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Normale Version: Meine physische und mentale Disphorie-Liste
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[Deffition "Disphorie" = (psych.) Angst, Depression, Ruhelosigkeit]

Hier eine Liste vieler physischer und mentaler Disphorie Punkte, die mich seit je her beschäftigen, manche bis heute, oder mit denen ich mich identifizieren kann. Ich habe mich entschieden, diese Liste einfach für mich zu erstellen, weil ich fest davon überzeugt war, dass ich es tun musste. Es ist vielleicht auch, um mir Mal etwas von der Seele zu schreiben, dass ich schon zu lange mit mir herumtrage.


Körperliche Disphorie:

- Hatte schon von Klein an einen eher schmächtigen und schmalen Körper, ohne viel auffällige typisch männlichen Muskeln, auch nicht nach erreichen der Volljährigkeit. Damals empfand ich das als peinlichen Aspekt, da ich nicht als "Mann genug" für alle wirkte. Selbst, als ich ab dem  ~18. Lebensjahr angefangen hatte privat mit Muskelaufbau-Training (Bodybuilding) über mind. 15 Jahre, hatte sich nie etwas entwickelt und ich blieb so schmal. Heute als werdende Frau, bin ich sogar froh darüber, dass sich nichts geändert hat und ich eher einen femininen Körper habe. Ein erneutes Muskelaufbau-Training wäre für mich ein absolutes No-Go und käme NIE mehr in Frage!

- Meine Haare waren nur in der frühen Kindheit eher lockig und dich, aber schon mit dem langsamen Erwachsenwerdens, wurde das Haar dünner und fiel immer mehr aus, wodurch ich inzwischen "Geheimrats-Ecken" habe, aber das stört mich nicht mehr, das ich, seit meinem Wechsel zur Frau, eh nur mehr gerne Perücken trage (ich habe immer schon lange Haare gern gemocht), wodurch mein "echtes" Haar darunter mir unwichtig geworden ist und die meist langen Haare der Perücken inzwischen zu einem "Teil von mir" wurden.

- Auch bin ich inzwischen sehr froh, dass ich nie wirklich "typische Männerbehaarung" am Körper bekommen hatte, nur vereinzelte Stellen und auch nicht sehr dicht. Jetzt als Frau, empfinde ich ohnehin haarige Körperteile "störend" und unfeminin, daher rasiere ich diese regelmäßig so weit es mir möglich ist, weg und HASSE diesen  Aufgabe jedes Mal. Ich hoffe sehr, dass durch die neuen Hormone, das Haarwachstum grundsätzlich etwas eingebremst wird.

- Meine Körpergröße ist mir doch jetzt als beginnende Frau, etwas störend. Auch ohne Schuhwerk finde ich mich "etwas" zu groß, um als Frau durchzugehen. Da ich eh nicht gut gehen kann (hinken), mache ich mich sowieso etwas kleiner, da ich mit den Knien ausbalancieren muss.

- Meine Hände empfinde ich weder zu groß, noch zu klein, um wirklich feminin sie zu nennen. Ich kann es nicht besser ausdrücken.

- Ich empfinde meine Stimme, nicht sehr feminin, aber auch nicht männlich. Früher im noch alten dargestellten Geschlecht habe ich nur die Stimme mit viel Kraft nach unten gedrückt, um als "richtiger Mann" zu wirken. Da ich in den letzten Jahren außerdem kaum mehr mit jemanden länger sprechen konnte, habe fast das Gefühl, ich habe es "etwas verlernt" zu reden und bin der Meinung, ich müsse erst etwas ganz von vorne anfangen, um zuerst reden zu lernen und dann erst mich auf eine feminierung der Stimme zu kümmern. Ich möchte es nur etwas schaffen, dass meine Stimme "einigermaßen" als weiblich empfunden wird, dass diese auch zu meinem sonst vollkommen femininen Aussehen zu entsprechen. Gäbe es eine magische Pille oder einen elektronischen Chip, denn man nur schlucken müsste, würde ich das SOFORT einnehmen, um eine wahrlich weibliche Stimme zu erhalten!

