Tatort - Die Amme - Druckversion +- TransGender.at Forum (http://community.transgender.at) +-- Forum: Trans* Themen (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: [International] br> In den Medien (Rundfunk, Filmen, Büchern, Zeitschriften, ...) (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=24) +--- Thema: Tatort - Die Amme (/showthread.php?tid=5588) |
RE: Tatort - Die Amme - Kosmonautin - 07.04.2021 Ah super danke. Wers für übertrieben hält muss ja keine Emails schreiben. und: Die Opferrolle ist nicht erstrebenswert, sie ist vor allem in anderen Ländern pure Realität. Und damit dass hier auch nicht so wird, wäre es mal gut sich mit uns richtig auseinanderzusetzen, ohne Kitsch, ohne Klamauk und ohne ein Feindbild zu schüren. Möge es auch keine Absicht gewesen sein, es ist mittlerweile halt schon was fade, billig und faul. RE: Tatort - Die Amme - Bonita - 08.04.2021 (07.04.2021, 12:59)chipsi schrieb: ... Passend dazu: Disclosure: Hollywoods Bild von Transgender (2020) RE: Tatort - Die Amme - Rabenmädchen - 08.04.2021 Blackfacing hat es auch gegeben, wo Schwarze von Weißen dargestellt und lächerlich gemacht wurden. Gleiches gilt für indogene Amerikaner. Noch früher gab es Kuriositätenshows, wo ungewöhnliche Menschen als „Monster und Mutanten“ dem zahlenden Publikum präsentiert wurden. Tausend Jahre deutscher Film“kunst“ sind voll mit Zerrbildern von Juden und „bolschewistischen Untermenschen“ – allerdings gab es das auch schon vor und auch nach dieser dunklen Zeit. Usw. Nur weil es etwas schon seit je her gegeben hat, ist das noch lange kein Grund, es weiter zu tun, wenn sich herausgestellt hat, dass es falsch ist. RE: Tatort - Die Amme - Rabenmädchen - 08.04.2021 (07.04.2021, 13:51)chipsi schrieb: Dann wäre es vielleicht klug mit bestimmten abwertenden Begriffen gegenüber allen möglichen Gruppen nicht auch noch hier herum zu werfen als gebe es kein Morgen. Nur so als Idee. Je öfter ein Begriff verwendet wird umso mehr wird er ja vermutlich auch legitimiert. Ich gebe dir aber insofern recht, weil ich auch glaube dass der Begriff leider nach wie vor weit verbreitet ist und sehe diesbezüglich wenig Hoffnung dass sich daran in absehbarer Zeit irgendwas ändern wird. Die Gründe dafür sind aber ein eigenes Kapitel. Die Bevölkerungsgruppe, in der solch abwertende Begriffe noch lebendig sind, wird in ihrer irrigen Ansicht über trans Menschen bestärkt durch die Darstellung eines Psychopathen in Frauenkleidern, der sich als Frau ausgibt. Deshalb habe ich mir die dichterische Freiheit genommen, diesen Begriff zu verwenden. Deiner Ansicht über die Verwendung solcher Begriffe stimme ich völlig zu. Wenn sich jemand angegriffen fühlt, diskriminiert, herabgesetzt, oder anders ausgedrückt: wenn jemand seine Würde als Mensch angetastet sieht und darum bittet, dies sein zu lassen, erfordert nicht nur das Grundgesetz, sondern auch die gute Kinderstube, Empathie und Respekt, dass dem entsprochen wird. So haben Vertreter der Sinti und Roma gebeten, das Z-Wort nicht mehr zu benutzen, da es zwischen 1933 bis 1945 verwendet worden war, um Angehörige dieser Gruppen zu stigmatisieren, einzusperren und zu ermorden. Folgerichtig hat Knorr seine schmackhafte Soße umbenannt. Dies war erst einmal Anlass zu einer „lustigen“ Satire: „Tschüss Zigeunersoße WDR 5 Morgenecho - Satire. 19.08.2020. 02:36 Min.. Verfügbar bis 19.08.2021. WDR 5. Von Peter Zudeick. Knorr benennt seine Zigeunersoße um. Kommt jetzt auch das Ende der Jägersoße? Und was wird aus dem Wiener Schnitzel? Irgendwer ist immer beleidigt, und bald haben wir nichts mehr zu essen, meint Peter Zudeick in seinem satirischen Schrägstrich.