TransGender.at Forum
Würdest Du... es noch einmal machen? - Druckversion

+- TransGender.at Forum (http://community.transgender.at)
+-- Forum: Trans* Themen (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=1)
+--- Forum: Rechtliches und Transpolitisches (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=4)
+--- Thema: Würdest Du... es noch einmal machen? (/showthread.php?tid=1121)

Seiten: 1 2 3 4 5 6


RE: Würdest Du... es noch einmal machen? - Mike-Tanja - 25.11.2012

(25.11.2012, 03:24)jasminchen schrieb: [hier gekürrzt] Ja warum tust du das, tu ich das und die anderen da draußen?
Weil es immer andere gibt, die am Anfang stehen und die genau so einen Silberstreifen am Horizont sehen wollen, wie wir ihn gesehen haben. Es gab immer andere die den Weg vor uns gegangen sind und die uns in irgend einer Form eine Stütze waren. Heute ist es unsere Aufgabe diese zu sein. Durch Berichte im Fernehen, Texte auf einer Homepage, oder eben die Kommunikation in einem Forum. Nicht zu vergessen die realen Kontakte, die noch weit wichtiger für den Einzelnen sind.

Wichtig ist die Ehrlichkeit bei unserem tun. Nur so können die "Neuen" sich entscheiden, es auch zu tun, oder es zu lassen. Gerade dieser dein Thread, mit seiner Frage, die die "alten Hasen" heraus locken soll um zu berichten. Berichten über ihre Erfahrungen von erfüllten oder unerfüllten Träumen und Wünschen.

Den vielzitierten "Silberstreifen am Horizont" sehen transidente Menschen sehr schnell. Spätestens dann, wenn sie erfahren haben, dass eine (identitäts-) geschlechtsangleichende Behandlung des Körpers möglich ist. So mit zehn bis vierzehn Jahren also, aus Medienberichten und aus dem Fernsehen.

Den muss man also niemandem zeigen!

Hinter dem schimmernden Licht am Horizont finden aber nicht alle das Gleiche!



RE: Würdest Du... es noch einmal machen? - Eva_Tg - 26.11.2012

Da ich Jasmin ja sagte, ich schreibe vielleicht auch noch was hier zu, kann ich als Non-OP-TS dazu eigentlich nur folgendes schreiben: Solange ich weder mich selbst noch meinen Körper dafür hasse, daß mir da was zwischen den Beinen hängt, sehe ich keine Notwendigkeit in einer mehrstündigen Operation, die auch noch eine intensive Nachsorge mit sich bringt.
Anatomisch unterscheide ich mich dann, vielleicht von anderen Frauen, aber trotzdem sollte ich weiblich genug sein, um im Alltag ohne Probleme leben zu können.


RE: Würdest Du... es noch einmal machen? - Bonita - 26.11.2012

(26.11.2012, 04:00)Eva_Tg schrieb: ... Solange ich weder mich selbst noch meinen Körper dafür hasse, daß mir da was zwischen den Beinen hängt, sehe ich keine Notwendigkeit in einer mehrstündigen Operation, die auch noch eine intensive Nachsorge mit sich bringt.

Ich hasste weder meinen Körper, noch ein "(für mich) Sex verhinderndes Geschwulst" ;-)

Im Ernst: Mein Körper war damals wie heute in Ordnung, es ist schließlich meiner (mein einziger); Wenn nun einige "kosmetische" Gegebenheiten bis hin zu Anomalien vorhanden sind, man darunter aber leidet, dann beseitigt man diese, oder eben nicht - sofern man mit diesen leben kann oder mag. Du trachtest schließlich auch danach, unliebsame Haare zu elimineren, oder entsprechend weibliche/re Brust zu haben als TS. Wenn da eine "zu lange Klit" samt "zugewachsener" Muschi kein Problem darstellt, ist das auch in Ordnung. Aber immer: Jede wie sie eben mag oder kann Wink

(26.11.2012, 04:00)Eva_Tg schrieb: Anatomisch unterscheide ich mich dann, vielleicht von anderen Frauen, aber trotzdem sollte ich weiblich genug sein, um im Alltag ohne Probleme leben zu können.

