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Transgender-Pärchen?; jedoch noch unsicher - Druckversion

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Transgender-Pärchen?; jedoch noch unsicher - Tina_noch_Matze - 30.08.2014

Ein biologischer Mann lernt eine biologische Frau kennen. Beide verlieben sich und werden ein Paar (beide um die 55 Jahre alt).
Irgendwann im Lauf der mehrjährigen Beziehung äußert die biologische Frau den Wunsch, Matze mit einem Dildo zu penetrieren. Im tiefen Inneren hat Matze sich schon immer gewünscht, dass das mal geschehen würde und hielt lustvoll hin. Danach war nichts mehr wie vorher.
Tina, also der biologische Matze, drängte mit "Gewalt" darauf, Tina sein zu dürfen. Dagi, also die biologische Frau, ließ Tina in der häüßlichen Umgebung gewähren; tolerierte lange, dezent lackierte Finger- und Fußnägel auch in der Öffentlichkeit.
Seit einigen Monaten laufe ich nur noch auf High-Heels-Wedges rum, auch außer Haus. So weit, so gut!

Vorgestern sagte mir Dagi, dass sie Tina unheimlich anmachen würde, wäre es nicht "ihr Mann", sondern eine fremde Transe. Und dass sie (also Er?) viel lieber Mann, von dem sie (Er?) schon immer geträumt hätte, wäre.
Ich sagte Ihm (Ihr?), lass es uns leben!

Dagi meinte, es ginge alles viel zu schnell. Er (sie?) hätte die Gefühlswallungen nicht auf der Reihe. Tina (also ich -noch immer Matze) ging ihre letzten Beziehungen durch ... Es waren alles Testosteron-gesteuerte, biologische Frauen.

Wir haben hier Gefühls-Chaos in Reinkultur


RE: Transgender-Pärchen?; jedoch noch unsicher - Madleine - 04.09.2014

Na, das ist doch schon mal was. Bio Frauen die auf CD / MzF stehen, gibts echt nicht wie Sand am Meer.


Mein Verrat - Tina_noch_Matze - 09.09.2014

Ja, eigentlich könnte ich zufrieden sein.

Nur gestern musste ich zu Gericht. Es ging um eine Zivil-gerichtliche Sache, wo ich/wir geklagt hatten.

Endlose Diskussionen wegen meines Outfit vor dem Termin. Welche Schuhe? Fingernägel ab? Nagellack ab?

Wir schlossen einen Kompromiss: Nägel und (dezenter) Lack blieben dran; der Rest war komplett männlich. Ich fühle mich wie ein Verräter, der wegen wirtschaftlichem Zwang sich verraten hat.
Der Prozess wurde gewonnen; ich habe mich verloren!

Kennt Ihr ähnliche Situationen und wie seid Ihr damit umgegangen?


RE: Transgender-Pärchen?; jedoch noch unsicher - Miriam - 09.09.2014

Ging mir auch einige Zeit so aber es kam der Zeitpunkt wo sich diese Frage nicht mehr stellt.

Mein Motto war: Aufgeben tu ich einen Brief. Wink

Smile


RE: Mein Verrat - Mike-Tanja - 10.09.2014

(09.09.2014, 00:39)Tina_noch_Matze schrieb: Ja, eigentlich könnte ich zufrieden sein.

Nur gestern musste ich zu Gericht. Es ging um eine Zivil-gerichtliche Sache, wo ich/wir geklagt hatten.
[hier gekürzt] Ich fühle mich wie ein Verräter, der wegen wirtschaftlichem Zwang sich verraten hat.
Der Prozess wurde gewonnen; ich habe mich verloren!

Kennt Ihr ähnliche Situationen und wie seid Ihr damit umgegangen?

Ein Behördentermin, bei dem es (auch) auf den Eindruck ankommt, den man hinterlassen möchte, ist da natürlich eine unangenehme Sache. Kann ich gut verstehen.