“ https://www1.wdr.de/mediathek/audio/wdr5/wdr5-morgenecho-satire/audio-tschuess-zigeunersosse-100.html Hier zeigt sich, warum BRDschland in den Pisastudien so schlecht abschneidet: Bei einer guten Schulbildung hätte Peter Z. gewusst, dass „Wiener“ und „Jäger“ weder verfolgt noch ermordet worden waren, nur weil sie Wiener und Jäger sind, dass also eine Gleichsetzung mit dem Wort „Zigeuner“ jeder intelligenten Grundlage entbehrt und seine „Satire“ in sich schon wieder diskriminierend ist. Wohl als Folge dieser „Satire“ veranstaltete der WDR dann ein Hearing: https://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/die-letzte-instanz/video-die-letzte-instanz---der-meinungstalk-mit-steffen-hallaschka-folge--122.html Alle „Weißen“ waren ebenso wie 84,1% in einer nicht repräsentativen Umfrage (also ohne jeden Aussagewert) der Ansicht, dass das Ende der Zigeunersoße KEIN notwendiger Schritt sei. Nachdem sich Betroffene und intelligentere Menschen zu dieser Sendung geäußert haben, kam vom WDR diese Reaktion: „Anmerkung der Redaktion: Diese Folge der „Letzten Instanz“ steht unter starker Kritik - und das zurecht. In der „Letzten Instanz“ sollen kontroverse Themen auf unterhaltsame Weise diskutiert werden, und dabei darf natürlich jeder Gast seine Meinung äußern. Aber rückblickend ist uns klar: Bei so einem sensiblen Thema hätten unbedingt auch Menschen mit diskutieren sollen, die andere Perspektiven mitbringen und/oder direkt davon betroffen sind. Wir lernen daraus und werden das besser machen.“ https://www1.wdr.de/unterhaltung/show-und-talk/die-letzte-instanz-mit-steffen-hallaschka-folge-acht-100.html Alle Beteiligten baten um Entschuldigung für ihr törichtes Verhalten in der Sendung, außer Thomas G., der sinngemäß äußerte, er sei zu alt und zu verknöchert, um seine Sprechgewohnheiten zu ändern. Lohn dieser Aussage waren gutbezahlte Fernsehauftritte, zuletzt bei DSDS als Vertretung für Dieter B. Was hat das mit dem Tatort „Die Amme“ zu tun? Zuerst einmal äußern – wie bei der obigen Fernsehsendung – Betroffene ihre Getroffenheit. Als Folge kommt vom Sender keine Bitte um Entschuldigung, sondern eine Erklärung, dass das Ganze ja anders gemeint sei und die künstlerische Absicht nicht gut genug ausgearbeitet worden sei. Eine öffentliche Reaktion findet nicht statt. In Übertragung des Denkens einiger Bevölkerungsschichten (den besagten nicht-repräsentativen 84,1%), welche im massenhaften Ermorden von Menschen, die einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden, kein Problem sehen, wenn Herr Thomas G., der Wetten-Dass-Quotenkönig damit auch kein Problem hat – wieso sollten dann entsprechende Bevölkerungsschichten ein Problem damit haben, trans Personen als gemeingefährliche Psychopathen in Frauenkleidern zu sehen, wo doch der ORF solches verbreitet ohne zumindest eine spätere „Anmerkung der Redaktion“? Opfer sind nicht von vorneherein bessere Menschen als Täter. Aber trans Menschen sind überproportional häufiger Opfer als Täter (wie Frauen überproportional häufiger Opfer als Täterinnen sind). Am häufigsten aber sind Männer selber Opfer – wie auch die meisten TäterInnen Männer sind. Eine Sendung wie der „Tatort“ ist nicht als Science Fiction und auch nicht als Fantasy deklariert. Seine Handlung ist zwar ausgedacht, doch die Kategorie „Krimi“ verlangt, dass sie sich an der Realität orientiert. Je realer die Situation dargestellt wird, um so größer der wohlige Schauer bei den Zusehenden, dass dies alles ja auch ihnen widerfahren könnte und es zum Glück nicht widerfahren ist. Hierdurch gewinnt das Geschehen im Fernsehen eine Wirklichkeit trotz des dumpfen Wissens, dass es nur eine Fiktion und die agierenden Personen bezahlte Schauspieler sind (wie auch in der besagten WDR-Sendung). Diese Wirklichkeit übertragen die Zusehenden auf jene Bereiche ihres Lebens, in denen sie noch keine realen Erfahrungen gemacht haben. Noch schlimmer ist, dass das Gehirn hierdurch vorgeprägt wird: Es erwartet, genau das zu sehen und zu erleben, was es virtuell bereits erfahren hat (analog z.B. zu einem Flugsimulator). Und daraus folgt die Gleichsetzung, wenn solche Menschen dann zum ersten Mal einer trans Frau mit ungünstigem Passing im real life begegnen: Mann in Frauenkleidern = Psychopath = Gefährlich |