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Erfahrung mit Stimmband OP - Druckversion

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RE: Erfahrung mit Stimmband OP - iris_evenstar - 27.08.2014

(26.08.2014, 19:50)Cappuccetto schrieb: Aufnahme 1: http://vocaroo.com/i/s1YEZoihfYkR

Aufnahme 2: http://vocaroo.com/i/s15TodXGQIHZ

Hehe, einen lustigen Text hast du da ausgewählt... Smile

Mir fallen zwei Dinge auf, die ich auch von mir selbst kenne:

- Deine Männerstimme klingt nach so langem Leben mit der feminisierten Stimme auch irgendwie anders und ist mit 152 Hz auch im eher höheren männlichen Bereich.

- Die Stimme, die du selbst erst als feminin wahrnimmst, ist eigentlich schon ziemlich hoch und auch von der Resonanz schon fast "überfeminin". Die durchschnittliche Frequenz liegt bei 222 Hz.

Wenn ich mir meine logopädischen Übungen von früher anhöre, klingen sie auch so. Meine Logopädin hatte dann immer gesagt, sie würde es besser finden, wenn ich etwas tiefer sprechen würde, und sie verstehe nicht, warum ich das dann nicht als weiblich wahrnehmen kann. Wenn ich mir diese Aufnahmen jetzt anhöre, kommen sie mir mittlerweile auch übertrieben vor, aber ich kann sie zumindest als eindeutig weiblich wahrnehmen. Aufnahmen, bei denen ich ihren Rat befolgt habe, kommen mir dagegen "normal" oder "entspannter" vor, aber ich nehme sie nicht als eindeutig weiblich wahr. Und die Stimme, die ich bis zur OP tagtäglich verwendet habe, fällt eindeutig in die letztere Kategorie - auch auf der Pre-OP-Aufnahme hört man sie.

Das lässt mich grübeln: Haben wir eine verzerrte Selbstwahrnehmung? Oder einfach bessere Ohren?


RE: Erfahrung mit Stimmband OP - Mia - 27.08.2014

Die Selbstwahrnehmung ist meist meilenweit von dem entfernt wie uns andere wahrnehmen.


RE: Erfahrung mit Stimmband OP - Cappuccetto - 27.08.2014

@Iris

Es wird wohl beides zutreffen. Einerseits sind wir übersensibilisiert und hören noch wesentlich genauer hin, als <Normalmenschen>, andererseits leiden wir vermutlich auch an einer verzerrten Selbstwahrnehmung. Und natürlich sollten wir auch den Faktor Eitelkeit nicht unterschätzen. Wink
Ganz werden wir diesen Fluch vermutlich nie los. Egal wie perfekt unser Passing verläuft. Ich denke, der Alltag ist die beste Prüfung. Er zeigt uns gnadenlos auf, ob wir richtig liegen oder nicht. Und wenn es klappt, dann klappt es, auch wenn wir selbst noch unzufrieden sind und uns immer noch männlich wahrnehmen. Ich habe eine Zeit lang Sprechuebungen bis zur Heiserkeit trainiert, auch etliche Stunden mit Iris Gattol gearbeitet. Mein (schwieriger) Demotext stammt uebrigens von ihr. Sie hat mir auch immer empfohlen, um 20 bis 30 Hertz tiefer anzusetzen, um mich weniger anzustrengen, es klänge auch so weiblich genug. Aber solange ich meine genetische Stimme heraushoeren kann, hoere ich einen Mann und keine Frau. Vielleicht setze ich deshalb etwas hoeher an, als unbedingt notwendig. Und damit schließt sich der Kreis. Uns klingt es halt nie weiblich genug. Ebenso, wie wir nie weiblich genug aussehen. Wenigstens auf mich trifft das zu.
Am liebsten wuerde ich dauerhaft in der oberhalb demonstrierten Stimmlage sprechen, schlicht, weil sie mir am besten gefaellt, kann das aber nicht einen ganzen Tag lang durchhalten. Mag sein, dass es nach einer Stimmband-OP klappen würde. Mal sehen.