- Jedes Mal wenn ich mich ohne Perücke im Spiegel sehe, hasse ich mein alleiniges männliches Gesicht. Ich schaue wenn es sich vermeiden lässt gar nicht hin. Nur mit Perücke kann ich mich zumindest etwas als feminin im Spiegelbild sehen. Ob Make-Up dazu kommt oder nicht, spielt für mich keine Rolle.

- Ich habe zum Glück auch seit der Jungend weiterhin eher dünnere Beine. Auch hier hatte das damalige Bodybuilding-Training nichts gebracht, zum Glück!, jetzt wo ich sowieso eher feminine Beine haben will. Sie passen zumindest optisch zu meinen Röcken!

- Leider habe ich eine eher typische männliche Oberkörperform (alles gerade). Zu gerne würde ich irgendwie ein paar "feminine Kurven" haben, dass ich auch an der Körperstruktur als weiblich durchgehen. Selbst ein minimaler Unterschied mit schmälerer Talie und etwas breiteren Hüften, würde mir schon genügen.

- Schon während der ganzen Pflicht-Schulzeit hatte ich mehr Interesse daran, bei den Mädchen mit ihren Übungen mitzumachen (Gymnastik, Seilspringen, Seiltanz, Bockspringen,...),   als gezwungenermaßen die ganzen "brutalen" Jungs-(Ball-)Sportarten mitzumachen.

- Hosen fand ich mein ganzes Leben nur sehr störend und unangenehm. Ich bekam durch sie immer eine dauerhaftes Gefühl der "Bewegungseinschränkung". Durch meinen nicht gesunden Bewegungsapparat, wurde ich wegen den ganzen Hosen auch immerzu wund und aufgeschürft. Jetzt als Frau trage ich so gerne und aus voller Überzeugung Kleider und Röcke und ich kann mich fühlbar viel freier bewegen! (Hosen wirklich nur mehr in extremen schlechten Wetter- oder Temperatur-Verhältnissen.)

- Zum Schluss: meine Füße! Oh, wie ich diese riesigen männlichen "Bigfoot" hasse! So bin ich bei Auswahl an Damen-Schuhwerk jeglicher Art extrem eingeschränkt. Da "normale" Damengrößen um einige Nummern früher aufhören, als meine tatsächliche Größe. Ich kann nur vereinzelnd auf "Übergrößen" zurückgreifen, auch wenn diese optisch nicht meinen Geschmack entsprechen. Am liebsten würde ich sie operativ entfernen und durch sehr kleine schlanke Frauenfüße ersetzen lassen, aber das bleibt nur ein Wunschtraum!



Mentale Disphorie:

- Wenn Leute mich heutzutage mit meinem alten "toten" Namen anreden, oder mit falschen Pronomen/Anrede (Er/Herr/..) kann ich verstehen, wenn es "nur" einmal oder unabsichtlich passiert, aber wenn es sich wiederholt, empfinde ich es als provokante Beleidigung, oder es verärgert mich doch.

- Früher "durfte" ich in der Gesellschaft weder Emotionen, noch Schwäche zeigen, sonst wäre man sofort ein "Weichei" und ausgestoßen. Seit aber meiner Entscheidung zum Wechsel, lasse ich meine Gefühle offen raus und schäme mich besonders nicht, leichte Tränen zu vergießen.

- Ob in Kindheit, Jugend, oder noch bevor meinem TG-Weg, wenn ich unter meist nur Jungs/Männern war, habe ich mich nie wohl gefühlt und eher fehl am Platz. Mich störte einfach alles an ihnen: ihre meist beleidigenden Sprüche/Witze, ihre generelle oft arrogante Art und Verhalten, oder auch nur ihre schlechten Gerüche! Ich hätte schon damals am liebsten übergeben. Nur wenn ich unter meist nur Mädchen/Frauen zusammen war, hatte ich mich wohl und sicher gefühlt und es gab schon damals ein Gefühl der Verbundenheit. Besonders duftete es viel angenehmer! Heutzutage machte das alles natürlich sinn und ich verstehe, was damals mein Gespür mit mitteilen wollte!

