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Psychiatrische Gutachten für Transgender - Druckversion

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RE: Psychiatrische Gutachten für Transgender - Bonita - 14.04.2016

(13.04.2016, 22:47)j-unique schrieb: ... seeehr seltsame und persönliche Fragen (nach Orgasmusfähigkeit, Partnerschaft usw.) gefasst und wie du damit umgehst (und damit, dass dein Gegenüber das Machtverhältnis "du brauchst was, er*sie nicht" schamlos ausnützt)...

Nun ja, die Aufgabe einer solchen Psycho-Person ist es schließlich sich ein Bild über den Menschen zu machen, der das Geschlecht "wechseln" möchte; Vor allem wenn es um Hormone und im Speziellen um eine GaOP geht sind Fragen nach den Wünschen bzw dem "Vorher"-Wissen über das "Nachher" wzB das Sexualleben (zB Orgasmusfähigkeit könnte eingeschränkt oder ganz verloren gehen) und auch das Sozialleben (zB Partnerschaft - es ist auch nach einem "Wechsel" schwer jemanden - außer womöglich für "nur" Sex - zu finden) nicht ungewöhnlich, sondern eher schon "Pflicht"...

Dass man natürlich auch an Psycho-Personen kommen kann, die (ob nun subjektiv oder auch objektiv) ihr "Macht"-Verhältnis ausnutzen ist leider auch so, auch wenn diese schon länger im Themen-Bereich arbeitet...


RE: Psychiatrische Gutachten für Transgender - cutecutecute - 14.04.2016

Ich muss j-unique da zustimmen, es gibt Psy*menschen die echt arge Detailfragen stellen und ihr Machtverhältnis ausnutzen.

Natürlich is es okay auch Sexualität und Partnerschaft anzusprechen aber ich muss halt auch die Grenzen erkennen.
Hab von manchen Leuten gehört, bei denen da ganz genau ins Detail gegangen wurde (wozu?). Darüber, dass eine HRT da Dinge in Sachen Sexualität verändern kann wirst du wohl eh in der Endokrinologie (oder wo du deine HRT kriegst) informiert, dass muss ein Psy*mensch nicht unbedingt machen (wenn der_die Kund_in es nicht will).

Gibt auch manche die dir zb. als trans Frau absprechen trans zu sein, wenn du nicht auf Männer stehst. Oder du bist dann "nicht trans genug". Also total heteronormatives Denken eben (passt auch super zu "trans ist eigentlich nur super schwul").
Was dabei auch nicht bedacht wird ist, dass manche Leute keine Sexualität oder Partnerschaft anstreben. Was dann oft auch gleich pathologisiert wird.

Den Hinweis also, auf sowas gefasst zu sein find ich sehr gut. Wichtig ist dabei, dass ihr solche Fragen jederzeit abbrechen könnt. Kann natürlich zu Gatekeeping führen :/
Darum am besten gleich am Anfang fragen ob sich die Person mit dem Thema auskennt und ob sie eine Stellungnahme schreiben würde.

Meine Therapeutin damals hat selbst gesagt, ja sie kennt sich ein bissl aus aber halt nicht perfekt. Hat dann aber eh gepasst, war dann so ein bisschen gegenseitiges aufklären (wobei, wenn ich das Gutachten so lese würd ich heute gerne noch manches klarstellen).


RE: Psychiatrische Gutachten für Transgender - j-unique - 14.04.2016

Ich war auf genau zwei Fragen vorbereitet, die zu fragen meiner Meinung nach ihr (unnötiger, da es reicht, wenn der/die behandelde Ärzt*in aufklärt und man sowieso nen Revers unterschreiben muss) Job wäre:

1. Wollen Sie die HRT?
2. Sind Sie sich über die Folgen im Klaren?
(3. Eventuell noch: Wurde untersucht, ob keine anderen körperlichen Ursachen dafür verantwortlich sein können, Hirntumor öÄ)

Genau diese zwei Fragen sind gerechtfertigt. Alles andere geht irgendwelche machtsüchtigen und vom Staat mit Macht ausgestatteten Psycholeute genau GAR nichts an. Es ist meiner Meinung nach auch nicht deren Aufgabe, sich "ein Bild zu machen", oder in meiner Orgasmusfähigkeit zu wühlen (richtig: Aufklärung wäre OK, die ist aber sowieso nicht erfolgt, es war nur eine Frage!), oder festzustellen ob ich auf "Männer" oder "Frauen" stehe (und meine Antwort stets so auszulegen, dass ich nur auf "Männer" stehe), oder mir Soziophobie oder Verfolgungswahn zu unterstellen, wenn ich sage, dass es die Gesellschaft schwer macht, wenn man sich weder als Mann noch als Frau fühlt.

