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Blut- und Plasmaspende bei TS - Druckversion

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RE: Blut- und Plasmaspende bei TS - Bonita - 05.01.2017

(05.01.2017, 11:50)chipsi schrieb: ... Normalerweise findet die Infektion mit HIV ja meist über die Schleimhaut statt. Da eine Neo-Vagina zwar je nach OP-Methode unterschiedlich aufgebaut ist, aber oftmals überwiegend (meines Wissens) nicht bzw. nicht nur aus Schleimhaut besteht, wäre es interessant zu wissen ob sich dadurch (nach komplett abgeschlossener Heilung) etwas an einem möglichen Infektionsrisiko ändert.
...

Ich schrieb ja bereits vorher von:
(05.01.2017, 10:18)Bonita schrieb: ... Neo-Vaginas neigen leicht zu (Mikro-) Fissuren...
- das sind merkbare bis unmerkbare Risse - uU mit minimalen Blutungen - in der Haut die zB beim GV entstehen können; Das "genügt" schon...


RE: Blut- und Plasmaspende bei TS - Mike-Tanja - 05.01.2017

(05.01.2017, 08:51)chipsi schrieb: [hier gekürzt]
Mann + Frau -> kein Risiko
Mann + Mann -> MSM (Männer die Sex mit Männern haben) -> Risikogruppe
Frau + Frau -> kein Risiko

Ob vor dem "Mann" oder "Frau" jetzt ein "Trans" steht ist denen egal, die gehen nach Schema "F" (was durchaus auch seine Vorteile hat).

Grundsätzlich wird man ja auch nicht gefragt ob man TS ist oder nicht, allerdings glaub ich mich zu erinnern das bspw. am Fragebogen vor der Plasma-Erstspende nach Operationen und Krankheiten gefragt wurde.
Gefragt werden sollte in Österreich nach einem kürzer als 12 Monate zurückliegenden Risikoverhalten in Bezug auf sexuell übertragbare Krankheiten. Die Krux ist, dass "Risikoverhalten" afaik rechtlich nicht definiert ist. Ich gehe aber davon aus, dass jeder Sexualkontakt zwischen Männern dazu gehört, ebenso jeder Analverkehr, also auch zwischen heterosexuellen Paaren (egal ob sie Cis- oder Transfrau). Im Grunde ist jeder Kontakt mit fremden Körperflüssigkeiten (Blut-, Sperma, etc.) riskant. Daher auch die Frage nach OPs (weil man dabei eine Bluttransfusion erhalten haben könnte). Da man aber nicht jeden Geschlechtsakt ohne Kondom zum Risikoverhalten erklären kann - dann gäbe es zu wenige taugliche Blutspender -, behilft man sich mit verschiedenen, auf mehr oder weniger präzisen Statistiken beruhenden pauschalen Abgrenzungen, die tw. hoch umstritten sind.

Der Gerichtshof der Europäischen Union (EuGH) hat das in einem Urteilstenor (EuGH 29.4.2015, C‑528/13 Léger) so zusammengefasst (Hervorhebungen von mir):
Zitat:Nr. 2.1 des Anhangs III der Richtlinie 2004/33/EG der Kommission vom 22. März 2004 zur Durchführung der Richtlinie 2002/98/EG des Europäischen Parlaments und des Rates hinsichtlich bestimmter technischer Anforderungen für Blut und Blutbestandteile ist dahin auszulegen, dass das in dieser Bestimmung enthaltene Kriterium für einen Ausschluss von der Blutspende, nämlich das Sexualverhalten, den Fall erfasst, dass ein Mitgliedstaat im Hinblick auf die in diesem herrschende Situation eine dauerhafte Kontraindikation bei Blutspenden für Männer vorsieht, die sexuelle Beziehungen zu Männern hatten, wenn aufgrund der derzeitigen medizinischen, wissenschaftlichen und epidemiologischen Erkenntnisse und Daten feststeht, dass ein solches Sexualverhalten für diese Personen ein hohes Übertragungsrisiko für durch Blut übertragbare schwere Infektionskrankheiten birgt und dass es unter Wahrung des Grundsatzes der Verhältnismäßigkeit keine wirksamen Techniken zum Nachweis dieser Infektionskrankheiten oder mangels solcher Techniken weniger belastende Methoden als eine solche Kontraindikation gibt, um ein hohes Gesundheitsschutzniveau der Empfänger sicherzustellen. Es ist Sache des nationalen Gerichts zu beurteilen, ob diese Voraussetzungen in dem betreffenden Mitgliedstaat erfüllt sind.



