Trans*Statistisches - Druckversion +- TransGender.at Forum (http://community.transgender.at) +-- Forum: Trans* Themen (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Allgemein (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=2) +--- Thema: Trans*Statistisches (/showthread.php?tid=104) Seiten:
1
2
|
Trans*Statistisches - Mike-Tanja - 21.10.2011 Wieviele Trans*Menschen gibt es nun eigentlich? Ich finde mich immer wieder mit dem Problem konfrontiert, dass ich nicht einmal angeben kann, ob wir eine winzige (unter 1 %) oder eine respektable (10 % und mehr) Minderheit sind. Für transsexuelle Frauen und Männer gibt es über die Sozialversicherung ein paar "harte" Zahlen, aber der Rest scheint eine einzige statistische Nebelbank zu sein. Es fängt schon damit an, dass man, um zählen zu können, vorab Kategorien für die Gezählten festlegen muss, über die weder in der Wissenschaft noch unter Betroffenen Einigkeit zu herrschen scheint. Das macht Umfragen und Stichproben eventuell nur bedingt vergleichbar. Gefragt sind also Zahlen (und Quellen). Für Österreich, andere europäische Länder und den Rest der Welt. RE: Trans*Statistisches - signo - 21.10.2011 Ich denke nicht dass ich hierin statistisch erfasst bin, wundere mich aber schön wie die z.B. auch wissen wollen, in welchem Wählerstrom ich schwimme . RE: Trans*Statistisches - Andrea_CH - 24.10.2011 Statistik beruht auf "Hochrechnungen", was für mich ein anderes Wort für "Schätzungen" ist Also - die mir bekannten Schätzungen laufen darauf hinaus, dass es zwischen 1 Promille und 1 Prozent Transsexuelle in der Mitteleuropäischen Gesellschaft hat - Transvestiten machen zwischen 1% und 10% aus. Die hinterlegte, logischerweise sehr klischeehafte, Bedeutung: Transsexuelle empfinden sich zu 100% dem Gegengeschlecht angehörig und wollen zu 100% so leben Transvestiten empfinden sich zwischen den Geschlechtern, streben kein 100% Leben im Gegengeschlecht an, haben aber keine vordergründige sexuelle Motivation. Wobei mir die 10% extrem hoch erscheint - ausser wenn man die "Fetischfraktion" ;-) auch noch dazuzählt, was aber meiner ganz persönlichen Meinung nach nicht stimmt. Selbstverständlich sind die Grenzen messerscharf und die Betroffenen ändern sich nie - räusper - , aber das ist eine anderes Thema (äh ich hoffe es ist klar wie der vorherige Satz zu verstehen ist) RE: Trans*Statistisches - Mike-Tanja - 24.10.2011 Danke für deine Antwort, Andrea! Ich frage mich immer wieder, ob es denn eine unaufdringliche Methode gäbe, eine signifikante und doch zuverlässig hochrechenbare Stichprobe zu ziehen? Ich habe schon einmal überlegt, selber eine Umfrage zu konzipieren und online zu stellen. Das Problem dabei ist: Wendet man sich direkt oder indirekt an die Betroffenengruppe, sind die Daten sofort unbrauchbar, wenn es um die Zahl und die Verteilung der Betroffenen in Relation zur Gesamtbevölkerung geht. Dafür müsste man eine zufällig ausgewählte Gruppe anschreiben und sie gezielt aber diskret nach TG-Merkmalen befragen. Beschreibt sich - Hausnummer! - einer unter hundert Menschen als TS, dann wissen wir etwas für Pi x Daumen. RE: Trans*Statistisches - Andrea_CH - 25.10.2011 Das Problem einer Onlinerundfrage wird sein, das die kaum eine repräsentative Menge Menschen ausfüllen wird. Da stossen wohl eher Betroffene drauf und gerade von denen gibt es viele Geheimniskrämer die diese dann aus hunderten von nicht nachvollziehbaren Gründen nicht ausfüllen .... Und thema Nr 2 - es ist extrem schweirig Fragen zu stellen die nicht verraten worauf sie zielen. Ach und nach den TG-Merkmalen suchen die Fachleute schon lange ;-) RE: Trans*Statistisches - Eva_Tg - 21.11.2011 Eine gute Frage, wie findet man etwas heraus, was eigentlich keiner wissen soll? Oder läuft irgendwer mit einem Schild rum, auf dem steht: "Ich bin TG"? Ich hab natürlich auch eine Idee, wie man auf anderen Weg an Zahlen oder zu mindestens Schätzungen kommen könnte. Über die Wahrscheinlichkeitsrechnung könnte man doch berechnen, wie groß eine Gruppe sein muß, damit sich zufällig zwei Personen aus eben dieser Gruppe treffen, wenn sie in einer Millionenstadt leben. Auf die Idee bin ich halt gekommen, weil mir auf der Arbeit halt immer wieder andere TGs über den Weg laufen und in einer Stadt wie Hamburg, muß das schon eine recht hohe Zahl sein, damit es eine Wahrscheinlichkeit ergeben kann, die auch eintritt. Besonders dann, wenn man bedenkt, daß es kein einmaliges Ereigniss ist, sondern ein mehrmaliges (fast schon regelmäßig). RE: Trans*Statistisches - Jo* - 21.11.2011 Für Österreich gibt's keine aktuellen Zahlen. Bis 2003 wurden in Österreich 247 Personenstandsänderungen vorgenommen. (http://www.gruene-andersrum.at/oesterreich/artikel/lesen/810) 