Meine Stimmfeminisierung bei Dr. Kim im Yeson Voice Center - Druckversion +- TransGender.at Forum (http://community.transgender.at) +-- Forum: Trans* Themen (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=1) +--- Forum: Medizinisches (http://community.transgender.at/forumdisplay.php?fid=5) +--- Thema: Meine Stimmfeminisierung bei Dr. Kim im Yeson Voice Center (/showthread.php?tid=2533) |
Meine Stimmfeminisierung bei Dr. Kim im Yeson Voice Center - monamtb - 07.02.2015 Auskenner **** Beiträge: 124 Am 19. Dezember meinen Antrag auf Stimmband OP per Einschreiben an die KK gesandt - nur noch per Einschreiben, das ist das Einzige was nachher rechtlich Bestand hat - sollte es darauf ankommen. Nun die 5 Wochen Frist abwarten - und wenn keine Antwort kommt - dann AUF NACH KOREA! (§ 13 3a SGB V - so wurde auch meine SRS in Thailand von der KK übernommen!). Yeson Voice Center angeschrieben - die wollten eine Stimmaufnahme nach vorgegebenem Muster - und per Email eingesandt. Nach 2 Tagen die Antwort von Dr. Kim: die Stimme zeigt Stimmschwankungen - er kann nicht garantieren, dass das Ergebnis nach der OP den Wünschen entspricht. Kann vermutlich auch durch eine Beschädigung der Muskulatur bei der Adamsapfelentfernung hervorgerufen sein. Oooooohhhhhkkkkayyyyy?!?! Auf jeden Fall kann er aufgrund der Stimmschwankungen (tremor) die ca. 70 Hz Frequenzerhöhung nicht garantieren. Ich schreibe zurück, dass ich das verstand - und die OP trotzdem haben möchte. Ich schrieb Dr. Chettawut an, ob dies möglich sein könnte dass bei der OP etwas beschädigt wurde? - Tagelang keine Antwort.... nicht so doll. Ich einen Termin in München beim HNO gemacht - Videoaufnahme der Stimmbänder - keine Beschädigung ersichtlich - laut deren Befund - alles ok. Kurze Email an Dr. Chettawut das bezüglich seiner OP alles ok ist - innerhalb von einem Tag Rückantwort: er ist da stets äußerst vorsichtig und legt größten Wert darauf, beschädigungsfrei zu arbeiten. Termin bei Yeson kurzfristig bekommen - nach 5 Wochen immer noch keine Antwort der KK - und ich im Flieger nach Seoul. Über Airbnb (http://www.airbnb.com) ein Zimmer bei einer Familie am Stadtrand von Seoul gebucht. Ich mag es in der Natur zu sein - von daher war Stadtmitte Seoul keine Option. Mir tut das nach einer OP immer gut draußen zu sein, spazieren zu gehen und die Natur zu genießen. Abflug in München am Mittwoch, Ankunft in Seoul am Donnerstag (Frau fliegt ja einem Tag entgegen). Zuerst in einem 7-Eleven am Flughafen eine T-Money Card gekauft und aufgeladen - am besten mal mit 10 000 KW - das reicht um ein paar Fahrten mit der Metro zu machen. Koreaner scheinen sehr Technik verliebt. Die T-Money Card funktioneirt als bargeldloses Zahlungsmittel für alle Züge, Busse und die Metro. Auf den Bahnsteig kommt man nur mit Ticket oder eben mit Bezahlung per T-Money Card am Eingang zur Station. Dort wird die Karte einfach auf ein dafür vorgesehenes Feld gelegt und das Geld wird direkt von der Karte abgebucht - per Funk. Ist die Karte mal leer, dann kann sie an Automaten in den Metro/Bahnhöfen bequem wieder aufgeladen werden. Noch eine Übersichtskarte der Metrolinien geschnappt und los: die Metro zum Stadtteil Onsu-Dong genommen - erst die Airport Linie bis zum Umstieg Incheon Linie, dann mit dieser bis zum Umstieg Bupyeong-gu auf Linie 7 - und dann Ausstieg Haltestelle Onsu - und weiter zu Fuß zu Michelle und Steve in die Hillstate Apartment Komplex Siedlung. Und Michelle, Steve und ihr Sohn HeeSeoung sind sensationelle Gastgeber! Ein schönes kleines Zimmer für mich - mit einem 140 cm Bett - für das Dilatieren echt Königsklasse - und super angenehm! :-). Glücklicherweise ist in Korea vieles in beiden Sprachen beschildert - also koreanische Buchstaben und englisches Buchstaben - und ich finde mich nach kurzem Orientieren auch schnell zurecht. Die Nummern auf weißem Untergrund sind die Ausgangsnummern der Ausgänge. Freundliches Willkommen - etwas Abendbrot und am nächsten Morgen steht um 10.30 Uhr Konsultation bei Dr. Kim im Yeson Voice Center an. Fahrt per Metro sehr einfach - den Instruktionen der Yeson Webseite für Anreise per öffentliche Verkehrsmittel folgen und dann am YVC ankommen. Zuerst gibt es dann allerlei Sprachtess, die absolviert werden: Texte vorlesen - Ton Halten über einen bestimmten Zeitraum lang - Druckmessung des Rachenraumes beim Produzieren von Tönen. Dann eine Videoendoskopie der Stimmbänder - auch eine Hochfrequenzvideoskopie. Naja - würgen ist da schon ab und an möglich ;-). Danach Blutabnahme, EKG, Röntgenbild des Brustraumes und Konsultation bei Dr. Kim. So etwas habe ich bislang noch nicht erlebt: er erklärte mir alles per Videoaufnahmenvergleich und Bildern, zeigte mir die Testauswertung per Charts und erklärte diese jeweils. Scheint dass ich eine chronische Überlastung meiner Stimmbänder per Logopädie erzielte - oder was vorher alles schon da war ist ja nicht mehr nachzuprüfen: Ergebnis - der Druck im Rachenraum - sprich wenn ich Töne produziere - ist ca. 10 mal so hoch wie normal - also eine enorme Stimmbandbelastung. Meine Stimmbänder sind deutlich asymmetrisch - links viel, größer und stärker als rechts. Doch das Wichtigste kam bei der Analyse der Hochfrequenzaufnahme - meine Stimmbänder schwingen nicht mehr richtig - wohl wegen des enorm hohen Luftdrucks bei Tonproduktion gekoppelt mit meiner nun antrainierten Stimmtechnik. Dr. Kim erklärte mir, dass er nun bei der OP auch die Asymmetrie beheben wird, zudem noch Gewebe abträgt, um den Luftstrom zu optimieren und eine natürlich, weibliche Tonproduktion ohne Luftverwirbelungen zu ermöglichen. JETZT KOMMT DAS FÜR MICH ÜBERRASCHENDE: Dr. Kim zeigte mir anhand von Videos, wie sich die Stimme entwickeln kann, WENN die logopädischen Übungen und professionelles Stimmtraining danach gemacht wird - und die Unterschiede waren wirklich eklatant! Also wie bei den Thai Volltransplantat Chirurgen das Dilatieren der Patientin das Ergebnis bestimmt - so ist es auch hier! Mein aktives Arbeiten ist gefragt um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Also das: ich flieg mal hin und lass meine Stimme per Knopfdruck »richten« - das funktioniert so nicht wirklich - wenigstens nicht so gut. Die Anhebung der Frequenz wird dann irgendwann zwischen Monat 2 und 8 stattfinden - das sei ganz individuell von der Person abhängig. Zudem sei es wichtig über die Logopädie dann das Gehirn auf die veränderten, weiblichen Stimmbänder einzulernen, und die alten »Angewohnheiten« der Nutzung der Stimmbänder abzulegen. Und ehrlich - darauf freu ich mich wirklich!!!! So professionell und erstklassig wie ich dort analysiert und behandelt wurde - das kenn ich von Deutschland nicht. Als ich in Weimar an der Uniklinik anrief da hieß es - ja wir operieren Cricothyroidopexie - Zufriedenheitsraster der Patientinnen 70% - also ⅓el Ausschuß - und wer weiss, mit was die Patientinnen da zufrieden waren.... . Dann am nächsten Arbeitstag meine OP - morgens um 8.00 Uhr. Beziehen des Zimmers, ausfüllen der OP Bögen, legen der Kanüle, UND ZUM ERSTEN MAL ÜBERHAUPT: es wurde ein Allergietest mit dem Narkosemittel gemacht. Alles bestens. Anschließend der Besuch des Anästhesisten, und zu guter letzt: Madame, darf ich bitten mit in den OP