Es geht "OP-Willigen" doch nicht nur um "komplette" Weiblichkeit im Sinne von Aussehen, sondern auch um Funktionalität; Wenn man als Frau mit einer Muschi sexuell aktiv sein mag bzw will, dann muss man anatomische Hindernisse eben aus dem Weg räumen - so dies möglich ist; Klar konnte ich auch als Frau leben - besser überleben, vor der OP; "Ausgefüllt" war mein Leben allerdings nicht.

Wie "intensiv" ich als Frau lange vor der OP bereits lebte, zeigten zB Begebnisse bei offiziellen Stellen oder Firmen, wo man sich für zB eine Dienstleistung mit Papieren ausweisen muss (zB Bank - Konto eröffnung); So wurde ich zB darauf aufmerksam gemacht, dass ich bitte meinen eigenen Ausweis herzeigen sollte und nicht den von meinem Mann.

Oder auf der Straße Anzüglichkeiten bis Beleidigungen oder gar sexuelle Kavaliersdelikte (Belästigungen) von (jungen) Männern mitbekommt bzw spürt; Wo ich zB im Vorbeigehen hörte, was für eine "gute Matratze" doch abgeben würde, und das ohne Hormontherapie; Oder ebenso noch ohne Hormone in einer Kleinstadt, ans in der Parkspur stehende Auto mit dem Rücken zur Fahrbahn gelehnt, einen Klapps auf den Hintern von einem Typen am Beifahrersitz in einem (grade langsam wegfahrenden, weil vor einer Bahnkreuzung zuvor wartenden) Auto bekommend...

Solche "Begebenheiten" sind für eine T*-Frau wohl ambivalent; Denn einerseits fühlt man sich als Frau (feministisch entsprechend eingestellt) herabgewürdigt, andererseits erhält man auch so eine "Bestätigung"... Auf seinem T*-Weg...


RE: Würdest Du... es noch einmal machen? - Bonita - 26.11.2012

Anderorts gehts um "straffällig gewordene T*"; Dort schrieb ich über eine Folge einer Fernsehserie, die meiner Meinung nach (altbekannte verbale und übertriebene physische) Gewalt gegen T*-Frauen zeigt, so bekannt wird, dass es sich nicht um eine CIS-Frau handelt...

Ich schnitt kurz an, wie naiv ich doch früher war, und zB Männer nach bereits sexuellen Zusammenkünften über mich "aufklärte"; Das tat ich entweder, weil ich eine Beziehung oder eben keine mit diesem Mann haben wollte oder konnte; Einige Männer wollten eben nichts mehr mit mir zu tun haben, als ich ihnen "es" erzählte; Andere wollten dennoch mit mir eine Beziehung eingehen, auch wenn ich dies nicht wollte und damit spekulierte, dass auch sie Reißaus nehmen würden, so sie "es" erfuhren...

Ps: selbstverständlich bekam auch ich von manchen den Laufpass, da musste ich mich also gar nicht vorher offenbaren; Nur, weil man vorher aufeinander abfuhr, muss das nach einem - na, ich sag mal - Ausprobieren nicht auch noch so sein... Und klarerweise gilt das für beide Seiten...

Glücklicher Weise wurde nie ein Mann wütend oder gar zornig um handgreiflich oder schlimmeres zu werden... Aber dennoch: Alleine mit ihm in der Wohnung, wo er es erfährt und man noch zu wenig über ihn weiß - ja, ich war naiv... Auch wenn ich nicht in den USA lebe, es hätte etwas "schlagzeilenmäßiges" passieren können... Confused


RE: Würdest Du... es noch einmal machen? - wildehilde - 27.11.2012

Viel glück mit den Männer
das Problem habe ich nicht


RE: Würdest Du... es noch einmal machen? - Bonita - 28.11.2012

Ja, liebe Hilde,
wir wissen, dass Du lesbisch bist bzw lebst.

Muss ja deshalb nicht eine jede von uns Wink


RE: Würdest Du... es noch einmal machen? - Sunburst - 30.05.2018

Nach der freundlichen Einladung im Warnende Stimmen-Thread versuche ich es halt mal, auch wenn das hier ungleich komplexer ist.

