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Normale Version: The winner takes it all - oder: Abbrecher, Regretter und Detransitionierer
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The Winner Takes It All
Oder
Abbrecher, Regretter und Detransitionierer
 
 
Bei vielen, die vor ihrer Transition, und damit verbunden Coming Out und Hormoneinnahme und weitere Maßnahmen stehen, ist eine ganz große Frage:
 
Was ist, wenn ich mich geirrt habe?
 
Wenn ich gar nicht trans bin, sondern depressiv?
Melancholisch verstimmt?
Unerkannt homosexuell?
Was ist, wenn ich mich oute, im gewusst richtigen Geschlecht lebe, und dann feststelle, dass das nicht das Richtige für mich ist?
 
Wie halte ich die Reaktionen meiner Mitmenschen aus, erst zum einen zu transitionieren und dann wieder zurück?
 
Wie komme ich damit zurecht, als Versager, als Abbrecher, als Looser dazustehen, als jemand, der nicht weiß, was er will?
 
Gibt es überhaupt einen Weg zurück?
 
 
Ich fange mal mit der letzten Frage an und behaupte provokant:
Nein.
 
Es gibt keinen Weg zurück.
 
Niemand kann zwei Mal in denselben Fluss springen (ist von Heraklit, nicht von mir).
 
Die Erfahrungen, die man als Transitionierte gemacht hat, kann von niemandem genommen werden.
 
Wie immer es ausgeht – man hat etwas probiert, hat sich selber ausgetestet, die eigenen Grenzen kennen gelernt, und die richtigen Konsequenzen gezogen.
 
Dies kann man durchaus als Abbrechen bezeichnen.
 
Mal davon abgesehen, dass es teure Managerseminare gibt, wo genau dies gelernt werden soll, frag ich mal:
Was ist daran so schlimm?
 
Wir leben in einer Kultur, die US-amerikanisch dominiert nur auf den „Sieger“ schaut.
Germany’s Next Top Model ist die strahlende Siegerin.
Zwar nur für dieses Jahr und im nächsten Jahr schon wieder von vielen vergessen, aber für dieses Jahr ist sie die Königin der Welt.
The Winner takes it all.
 
Nur – wohin nimmt sie es?
Und was ist der Preis?
Wie viele Verbiegungen, Verrenkungen, Verstellungen des eigenen Körpers, des eigenen Geistes, der eigenen Seele brauchte es, um Siegerin zu sein?
 
Was nützt es, die ganze Welt zu gewinnen, und dafür seine Seele zu verkaufen? (ist auch nicht von mir, steht an mehreren Stellen in der Bibel und auch die profane Literatur ist voll von Beispielen, wo jemand seine Seele dem Teufel verkauft, also teuflisch wird, um materiell als „Sieger“ dazustehen).
 
Alle „Verliererinnen“ von GNTM können sich freuen, an einem recht frühen Punkt ihres Lebens verdeutlicht bekommen zu haben, was wirklich zählt:
sie selber zu sein.
Unabhängig davon, ob sie von Heidi Klum und ihrer Jury als Siegerin oder Verliererin bezeichnet werden.
 
 
Der chassidische Meister Sussja, der weinend auf dem Totenbett lag, wurde von seinen Schülern gefragt:
„Rabbi, warum bist du so traurig?“
Und Sussja sagte:
„Ich habe mich mein ganzes Leben lang immer mit anderen verglichen.
Aber in der kommenden Welt wird man mich nicht fragen:
Warum bist du nicht Moses gewesen?
Man wird mich auch nicht fragen:
Warum bist du nicht David gewesen?
Man wird mich fragen:
Warum bist du nicht einfach Rabbi Sussja gewesen?“
 
 
Wenn es der eigene Weg ist, die Transition zu beginnen, sich auszuprobieren, alle reversiblen Maßnahmen auszuleben und dann festzustellen, dass man diesen Weg nicht weiter gehen oder nicht mehr gehen möchte, dann ist das nichts Anrüchiges.
Es zeigt Charakterstärke.
 
Schön, wenn man dabei Menschen an der Seite hat, von denen man unterstützt und gehalten wird, wenn man stolpert.
Oder eben die Wegrichtung ändert.

Sunburst

Manchen Leuten hätte das durchaus gefallen, hätte ich ihr Weltbild bestätigt und wäre zum "Reuefall" (wie das früher zu heißen pflegte) geworden. Leider gehöre ich zu der uneinsichtig-rechthaberischen Sorte Rolleyes

Der Jahrmarkt der Eitelkeiten besteht auch schon lange Devilish