Depathologisierung - Stoppt F64.0 - Druckversion +- TransGender.at Forum (http://community.transgender.at) +-- Forum: Trans* Themen (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Rechtliches und Transpolitisches (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=4) +--- Thema: Depathologisierung - Stoppt F64.0 (/showthread.php?tid=424) |
RE: Depathologisierung - Mike-Tanja - 12.12.2011 Derzeit spricht alles dafür, dass eine gewisse Form der De-Pathologisierung von Seiten der WHO approbiert werden wird. Das Ganze wird unter dem Vorzeichen "wissenschaftliche Neu-Kategorisierung" laufen, also wird man es auf der politischen Schiene kaum bekämpfen können (schaut nie gut aus, wenn die "Politik" der "Wissenschaft" etwas vorschreiben möchte, auch wenn die Grenzen in dieser Sache fließend sein mögen!). Wahrscheinlich läuft es auf eine radikale Reduzierung der derzeitigen F-64.X-Diagnosen hinaus, entweder auf F-64.0 und F-64.2 oder auf eine einzige Diagnose "tiefgreifende Störungen der Geschlechtsidentität". Wie die Krankenkassen dann drauf reagieren werden, ist völlig offen. Eventuell ändert sich für TS gar nix, eventuell unternehmen die Kassen einen Versuch, sich aus der Verantwortung zu stehlen. Denn bei denen läge dann der Ball (an der Sachlage und an den Gesetzen würde sich ja nichts ändern). Das dürfte meiner Einschätzung nach so ungefähr das Szenario sein, auf das sich die Community in Österreich einstellen muss. Pathetische Kampfaufrufe und Schwüre à la "bis zum letzten Blutstropfen".....na ja. Aber wir brauchen wohl einen Plan, am besten einen Plan A und einen Plan B. Für ziemlich sinnlos halte ich die Ansätze, eine Änderung der ICD verhindern zu wollen oder eine Sonderregelung im ASVG zu verlangen. Das erstere geht, wie schon gesagt, nicht auf der politischen Schiene, das zweitere dürfte unser derzeitiges politisches "Kampfgewicht" weit übersteigen, jedenfalls in "Zeiten wie diesen". Mein Ansatzpunkt wären daher die Krankenkassen und eine Mixtur aus guten Sachargumenten und dem Wunsch der KK-Funktionärscliquen, keinesfalls als unsozial an den Pranger zu kommen. Die fürchten sich vor schlechtem Medienecho im Zweifel nämlich genausosehr wie vor dem Rechnungshof. RE: Depathologisierung - Mike-Tanja - 13.12.2011 (12.12.2011, 23:33)Angelika schrieb: [hier gekürzt] Mit Sachargumenten brauchst den KK gar nicht zu kommen, weil die iteressieren die Chefärzte nicht im Geringsten. Man sollte aber auch dazuschreiben, warum sie das meines Wissens (nicht) machen (und warum es keine anders lautenden "politischen Vorgaben" gibt): Die Diagnose F-64.0 bezeichnet eine psychische Erkrankung. Wenn ich als Kassen-Chefärztin/Chefarzt zur Behebung oder Linderung einer psychischen Störung einer Trans*Frau besagten plastisch-chirurgischen, also körperlichen Eingriff bewillige, dann muss ich das anschließend auch bei jeder Bio-Frau tun, die wegen Unzufriedenheit mit ihrem Körper an einer psychischen Erkrankung (Depression u.ä.) leidet. Denn der hilft das genauso. Alles andere wäre eine Privilegierung einer Patientinnengruppe im Bereich der psychischen Erkrankungen, also eine Ungleichbehandlung, eine Ungerechtigkeit. Ich kann es nur Pi x Daumen schätzen, aber dann kämen sicher einige Fälle à 5000 € mehr auf die Kassen zu. Das ist eben einer der Nachteile, als Patientin mit einer psychischen Störung diagnostiziert zu sein. RE: Depathologisierung - Ulli - 13.12.2011 Was mich an dieser Diskussion befremdet ist folgendes: 1. Warum setzen sich Tivis (Selbstefinition Mike Tanja) für eine gänzliche Abschaffung von F64xxx ein (Angelika hat es ja schon mehrmals eingehend erklärt worum es geht). Tivis brauchen keine Behandlungen, drum können auch deren F64 weggenommen werden - kein Problem. 