Zunächst den Thread-Titel als einfache Frage genommen mit einer einfachen Antwort: Ja.

Allerdings bin ich nicht gerade was man unter einer "Erfolgsgeschichte" verstehen könnte. Ich war noch nie ein unkomplizierter Mensch. Und ich stellte schon immer sehr hohe Ansprüche an mich selbst. Wahrscheinlich ist das ein Luxus, den sich nicht viele leisten können.

Ein bißchen war das mit mir schon noch als kleinem Kind wie mit diesem so schön lakonischen Zitat: "If you're a philosopher, there is an overland route from England to America." (Edward St Aubyn: Some Hope. 1994). Das ist schon ein paar Nummern härter als nur mit dem erwähnten Silberstreif am Horizont.

Als ich dann irgendwann noch ganz zu Anfang der 1970er in D erfuhr, wie das hier mit TS so ist, war das spontan klar, daß ich das machen wollte (wenn ich das so schön haben kann, dann mache ich das doch!).

Schwul sein war für mich Teil der Lösung, nicht des Problems oder auch nur der Landschaft. Immerhin war ich in Schwule ernsthaft verliebt. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Mit Heten und deren Familien (oder Familien überhaupt – einschließlich meiner eigenen, wo ein κύκλος τῶν κακιστῶν ablief...) habe ich dagegen bis heute Probleme. Meine Beziehungen sind immer nur ziemlich schwierig und daher relativ kurz.

Das Thema Fortpflanzung hat mich immer nur kaltgelassen. Offensichtlich bin ich kein Familienmensch. Wäre nach meinen bitteren Erfahrungen auch eher verwunderlich.

So allgemeinhin bin ich auch nicht unbedingt so wahnsinnig "sozial". Alleine wenn ich daran denke, wie schlecht es mir meistens an Schule und Uni ging, nimmt das auch nicht wunder.

Was mich verwundert hat, ist daß ich zumindest hier in diesem Thread wohl bislang diejenige bin, die in jüngstem Alter die GA-OP hatte. Ich denke immer, ich bin die totale Versagerin, und die Zeit bis dahin war für mich wirklich nicht so großartig. (Aber s.o. zu meinem elitären Anspruchsdenken.) Es hat mich aber erstaunlich wenig Mühe gekostet (andere Dinge dafür umso mehr), und ich habe eigentlich nicht so sehr viel getan außer hauptsächlich zu warten (und herumzuhängen). Da mag aber "privileged access to information" und sodann "just things falling into place" eine Rolle gespielt haben. Planvolles Vorgehen war das jedoch bestimmt nicht, ich hätte immer noch total scheitern können, und diesen Gedanken finde ich bis heute schauderhaft.

Die Unterschiede zwischen "Realos" (und wer sind hier die "Fundies"?), TS, TG, TV, NB, XG usw. stellen sich aus meiner Perspektive gar nicht so arg dramatisch dar. (Ich hoffe, man unterstellt mir jetzt nicht, das läge lediglich daran, daß ich in Südindien genauer hinsähe als im Rest der Welt.) Ob die GA-OP überhaupt noch als Definitionskriterium für TS in Frage kommt, ist andernorts längst problematisiert worden (vgl. zuletzt TSQ The Surgery Issue). Begriffliche Schluderei kenne ich noch von früher auch aus D. Da war man als TS auch schonmal TV oder DQ.




