aufzustehen und selbst mein Leben in die Hand zu nehmen, habe ich mich stets untergeordnet und ohne zu fragen getan, was von mir verlangt wurde. Ich habe mein ganzes Leben in einem Körper vergeudet, der nicht zu meiner Seele paßt, aber anstatt daran etwas zu ändern, habe ich meine Gefühle immer unterdrückt und totgeschwiegen.
Aber nun ist sowieso alles zu spät und ich werde mein Geheimnis mit ins Grab nehmen, in der Hoffnung, diese Welt eines Tages doch noch als Mädchen wieder erblicken zu dürfen.
Abschließend möchte ich euch daher noch folgende Worte mit auf euren Weg geben: Tut, was ihr tun müsst und was auch immer notwendig ist, damit ihr zu euch selbst finden und glücklich sein könnt!
Ich habe hier schon sehr viele Beiträge gelesen und von einigen Mitgliedern sogar bildhübsche Fotos gesehen und ich bin absolut überwältigt von eurem Mut, eurem Ehrgeiz und eurem starken Willen, der euch letztendlich auch jene Freiheit und Glückseeligkeit bescheren wird, die ich nie erleben durfte, obwohl ich fast mein ganzes Leben lang gewußt habe, was ich hätte tun sollen, um sie zu erreichen.
Ihr hingegen seid auf dem richtigen Weg und deshalb bin ich unglaublich stolz auf euch!
Ich wünsche euch von ganzem Herzen alles Liebe, alles Gute, viel Kraft, ein glückliches Leben und eine goldene Zukunft!
Und bitte verzeiht mir, daß mein erster Beitrag gleichzeitig auch mein letzter ist und ich mich nun wieder in die Ecke der stillen Mitleser zurückziehe.
Lebet wohl,
die Sanduhr
Als jahrelanger stiller Mitleser möchte ich nun doch endlich die Möglichkeit ergreifen, allen hier Anwesenden meine Situation zu schildern, die sich nur sehr schwer in Worte fassen läßt.
Angefangen hat meine Andersartigkeit bereits in meiner Kindheit, bewußt geworden ist sie mir jedoch erst sehr viel später, nämlich im Alter von 16 Jahren. Dies geschah allerdings nicht deshalb weil mir plötzlich ein Licht aufging, sondern weil ich damals zufälligerweise eine Wette mit meiner jüngeren Schwester verloren hatte und infolgedessen ein Kleid von ihr anziehen, sowie darin den Rest des Tages verbringen mußte.
Aber soweit kam es nicht, denn kurz nachdem ich das Kleid angezogen hatte, erwischten uns unsere Eltern und wir beide wurden ausgeschimpft und windelweich geschlagen, bis wir heulten - meine Schwester von meiner Mutter und ich von meinem Vater, der damals außer sich war vor Zorn über mein Vergehen und seither auch mit Gewalt von mir einforderte, stets meine Männlichkeit an den Tag zu legen und meinen Mann zu stehen, besonders in der Arbeit, wo jeden Tag sehr viel Kraft, Stärke und Ausdauer gefragt war.
Und ich beugte mich seinem Willen und auch seinen haßerfüllten Ansichten über Transgender und dergleichen. Meine Mutter war nicht anders, ihrer Meinung nach sollten alle Transgender öffentlich erhängt werden und auch von vielen weiteren Personen aus meinem Verwandtenkreis bekam ich ähnliche Kommentare zu hören, besonders zu der Zeit, als Conchita Wurst den Song Contest gewann.
Aber niemand von ihnen wußte, wie ich mich fühlte und so ist es noch heute.
Wenn ich aus dem Fenster blicke, sehe ich so oft viele junge Mädchen draußen im Park, wie hübsch und wie glücklich sie sind, wie sie lachen, wie sie sich ihrer Jugend erfreuen und wie sie das Leben genießen.
Ich würde wirklich alles dafür geben, um nur eine einzige Stunde eine von ihnen sein zu können ...
Aber dazu ist es leider zu spät.
Ich bin bereits weit über 50 und habe damit meine Jugend und meine beste Zeit längst hinter mir gelassen. Mein Körper ist nach jahrzehntelanger Schwerstarbeit am Ende und aufgrund von mehreren schlimmen Verletzungen, die ich mir dabei zugezogen habe und welche meist nicht fachgerecht behandelt wurden, kaum noch lebensfähig.
Vergangenen Freitag erhielt ich endgültig die niederschmetternde Diagnose, daß ich auch auf die letztmögliche Behandlungsmethode nicht angesprochen habe und mir die Ärzte somit nicht mehr helfen können, weder in Österreich, noch irgendwo anders.
Sie geben mir noch maximal zwei bis drei Monate zu leben oder besser gesagt, unter Schmerzen auf mein Ende zu warten, denn selbst die ganzen hoch dosierten Schmerzmittel helfen mir kaum noch.
Daß mein Leben bereits in diesem Augenblick, wo ich diese Zeilen verfasse, so gut wie vorbei ist, erfüllt mich jedoch in erster Linie nicht mit großer Trauer, sondern vor allem mit kochender Wut, loderndem Zorn und brennendem Haß auf mich und meine Feigheit.
Anstatt aufzustehen und selbst mein Leben in die Hand zu nehmen, habe ich mich stets untergeordnet und ohne zu fragen getan, was von mir verlangt wurde. Ich habe mein ganzes Leben in einem Körper vergeudet, der nicht zu meiner Seele paßt, aber anstatt daran etwas zu ändern, habe ich meine Gefühle immer unterdrückt und totgeschwiegen.
Aber nun ist sowieso alles zu spät und ich werde mein Geheimnis mit ins Grab nehmen, in der Hoffnung, diese Welt eines Tages doch noch als Mädchen wieder erblicken zu dürfen.
Abschließend möchte ich euch daher noch folgende Worte mit auf euren Weg geben: Tut, was ihr tun müsst und was auch immer notwendig ist, damit ihr zu euch selbst finden und glücklich sein könnt!
Ich habe hier schon sehr viele Beiträge gelesen und von einigen Mitgliedern sogar bildhübsche Fotos gesehen und ich bin absolut überwältigt von eurem Mut, eurem Ehrgeiz und eurem starken Willen, der euch letztendlich auch jene Freiheit und Glückseeligkeit bescheren wird, die ich nie erleben durfte, obwohl ich fast mein ganzes Leben lang gewußt habe, was ich hätte tun sollen, um sie zu erreichen.
Ihr hingegen seid auf dem richtigen Weg und deshalb bin ich unglaublich stolz auf euch!
Ich wünsche euch von ganzem Herzen alles Liebe, alles Gute, viel Kraft, ein glückliches Leben und eine goldene Zukunft!
Und bitte verzeiht mir, daß mein erster Beitrag gleichzeitig auch mein letzter ist und ich mich nun wieder in die Ecke der stillen Mitleser zurückziehe.
Lebet wohl,
die Sanduhr