Wozu soll das gut sein, außer als Erniedrigung und Selbstzweck, damit die auch was verdienen?

Außerdem wurde mir die Verantwortung über meine HRT dort völlig abgenommen und das als eine Entscheidung des Psychiaters, ob er mir diese gewähren dürfe oder nicht, dargestellt. Meiner Meinung nach ist das kein ethisches Verhalten. Mein Körper ist meiner, und nicht der eines Psychiaters. Entmündigung und Entwürdigung sind aber Standard-Vorgehen in der Psychiatrie, deshalb braucht man sich auch darüber nicht zu wundern.

Ich wollte das alles nur erwähnen, denn wenn ich darauf vorbereitet gewesen wäre, hätt's mir auch weniger gemacht. Ich bin aber wie gesagt davon ausgegangen, dass ich dort vernünftig behandelt werde und deswegen hat mich das halt schockiert… insbesondere dass auf jeden leisen Kritik am dualen Geschlechtssystem sofort mit der Gestörtheits-Keule gekontert wurde.


RE: Psychiatrische Gutachten für Transgender - Bonita - 14.04.2016

Tja, leider "beweisen" manche TG resp TS immer wieder, dass sie sich nicht ausreichend selbst informieren, da tut ein "Check" bei der Psycho-Person nicht wirklich weh - und um es erneut zu erwähnen: Ich sprach im Speziellen betreffend GaOP;

Zu intimes sollte/dürfte selbstverständlich nicht Thema werden, gar keine Frage...


RE: Psychiatrische Gutachten für Transgender - cutecutecute - 14.04.2016

(14.04.2016, 10:28)j-unique schrieb: insbesondere dass auf jeden leisen Kritik am dualen Geschlechtssystem sofort mit der Gestörtheits-Keule gekontert wurde.

Boa ja genau das ist bei mir auch vorgekommen. Ich hab mich recht lang als nonbinary/genderfluid identifiziert, was ich am Anfang auch so dargestellt hatte. Das war aber "nicht genug".
Mir war schon sehr früh klar, dass ich eine Genderfluidität/nonbinary-sein, wenn dann von einem als weiblich gelesenen Körper ausgehend "ausleben" wollen würde (ich mein, ich habs eh getan aber es war mit viel Diskriminierung verbunden), darum auch der Wunsch nach HRT, welcher mir aber wohl nicht gewährt worden wäre, würde ich mich (nun) nicht als binärer Mensch wohl fühlen...

Eine Freundin hat auch dieses "nicht trans" genug Problem weil sie sich als nonbinary trans Frau identifiziert. Die musste nun Psy*mensch wechseln...


RE: Psychiatrische Gutachten für Transgender - j-unique - 14.04.2016

(14.04.2016, 10:48)cutecutecute schrieb: Eine Freundin hat auch dieses "nicht trans" genug Problem weil sie sich als nonbinary trans Frau identifiziert. Die musste nun Psy*mensch wechseln...

Haha ja, mir als staatlich verordnetem "Herrn", mit Selbst-Identfikation "dazwischen" wurde auch mehrmals mangelnde Identifikation mit dem "Gegengeschlecht" vorgeworfen… irgendwie grotesk, aber ich hab's dann doch so hinbekommen, dass ich alles für die HRT bekommen habe. Trotzdem weiß ich jetzt was ich von solchen Verfahren halten darf…

An dieser Stelle muss ich aber auch sagen, dass ich von meiner Psychotherapeutin (keine Psychiaterin) viel Unterstützung erfahren habe und dass ich mich jetzt so (halbwegs) wohl fühlen kann, wie ich bin. Aber dort bin ich im Gegensatz zur "Begutachtung" (allein das Wort! stammt nicht von mir, wurde bei der Terminvereinbarung so gesagt) freiwillig hingegangen…

Also mein Fazit: der Psychiatrieakt ist völlig sinnlos, aber bei uns nun mal Pflicht, daher möglichst auf alles vorbereitet sein und es schnell erledigen. Und dann hoffen, niemals in die Fänge des Psychiatriesystems zu gelangen (sich über das zu informieren überlasse ich jedem*jeder selber).


RE: Psychiatrische Gutachten für Transgender - chipsi - 14.04.2016

Ich kenn das von der HRT-Freigabe, und hab das nicht als sehr angenehm in Erinnerung.

Erstens wurde mir beim ersten Termin klargemacht dass ich frühestens in einem halben Jahr wieder kommen soll zu einem zweiten Termin. Grund dafür war dass ich nicht in eindeutig weiblicher Aufmachung erschienen bin. Zu dem Zeitpunkt war meine ganze Erscheinung allerdings auch noch alles andere als perfekt (ich war mit meinem Aussehen auch total unglücklich), und in femininer Kleidung hab ich schrecklich ausgesehen.