- Es war mir früher nie so aufgefallen, aber als ich noch in jüngeren Jahren, gern Videospiele (wie wohl jedes Kind) gespielt hatte, wo es im Spiel eine Charakter/Figur-Auswahl gab, wollte ich IMMER nur einen weiblichen Charakter/Figur steuern. Ich fand sie immer viel schöner und ich konnte mich einfach besser mit ihnen identifizieren. Wenn es bei Spielen nur eine männliche Figur gab, wollte ich aber dafür einen Weg finden, um diese weiblich zu verändern, oder gleich diese auszutauschen. Heute macht auch das vollkommen Sinn.

- Als ich meinen TG-Weg langsam begann bzw. noch am überlegen war, ob ich wirklich eine Transfrau sein könnte, hatte ich viele Test (meist online) gemacht, die betitelt waren wie zB. „Was ist dein Geschlecht?", "Bist du vielleicht Transsexuell?" oder "Bist du männlich oder weiblich?“. Ich hatte immer von Beginn an gehofft, dass das Ergebnisse mich als "weiblich" bzw. als "Transsexuell" auswertet. Wenn doch "männlich" rauskam, "Du könntest vielleicht transsexuell sein" oder ähnliche nicht klare Ergebnisse, war ich sehr gekränkt oder beleidigt.

- Mein "altes Ich", neigte doch als (leichter) "Choleriker", zu kleinen Ausrastern. Seit ich meine, in mir immer schon schlummernde, feminine Seite nun offen akzeptiere und auslebe, merke ich selbst zu meinem Erstaunen, dass ich doch viel ruhiger, mitfühlender, geselliger und sanfter wurde. Aus mir ist eine richte elegante Dame geworden und ich bin dafür sehr dankbar.

- Ich habe nun endlich das Gefühl, ich kann meinen "wahren" Charakter nun voll kontrolliert leben und genießen und, nicht wie früher, einen "aufgesetzten" Charakter nur (schau-)spielen, als würde man in ein Kostüm mit Maske schlüpfen.

- Seit schon fast 2 Jahren gehe ich (zumindest) mental diesen Weg zur werdenden vollkommenen Frau und kann mit absoluter(!) Sicherheit sagen, dass ich so bleiben/sein möchte, für den Rest meines Lebens!

- Ich habe absolut keine Scheu oder Angst vor einer Hormontherapie (die ich alleine anstrebe; keine operativen Eingriffe geplant!) und hoffe wirklich sehr, dass die neuen Östrogen zumindest die minimale Wirkung erreichen, die ich mir wünsche, um mich persönlich "100% Frau" zu nennen. 

- Schon als ich noch sehr jung war, hatte ich mich (wenn auch nur heimlich) für Serien und Filme sehr begeistern können, in denen Märchenfiguren und sogar Fabelwesen vorkommen, wie zB. Feen, (weibliche) Werwölfe und Vampire, und besonders Meerjungfrauen! und ich wollte sie so gerne sein! Nur mit diesen ausschließlich weiblichen Geschöpfen konnte ich mich identifizieren. Männliche Versionen solcher Wesen, sofern diese auch im anderen Geschlecht vorkommen, hätten mich absolut nicht glücklich gemacht. Selbst heute im fortgeschrittenen Alter, gebe ich gerne zu, dass ich diese ganze Fabelwesen noch immer sehr liebe!

- Ich habe schon vor meiner Entscheidung, mein Leben in das einer wahren Frau zu ändern, gemerkt, dass ich mich sehr für alle Arten von Verwandlungs-Comics oder -Geschichten interessiert hatte. Ich liebe es einfach bis heute sehr zu lesen/ zu sehen, wie ein männlicher Charakter zB. eine Pille einnimmt, in eine Maschine geht, oder operiert wird, um sich darauf vollkommen in ein biologisches Mädchen/ biologische Frau zu verwandeln! Besonders hat es für mich eine zusätzlichen Reiz, wenn dieser Charakter nicht nur das andere Geschlecht annimmt, sondern auch zu einer nicht-ganz-menschlichen Spezies (Fabelwesen) wird!