zu gehen? :-)! Dann die Narkosespritze bekommen - ein leichtes Brennen im Arm - und dann ist auch langsam die OP Beleuchtung meinem Bewusstsein entschwunden. Später mit rauhem Hals aufgewacht, viel kaltes Eiswasser trinken - 2 Päckchen Eiskreme zum kühlen, und noch mehr trinken - und nach einer Weile wurde dann mein Nackenteil hochgefahren. Der Nachmittag verging mit trinken, und Toilette gehen und meinen Gedanken nachhängen. Zwischendurch wurde mir mein Medikamentenpack für die nächsten 7 Tage ausgehändigt. Dabei auch ein Bogen mit Flashkarts die ich draußen nutzen kann. Darauf stehen Dinge wie: Ich hatte eine Larynx OP und kann deswegen nicht sprechen - auf englisch und koreanisch. Oder: Ich soll kein scharfes Essen zu mir nehmen. Oder: Kann ich das Essen mitnehmen? Also einfach einige Sätze, die mir den Alltag ohne Sprache für die nächsten Tage hier in Seoul gewaltig erleichtern werden. Außerdem noch die Anweisungen für mein Verhalten nach der OP (welches mir Dr. Kim bei der Konsultation auch schon sagte): 7 Tage absolutes Sprechverbot, danach einen Monat maximal 2 Wörter pro Tag - am Besten aber weiterhin Sprechverbot. In Monat 2 dann flüstern beginnen - ab Monat 3 normaler Gebrauch der Sprache mit Stimmtraining und Logopädie. Zudem ein Medikamentenbogen mit Erklärung und Beschreibung der Medikamente. Abends gegen 18.30 noch ein letzter Check bei Dr. Kim mit dem Endoskop durch die Nase - alles wunderbar. Ohh du meine Güte - wie winzig dieses Dreieck ist, dass hier das Wunder vollbringen wird, mir meine Stimme zurückzugeben - als wir die Bilder der Kamera anschauen und er mir das OP Gebiet erklärt. Draußen im Foyer wurde dann der Kontrolltermin gemacht - in 7 Tagen bitte zur Nachkontrolle nachmittags erscheinen. Dann die Metro nach Hause - dilatiert - und wirklich gut geschlafen. Von nun an heisst es Stillschweigen und in das Reich von »Gottes vergessenen Kindern« eintauchen. RE: Meine Stimmfeminisierung bei Dr. Kim im Yeson Voice Center - jasminchen - 07.02.2015 Sehr schöner Bericht. Bin schon auf die Fortsetzung gespannt und vor allem, wie die Stimme nach 4..5 Monaten sein wird. Besonders die Sache mit den 10x erhöhten Druck finde ich eine interessante Information, weil ich mir vorstellen kann, dass das einige von uns betrifft ohne dass wir davon wissen. Also, dass wir unbewusst die Stimmbänder stark überlasten und uns etwas antrainieren, was auf lange Sicht kontraproduktiv ist. RE: Meine Stimmfeminisierung bei Dr. Kim im Yeson Voice Center - Bonita - 07.02.2015 Hallo Mona, schön so einen Bericht zu lesen. Ps: der Text im Eröffnungsbeitrag stammt ursprünglich von monamtb und wurde zuvor in einem anderen - nicht öffentlichen - Forum (trans-eltern.de) von ihr gepostet. Wegen urheberrechtlichen Bedenken wurden ab hier einige inzwischen überflüssige Beiträge gelöscht; Bonita RE: Meine Stimmfeminisierung bei Dr. Kim im Yeson Voice Center - TSI - 07.02.2015 Vielen Dank für den sehr interessanten Beitrag! Schade, dass es in Europa dazu keine gute Möglichkeit gibt (oder irre ich da??) Meine Logopädin meinte auch, dass das Stimmtraining danach unbedingt (ebenso wie ein niedriger Testowert) unbedingt dazu gehören... Stimme macht für mich mind. 50% des Passings aus... Da hilft auch keine FFS, wenn man mit einer klar erkennbaren Männerstimme lebt/leben muss RE: Meine Stimmfeminisierung bei Dr. Kim im Yeson Voice Center - Allgäuerin - 08.02.2015 [Moderation: OT, Bonita] ( Hier stand mal eine lustige Kritik an eine weniger kritikfähige Moderatorin ) Mona, erhole Dich gut in Seoul, ich freue mich darauf, wenn wir uns wieder nett unterhalten können, LG |