Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung - Druckversion +- TransGender.at Forum (http://community.transgender.at) +-- Forum: Trans* Themen (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Allgemein (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung (/showthread.php?tid=2459) |
RE: Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung - Ida - 16.12.2014 Hi Sandra! Wenn ich in einem TG-Forum über meinen Trans-Zustand schreibe, ist wohl jedem klar, dass wahrscheinlich F64.0 diagnostiziert wurde. Es gibt auch Borderline-Foren, und da ist dann wohl auch jedem klar, dass die Menschen dort eben jene Diagnose haben werden. Das ist dann wohl kein großes Geheimnis mehr. Abgesehen davon ist es ohnehin so, dass wenn du mal diese Diagnose hast, dass du dann eh datentechnisch gebrandmarkt bist. Seit dem ich die F60.31 habe, und das ist jetzt 19 Jahre her, bekomme ich z.B. keine(!) Lebensversicherung mehr abgeschlossen, egal welcher Art (Erleben, Ableben, Risiko). Keine Chance ... da waren die Daten auch schon vor zwei Jahrzehnten gut vernetzt zwischen den Unternehmen. Also vor was oder wem soll ich mich deiner Meinung nach fürchten??? Und sag mir jetzt bitte nicht ... die NSA RE: Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung - jasmin conny - 17.12.2014 So ganz möchte ich die TG-Einschätzung als falsch auch nicht stehen lassen. Ich habe noch immer die Vorstellung ich sags mal vorsichtig "wie" eine Frau zu sein, denn wie sich eine Cis-Frau wirklich fühlt, weiß keine auch wenn sie Hormone nimmt. Ich musste die Hormone sehr weit wegräumen, vielleicht wäre es am besten sie zu entsorgen, denn ich denke jeden Tag x-mal daran sie weiterzunehmen und dass ich unbedingt den Weg äußerlich mich anzupassen weitergehen muss. Ich denke es sind vielleicht beide Wege richtig. Die Hormontherapie und später eine GÄ-Operation zu machen wäre genauso richtig, und wenn ich es schaffen würde, wäre ich dem inneren Bild viel mehr angepasst. Ich würde mich aber hoffentlich auch zu meinen männlichen Anteilen bekennen können, da jeder Mensch glaub ich beide Geschlechter zu verschiedenen Anteilen in sich trägt und es schade ist, wenn man die eigene Vergangenheit so verdrängen muss. Ich wäre dann äußerlich noch mehr Frau, wäre aber an bestimmten biologischen Merkmalen wahrscheinlich noch von manchen als ehemaliger Mann erkennbar. Aufgrund meiner psychischen Struktur hätte ich dann bei homo- oder transphoben Bemerkungen oder Angriffen große Schwierigkeiten damit fertig zu werden. Ich würde das nur durchhalten, wenn ich die Lösung für mich fände "Ich bin jetzt vor allem Frau, stehe aber voll zu meiner Vergangenheit und eventuellen Anteilen als Mann, die ich auch nicht unterdrücken will." Da bin ich mir aber nicht sicher, ob ich stark genug wäre diesen für mich richtigen Stand zwischen den Geschlechtern im heteronormativen Wahnsinn durchzuhalten. Ich finde mich auch noch durch die übermäßig normative Geschlechterteilung gezwungen, mich unbedingt für ein Geschlecht entscheiden und fügen zu müssen und will mich so nicht in gesundliche Gefahren bringen und gefährliche Operationen riskieren. Dies sind die einzigen Gründe warum ich den jetzigen Zustand so belasse und das hoffentlich so weiter beibehalten werde RE: Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung - Sandra_Schmid - 17.12.2014 (16.12.2014, 22:25)Ida schrieb: Hi Sandra!quatsch!die nsa beschaeftigt sich doch nicht mit dieser tg-kita hier.und nirgendwo auf der welt bekommst du irgendein lebens-unfall-krankenversicherungs-dings ohne vorher zu strippen.die brauchen daher hier nicht reinschauen.die rufen einfach deinen arzt an. aber mit dem stichwort 'privatunternehmen' bist du auf dem richtigen dampfer.ich will aber niemand langweilen hier.ist sehr o-t das. RE: Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung - jasminchen - 17.12.2014 (17.12.2014, 15:34)jasmin conny schrieb: Da bin ich mir aber nicht sicher, ob ich stark genug wäre diesen für mich richtigen Stand zwischen den Geschlechtern im heteronormativen Wahnsinn durchzuhalten. Ich finde mich auch noch durch die übermäßig normative Geschlechterteilung gezwungen, mich unbedingt für ein Geschlecht entscheiden und fügen zu müssen und will mich so nicht in gesundliche Gefahren bringen und gefährliche Operationen riskieren. Dies sind die einzigen Gründe warum ich den jetzigen Zustand so belasse und das hoffentlich so weiter beibehalten werdeLiebe Conny, ich möchte mich bei dir für diesen Thread und vor allem deine sehr