Aber für ein Gefühl des Verrats sollte das kein Anlass sein! Wenn man gefühlsmäßig soweit ist, dann springt man auch und landet sicher. Vorher springt man einfach besser nicht. Manche springen überhaupt nie, oder sie hüpfen ständig vor und zurück, und leben doch auch ganz gut. So einfach ist das! Das Leben ist keine TG-Leistungsschau (schneller, früher, konsequenter)!



RE: Mein Verrat - Tina_noch_Matze - 11.09.2014

(10.09.2014, 16:03)Mike-Tanja schrieb: Aber für ein Gefühl des Verrats sollte das kein Anlass sein! Wenn man gefühlsmäßig soweit ist, dann springt man auch und landet sicher. Vorher springt man einfach besser nicht. Manche springen überhaupt nie, oder sie hüpfen ständig vor und zurück, und leben doch auch ganz gut. So einfach ist das! Das Leben ist keine TG-Leistungsschau (schneller, früher, konsequenter)!

Eine eigentlich kluge und wahre Antwort. Wenn da nicht der wirtschaftliche Zwang wäre.

Es gäbe für mich persönlich überhaupt kein "hin und her gespringe", wenn da nicht auch (wirtschaftliche) Verantwortung für Andere wäre. Und als wir dieses "für einander eintreten" begonnen haben, da gab es nach außen keine Tina, da gab es es ausschließlich den Kerl Matze. Meine körperliche Herkunft kann ich (noch) nicht negieren. Da hilft kein Nagellack, keine Klamotten, keine Schuhe!

Wenn es nur um mich ginge, könnte und würde ich zu mir sagen: Spring, der Rest ist Kollateralschaden, wird schon wieder. (Ich möchte nicht hin- und zurück. Für mich ist die Entscheidung klar.)

Die letztendliche Frage ist, wie weit kann und darf ich mein ganz direktes Umfeld mit meinem Transgender-Zwang beschweren und wo muss ich mich persönlich mit meiner Selbstverwirklichung zurück nehmen?
Es ist nicht so einfach wie -trink ein Bier weniger-. Und Madleine sagt es ganz deutlich: ich habe ein Juwel in meiner Beziehung.

Interpretiere ich Miriam richtig damit, "Lebe Deine Frau, egal was es kostet"?


RE: Mein Verrat - Mike-Tanja - 12.09.2014

(11.09.2014, 22:33)Tina_noch_Matze schrieb: Eine eigentlich kluge und wahre Antwort. Wenn da nicht der wirtschaftliche Zwang wäre.
[hier gekürzt]
Die letztendliche Frage ist, wie weit kann und darf ich mein ganz direktes Umfeld mit meinem Transgender-Zwang beschweren und wo muss ich mich persönlich mit meiner Selbstverwirklichung zurück nehmen?
Es ist nicht so einfach wie -trink ein Bier weniger-. Und Madleine sagt es ganz deutlich: ich habe ein Juwel in meiner Beziehung.
[hier auch gekürzt]

Mooooment!

Das sind aber zwei ganz verschiedene Dinge!
  1. Nummer eins ist das wirtschaftliche Risiko, setze ich meine Existenz aufs Spiel? Um beim Eingangsbeispiel zu bleiben, hätte Matze den Prozess verloren, wenn "er" als Tina vor Gericht erschienen wäre? Halte ich für äußerst unwahrscheinlich, da es um eine Sache ohne jeden TG-Konnex gegangen ist. Tina hätte es nur tolerieren müssen, als Mann angesprochen zu werden. Dieses Risiko ist also in den meisten in Betracht kommenden Situationen zumindest beherrschbar.
  2. Nummer zwei ist die Frage, können Beziehungen - nicht nur Paar-Beziehungen - in Brüche gehen? Die Erfahrung sagt, dass das passieren kann. Ob das hier so wäre, und wie hoch das Risiko ist, diese Frage kann wohl niemand im Forum hier seriös beantworten.