Cappuccetto Smile


RE: Erfahrung mit Stimmband OP - jasminchen - 27.08.2014

(26.08.2014, 15:22)iris_evenstar schrieb: Zur Kostenübernahme kann ich nur sagen, dass es keine gab und ich die 4300 EUR zuzüglich Flug und Unterkunft selbst bezahlt habe Wink
Man kann aber versuchen es von der Steuer (Arbeitnehmerveranlagung für Angestellte) abzusetzen. Selbstständige können das auch gut wo unterbringen. Speziell wenn man mit Kunden zu tun hat, dann ist eine FFS oder StimmOP für das Passing und somit für das Geschäft extrem wichtig und somit Absetzungswürdig.
Man muss nur hartnäckig sein und sich nichts gefallen lassen von den Beamten. Bei meiner GaOP habe ich dann verbal schon sehr scharf geschossen und somit ist es durchgegangen.
In diesem Zusammenhang wäre ein Schreiben der Krankenkasse, dass sie der OP zustimmen, aber die kosten nicht übernehmen können, sehr von Vorteil. Ich weiß das aus Erfahrung beim Absetzen der GaOP.
Und ja, man bekommt immer nur seinen Steueranteil zurück und man muss über dem Selbstbehalt, also ca. 2 Monatseinkommen liegen.


RE: Erfahrung mit Stimmband OP - jasminchen - 27.08.2014

(26.08.2014, 19:50)Cappuccetto schrieb: Die Aufnahmen sind jeweils ca. 1 Minute lang, Aufnahme eins ist meine genetische Männerstimme, Aufnahme zwei, der selbe Text, feminisiert gesprochen.
Meine Liebe, die Stimme der ersten Aufnahme kenne ich aus unseren Treffen. Und ich empfinde sie nicht als männlich und ja, auch nicht als weiblich. Sie ist für meine Begriffe androgyn und zusammen mit der FFS bist dann im rosa Schachterl und es passt.

Die zweite Aufnahme entspricht nicht der Stimme die ich wahrnehme, wenn du Face-to-Face mit mir bewusst weiblich sprichst. Das klingt in Natura viel besser und ja, es wird dich auch mehr anstrengen. Somit wäre ein OP an den Stimmbändern genauso sinnvoll, oder nicht sinnvoll, wie bei Iris. Sprich, ihr beide habt/hattet eine sehr gute weibliche Stimme auch ohne OP und für Außenstehende ist eine OP an der Stelle nicht erforderlich, weil sie ja nicht wissen wie ihr euch dabei anstrengt.

(27.08.2014, 11:27)Cappuccetto schrieb: ..., andererseits leiden wir vermutlich auch an einer verzerrten Selbstwahrnehmung. Und natürlich sollten wir auch den Faktor Eitelkeit nicht unterschätzen. Wink
Ganz werden wir diesen Fluch vermutlich nie los. Egal wie perfekt unser Passing verläuft. Ich denke, der Alltag ist die beste Prüfung. Er zeigt uns gnadenlos auf, ob wir richtig liegen oder nicht. Und wenn es klappt, dann klappt es,
Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass mir das schöne weibliche Sprechen zu mühsam geworden ist und eine solche OP meine Stimme durchaus in eine besser Lage versetzen würde. Die Erfahrung auf der Reha hat mir aber gezeigt, dass sie unnötig ist, weil keiner der Frauen oder Männer dort nur den leisesten Verdacht geschöpft hat, obwohl sie mich auch in der Sauna nackt gesehen haben und sehr oft im Badeanzug beim Schwimmen, oder mit viel Ehrgeiz 60kg auf der Abduktorenmaschine pressen gesehen haben. Ich sogar voll stolz meine starken Bauchmuskeln hergezeigt habe und die Männer mich dauernd ins Bett bekommen wollten, (klischee Anfang) weil eine so sportlich durchtrainierte Frau muss ja eine Wucht in der Hapfn sein (klischee Ende).

Ich freue mich schon auf das erste Treffen mit Iris nach der OP um das Ergebnis live hören zu können. Ich bin mir sicher, ich werde ihr sagen, dass sich für mich nichts verändert hat und sie noch immer im rosa Schachterl wohnt, wie auch schon vor der OP. Für Iris mag beim Sprechen jetzt ein Unterschied sein, aber für Außenstehende ist eine FFS wohl weit mehr passingverändernd, als eine Stimmband OP.


RE: Erfahrung mit Stimmband OP - Cappuccetto - 27.08.2014

Hallo Jasmin!