genaue Analyse des Problem bedanken. Wie du richtig schreibst, macht unser Gesellschaftssystem uns größtenteils zu dem was wir sind. Hätten wir ein anderes System, gäbe es die Behandlung von TS nicht, weil das in einem anderen System als Naturgegeben akzeptiert wäre. Eben ein zusätzliches Geschlecht. Es gehört im Übrigen viel mehr dazu umzukehren, als weiter zu laufen. Ich verstehe auch deine Versuchung weiter zu laufen, weil uns dies als die Lösung unserer Probleme vorgesetzt wird. Die Lösung liegt aber ganz woanders. Nämlich in der Selbstliebe. Sich Selbst annehmen wie man ist und nicht etwas sein wollen, was man glaubt zu sein. Je mehr ich mich mit dem Metaphysischen auseinander setzte, desto mehr erkenne ich, dass der Weg der Anpassung nicht der einzige ist. Es gehört wahrlich sehr viel Ehrlichkeit zum anderen Weg und noch viel mehr Liebe dazu . Und vor allem ist es in unserer Gesellschaft auch verpönt zu sich selbst zu stehen und zu erkennen wer man ist und dass man sich selbst liebt. Die Gesellschaft will schwache oberflächliche Menschen, die brav ihrem Job nachgehen. Menschen die wissen wer sie sind, die es trotz Geschlechtsdysphorie geschafft haben im Geburtsgeschlecht zu leben, die erkannt haben, dass sie weit mehr sind, als die Biologische Hülle, sind sehr starke Menschen und diese lassen sich weniger gut regieren. Es ist interessant zu beobachten, aber ich entwickle mich wieder mehr in die Mitte. Ja, ab und zu sieht man die schöne große Frau noch, aber meistens bin ich unscheinbar mit Jeans und ungeschminkt unterwegs. Irgendwie so wie vor 10 Jahren, damals nur mit Vollbart. Auch wenn ich jetzt von den Menschen im rosa Schachterl gesehen werde, so hat sich vieles in meinem inneren nicht wirklich geändert. Geändert hat sich nur meine Einstellung zu mir selbst. Heute weiß ich mein Innerstes zu schätzen, habe vieles an mir lieben gelernt und wäre noch ein Pimmerling da, würde er mich auch nicht mehr stören. In welcher Rolle ich leben würde? Vielleicht in beiden. Vielleicht weiterhin in der männlichen, meine Weiblichkeit nicht mehr unterdrückend. Mir war eigentlich schon immer egal, was die anderen von mir gedacht haben und denken, also ist letzteres nicht so unwahrscheinlich. Drum Conny, finde die Gründe für deinen Wunsch weiblich zu sein. Das ist nicht sehr leicht und bedarf vielleicht auch spezieller psychischer/metaphysischer/schamanischer Techniken, aber wenn du dich darauf einlässt, kannst du es finden. Es gibt für alles im Leben eine Ursache. Diese kann in diesem Leben oder in einem früheren liegen, man muss sich nur auf die Suche begeben und die Ursache integrieren (verzeihen, auflösen). Wünsche dir den Mut und die Kraft dazu RE: Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung - myonlylilith - 17.12.2014 Hallo Ihr! - Der eingangs niedergeschriebene Beitrag kann wirklich nur nachdenklich stimmen und gut dass jasmin conny die warnzeichen erkannt hat. das leben bringt ohnedies genuegend holperige wege ins spiel, als dass noch zusaetzlich welche "gewaehlt" werden muessten! Ich fuehle mich bemuessigt hier etwas nieder zu schreiben in der Hoffnung wie jasmin conny auf Verstaendnis zu stossen, auch wenn aus mir nie eine Frau werden wird, ich mich ja nicht einmal wie eine Frau fuehlen kann. - Darf ich diese Platz trotzdem ausfuellen, als einer, der in seinem Inneren schon sehr lange bemerkt hat dass dieses macho-maennliche nicht das ist was das Leben angenehm macht. Mit ein wenig Wehmut auf die jungen androgynen Menschen geschaut, die es (vielleicht) heute in der Hand haben zu entscheiden. Noch vor gar nicht so langer Zeit war das nicht moeglich. Erst meine dritte Beziehung konnte mich oeffnen, mir zeigen wie ich mich fallen lassen kann, wo meine erogenen Zonen tatsaechlich sind und wie sie geweckt werden. Bis zu diesem Zeitpunkt war allerdings auch das "Leben", also die Karriere, das Geld etc. vorrangig. Womit, das ist gleich klar, das wirkliche Leben auf der Strecke blieb. Mein Heranfuehren an das Feminine hat nicht lange gedauert, ich war sofort begeistert. Aber wovon? Ich war nicht grundsaetzlich unzufrieden als Mann, ich war einfach zu maennlich. Auch fuer mich selbst. Aber das zu erkennen, dazu brauchte es eine Frau! Der Beginn meiner Feminisierung, wenn man so will, war dann uebrigens auch der Rat eines Arrztes zu einer Prostata-prophylaxe. Diese hatte prompt die Wirkung dass mir die Brustwarzen sehr empfindlich wurden was aber meiner Frau (damals) und mir sofort sehr gefiel. Ich erinnere mich allerdings nicht mehr