ICD-10 F43.2 versus F64 - Druckversion +- TransGender.at Forum (http://community.transgender.at) +-- Forum: Trans* Themen (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Medizinisches (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=5) +--- Thema: ICD-10 F43.2 versus F64 (/showthread.php?tid=3427) Seiten:
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RE: IDC-10 F43.2 versus F64 - chipsi - 09.07.2016 Ich kann mir irgendwie nicht ganz vorstellen wie das überhaupt funktionieren kann, wenn man keinerlei offizielle Diagnosen, Befunde, und sonstige Dokumente hat, und 24/7 in der jeweilig anderen Geschlechterrolle lebt. Da ist es ja naheliegend, dass es früher oder später zu Problemen kommen wird, sobald man mit irgendwelchen Behörden zu tun hat. Insofern bin ich ganz bei Eva, denn sich die notwendigen Befunde zu holen tut nicht weh und dann hat man auch schriftlich was in der Hand. Ausserdem bekommt man über kurz oder lang ja von verschiedenen Stellen Befunde die meist alle mehr oder weniger das gleiche aussagen, und damit sicherlich in Situationen, wie der von dir beschriebenen, hilfreich sind. Und es ist durchaus nachvollziehbar, dass der Arzt dir aufgrund der Einweisung durch die Polizei erstmal eine Diagnose in Hinblick auf die mögliche Suizidgefährdung gestellt hat. Nur - bei allem Verständnis für deine Situation - das ist jetzt eher ein etwas kurioser Einzelfall und wird kaum irgendwelche Auswirkungen auf andere Betroffene haben, es sei denn jemand folgt deinem Beispiel und wählt die selbe Vorgehensweise in Hinblick auf die Transition, was aber wohl eher unwahrscheinlich ist. RE: IDC-10 F43.2 versus F64 - Eva_Tg - 09.07.2016 (09.07.2016, 09:53)chipsi schrieb: Ich kann mir irgendwie nicht ganz vorstellen wie das überhaupt funktionieren kann, wenn man keinerlei offizielle Diagnosen, Befunde, und sonstige Dokumente hat, und 24/7 in der jeweilig anderen Geschlechterrolle lebt. Da ist es ja naheliegend, dass es früher oder später zu Problemen kommen wird, sobald man mit irgendwelchen Behörden zu tun hat. Es geht schon, als ich Anfang 2013 mit meiner Therapie begann, hatte ich auch lange Zeit nichts in der Hand und im April/Mai 2013 wechselte ich schon komplett in die neue Rolle. Das stand schon bei Therapiebeginn fest bzw. arbeitete sich in den ersten paar Monaten sehr klar herraus, dass ich nur mit mir selbst klar komme bzw. dass es nur irgendwelche Verbesserungen geben kann, wenn ich 24/7 als Frau lebe. Und dass unabhängig davon, wie weit irgendwelche Dokumente, Unterlagen oder Behandlungen voran geschritten sind. Das ist sozusagen die harte Tour gewesen bzw. der Sprung ins kalte Wasser, weil man nichts hat, außer einer Krankenakte beim Therapeuten, die eigentlich nicht frei einsehbar ist. Aber sowas ist eine extrem nervige, anstrengende und umständliche Situation. Bei jeder Situation, die auch nur entfernt etwas offizielles hat, muss man sich erneut erklären, den eigenen Zustand darstellen und es den Menschen glaubhaft machen. Und das letztlich, ohne irgendwelche Beweise zu Hand zu haben, man kann immer nur wiederholen: "Ich bin transsexuell, leider sind die Unterlagen und Dokumente bzw. Ausweise nicht auf dem aktuellen Stand. Das alles zu ändert dauert leider sehr lange und ist extrem aufwendig." Und um das alles durchzuziehen braucht man extrem viel Selbstbewußtsein und man muss als Person wirklich