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Normale Version: Transgender im Leistungssport
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Hallo,

ich finde die Diskussion um Transgender im Leistungssport ziemlich ambivalent. Einerseits kann man natürlich auf seine Rechte pochen und 'Gleichberechtigung' schreien, aber ich finde es ist ja auch durchaus unfair cis-Frauen-Sportlerinnen gegenüber wenn man körperlich einfach überlegen ist.

Ich mein, ich merk das ja bei mir selber und deswegen mach ich zwar gern Sport (leider viel zu wenig) aber ich würde jetzt nicht auf die Idee kommen mich mit cis-Frauen messen zu wollen, weil ich da ja einfach Vorteile hätte die nicht einfach so weg zu diskutieren sind.

Irgendwie gibt es da keine einfache Lösung wie mir scheint...  wenn jemand schon sehr früh, also bspw. vor der Pubertät, mit der Angleichung beginnt ist es ja was anderes als wie wenn jemand erst wesentlich später anfängt. Rechtlich gesehen ist Frau natürlich in jedem Fall Frau, das ist auch gut so. Aber im Sport geht es ja vor allem auch um körperliche Leistungsfähigkeit und da hat ein jahrzehntelang unter dem Einfluss von Testosteron entwickelter Körper klare Vorteile...

Wie seht ihr das denn so?

LG,
chipsi
(22.09.2021, 13:42)chipsi schrieb: [ -> ][hier gekürzt]
Irgendwie gibt es da keine einfache Lösung wie mir scheint...  wenn jemand schon sehr früh, also bspw. vor der Pubertät, mit der Angleichung beginnt ist es ja was anderes als wie wenn jemand erst wesentlich später anfängt. Rechtlich gesehen ist Frau natürlich in jedem Fall Frau, das ist auch gut so. Aber im Sport geht es ja vor allem auch um körperliche Leistungsfähigkeit und da hat ein jahrzehntelang unter dem Einfluss von Testosteron entwickelter Körper klare Vorteile...


Wie seht ihr das denn so?
Ich sehe das ziemlich genauso wie chipsi, ambivalent eben.

Allerdings sollte man nicht übersehen, dass Ausgangspunkt aller Chancen im Sport immer eine Art von biologisch-genetischer Lotterie ist. Die Menschen, egal ob Mann oder Frau, kommen nicht mit den gleichen Erbanlagen für Körperbau, Muskelwachstum und Gelenksbelastbarkeit auf die Welt. Man kann meines Wissens nicht durch Fleiß und Trainingsarbeit allein in einem Körpersport in die weltweite Spitzengruppe vorstoßen, ohne in dieser Lotterie eine sehr gute Nummer gezogen zu haben. Denkt an die Seriensieger/innen im Marathonlauf aus afrikanischen Nationen.

Wenn man streng nach dem Kriterium der Chancengleichheit vorgehen wollte, müsste man die an einem Sportwettkampf teilnehmenden Menschen nicht (nur) nach dem Geschlecht sondern nach dem Ergebnis einer detaillierten Analyse ihres Genoms in Gruppen einteilen, sodass immer nur Athlet/inn/en mit ähnlichen Erbanlagen gegeneinander antreten müssen, damit der Sieg nur eine Frage der durch Training erworbenen Fähigkeiten ist.

Ist auch wieder ambivalent, nicht?
Ich kann das in Teilbereichen nachvollziehen. Dass jemand, der keine medizinischen Transitionsschritte unternimmt, nicht so einfach im Leistungssport mitmachen kann, finde ich nachvollziehbar. Bei Kindern im Schulsport und manchen Wahnsinnigkeiten in den USA halte ich es aber für völlig überzogen und nicht gerechtfertigt, sich da so zu wehren. Bei Leuten, die nachgewiesenermaßen durch weit fortgeschrittene medizinische Maßnahmen, also im Wesentlichen wohl die langfristige hormonelle Umstellung, sehr weit angenähert sind, neige ich allerdings dazu, dass das so gesehen werden sollte, wie Mike-Tanja das geschrieben hat. Hast Du, chipsi, echt das Gefühl hier noch einen Vorteil zu haben? Der Verlust an Kraft bei mir ist für mehr als deutlich wahrnehmbar. Ich hätte hier nicht das Gefühl, noch besondere Vorteile zu haben. Ich war und bin allerdings ziemlich unsportlich.
Danke für eure Antworten!

(23.09.2021, 22:57)New girl in town schrieb: [ -> ]...
 Hast Du, chipsi, echt das Gefühl hier noch einen Vorteil zu haben? Der Verlust an Kraft bei mir ist für mehr als deutlich wahrnehmbar. Ich hätte hier nicht das Gefühl, noch besondere Vorteile zu haben. Ich war und bin allerdings ziemlich unsportlich.

Ja, also ziemlich sicher sogar. Nach einigen Jahren Hormontherapie hat sich zwar die Fettverteilung verändert, aber soweit es die Leistungsfähigkeit betrifft, bemerke ich eigentlich keinen allzu großen Unterschied. Ich hab aber auch erst Ü40 mit allen angefangen, vermutlich hängt es damit zusammen.

Dann denk ich mir oft, einerseits eh nicht schlecht wenn das so ist, andererseits merk ich dabei aber auch wie sich meine Vergangenheit auf meinen Körper ausgewirkt hat und dass eben vieles sich nicht mehr ändern lässt und das Ergebnis eher so ein Misch-Masch ist, verglichen mit einer cis-Frau. 