Beim zweiten Termin, den ich dann auf meinem Wunsch hin bereits nach 3 Monaten bekam, hatte ich mich besser drauf vorbereitet (inkl. Make-Up), dementsprechend lief es auch besser.

Meiner Erfahrung nach ist es sehr vorteilhaft, wenn man sagen kann dass man sein Geschlechtsteil abgrundtief hasst, den das war anscheinend ein wichtiger Punkt.

Was mich geärgert hat, war die ganze Wartezeit, auch das es schliesslich noch Wochen gedauert hat bis ich den Befundbericht bekommen hab, und das Gefühl komplett ausgeliefert zu sein ob man auch den Ansprüchen genügt. Und es hat über 300,- gekostet, aber möglicherweise ist das ja der übliche Preis dafür, keine Ahnung.

Der Befundbericht war dann auch noch so formuliert als hätte ihn ein Volksschüler geschrieben, bzw. als ob ihn jemand in Zeitnot hingefetzt hätte, meine Therapeutin hat damals nur den Kopf geschüttelt als sie ihn durchgelesen hat.

Ich finde es eigentlich nicht ok (um es mal vorsichtig zu formulieren) wenn ich in eine Privatpraxis zu einem Psychiater geh und für alles zahlen darf um dann auch noch behandelt zu werden als wäre ich unmündig und wüsste nicht worauf ich mich da einlasse.

Das Problem ist, dass ein Psychiater auch nicht wirklich in eine Person reinschauen kann. Darum wird auf Äusserlichkeiten geachtet und es werden teilweise Standardfragen gestellt. Mir kommt das ein bisschen vor wie ein Aufnahmetest für irgendwas. Wenn ich vorher schon weiss was in etwas abgefragt wird, kann ich mich darauf vorbereiten und bekomm die Freigabe wahrscheinlich problemlos.

Nur grade im TG-Bereich gibt es ja doch sehr viele unterschiedliche Befindlichkeiten, wobei es ist schon klar dass man einem Crossdresser keine Hormonfreigabe geben wird. Aber das es wichtig ist, dass man mit Rock und Lippenstift dort vorstellig wird, und danach beurteilt wird, das hab ich auch als eher eigenartig empfunden.


RE: Psychiatrische Gutachten für Transgender - j-unique - 14.04.2016

Zitat:Grund dafür war dass ich nicht in eindeutig weiblicher Aufmachung erschienen bin. […] Aber das es wichtig ist, dass man mit Rock und Lippenstift dort vorstellig wird, und danach beurteilt wird, das hab ich auch als eher eigenartig empfunden.

WTF? Eher eigenartig ist aber nett gesagt. Was bitte hat es mit dem Bedürfnis nach einem weiblicheren Körper / HRT zu tun, was man anzieht?


RE: Psychiatrische Gutachten für Transgender - cutecutecute - 14.04.2016

Oh my, ja der Psychiatertermin.
Wie gut, dass ich mich damals schon weiblich präsentiert hab (was dank Haarteil und 2-3 Lasersessions für mich relativ einfach war).
Hab eine halbe Stunde mit dem geredet und dann wusste er "alles". Allerdings hat er beim Austellen einiges falsch gemacht.
1. wars an "die Gerichtsmedizin" ausgestellt.
2. waren Storyteile drin, die eindeutig nicht von mir waren (arbeitet der mit vorgefertigten Textbausteinen?)
3. das Datum war falsch

Mir ist das Ganze natürlich erst aufgefallen wie ich damit im AKH war, wo mir dann gesagt wurde, dass ichs neue machen muss, weil ich sonst keine Hormone krieg.
Das ging dann zum Glück eh relativ problemlos war aber ur der Stress und der Psychiater+Sprechstunde waren irgendwie total komisch drauf, warum ich da jetzt nochmal komm und so... >_>


RE: Psychiatrische Gutachten für Transgender - cutecutecute - 14.04.2016

(14.04.2016, 11:39)j-unique schrieb:
Zitat:Grund dafür war dass ich nicht in eindeutig weiblicher Aufmachung erschienen bin. […] Aber das es wichtig ist, dass man mit Rock und Lippenstift dort vorstellig wird, und danach beurteilt wird, das hab ich auch als eher eigenartig empfunden.

WTF? Eher eigenartig ist aber nett gesagt. Was bitte hat es mit dem Bedürfnis nach einem weiblicheren Körper / HRT zu tun, was man anzieht?

Normativer Scheißdreck halt.