2. Was mir missfällt ist der "Kampf" von gewissen Personen (Trans X) und wie versucht wird die Cummunity zu spalten - insbesondere ChrissyWien, das hab nicht nur ich bemerkt, das st nicht gut. Und ich rede da als freie (Welt) Bürgerin. Solange man nicht bereit ist über den eigenen (Interessens) Tellerrand zu blicken vermag zeugt nicht gerade von gesamtheitlichem Denken und auch die Notwendigkeiten von betroffenen TS zu integrieren und sie mit zu unterstützen - traurig aber wahr! 3 Ich sehe auch die Gefahr einer Spaltung der hiesigen Community (falls sie eh nicht schon faktisch eingetreten ist). Also sollten mal alle in sich und auf einander zugehen. Danke schön. RE: Depathologisierung - Mike-Tanja - 13.12.2011 (13.12.2011, 16:53)Ulli schrieb: [hier gekürzt] Schön gesagt/geschrieben, letzterem stimme ich ganz zu. Und ich sehe keine Spaltung der Community. Es gibt punktuelle Meinungsunterschiede in der Frage der De-(Psycho-)Pathologisierung, zweifellos. Aber es gibt auch, so sehe ich es, einen Grundkonsens, dass die TS-Gesundheitsversorgung auf Kosten der sozialen Krankenversicherung gesichert bleiben muss. Darauf kann man doch aufbauen, oder? RE: Depathologisierung - Ulli - 13.12.2011 (13.12.2011, 18:39)Mike-Tanja schrieb:(13.12.2011, 16:53)Ulli schrieb: [hier gekürzt] Ich schon Zweifel hab), bitte erkläre das mal den anderen von Trans X (insbesondere ChissieWien). Zumindest in der Art und Weise wie man sich äußert sollte überdacht werden. Nach dem Motto: Zuerst denken,dann schreiben oder reden! Es macht einfach keinen Sinn so vor zu gehen! Nur manche haben eben kein Gespür dafür. Also geht auf einander zu und redet darüber, diese Grabenkämpfe (persönlicher Art) haben da nichts zu suchen, dazu steht zu viel auf dem Spiel. Ich sag immer meine Meinung - wo ich will, wann ich will und was ich will - weil ich unabhängig bin und nirgendwo in einer Tg Organisation verankert bin. Also los geht`s: Geht auf einander zu und findet eine gemeinsame Sprachregelung nach aussen hin! Stoppt F64.0 - Sandra_Graz - 06.03.2012 Das regt mich ganz schön auf, Nicht nur das wir Transsexuellen Versuchskaninchen und auch Spielball in der Politik sind. Unsre Menschenrechte werden auch nicht richtig vertreten. Am besten wäre es einen Politiker zu haben der selbst Transsexuell ist. Mir geht der Hut hoch wenn ich in diversen foren lese wie wir behandelt werden. Mein aufruf Transsexuelle sind auch Menschen!!!! Würde mich freuen mit euch zu diskutieren!!!! Alles Liebe Sandy
[attachment=52] [attachment=51] RE: Stoppt F64.0 - Dodo - 06.03.2012 Ich für mich sehe TS auch nicht als Krankheit an. Aber dennoch bin ich froh, das der Gesetzgeber TS als psychische Störung sieht und somit auch die Kosten der Therapie übernimmt. Ohne Krankheit keine Therapie. Ich denke unsere menschenrechte werden genau gleich vertreten wie die von jedem anderen, nämlich gar ned oder wenig. Das Problem ist das Jammern alleine nix hilft, für veränderungen müssen wohl oder übel auch tataen folgen. oder wie es Albert Einstein sagte Die reinste Form des Wahnsinns ist es, alles beim Alten zu lassen - und gleichzeitig zu hoffen, dass sich etwas änder Zur Diskriminierung ..... mag sein das es zutrifft, ich bin bislang weitgehen von diskriminierenden Handlungen verschont worden. aber was nicht ist kann ja noch werden. Nur werde ich mich dann nicht in meinen 4 Wänden vergraben und darüber zu wettern wie schlecht und inteollerant doch unsere Gesellschaft ist. Eines was ich gelernt habe in den vergangenen Monaten ist das wir TS immer wieder Tolleranz fordern aber selber es nicht sind. Tja ich leb mein leben so wie ich es für richtig halte, wenn jemand damit ein problem hat dann kläre ich diese personen auf und meist versteht es dann auch der ottonormalverbraucher. RE: Stoppt F64.0 - Angelika - 06.03.2012 Tja, diese Entpathologisierungsbewegung, denn dabei geht es ja bei der Forderung nach dem Stopp von F64.0, oder besser gesagt der Streichung der gesamten F 64.x-Reihe aus dem ICD, hat ihren Ausgang in Amerika und Asien. Ursprünglich scheint ein Dr. Zucker, Psychiater aus Toronto (siehe http://en.wikipedia.org/wiki/Kenneth_Zucker) dahinterzustecken. Fakt ist, dass es in Asien und