2009 haben wir bei einem Termin im Innenministerium erfragt, dass es pro Jahr etwa 40 Personenstandsänderungen gibt. Ob das wirklich stimmt sei dahingestellt. Es wäre höchst interessant, wie sich die Anzahl der bewilligten Personenstandsänderungen in den letzten Jahren verändert hat. Dr. Kurt Angel gab an, dass er zwischen 1986 bis 2007 bei 136 Transfrauen genitalanpassende Operationen durchgeführt hat. (http://www.medizin-medien.at/dynasite.cfm?dsmid=78203&dspaid=660532) Es gibt auch international kaum Zahlenmaterial. Aber doch ein paar einigermassen seriöse Versuche, zu sich einer Abschätzung anzunähern: USA :: Lynn Conway - "Wie häufig tritt Transsexualität auf?" http://ai.eecs.umich.edu/people/conway/TS/DE/TSprevalence-DE.html Deutschland :: dgti - "Zahlenspiele, oder: Wo sind sie denn hin?" http://www.dgti.org/index.php?option=com_content&view=article&id=166 RE: Trans*Statistisches - Jo* - 21.11.2011 Historisch interessante Zahlen gibt es in einem Artikel der Österreichischen Juristischen Zeitung (ÖJZ) aus dem Jahr 1981. Also aus einer Zeit vor dem allerersten Transsexuellen-Erlass (1983), als der juristische Geschlechtswechsel noch völlig ungeregelt war und in der es in Österreich keine genitalanpassenden Operationen gab sondern die Leute vor allem nach Marokko operieren gefahren sind. Oskar Edelbacher, Die Transsexualität im Zivil- und Personenstandsrecht, ÖJZ 1981, 36. Jg, H7, S. 173 ff. "Aus einem Bericht des BMI aus dem Jahr 1980, der nicht veröffentlicht ist, ergibt sich, daß bis dahin in 7 Fällen Anträge auf Änderung oder Berichtigung des Geburtseintrages (hinsichtlich der Geschlechtsangabe) gestellt worden sind. In zwei Fällen ist dem Antrag - einmal in Form einer "Berichtigung", das andere Mal in Form einer "Änderung" - stattgegeben worden. Ferner sind in 16 Fällen von Transsexuellen Anträge auf Bewilligung einer Vornamensänderung eingebracht worden; davon ist 13 Anträgen stattgegeben worden, offenbar ohne Berichtigung oder Änderung des Geschlechtseintrags. Von diesen 13 Transsexuellen hatten sich 10 einer genitaländernden Operation unterzogen, die restlichen 3 noch nicht, doch ist fachärztlich bewiesen worden, daß es sich um Fälle von Transsexualität handelt." Der Artikel ist im Übrigen insgesamt ganz spannend zu lesen. RE: Trans*Statistisches - Jo* - 21.11.2011 Ach, Angelika, ja eh ... (21.11.2011, 12:57)Angelika schrieb: Ich bin mir nicht mal sicher ob die Zahlen von Grüne Andersrum stimmen, oder auch nur auf Schätzungen beruhen.Diese Zahl halte ich für glaubwürdig. Susanna Speckmayer war damals eine wichtige und seriöse Trans Aktivistin und die damals im BMI zuständige Beamtin Dr. Wagner habe ich am Konsensustreffen 2004 in Salzburg als sehr offen gegenüber unseren Anliegen erlebt. Ich gehe davon aus, dass die Zahl im Rahmen des Konsensustreffens von Dr. Wagner genannt wurde. (21.11.2011, 12:57)Angelika schrieb: Für meinen Geschmack wird hier viel zuviel Geheminiskrämerei seitens der Behörden betrieben.Ja ! Jede Initiative, dem BMI einmal die sicherlich existente Statistik der Personenstandsänderungen rauszureissen würde ich sehr begrüssen. (21.11.2011, 12:57)Angelika schrieb: Und ehrlich gesagt Jo, die Zahlen von 1981 haben nicht mehr Wert als einen historischen.Was anderes als einen historischen Wert habe ich doch gar nicht unterstellt. Ich finde es aber dennoch interessant, dass in einer Zeit, in der die meisten Betroffenen nicht mal eine Benennung für ihre eigene geschlechtliche Identität kannten und niemand über Transsexualität gesprochen oder geschrieben hat, es immerhin einige Betroffene geschafft haben, eine Personenstandsänderung zu erreichen. Und ich finde es auch ganz interessant, dass damals Vornamensänderungen offensichtlich auch ohne Personenstandsänderung vorgenommen wurden. (21.11.2011, 12:57)Angelika schrieb: Was wir benötigen würden wären aktuelle Zahlen direkt aus dem BMI und zwar ehrliche Angaben. Und selbst die würden uns keinerlei Aufschluss über die Zahl der TV´s liefern.Lies doch einmal hier: USA :: Lynn Conway - "Wie häufig tritt Transsexualität auf?" http://ai.eecs.umich.edu/people/conway/T...ce-DE.html und hier: Deutschland :: dgti - "Zahlenspiele, oder: Wo sind sie denn hin?" http://www.dgti.org/index.php?option=com...cle&id=166 Da werden auch TVs und CDs betrachtet. Generell denke ich, dass die Zahlen eher möglichst heruntergespielt werden und dass das seine Gründe hat. Auch darüber machen sich die dgti und Lynn Conway in ihren Arbeiten Gedanken. RE: Trans*Statistisches - Ulli - 21.11.2011 Ich denke das BMI wird 0,0 herausgeben, warum auch. Bleiben wir doch bei der Realität. Wünschen und fordern ist ja schön, wichtig und legitim. Aber nur das Ergebnis zählt! |