Na ja, die Stimme, die du von mir kennst, liegt ziemlich genau in der Mitte der beiden Aufnahmen. Ich nenne sie meine bequeme Kommunikationsstimme, die ich unter Menschen pflege, denen ich nichts beweisen muss. Wink Sie wird dich sowohl an die eine, als auch an die andere Stimmlage erinnern, bin ja beides ich, aber die Stimmlage sowohl der ersten, als auch der zweiten Aufnahme habe ich dir gegenüber ganz sicher noch nie verwendet. Allerdings ist es auch eine Tatsache, dass es leichter ist, der Stimme einen weiblichen Klang zu verleihen, wenn man Schriftdeutsch spricht. Im Wiener Dialekt ist das deutlich schwieriger. Habe mir sogar überlegt, aus diesem Grund nur noch Hochdeutsch zu sprechen.
Am leichtesten fällt mir das weibliche Stimmbild im Englischen; diese Sprache ist deutlich weicher und melodischer als das harte, eckige Deutsch. Nicht umsonst ist Englisch auch die geeignetere Singsprache. Leider kann ich nicht ständig Englisch sprechen. Big Grin
Wenn ich mich in meiner stimmlichen Mittellage artikuliere, kommt es immer wieder mal vor, dass mein Geschlecht spürbar in Zweifel gezogen wird. Erst vorgestern war wieder so ein Fall, wo mich jemand direkt darauf angesprochen hat, ob ich ein Mann oder eine Frau bin. Und das lag nicht an meinem Äußeren, sondern definitiv an der Stimme, denn die Person sagte mir das auch im späteren Unterhaltungsverlauf. Das passiert keineswegs jeden Tag, aber leider, leider, doch immer wieder mal. Cool
Allerdings habe ich einen maximal öffentlichen Job und bin von daher gezwungen, ständig meine Stimme einzusetzen. Hängt halt auch sehr davon ab, in welcher Stimmungslage ich mich befinde. Bin ich müde, verärgert, gereizt, dann tendiere ich eher nach unten und falle in ein männliches Stimmbild (und Sprechverhalten) was nicht dasselbe ist; bin ich gut drauf und ausgeglichen, klappt das weibliche Stimmbild und Sprechverhalten deutlich besser.
Sei versichert, ich habe derzeit nicht vor, mich unter das Messer zu legen. Einerseits erlaubt mir mein neuer Zweit-Job, den ich kommenden Montag antrete, gegenwärtig keine derart lange Auszeit und Sprechpause wie es notwendig wäre, andererseits kostet so etwas auch eine Stange Geld und ich habe grade erst 16.000 Euro für meine FFS berappt ...
Vielleicht ergibt sich ja für mich wieder einmal die Gelegenheit, mit Iris zu plaudern. Dann könnte ich mir neben einem hoffentlich netten Miteinander auch ein Bild vom neuen Klangerlebnis machen und pro und contra gegeneinander abwägen. Aber, Hand aufs Herz: Reizen würde es mich schon, wenn ich ehrlich bin. Wink

Lieben Gruß,
Cappuccetto


RE: Erfahrung mit Stimmband OP - Maybee - 28.08.2014

Hallo Cappuccetto,

(27.08.2014, 18:09)Cappuccetto schrieb: Am leichtesten fällt mir das weibliche Stimmbild im Englischen; diese Sprache ist deutlich weicher und melodischer als das harte, eckige Deutsch.

Da kann ich dir nur zustimmen, im englischen klingt es einfach runder. Ich habe alle meine warm-ups auf englisch umgestellt weil es einfach besser klingt und leichter ist reinzufinden. Sobald die Stimme etwas "aufgewärmt" ist und gut klingt schwenke ich dann rüber ins deutsche Smile

Ich denke auch das die Stimme ein wichtiger Faktor ist, besonders da wo man visuell überhaupt nicht in Erscheinung tritt.


RE: Erfahrung mit Stimmband OP - Maybee - 08.09.2014

Hallo Iris,

(27.08.2014, 09:11)iris_evenstar schrieb: Die durchschnittliche Frequenz liegt bei 222 Hz.

Magst du sagen welche Software du verwendest um den Durchschnitt der Aufnahme zu ermitteln?

Liebe Grüße!


RE: Erfahrung mit Stimmband OP - iris_evenstar - 09.09.2014

http://www.fon.hum.uva.nl/praat/


RE: Erfahrung mit Stimmband OP - TSI - 09.09.2014

Meine Lieben!
ja, das mit dem harten Deutschen ist wirklich eine Herausforderung Smile!
Auf Französisch tu ich mir auch sehr leicht, eine ca 205 Frequenz länger zu halten. Aber im Deutschen bin ich trotz hoher Anstrengungen zumeist unter 200 Sad!
Mein Stimmbereich liegt zw. 107 und 303! Wobei ab 205 meine Stimme zu klirren beginnt Sad!
Mein Besuch bei der Logopädin war sehr ernüchternd... Aber sie hat wirklich etwas drauf... Zumindest kann ich wohl knapp die 200er länger halten auf Deutsch...