RE: Blut- und Plasmaspende bei TS - j-unique - 06.01.2017

Also im Spenderfragebogen steht nur:

Zitat:* Hatten Sie Sex im Austausch für Geld oder Drogen? Haben Sie (sich) Drogen gespritzt oder geschnupft?
* Waren Sie jemals einem (auch einmaligen) Risiko einer sexuell übertragbaren Infektion (z.B. Hepatitis B, Hepatitis C, HIV) durch Intimpartner mit Risikoverhalten ausgesetzt? Z. B.: Hatten Sie als Mann Sex mit einem anderen Mann? Hatten Sie Geschlechtsverkehr mit Personen aus Ländern mit einer erhöhten AIDS-Rate? Bitte beachten Sie die aufliegende Information über HIV und den freiwilligen Selbstausschluss.

Davon, dass Analverkehr zum Ausschluss führen würde, hab ich noch nie gehört. Gibt's dazu Quellen?

Für mich ist das aber sowieso nicht beantwortbar, da ich kein "Mann" bin, obwohl ich rechtlich ein "Mann" bin, die Fragen für mich also absurd und unbeantwortbar sind (falsches Dilemma, das mir durch die Fremdzuordnung als Mann Schuld gibt, wenn ich sage, ich bin keiner). Abgesehen davon finde ich auch die MSM-Regelung sinnlos und diskriminierend, da es eben rein auf das Risikoverhalten ankommt und ausschließlich dieses gefragt werden sollte. Auch warum ein Federstrich, der einen "Mann" zur "Frau" oder umgekehrt umdefiniert (= Personenstandsänderung), etwas an der HIV-Risikobewertung ändern sollte, verstehe ich nicht.

Für "die" bin ich also ein hochinfektiöser geisteskranker Herr, dessen Blut zu gefährlich für ihre edlen Körper ist. Sollen sie also verbluten, am besten mit Stempel vom Gesundheitsministerium. Smile


RE: Blut- und Plasmaspende bei TS - chipsi - 08.01.2017

Weil's zum Thema passt: "Offener Brief des Gendertreff an die Bundesärztekammer bez. diskriminierender Aussagen über Transgender bzw. transidente Personen in Zusammenhang mit Blutspenden":  http://www.gendertreff.de/2017/01/0ᔀ6/offener-brief-an-die-bundesaerztekammer/
Zitat:[gekürzt]
Der Gendertreff kritisiert mit diesem offenen Brief die getroffenen Aussagen als sachlich falsch. Die getroffenen Aussagen stellen zudem eine massive Diskriminierung sowie eine entwürdigende Beleidigung von Trans*-Personen dar.
...

Die Aussagen zur Prostitution von Trans*-Personen sind schlichtweg völlig unqualifiziert und stellen eine abstoßende Beleidigung da.
...

Das Zitieren einer einschlägigen deutschen Erotik-Webseite kann nicht als wissenschaftlich fundierte Recherche bzw. Datenanalyse bezeichnet werden. Im Wege einer Vorverurteilung und pauschalen Herabsetzung wird offenbar das gewünschte Ergebnis durch gezieltes Ausblenden der statistisch relevanten Grundgesamtheit herbeigeführt, indem man eben gerade nicht die zu betrachtende Grundgesamtheit – also alle Trans*-Personen – in die Erhebung einbezieht.
...