RE: Mein Verrat - Miriam - 12.09.2014

(11.09.2014, 22:33)Tina_noch_Matze schrieb:
Interpretiere ich Miriam richtig damit, "Lebe Deine Frau, egal was es kostet"?

Nein, da hast du mich falsch verstanden.

Ich hatte vor meine Outing auch das Problem im beruflichen Umfeld weiter den Mann zu spielen. Das kam mir zwar nicht wie Verrat vor, aber glücklich war ich nicht damit.

Ich habe dann über einen längeren Zeitraum mein Erscheinungsbild umgestellt und am Ende wo es wirklich offensichtlich war meine Mitarbeiter informiert. Seither gehe ich als Frau zur Arbeit.

Smile


RE: Transgender-Pärchen?; jedoch noch unsicher - Mia - 12.09.2014

Bei mir in der Firma wars übergangslos, bei den meisten dachte ich mir: Die werdens schon merken...
Ist gut gegangen Smile


RE: Mein Verrat - Tina_noch_Matze - 16.09.2014

(12.09.2014, 09:41)Mike-Tanja schrieb:
(11.09.2014, 22:33)Tina_noch_Matze schrieb: Eine eigentlich kluge und wahre Antwort. Wenn da nicht der wirtschaftliche Zwang wäre.
[hier gekürzt]
Die letztendliche Frage ist, wie weit kann und darf ich mein ganz direktes Umfeld mit meinem Transgender-Zwang beschweren und wo muss ich mich persönlich mit meiner Selbstverwirklichung zurück nehmen?
Es ist nicht so einfach wie -trink ein Bier weniger-. Und Madleine sagt es ganz deutlich: ich habe ein Juwel in meiner Beziehung.
[hier auch gekürzt]

Mooooment!

Das sind aber zwei ganz verschiedene Dinge!
  1. Nummer eins ist das wirtschaftliche Risiko, setze ich meine Existenz aufs Spiel? Um beim Eingangsbeispiel zu bleiben, hätte Matze den Prozess verloren, wenn "er" als Tina vor Gericht erschienen wäre? Halte ich für äußerst unwahrscheinlich, da es um eine Sache ohne jeden TG-Konnex gegangen ist. Tina hätte es nur tolerieren müssen, als Mann angesprochen zu werden. Dieses Risiko ist also in den meisten in Betracht kommenden Situationen zumindest beherrschbar.

Die Sache mit keinem Erfolg, sei es bei Gericht oder sonst wo, hat zwei Aspekte: Den rationalen und den psychologischen Aspekt.
Rational betrachtet hat jeglicher Erfolg, oder auch jeglicher Misserfolg, immer eine psychologische Komponente. Dein Gegenüber bildet sich auf Grund Deines Erscheinungsbilds eine Meinung, die auch gegenüber rationaler Argumente einen hohen Stellenwert einnimmt. Welche Meinung hat mein Gegenüber zu TG? Kann von Rassenhygiene bis zu "endlich mal jemand mit Traute" reichen ...
Ein Auftreten als TG ist für die eigene Psyche unkritisch, solange man Erfolg hat. Ein Misserfolg als TG hingen wird zumindest bei "AnfängerInnen" immer Zweifel auslösen, ob der Misserfolg auch eingetreten wäre, wäre man in seinem angeborenen Geschlecht aufgetreten. Zumal bei guter Vorbereitung des Termins.
Und diese Zweifel machen einen innerlich kaputt, zerstören Partnerschaften (musstest Du da so hingehen?)

Zitat:
  • Nummer zwei ist die Frage, können Beziehungen - nicht nur Paar-Beziehungen - in Brüche gehen? Die Erfahrung sagt, dass das passieren kann. Ob das hier so wäre, und wie hoch das Risiko ist, diese Frage kann wohl niemand im Forum hier seriös beantworten.
  • Ja - uneingeschränkte Zustimmung!
    -Nur- Das darüber Reden hilft bei der eigenen Risiko-Bewertung ungemein ...