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Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Druckversion

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RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Sarah-Michelle - 19.03.2012

Hier scheinen bei manchen die Emotionen auch sehr hoch zu gehen. Ist durchaus verständlich bei jenen Dingen, die tagtäglich erlebt werden. Trotzdem sollte man versuchen, manchmal in Formulierungen den Ball flacher zu halten, auch wennst in den Fingern juckt und brennt. ggggg


RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Julia Moniquè Chantal - 21.03.2012

Gegen Hinterlistterrorschweine gibt es keine Chancen, keine Hilfe, keinen Schutz, da kannste anfragen wo Du willst und bei der Arbeiterkammer vorplärren gehen bis de Privatkonkurs anmelden kannst - es gibt NUR VOGELFREIHEIT und keinen Schutz oder sonst was.
Darum ist der Strassenstrich so toll, da kann man nicht dreckig hinterfotzig rausgetrieben werden.


RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Angelika - 21.03.2012

Also wir hatten in der SHG mal einen Vortrag von der Bundesgleichbehandlungsanwaltschaft, und die können sehr wohl was tun. Meistens geben die Firmen schon nach, wenn von denen ein Brief kommt. Immerhin steht im Schriftkopf Bundeskanzleramt der Republik Österreich.

Und was den Straßenstrich betrifft, der ist seit 1. November 2011 in Wien in allen Wohngebieten verboten und sowohl Prostituierte als auch Freier, die erwischt werden, werden hart bestraft.

Und an den wenigen Stellen, wo es noch möglich ist sich zu prostituieren, wie z. B. im Prater, steht alle Meter eine der Sexarbeiterinnen. Und deren Zuhälter verstehen absolut keinen Spaß, wenn Du dort auftauchst.


RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Eva_Tg - 22.03.2012

Tja, auch im ältesten Gewerbe der Welt macht sich halt die Konkurrenz aus Osteuropa bemerkbar. Und die haben meistens den Vorteil, daß sie entweder bei der Mafia aus Italien oder beim KGB ihr Handwerk gelernt haben.


RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Mike-Tanja - 22.03.2012

(21.03.2012, 18:13)Julia Moniquè Chantal schrieb: [hier gekürzt] Darum ist der Strassenstrich so toll, da kann man nicht dreckig hinterfotzig rausgetrieben werden.

Wie schon andere angedeutet haben: M.E. muss man stark bezweifeln, dass solche Aussagen auf eigener Erfahrung am Arbeitsplatz beruhen! Big Grin




RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Sarah-Michelle - 23.03.2012

Ob solche Aussagen auch wirklich real zutreffen kann man nicht immer wirklich so sagen. Manchmal wird einfach jenes berichtet welches man vermutet zu kennen oder zu kennen scheint. Nur eigene Erfahrungen am Arbeitsplatz denke ich mal, wäre eventuell ein gesondertes Thema, welches man hier behandeln könnte.


RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Shabana - 03.06.2012

Also, ich möchte mich ebenfalls zu diesem Thema äußern. Ich kenne nicht viele transidente Menschen, aber alle, die ich kenne, wirklich alle, die außerhalb von öffentlichem Dienst oder ähnlich geschützten Bereichen, wie staatsnahen Betrieben, tätig waren, haben ihren Job verloren. Im öffentlichen Dienst läuft das normalerweise so, das man meist für ein paar Jahre in irgendeinem Hinterzimmer versteckt wird, und dann, wenn man genug Dienstjahre für eine halbwegs ausreichende Pension vorweisen kann, nach Rücksprache mit dem Betriebsrat in Berufsunfähigkeits-Pension geschickt wird. So geschehen bei einer Polizistin und einer Straßenbahnfahrerin, die ich beide kenne. Dort geht sowas immer noch über den Vertrauensarzt und der ist praktischerweise im selben Verein beschäftigt, wie die betroffene Person. Wink
In der Privatwirtschaft fliegt man (nicht immer), aber üblicherweise raus und hat natürlich bei der SVA oder via ASVG keine Chance auf ähnliche Pensions-Privilegien wie bei Bund, Land oder Gemeinde. Heißt, für die meisten Betroffenen, stempeln zu gehen, Mindestsicherung zu beziehen oder in teils unterprivilegierten Jobs zu arbeiten, wenn überhaupt.
Ich selbst machte mich rechtzeitig auf die Socken, absolvierte eine kosmetische Ausbildung und habe mich dann mit einem Nagelstudio selbständig gemacht. Ist natürlich ein Risiko und klappt nur, wenn frau ein halbwegs akzeptables Passing hat. Bei mir hat es gut geklappt, immerhin hatte ich das Gewerbe 10 Jahre am Laufen. Nach meiner Rückübersiedlung nach Wien legte ich die Taxi-Unternehmerprüfung ab und erwarb eine Taxikonzession, die mir ein zweites Standbein ermöglichte, auf dem ich heute noch balanciere. Fingernägel mache ich nur noch als Nebenjob.
Das Argument, ich bin so toll im Job, mich wirft niemand raus, zählt für mich nicht; da wüsste ich sofort einige Gegenbeispiele von hervorragend qualifizierten "Bekanntinnen" anzuführen, die teils sogar akademische Grade innehaben und trotzdem längst Stammgäste beim AMS sind.
Mag sein, dass dies bei Jasminchen anders lief, sie ist speziell qualifiziert und, was mAn noch wichtiger ist, sie sieht gut aus, ist also im betriebswirtschaftlichen Sinn "herzeigbar."
Verlassen würde ich mich jedenfalls nicht auf die Toleranz des Arbeitgebers, egal was er vorher quatscht, die Realität in der Privatwirtschaft sieht für die meisten von uns anders aus. Bei einer mir bekannten Zivilingenieurin dauerte es immerhin fast zwei Jahre bis sie rausflog, aber letztlich flog sie doch. Und das auf Betreiben ihrer Arbeitskollegen. Ihren Job übernahm eine Cis-Frau.
Besonders fällt unsereiner das auf den Kopf, wenn frau nachher auch noch mit einem Haufen Schulden dasteht. Bei Scheidung, Vorkrediten, Alimentationszahlungen, Unterhaltszahlungen, verlorener Wohnung, hohen Behandlungskosten, vulgo: zerbrochener sozialer Existenz, ein recht häufiges Schreckensbild.
Besser mit allem rechnen, sich rechtzeitig auf den schlimmsten Fall einstellen und auf alle Eventualitäten vorbereiten, so gut es eben geht.