Der Gendertreff fordert die Bundesärztekammer vor diesem Hintergrund auf, das zitierte Positionspapier in naher Zukunft zu überarbeiten und sich fachliche Unterstützung aus den Reihen einschlägiger Mediziner und Trans*-Organisationen einzuholen, um derart herabwürdigende und diskriminierende sowie medizinisch unhaltbare Aussagen in Zukunft zu vermeiden.
...



RE: Blut- und Plasmaspende bei TS - j-unique - 08.01.2017

Find ich gut. Auch wenn es non-binary-Personen nicht gibt:

Zitat:Zunächst einmal ignoriert der zitierte Text, dass es sowohl Transfrauen als auch Transmänner gibt.

… aber daran hab ich mich eh schon gewöhnt. Vermutlich ist es auch besser, die Existenz solcher Personen zu verschweigen, da man sonst ja komplett genderwahnsinnig und somit chancenlos ist.


RE: Blut- und Plasmaspende bei TS - chipsi - 05.12.2020

STANDARD - BLOG: MENSCH:RECHT

Das Blutspendeverbot für Männer, die Sex mit Männern haben, ist absurd

Diskriminierungsfreie Blutspende: Hearing im Gesundheitsausschuss

Auch wenn es dabei jetzt nicht um Transgender geht, so kann man doch herauslesen wie das wohl für selbige interpretierbar ist, da ja höchstwahrscheinlich die rechtlich gültige Geschlechtszuordnung ausschlaggebend ist unabhängig von etwaigen körperlichen Gegebenheiten...


RE: Blut- und Plasmaspende bei TS - chipsi - 15.02.2022

standard.at:

UNGLEICHBEHANDLUNG

Blutspende-Ausschluss von Schwulen und Transpersonen bleibt vorerst

Homo- und bisexuelle Männer sind laut Rotem Kreuz nach wie vor Risikogruppe Nummer eins für eine HIV-Infektion. SPÖ-LGBTIQ-Sprecher Lindner widerspricht

Zitat:Wien – Wer in Österreich, meist beim Roten Kreuz, Blut spendet, muss einen Fragebogen ausfüllen. Dessen Frage 37 sorgt seit Jahren für Proteste homo- und bisexueller Männer. "Hatten Sie in den letzten 12 Monaten als Mann Sex mit einem Mann?", wird dabei gefragt. Wer mit Ja antwortet, wird als Blutspender für ein Jahr gesperrt – wegen angeblich erhöhten HIV-Risikos. Transgender-Personen sind vom Blutspenden überhaupt ausgeschlossen.
...
https://www.derstandard.at/story/2000133365016/warum-derblutspende-ausschluss-von-schwulen-und-transpersonen-vorerst-bleibt

Demnach sind Transpersonen, entgegen der Aussage die ich mal vor ein paar Jahren erhalten habe, offensichtlich auch kategorisch vom Blutspenden ausgeschlossen. Eine kurze Nachfrage beim Roten Kreuz hat das bestätigt.


RE: Blut- und Plasmaspende bei TS - Mike-Tanja - 07.03.2022

(15.02.2022, 15:36)chipsi schrieb: [Zitat gekürzt]
Demnach sind Transpersonen, entgegen der Aussage die ich mal vor ein paar Jahren erhalten habe, offensichtlich auch kategorisch vom Blutspenden ausgeschlossen. Eine kurze Nachfrage beim Roten Kreuz hat das bestätigt.

Wobei ich das, im Gegensatz zu dem statistisch wahrscheinlich nachweisbar erhöhten Risiko bei homo- und bisexuellen Männern, überhaupt nicht wissenschaftlich nachvollziehen kann. Ganz abgesehen davon, dass sowieso niemand überprüft, ob Blutspender/innen den Fragebogen wahrheitsgemäß ausgefüllt haben, und folgerichtig die Tests des Spenderbluts auf das HIV der eigentlich entscheidende Sicherheitsfaktor sind.