Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Druckversion +- TransGender.at Forum (http://community.transgender.at) +-- Forum: Trans* Themen (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Rechtliches und Transpolitisches (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=4) +--- Thema: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? (/showthread.php?tid=203) |
RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Shabana - 03.06.2012 Hi Yuna, ich bin dir natürlich nicht böse und wenn ich dich mit meiner Schreibe verletzt habe, tut mir das Leid. Aber ich wusste ja nicht, wo du genau stehst und was du schon getan hast. So wie du schreibst, weiß es ja deine engste soziale Umgebung bereits und steht offenbar auch hinter dir. Zitat:Muss ich mich mit dem Outing also noch gedulden, bis meine Stimme feminin klingt. Besser so als nicht ernst genommen zu werden. Nein, musst du nicht, mAn. Du kannst deine Stimme ruhig fertig entwickeln, nachdem du dich betrieblich geoutet hast. Gerade wenn andere sehen, wie sehr du dich bemühst, wirst du ernst genommen. Shabana RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Yuna - 03.06.2012 Es weiß praktisch jeder und jede (bis auf Leute, die mich sowieso nur Mobben würden = alte Schulkollegen). Wenn mich irgendwelche Damen anschreiben und mein männliches Foto kommentieren (bist du single, hübsches Foto etc.), dann sag ich ihnen direkt, dass ich kein interesse habe und TS bin. Bis jetzt noch nie was negatives gekommen, ganz im Gegenteil. Muss auch sagen, dass ich nur ein Foto habe (=Passfoto), habe von meinem männlichen Aussehen nie welche gemacht weil ich das nicht ansehen konnte. Das war praktisch nicht ich drum hat mir auch nie ein Foto gefallen. Also ich übe schon seit Jänner mit dem PDF von Deep stealth Productions. Leider ist nie wirklich was dabei rausgekommen. Denke aber es war nicht umsonst, denn mit dem Video was ich kürzlich gefunden habe (= die CD was die damals verkauft haben), konnte ich nun einige Übungen mehr und vorallem richtig machen. Bin bei Übung 43 und ja mal schauen, wie sich das in den nächsten Monaten entwickelt. Zur Logopädin geh ich am 6 (mal ein Feedback holen) und am 20 nochmal zur Psychotherapie um die Überweisung für das letzte Gutachten zu holen. Da werde ich dann gleichzeitig entscheiden, ob es mit der aktuellen Stimme sinnvoll wäre, sich im Unternehmen zu outen. Stimme ist halt sehr wichtig, da ich ja Kundenkontakt habe. Passing optisch sage ich mal gewagt ist derzeit "ok". Hatte mal ein altes Foto drinnen (onlinegaming - Counterstrike) das einige kennen. Wenn ich nun mit dem neuen Foto online komme und die Männer sich immer aufregen, warum die Frau so gut ist, dann kommt von den anderen (die mein altes Foto kennen - leider) immer "die xxxx ist nur ne halbe Frau". Als Antwort kommt dann meist: "wirklich? Schaut aber aus wie ne Frau" Nunja danke trotzdem für dein Feedback, das baut mein Selbstvertrauen weiter auf. Denke ohne die heutigen Posts würde ich gar nicht dran denken, mich in naher Zukunft (einige Wochen) zu outen (in der Firma). Sorry, dass ich immer soviel Text zu wenige Text schreibe. Wie gesagt mein Schnabel (auch virtuell) ist leider oft sehr groß. RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - jasminchen - 03.06.2012 (03.06.2012, 18:26)Yuna schrieb: Denke ohne die heutigen Posts würde ich gar nicht dran denken, mich in naher Zukunft (einige Wochen) zu outen (in der Firma).Also ich würde mich noch nicht outen. Der Grund ist, dass du absolut kein Gefühl dafür hast, wie die Sache ausgehen könnte. Ich habe 2 Jahre vor dem Outing einmal mit einem Kollegen gesprochen und ihn nach seiner Meinung gefragt. Das war positiv und er teilte meine Einschätzung, dass es der Firma egal wäre, ob ich als Mann oder Frau