- Ich hasse es, jemals als männlich angesehen geworden zu sein! Ich war und bin die weiblichste Person, die man sich bei mir nur vorstellen kann.

- Egal ob damals zB. mit Freunden vor der gemeinsamen Videospiel-Konsole, oder bei anderen Versammlungen jeder Art, wo zu meist Jungs/Männer anwesend waren und dort immer herabwürdigende Sprüche oder beleidigende Witz über Frauen gemacht wurden, hatte mich das einfach selbst jedes Mal sehr wütend gemacht. Heutzutage verstehe ich auch den Grund dafür! (Weil ich eben selbst auch damals im Inneren eine Frau war!)

- Ich wünschte, ich könnte Träumen steuern lernen, damit ich davon träumen könnte, zumindest in dieser Traumwelt eine wahre biologische Frau zu sein!

- Die heutige, leider immer noch meist von Männern kontrollierte, Gesellschaft machen mir bis heute Angst! Ich würde so viel Lieber in einer Welt leben, wo es NUR Frauen gäbe! (Wie in manchen Si.-Fi.- Fanatsie-Filmen)

- Ich bin so dankbar, den Weg einer Transfrau eingeschlagen zu haben! Wenn ich aus irgendeinem Grund keine Hormone bekommen würde, fühlte ich mich für immer komplett niedergeschlagen!

- Ich würde mir so gerne eine Partnerschaft wünschen, in der ich voll als Frau respektiert, akzeptiert und behandelt werden würde. Ich möchte wirklich vollkommen von "Demjenigen der beschützt", zu "Derjenigen die beschützt wird" werden! (Wenn auch nur bildlich gesprochen)

- Alles, was ich früher so gerne als "Süß" oder "bezaubernd" empfinden wollte, musste ich aber in mir "vergraben" und verstecken. Das war sehr schlimm für mich, weil ich eben nicht wollte, dass mir so "typisch mädchenhafte" Sachen gefielen. Jetzt kann ich es offen zeigen, dass mir so etwas gefällt und muss mich nicht mehr schämen dafür.

- Da wir schon bei "süß" sind, wenn früher jemand mich als "Süß" bezeichnet hätte, wo ich noch mein "falsches Ich" nach außen vortäuschen musste, hätte ich einen massiven Ärger ausdrücken müssen, aber wenn mich jetzt jemand so nennen würde, wäre ich so glücklich darüber und mein Herz würde vor großer Freude schneller schlagen. (Leider kam das bis jetzt nur 1x vor, aber auch nur, weil mein Gesicht in der FFP2-Maske verborgen war, während ich eine mädchenhafte (japanische) Schuluniform getragen hatte ("Cosplay"). Ich würde mir so einen Fall gerne wünschen, wenn ich auch nur normale feminine Alltagskleidung trage und mein Gesicht zu sehen ist.

- Generell hat sich mein ganzes Interesse an Film/Serien/Bücher/..ect..  seit meiner Entscheidung, mein "wahres Ich" zu leben, geändert. Wo mir früher Action, Krimi, Gewalt, Sience-Fiction, Horror, usw... wichtig waren, ist es nun Comedy, Romantik, Fantasie, Drama, Liebe, usw... jedenfalls alles eher "Ruhige". (Ausnahmen bestätigen die Regel.)



So, das sind Punkte meine Liste der Disphorie, die mir soweit eingefallen sind. Ich hoffe, dass vielleicht andere Person, die das hier lesen, sich mit dem einen oder anderen Punkt identifizieren, um mit mir ein Gefühl der Zusammengehörigkeit zu erleben und in dem Wissen, dass ich/wir nicht alleine sind. Danke fürs Lesen!
Unglaublich, bin noch nie auf die Idee gekommen mein Leben so genau zu analysieren.
Freut mich, wenn ich dich etwas inspiriert habe! Wink LG