Amerika ohnehin keine Kostenübernahmen der Behandlungskosten durch das öffentliche Gesundheitssysterm gibt, weswegen es ja verständlich ist, dass die Betroffenen dort nicht als psychisch krank gelenten wollen. Transgender Europe hat diese Forderung dann irgendwann übernommen, denn auch in vielen Ländern Europas gibtr es keine Kostenübernahmen. Für uns in Österreich, aber auch in Deutschland, der Schweiz und einigen anderen Ländern, würde eine Streichung von F 64.0 aber bedeuten, dass die KK zukünftig weder HRT noch GA-OP oder sonstige mit TS im Zusammenhang stehende Behandlungen zu bezahlen bräuchten. Diesbezügliche Aussagen von Verantwortlichen einiger KK liegen mir bereits vor. Speziell in Österreich stützt sich die Kostenübernahme ja nicht direkt auf den ICD, sondern auf das ASVG. Dort ist im § 117 klar definiert wofür die KK bezahlen müssen. (Nachzulesen unter http://www.ris.bka.gv.at ASVG, § 117.) Aus den dort aufgezählten Gründen ist nur der Punkt 2. (....aus dem Versicherungsfall der Krankheit: Krankenbehandlung (§§ 133 bis 137), erforderlichenfalls medizinische Hauskrankenpflege (§ 151) oder Anstaltspflege (§§ 144 bis 150); (BGBl. Nr. 704/1976, Art. II Z 2) - 1.1.1977; (BGBl. Nr. 676/1991, Art. II Z 7) - 1.1.1992.....) auf TS anwendbar. Kommt es nun zur Streichung des F 64.0, dann ist TS ab diesem Zeitpunkt keine Krankheit mehr, und somit wäre der Punkt 2. des § 117 ASVG nicht mehr anwendbar. Prä-OP-TS oder Non-OP-TS müsten also ab diesem Zeitpunkt für alle erforderlichen Behandlungen selbst aufkommen. Für Post-OP-TS wären andere Diagnosen, wie z. B. "schweres klimakterisches Syndrom" für die Hormongabe, anwendbar, da der Mensch ja Hormone beötigt, Post-OP-TS diese aber nicht selbst produzieren können. Operierte Transfrauen sind daher ebenso zu behandelnt, wie Cisfrauen, denen z. B. die Eierstöcke entfernt werden mussten. Eventuelle Depressionen, die sich aus der Nichtbehandlung von TS ergeben könnten, würden dann vermutlich mit konventionellen psychiatrischen Methoden behandelt. (Gabe von Psychopharmaka, bzw. stationäre Aufnahme an einer psychiatrischen Klinik.) Wir von Trans-Austria sind uns der Problematik bewusst, und sameln daher derzeit Utnerschriften für eine Beibehaltung der Kostenübernahmen der Behandlung transidenter Personen. (siehe http://www.trans-austria.org/trans-austria/index.php?option=com_content&view=article&id=143:behandlungskosten-fuer-transidente-personen&catid=1:allgemein) Unterschriftenlisten können dort als PDF-File heruntergeladen werden. Volle Listen bitte an die dort angegebene Vereinsadresse schicken oder bei einer von uns abgeben. Wir freuen uns über jede Unterstützung. Was die politische Arbeit betrifft, so haben wir eine SoHo-SPÖ_Themenesektion "Transgender" im 15. Wiener Gemeindebezirk ins Leben gerufen, wo wir uns auch über jede und jeden, der hier im Rahmen der SPÖ politisch mitarbeiten möchte, freuen würden. Nähere Infos bitte via PN. RE: Stoppt F64.0 - mrs.moustache - 06.03.2012 Um in Freiheit zu leben, zerschlägt manch hastige Mensch sein Haus... F 64.0 ist kein Problem für mich, der 0815 bürger hat keine ahnung davon. entweder er is offen eingestellt oder nicht. ich hörte aber nie jemanden sagen, nachträglich,dass ich doch F64.0 sei und wie schlimm das wär. weder in den worten noch sonst wie. Lassen wir doch bitte alles beim alten,solang damit der großteil damit gut fährt oder? ;D RE: Depathologisierung - Stoppt F64.0 - Mike-Tanja - 06.03.2012 Da die Diskussion schnurstracks auf die gelegten Schienen (Stichwort: "Retterinnen der verlorenen Diagnose" ) gerollt ist, habe ich dieses Thema mit dem altbekannten "Depathologisierung"-Thread fusioniert (und aus dem Medizin-Bereich umquartiert; ist eh mehr ein politisches Thema). Jetzt können alle leicht und einfach nachlesen, was schon gesagt worden ist (und sich dann auf eigene Gefahr wiederholen). Mögen die Spiele beginnen! Edit & PS: meine weiter geltende Meinung steht schon weiter oben: Posting #82 |