Shabana Smile


RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Yuna - 03.06.2012

Ich hab mich bis jetzt in der Arbeit noch nicht geoutet. Das Risiko ist mir einfach zu hoch, da ich einfach im Falle des Falles niemanden hätte, wo ich zwischenzeitlich wohnen könnte. Meine Eltern wohnen gut 300km im anderen Bundesland. Abgesehen davon brauch ich Geld für Psychotherapie, Laserung, Wohnung, Auto usw. Ich könnte es mir nicht leisten (wollen), arbeitslos zu sein.

Meine Firma besteht aus wenigen Mitarbeiter. Zwar recht nett aber voller Männlichkeit. Deshalb ist schwer einzuschätze, wie sie alle reagieren würden.

Aufjedenfall passe ich erstmal meine Stimme und mein Aussehen an (aus diesem Grunde ist das Aussehen bzw. Passing für mich doppelt wichtig und ich bin eine Perfektionistin darin - nie passt was).
Nebenbei such ich mir auch alle möglichen Nebenjobs um einfach so viele Connections wie möglich zu knüpfen. Sollte ich dann mal gekündigt werden, vielleicht hab ich dann ja Glück, dass einer meiner ehemaligen Arbeitgeber keinen Wert auf das Geschlecht legt.

Aber ganz verzweifelt bin ich auch nicht, denn ich habe eine Ausbildung, wo es oft egal ist, ob Mann oder Frau dies ausübt. Zudem arbeitet meine Mutter im selben Bereich und auch hier habe ich einige Chance auf eine gutbezahlte Arbeitsstelle.

Ich habe den ganzen Thread durchgelesen und allgemein das Forum durchleuchtet. Habe einige neue Erkenntnisse dazugewonnen aber jetzt will ich noch im speziellen fragen:
was für Tipps sollte ich beim Outing beherzigen und was sollte ich unterlassen.
Wenn ich mal reden kann, ist mein Schnabel leider riesengroß Sad


RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Shabana - 03.06.2012

Zunächst einmal solltest du dich erst outen, wenn du ganz sicher bist, diesen Weg auch gehen zu wollen. Das gesprochene Wort klingt in die Ewigkeit, und ein derartiges Outing kannst du nie wieder restlos zurücknehmen, so du es dir noch anders überlegen wolltest.
Berufliche Vielseitigkeit ist für unsereiner von großem Vorteil, je mehr berufliche Standbeine man hat, desto weniger leicht fällt man wirtschaftlich um.
Wie du beim Outing vorgehen sollst, ist so individuell, dass es dafür keine allgemein gültigen Richtlinien gibt. Ein Gespräch mit der Firmenleitung wäre jedenfalls ein guter Anfang, bevor man noch die Kollegenschaft informiert. Wenn die Reaktion positiv ausfällt, solltest du gleich am nächsten Tag reinen Tisch machen und dich gegenüber jederman so zeigen, wie du empfindest. Wenn nicht, am besten sofort einen anderen Job anpeilen, wo du dich schon im neuen Geschlecht vorstellst. Nur wenn du glaubhaft wirkst, kannst du darauf zählen, von deinen Kollegen und der übrigen sozialen Umgebung ernst genommen zu werden.
Wie es dann beruflich weitergeht, kann nicht vorhergesehen werden, aber ich drücke dir jedenfalls beide Daumen für ein gelungenes Outing und vor allem, dass du deinen Job behältst.

Lieben Gruß, und mutig sein,
Shabana Smile


RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Yuna - 03.06.2012

(03.06.2012, 16:14)Shabana schrieb: Zunächst einmal solltest du dich erst outen, wenn du ganz sicher bist, diesen Weg auch gehen zu wollen.
Ich hoffe du bist mir nicht böse wenn ich das jetzt so schreibe:
Ich habe mich bei jedem schon geoutet, bis auf die Firma. Diesen Satz, den du gerade geschrieben hast, sagt mein Vater auch immer, weil er meine Meinung nicht akzeptieren will und es als "in den Kopf gesetzt" abtut. Jedes mal, wenn ich diesen Satz höre, könnte ich ausflippen Angry

JA ich habe mich entschieden. JA ich hatte 10 jahre Zeit, mir alles durch den Kopf gehen zu lassen. JA ich möchte diesen Weg gehen, egal welche Steine man mir in den Weg legt und JAAAA ich bin mir sicher dass ich das will !

Danke für deine restliche Meinung. So ähnlich hab ich auch schon gedacht, aber gut dass das so bestätigt wurde.
Muss ich mich mit dem Outing also noch gedulden, bis meine Stimme feminin klingt. Besser so als nicht ernst genommen zu werden. Smile