Exkurs zu Schubladen: Zu Hijṛā-s und Aravāṉi-s habe ich nur im Kūvākam-Thread etwas gesagt. Aber hier an dieser Stelle bringt's das wohl nicht, religiöse Kulte darzustellen. (Ziemlich klar wäre das etwa im Falle dessen der ಯೆಲ್ಲಮ್ಮ Yellamma, ansonsten bedeutet ಜೋಗಪ್ಪ jōgappa (m), ಜೋಗಮ್ಮ jōgamma (f) "devotee, worshipper", ist aber nicht unbedingt als ದೇವದಾಸಿ dēvadāsi "servant of a god" zu lesen). Oder regionale und soziale Unterschiede zu diskutieren. (Paradebeispiele für Eigenständigkeiten wären etwa కొజ్జ kojja, నపుంసకుడు napuṃsakuḍu, మాడ māḍa). Es gibt dann auch noch im Westen weniger beachtete Kategorien wie Kothi oder MSM (men who have sex with men). Dazu eine ganze Menge begrifflicher Schluderei. Und was ist eine तृतीयाप्रकृति tr̥tīyāprakr̥ti "third nature"? (Man merkt schon an der Rhetorik, die ich von einem meiner beeindruckendsten akademischen Lehrer abgeguckt habe... Shy Also ausbuchstabiert: sowohl hinsichtlich Universalität als auch Essenzialismus dürfen wir gerne skeptisch sein.) Am Ende des Tages haben wir jetzt auch LGBT (...தி. = நங்கை, நம்பி, ஈரர், திருனர் naṅkai, nampi, īrar, tiruṉar). Aber auch in dieser umgekehrten Richtung gilt, daß wir nicht alle dasselbe sind.


RE: Würdest Du... es noch einmal machen? - SingingComet - 31.05.2018

liebe sunburst,
bist du dir noch im klaren ob das alle verstehen was du schreibst?

"Ja ja, die Schubladen... Zu Hijṛā-s und Aravāṉi-s habe ich nur im Kūvākam-Thread etwas gesagt. Aber hier an dieser Stelle bringt's das wohl nicht, religiöse Kulte darzustellen. (Ziemlich klar wäre das etwa im Falle dessen der ಯೆಲ್ಲಮ್ಮ Yellamma, ansonsten bedeutet ಜೋಗಪ್ಪ jōgappa (m), ಜೋಗಮ್ಮ jōgamma (f) "devotee, worshipper", ist aber nicht unbedingt als ದೇವದಾಸಿ dēvadāsi "servant of a god" zu lesen). Oder regionale und soziale Unterschiede zu diskutieren. (Paradebeispiele für Eigenständigkeiten wären etwa కొజ్జ kojja, నపుంసకుడు napuṃsakuḍu, మాడ māḍa). Es gibt dann auch noch im Westen weniger beachtete Kategorien wie Kothi oder MSM (men who have sex with men). Dazu eine ganze Menge begrifflicher Schluderei. Und was ist eine तृतीयाप्रकृति tr̥tīyāprakr̥ti "third nature"? (Man merkt schon an der Rhetorik, die ich von einem meiner beeindruckendsten akademischen Lehrer abgeguckt habe... Also ausbuchstabiert: sowohl hinsichtlich Universalität als auch Essenzialismus dürfen wir gerne skeptisch sein.) Am Ende des Tages haben wir jetzt auch LGBT (ந.ந.ஈ.தி. = நங்கை, நம்பி, ஈரர், திருனர் naṅkai, nampi, īrar, tiruṉar). Aber auch in dieser umgekehrten Richtung gilt, daß wir nicht alle dasselbe sind."


RE: Würdest Du... es noch einmal machen? - Chiara D. - 31.05.2018

Die Antwort lautet ja.Denn die GA-OP löst keine Probleme,gibt dir kein Geld und sie macht einen auch nicht zu einen anderen/besseren Menschen.Allerdings machte sie mich Selbstbewusster und Glücklich und somit habe ich viel mehr Kraft und Motivation etwas zu machen.Das wiederum macht mich zu einem viel zufriedeneren Menschen.


RE: Würdest Du... es noch einmal machen? - Sunburst - 31.05.2018

(31.05.2018, 00:05)SingingComet schrieb: bist du dir noch im klaren ob das alle verstehen was du schreibst?

Ich habe das Posting editiert, die beanstandete Passage aus dem Haupttext herausgenommen und abgetrennt ans Ende angefügt. Das stört dann weniger, wenn man es nicht lesen will. Es ist nur eine Reaktion darauf, daß Hijras und "Drittes Geschlecht" weiter oben im Thread erwähnt wurden (wie so vieles andere auch).

Die wirkliche Schwierigkeit liegt aber im letzten Satz. Wenn Auffassungen von "Drittem Geschlecht" in Europa etwas anderes sein können als in Indien, dann kann umgekehrt "LGBT" in Indien sich auch immer noch etwas anders darstellen als man internationalistisch zu denken versucht sein könnte.