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RE: Sterbehilfe für Transgenderpersonen - Bonita - 15.07.2021
(14.07.2021, 17:01)Michi62 schrieb: ... nirgendwo eine Reaktion aus dem Transgendermilieu gelesen habe...
Neuen Thread (Sterbehilfe für Transgenderpersonen) mit dem alten (Belgien: Freitod eines Transmanns) vereint...
RE: Sterbehilfe für Transgenderpersonen - Michi62 - 15.07.2021
(15.07.2021, 06:23)Bonita schrieb: Neuen Thread (Sterbehilfe für Transgenderpersonen) mit dem alten (Belgien: Freitod eines Transmanns) vereint...Vielen Dank! Diesen Thread hatte ich nicht gesehen.
RE: Sterbehilfe für Transgenderpersonen - chipsi - 16.07.2021
(14.07.2021, 17:01)Michi62 schrieb: Liebe Leute
Ich bin gerade dabei einen Artikel über das Thema "Sterbehilfe" zu schreiben, und es gibt ein Thema wo ich gerne wissen, wie Transgenderpersonen darüber denken. Es hat nämlich sehr direkt damit zu tun. 2013 wurde in Belgien Sterbehilfe gemacht bei dem 44-jährigen Nathan Verhelst.
Es war eine Geschichte die um die ganze Welt ging. Hier gibt es einen Link zu einem Artikel im Standard:
https://www.derstandard.at/story/1379293398766/belgien-fall-verhelst-loest-neue-sterbehilfe-debatte-aus
Nathan wurde als Nancy geboren als einziges Mädchen in einer Famile mit lauter Buben. Von seiner Mutter wurde sie als ein Mensch zweiter Klasse behandelt, und schließlich wollte sie Mann werden. Bei den geschlechtsangleichende Operationen ging anscheinend etwas schief, und nachher litt er an Depressionen, die laut seinen Ärzten nicht heilbar waren. Schließlich stellte er einen Antrag auf Sterbehilfe, die genehmigt wurde. Die Reaktion seiner Mutter war eiskalt: "Für mich ist sie noch immer Nancy, aber ihr Tod ist mir egal. Als sie geboren wurde, zerbrach ein Traum. Ich hatte ein Ungeheuer in die Welt gesetzt."
Was mich aber sehr wundert, ist dass ich nirgendwo eine Reaktion aus dem Transgendermilieu gelesen habe. Ich hätte da eher einen Aufschrei erwartet. In Prinzip bin ich ein Befürworter von Sterbehilfe, solange es innerhalb eines bestimmten Rahmens bleibt. Also wenn jemand unheilbar krank ist, es keine Aussicht auf Heilung gibt, er nur noch leidet und auch ganz deutlich den Wunsch hat zu sterben.
Schwieriges Thema. Ich finde Leidensdruck ist immer subjektiv und individuell verschieden, das objektiv zu beurteilen wie sehr jemand leidet um dann evtl. Sterbehilfe zu gewähren ist schwierig. Es wird Menschen geben die alle möglichen Schicksalsschläge hinnehmen ohne daran zu zerbrechen und andere für die bei bestimmten Ereignissen eine Welt zusammenbricht. Ich würde mir nicht anmassen wollen zu beurteilen wie es in jemanden aussieht der den Wunsch hat lieber freiwillig zu sterben als in einem bestimmten Zustand weiter zu leben.
Irgendwo auf YT gibts ein Video von einem potentiellen Selbstmörder der den Sprung von der Golden Gate Bridge überlebt hat. Der hat gemeint im Moment wo er gesprungen ist hat er es bereut, und es hat geheissen die meisten bereuen es in den lezten Sekunden oder so. Im Gegensatz dazu ist man ja bei einer geplanten Sterbehilfe (solange man noch bei Bewusstsein ist) sich seines Handelns bewusst und kann sich noch bis zum Schluss auch anders entscheiden nehm ich mal an. Jedenfalls macht es wohl einen Unterschied ob jemand im Affekt oder in einer Ausnahmesituation beschliesst sich zu suizidieren oder ob das eher rational und langfristig geplant ist.
Zitat:Aber diese Geschichte begibt sich auf ein ganz anderes Niveau und ruft bei mir die Frage hervor, ob es beim Phänomen Sterbehilfe eine sehr gefährliche Entwicklung gibt. Wenn eine Operation schief geht oder wenn die Eltern ein Transgenderkind nicht akzeptieren wollen, dann lösen wir das Problem indem wir es umbringen. Es ist klar, dass Nathan Verhelst den Wunsch geäußert hat, zu sterben. Wenn man die Aussagen seiner Mutter hört, ist das auch nicht verwunderlich. Ich denke aber, dass man seine Probleme auch auf eine humane Art hätte lösen können. Wo er gelebt hätte!
Ich würde gerne wissen, was ihr dazu meint.
Liebe Grüße von Michael
In dem beschriebenen Fall sind vermutlich einige Dinge zusammen gekommen. Der Wunsch nach einer erfolgreichen GaOP ist nachvollziehbar. Was aber wenn etwas schiefläuft und zwar irreparabel so wie es anscheinend hier passiert ist? Operationen können immer mehr oder weniger auch schieflaufen und unerwünschte Ergebnisse so wie alle möglichen Komplikationen mit sich bringen.
Ich kann nicht sagen was für andere wichtig ist, ich weiss aber sehr genau was für mich persönlich wichtig ist. Wenn nun genau in diesen Bereichen die mir wichtig sind Dinge dermassen schieflaufen, dass ich keine Aussicht hätte auf eine Verbesserung, na dann stellt sich halt auch irgendwann die Frage wie es weitergehen soll.
Klar kann man sagen, jemanden mit einer unheilbaren Krankheit geht es viel schlechter als jemanden mit einer missglückten GaOP, aber wie gesagt, ich finde Leidendruck ist immer subjektiv. Jedenfalls ist es ein äusserst sensibles Thema und ich glaube es gibt dazu keine einfachen Antworten.
Wenn nun jemand jeden Tag todunglücklich ist trotz Therapie, Psychopharmaka, und was weiss ich noch alles und den Wunsch hat zu sterben, dann kann ich als aussenstehende Person kaum sagen, na das ist ja alles nicht so schlimm, andere haben unheilbaren Krebs und deswegen ist dein Leiden in Relation ja doch eher harmlos.
Wie dem auch sei, ich kann nicht beurteilen ob es für jemanden der Sterbehilfe in Anspruch genommen hat oder der/die sich suizidiert hat, besser gewesen wäre wenn er/sie noch am Leben wäre.
(15.07.2021, 00:31)Michi62 schrieb: ...
Wenn nichts mehr hilft, dann ist die letzte Lösung die Transgenderperson zu töten.
Naja, das ist eine Interpretation die schon sehr weit hergeholt ist. Es war ja der Wunsch der betreffenden Person Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, also war es selbstbestimmt, und Selbstbestimmung ist ja überhaupt eine Grundvoraussetzung und das A und O in der Diskussion über Sterbehilfe.
LG,
chipsi