sehr überzeugt und glaubhaft rüber kommen. Es ist wirklich extrem anstrengend. RE: ICD-10 F43.2 versus F64 - Tina_noch_Matze - 14.07.2016 Offiziell habe ich das völlig anders geregelt. Ich habe bisher immer argumentiert, dass mein Outfit die Behörde nichts angehe. Habe einfach Toleranz eingefordert und zumeist auch bekommen. Ich habe es mir gefallen lassen, in die "Schwulenecke" gedrängt zu werden. Ist ja auch nicht so ganz unrichtig mit der Homosexualität, als Lesbe. Nein, ich habe keine Angst davor mein F64 begutachtet zu bekommen. Aber für wen soll ich mich begutachten lassen? Für die Behörde? Reicht es der Behörde nicht, einen Menschen vor sich zu haben? Braucht die Behörde das Geschlecht, die sexuelle Eigen-Wahrnehmung und Orientierung? Macht es für mich einen Unterschied, mit "Frau" oder "Herr" angesprochen zu werden? "Mensch" wäre für mich die geeignete Ansprache. Ich für mich benötige die Außenreflektion als "Frau" oder "Mann" nicht. Ich für mich weiß, dass ich im Inneren und gefühlt Frau bin, die Frauen liebt. BASTA! Ich weiß aber auch, dass es Viele gibt, denen die Außenreflektion wichtig ist. Oft genug habe ich hier über die Freude über die Personenstandsänderung gelesen. Ist mir völlig unwichtig! RE: ICD-10 F43.2 versus F64 - Eva_Tg - 15.07.2016 Nur wenn dir das alles nicht wichtig ist, warum machst du dir dann Gedanken darüber? Ich weiß nur, dass es mir wichtig ist, richtig gegendert zu werden. Als ich meinen neuen Ausweis hatte, habe ich sofort eine neue Karte bei der Krankenkasse beantragt. Zwei Tage später kriege ich einen Brief, addressiert an Frau K., man bäruchte noch eine Kopie meiner Geburtsurkunde. Soweit so gut, 6 Tage später kriege ich einen Brief, mit meiner neuen Karte mit neuem Vornamen, aber mit der Anrede Herr. Da paßt ja gar nichts mehr zusammen! Typisch Bürokraten. Und da ich gestern beim Arzt war, ist klar, dass die Daten auf der Karte immernoch nicht korrekt sind, das Geschlecht ist weiterhin männlich. Natürlich hat die Helferin in der Sprechstunde das manuell im System verbessert, aber es ist nervig, wenn Bürokraten nur halbe Arbeit machen. Also kriege ich in den nächsten Tagen wieder eine neue Karte, mit hoffentlich vollständig korrekten Daten. Für mich hat das alles auch etwas mit Respekt zu tun, dass man so gegendert wird, wie man sich fühlt und wie man es sich wünscht. Das man diesen Respekt nur bekommt, wenn man sich begutachten läßt und eine PÄ macht, mag zwar traurig sein, aber trotzdem habe ich es gerne gemacht, weil ich dieses Ziel vor Augen hatte. Ich finde es gibt nichts schlimmeres, als wenn Menschen einen nach Gutdünken gendern und einordnen. Das sind einfach Missverstädnisse und die sind einem guten sozialen Miteinander einfach abträglich. Also, wenn mich jemand in die Schwulen-Ecke stellen würde, wäre das schlimm. Ganz einfach weil mein Verhalten gegenüber Männern dann komplett anders interpretiert werden würde, dass könnte ganz schnell zu ernsthaften Problemen führen. Solange sie mich als eine hetreosexuelle Frau oder eine Lesbe gendern ist mein Verhalten akzeptabell, würden sie in mir einen verkleidenten, schwulen Mann sehen hätte ich wahrscheinlich schon öfters Ärger bekommen. Leider interpretieren viele meine freche, aber freundlich Art als Flirten. Na ja, Missverständnisse eben, viele fallen auch aus allen Wolken, wenn ich sage ich bin mit einer Frau zusammen. |