Im Grunde ist wieder mal so, dass das ganze Thema mit Leistungssport etc. für mich zwar eh gar nicht relevant ist, aber in Online-Artikeln zeitweise breitgetreten wird, meist verbunden mit einem bestimmten Anlassfall. Oft denk ich mir ich sollte mich mehr um meine eigenen Probleme kümmern und nicht alles und jedes lesen was da so veröffentlicht wird, mal ganz unabhängig von diesem Sport-Thema. 

LG,
chipsi
Eine Transfrau müsste nach Beginn einer HRT lehrbuchmäßig Muskelabbau und allgemeinen Verlust an Leistungsfähigkeit erleben. Aber das scheint nicht immer so zu sein. Ich erinnere mich an Berichte der Userin Granada (leider schon einige Zeit nicht mehr aktiv), die eine gute Radrennfahrerin ist, die über keinen signifikanten Leistungsabfall berichtet hat. Vielleicht schlagen da die Gene einfach die durchschnittlichen Hormonwerte?
(24.09.2021, 20:47)Mike-Tanja schrieb: [ -> ]...
Vielleicht schlagen da die Gene einfach die durchschnittlichen Hormonwerte?
Wenn bereits alles vollständig entwickelt ist (also weit jenseits der Pubertät), Knochenbau, Muskeln usw. dann ändert sich mit der Hormontherapie glaub ich nicht mehr so wahnsinnig viel. Jedenfalls ist das auch meine eigene Erfahrung. Klar, wenn man gar keinen Sport mehr macht, dann wird auch die Muskelmasse weniger werden und die Fettpölsterchen mehr, aber das ist ja bei cis-Frauen auch so.

Eine Zeit lang, also vor allen zu Beginn, hatte ich so gut wie gar keine Lust auf sportliche Aktivitäten, aber da war der Hormonstatus zusätzlich noch nicht so 100%ig da wo er jetzt schon lange ist. Inzwischen hat sich das mit dem Sport auch wieder geändert und ich mach zwar unregelmäßig aber eben doch öfter irgendwelche Aktivitäten weil ich sonst ziemlich unrund bin.

Es ist halt alles auch kein Wunschkonzert, und wenn ich gar nichts mache, dann merk ich auch wie ich langsam aus dem Leim gehe. Zuviel Sport ist aber auch wieder kontraproduktiv, weil ich will ja auch nicht athletisch aussehen.
(24.09.2021, 12:06)chipsi schrieb: [ -> ]
(23.09.2021, 22:57)New girl in town schrieb: [ -> ]...
 Hast Du, chipsi, echt das Gefühl hier noch einen Vorteil zu haben? Der Verlust an Kraft bei mir ist für mehr als deutlich wahrnehmbar. Ich hätte hier nicht das Gefühl, noch besondere Vorteile zu haben. Ich war und bin allerdings ziemlich unsportlich.

Ja, also ziemlich sicher sogar. Nach einigen Jahren Hormontherapie hat sich zwar die Fettverteilung verändert, aber soweit es die Leistungsfähigkeit betrifft, bemerke ich eigentlich keinen allzu großen Unterschied. Ich hab aber auch erst Ü40 mit allen angefangen, vermutlich hängt es damit zusammen.

Das finde ich interessant und kommt angesichts meiner eigenen Erfahrung unerwartet. Ich bin zwar (relativ knapp) U40 gestartet, aber das sollte keinen entscheidenden Unterschied machen. Und es ist extrem offensichtlich, wie sehr die Kraft nachgelassen hat. Das merke ich eigentlich ständig in so ziemlich allen Lebenslagen. Egal ob es z.B. beim Öffnen irgendwelcher Packungen, beim Heimtragen von Einkäufen oder bei Arbeiten im Garten ist. Und mich stört es auch insgesamt nicht, weil das die weitestmögliche Angleichung ja letztlich das Ziel ist.

Ich bin, wie geschrieben, absolut nicht sportlich und war es auch nie, aber normal schlank, gehe viel zu Fuß und im Rahmen dessen, was ich in den letzten Jahren im Rahmen der Transition alles so an Untersuchungen gemacht habe, wohl auch gesund.

Ich frage mich, ob das evtl. davon abhängen könnte, wie sehr man vorher unter Testosteroneinfluss schon mal trainierter war oder nicht.
(25.09.2021, 14:04)New girl in town schrieb: [ -> ]...
Ich frage mich, ob das evtl. davon abhängen könnte, wie sehr man vorher unter Testosteroneinfluss schon mal trainierter war oder nicht.
Vermutlich hängt es bis zu einem gewissen Grad auch genau davon ab. Ich hab eigentlich immer irgendeinen Sport gemacht, unter Testosteroneinfluss noch mehr als jetzt. Auch jetzt mache ich zwar unregelmäßig aber doch immer irgendeine Form von Sport, Bewegung oder sonstiger Anstrengung und daran wirds wohl liegen.

Jedenfalls sieht man hier in diesem Thread schon mal 2 Beispiele die recht unterschiedlich sind, und kann daran vielleicht erkennen wie verschieden und von vielen Faktoren beeinflusst sich die Angleichung mehr oder weniger auf die Leistungsfähigkeit und dgl. auswirken kann.