was mir damals empfohlen wurde. - Ich habe spaeter ganz klar umgeschwenkt auf Estrogene in Form von Pflaster und Cremes die mir in vieler Beziehung sehr gut taten und noch tun. So bin ich wesentlich ruhiger geworden, viel sensibler, manchmal auch nahe an den Traenen, was mich aber nicht weiter stoert. Leider hat der Krebs mich zwischenzeitlich zum Witwer gemacht so dass ich die Freude an meinem Weg momentan alleine geniessen muss. Weil ich mich aber sehr gerne mit mir beschaeftige ist das kein Minus. Und ich freue mich einfach am Ergebnis und daran dass ich endlich die optische "Maennlichkeit" langsam verringern konnte. Natuerlich hat das alles seinen Preis: schon bald nach Beginn der durch einen mir persoenlich bekannten Arzt kontrollierten Abgabe von Hormonen hat sich die Zaertlichkeit unseres Liebeslebens immens erhoeht. Es war mir in meinen vorherigen, langjaehrigen Partnerschaften nicht gegoennt derartige Lust zu erleben. Und dies, obwohl die Libido selbstredend zurueckging. Nie war das ein Stoerfaktor fuer uns beide, kaum einmal blieb einer von uns unbefriedigt zurueck. Was ich damit sagen moechte, ist, dass die innere Ruhe, die Ausgeglichenheit etwas unglaublich Wichtiges ist. Dass dann als "Nebenerscheinung" die Brueste hoch sensibel werden, wachsen und ebenso verwoehnt werden das ist doch wunderschoen. Erst spaeter - und ich denke das hat damit zu tun - kam in mir der Wunsch auf auch die um so viel feinere Waesche fuer Damen zu tragen - inzwischen laengst die Regel. Ich habe aber nicht den Wunsch in einen "anderen" Koerper zu steigen, diesen zu verfeinern, das versuche ich vehement. Das kann doch nur positiv sein wenns gut tut. Oder irre ich mich? RE: Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung - Cappuccetto - 17.12.2014 Zitat:Es ist interessant zu beobachten, aber ich entwickle mich wieder mehr in die Mitte. Ja, ab und zu sieht man die schöne große Frau noch, aber meistens bin ich unscheinbar mit Jeans und ungeschminkt unterwegs. Irgendwie so wie vor 10 Jahren, damals nur mit Vollbart. Auch wenn ich jetzt von den Menschen im rosa Schachterl gesehen werde, so hat sich vieles in meinem inneren nicht wirklich geändert. Geändert hat sich nur meine Einstellung zu mir selbst. Heute weiß ich mein Innerstes zu schätzen, habe vieles an mir lieben gelernt und wäre noch ein Pimmerling da, würde er mich auch nicht mehr stören. Interessantes Statement. Aber für mich nicht ueberraschend. Ich denke, so geht es vielen, sind die höchsten Flammen erstmal gelöscht. Im Uebrigen verweise ich auf die letzten beiden Absaetze meines Beitrags in der Rubrik: Warnende Stimmen ... http://community.transgender.at/showthread.php?tid=779&pid=45222#pid45222 ... auch wenn er manchen hier zu literarisch belehrend erscheinen mag. RE: Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung - Sandra_Schmid - 18.12.2014 (17.12.2014, 22:20)Cappuccetto schrieb: Ich denke, so geht es vielen, sind die höchsten Flammen erstmal gelöscht.interessantes statement.was hat die frage der identitaet des menschen mit irgendwelchen 'flammen' zu tun?bei flammen waehlt man 911/112/122.und fragt nach der feuerwehr.oder war das bloss eine humpelnde metapher?fuer was? RE: Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung - myonlylilith - 18.12.2014 Hallo Sandra! Ich denke die Metapher, wenn der Ausdruck denn als solche gemeint war, ging eventuell in die richtung innere Waerme, erste Ueberlegungen, oft eben "Kopfkino". Solches kommt mir immer wieder mal beim Lesen von entsprechenden "Ideen" in den Sinn. Auch diese koennen wohl als "Flammen" bezeichnet werden. Und gerade dabei ist es schon besonders wichtig als erwachsener Mensch erst zu denken und dann "zu lenken". RE: Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung - Cappuccetto - 18.12.2014 Für jene, die meine Metapher nicht verstehen oder wie ich im Fall von Sandra_Schmid annehme, nicht verstehen wollen, unterhalb ein Textauszug aus einem Hit von Rainhard Fendrich. Der ist eingängiger als Zitate von Goethe oder Hermann Melville. Man kann ihn sogar mitsingen. Tränen trocknen schnell. "Am Anfang war soviel Begeisterung, die höchsten Flammen san scho glöscht. Der Kopf wird alt, die Fantasie bleibt jung, wie leicht man der Vernunft entwischt. Ich nehme nicht an, dass Fendrich damit einen Feuerwehreinsatz besungen hat. Cappuccetto RE: Hatte wahrscheinlich eine falsche eigene TG-Einschätzung - myonlylilith - 18.12.2014 Liebe Cappuccetto, das war kurz und buendig super zusammengefasst. Ganz Klasse! Danke! |