Software schreibe. Natürlich ist deine Firma klein und es mag schwer sein eine Person zu finden, die schon länger in der Firma ist und der du vertrauen kannst, aber lass dir das durch den Kopf gehen. Weiters solltest du schon viele Gutachten in der Tasche haben, damit du die Vornamensänderung gleich nach oder kurz vor dem Outing durchführen kannst. Das habe ich auch so gemacht und dann passen die Papiere und zum Erscheinungsbild. Ich habe auch schon einen Monat vor den Outing mit den Hormonen begonnen. Ich habe die Reihenfolge so gemacht: Die folgenden durften es nicht weiter sagen, was sie auch nicht getan haben weil ich das machen wollte. Es ist ganz wichtig, dass immer alle es aus deinem Mund erfahren und nicht stille Post gespielt wird. - Direkter Chef - Chef des Chefs - Betriebsrat Dann war ich bei denen: - Oberste Chefin - Personalchefin Zuletzt bei der Personalchefin, weil die am unsympathischten war und insofern auch unwichtig, weil der Betriebsrat und die oberste Chefin auf meiner Seite standen. Ich bin damit übrigens zur obersten Chefin und nicht zum Chef gegangen, weil man mit so was zu "Mama" und nicht zum Papa geht. Das habe ich ihr übrigens auch so gesagt. Zwischen den Gesprächen lagen durchaus mehrere Tage und alle hielten dicht! Die letzten beiden habe ich aufeinander gemacht, mit einer Stunde Abstand. Nach den Gesprächen kamen meine direkten Kollegen an die Reihe und dann, kurz vor dem verlassen der Firma, meine Outing eMail an den ganzen Konzern. Am nächsten Tag kam Jasmin, dezent geschminkt, in Hose und Bluse und nicht zu hohen Absätzen in die Firma. Die Stimme wurde ab diesem Tag umgeschaltet. Die Menschen brauchen Zeit sich an das neue Erscheinungsbild zu gewöhnen. Also nicht gleich schockieren. 5 Tage nach dem Outing war die Namensänderung durch und dann wurden erst die Computer und eMail Adressen umgestellt. 2 Wochen später, bei der Weihnachtsfeier, habe ich dann viele Komplimente bekommen und da hatte ich das erste mal einen Rock und höhere Pumps an. Überfordere deine Kollegen nicht! RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Yuna - 03.06.2012 Ok danke ich lass mir das nochmal durch den Kopf gehen RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Andrea - 03.06.2012 Am Arbeitsplatz Outen das is so ne sache... Bei mir war es so da mir im Oktober des letzten Jahres meine Transsexualität über den Kopf gewachsen ist habe ich beschlossen meine damalige Arbeit zu beenden. (Arbeitete in einem Installationsunternehmen). So nachdem ich dann mit meiner Therapie begonnen hatte war ich bis dato noch immer Arbeitslos. Nach dann 1 1/2 Monaten bekam ich eine SMS von meiner ehmaligen Chefin... In der SMS stand: Gibt es irgendeine möglichkeit das ich sie wieder zurückgewinnen kann? Würde ihnen auch eine Stelle im Verkauf anbieten wenn sie das wollen. MfG Puh, dachte ich mir was soll ich nun machen? Ja oder Nein? Nach zwei Tagen andauernden überlegen entschied ich mich für Ja. Irgendwann muss man ja mal wieder Arbeiten gehen will ja dem Staat und dem Volk net ewig auf der Geldbörse sitzen. Ich muss euch sagen ich war noch nie so nervös bei einem Telefonat wie diesem. Also rief ich meine ehmalige Chefin an und sagte das ich die Stelle gerne annehmen würde... aber das da noch ein paar sachen zu ''bereden'' wären. Als es dann zum Treffen kam Ohgott war ich nervös... und wir uns gegenüber saßen ließ ich die ''Bombe'' platzen. Mein Outing begann so: Wissen sie was Transsexualität ist? *Puls war auf 200*. Dann paar Sekunden schweigen... Ich malte mir schon die blödesten Kommentare in meinem Kopf aus... Meine ehmalige und jetzige Chefin sagte Hr. W. das is überhaupt kein problem. *Dann kam das große schweigen von meiner Seite* Dann machte sie so nen kleinen schmunzler *gg*. Ich kann euch das Gefühl garnet beschreiben wie Happy ich war, das war so als ka. mit welchen Worten ich das fassen kann. Jedenfalls dauerte das Gespräch dann noch ca. 15 Minuten wir redeten dann über meine Zukunft, wann ich als Frau dann Arbeiten kommen werde wie das mit den ganzen Arztterminen aussieht usw. Ich kann euch sagen mir standen fast Tränen in den Augen. (Klingt vll. n bisschen übertrieben aber ich hatte echt keine Ahnung was ich als gelernte Installateurin angehen soll...) Nun denn seitdem sind jetzt über fünf Monate vergangen und ich kann nur sagen beste entscheidung nach meinem Outing ever. Ps.: Hatte dann auch noch n paar ''intressante'' Gespräche mit meinen Kollegen... dazu aber ein anderes mal RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Angelika - 03.06.2012 Ich gratuliere Andrea. Das ist ganz toll und ich freue mich für Dich. Frau kann das mit dem Coming Out in der Firma drehen und wenden wie sie will. Es gibt einfach kein Patentrezept, und was in einem Fall passt, kann bei einer anderen grundfalsch sein. Ich selbst habe etwa Mitte 2003 mein Coming Out in der Firma und in der Partei gehabt. In der Partei ist es wider erwarten besser gelaufen als ich dachte. Die sind sofort hinter mir gestanden, sodas ich auch mein Bezirksratsmandat behalten konnte. In der Firma habe ich mit dem Personalvertreter und danach mit allen KollegInnen einzeln gesprochen, und zuletzt den Chef informiert. Außer einem Kollegen, der aber keine Verbündeten finden konte, hatte niemand ein Problem. Das größte Problem war, dass sie meinten es nicht zu schaffen dann sofort die Anrede umzustellen. Da habe ich aber gemeint, dass ja niemand einfach im Kopf einen Schalter umlegen kann, und es für mich daher kein großes Problem ist, wenn das einige Zeit dauert. Etwas später habe ich dann auch mit dem obersten Chef gesprochen, der mir seine vole Unterstützung zugesichert hat, weil er das Problem schon aus seinem eigenen Freundeskreis gekannt hat. Damit war es durch, und dann kam die Umstellung Stück für Stück. Irgendwann in dieser Zeit ist mein Erscheinungsbild in Richtung Frau gekippt. Das habe ich bei Außendiensterminen gemerkt, weil ich prlötzlich als Frau angesprochen wurde, ohne das ich geschminkt gewesen wäre, und obwohl ich unisex gekleidet war. Das erste Mal im Rock und geschminkt war ich bei der Weihnachtsfeier etwa ein halbes Jahr später im Büro. Wie gesagt, relativ unspektakulär war das Ganze. Aber ich weiß, dass es nicht immer und überall so geht. Denn wie schon festgestellt, es gibt nun mal kein Patentrezept. RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Eva_Tg - 04.06.2012 Ich denke es kommt auch drauf an, wie eine Firma ihren Mitarbeitern generell gegenüber eingestellt ist. Wenn man Mitarbeiter nur noch als Kostenfaktor sieht, dann wird man sich keine Mühe machen irgendjemanden zu halten, egal um was für Probleme es am Arbeitsplatz geht. RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Mia - 04.06.2012 Ich hab das Wochenende angefangen als Kellnerin zu arbeiten. So nebenbei am Wochenende. Wurde gefragt ob ich das nicht machen könnte, war also relativ stresslos. Das ist so ein kleiner Club, bzw. eine kleine Diskothek in Graz. RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Yuna - 04.06.2012 (04.06.2012, 12:46)Mia schrieb: Ich hab das Wochenende angefangen als Kellnerin zu arbeiten. Wie ist dein Passing bzw. wie reagieren die Leute (ich kenne deinen Status leider nicht. HRT begonen JA/NEIN etc.)? RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen? - Mia - 04.06.2012 Hormontherapie hab ich noch nicht begonnen (aber bald mal) Ob man erkennt das ich Transfrau bin...keine Ahnung, kann ich selber nicht einschätzen, bei genauerer betrachtung bestimmt. An der Stimme auf jeden Fall. Negative Reaktionen gabs keine. |