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Für den kleinen Mut zwischendurch! - Druckversion

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Für den kleinen Mut zwischendurch! - T-Max - 23.06.2015

Hallo erstmal,

ok, für alle die mich noch nicht kenne, was glaube ich so einige sein werden,möchte ich mich eben kurz vorstellen. mein Name ist Thomas, und ich bin ein Mann. Ich war immer ein Mannund ich werde auch sehr wahrscheinlich immer ein Mann bleiben. Aber das ist jetzt grade völlig egal und irrelevant.

Der Grund warum ich diese Zeilen verfasse ist folgender: Vor ein paar Monaten, war in unserem Nachbardorf plötzlich ganz große Aufregung, weil ein Anwohner plötzlich mit einem blutverschmierten Messer und abgeschnittenem Skrotum auf die Strasse lief.

Da ich ziemlich ländlich wohne, war das natürlich das Thema für die nächsten Wochen, egal ob beim Bäcker, beim Stammtisch, beim Fußballtraining oder nach der sonntäglichen Hochmesse. Und jedesmal musste ich daran denken, was dieser arme Mensch doch für eine Leidensgeschichte gehabt haben muss, um diesen Schritt zu gehen. Und wie arm es doch von meinen Mitmenschen ist, das sie nichts besseres zu tun haben, als sich darüber den Mund fusselig zu quatschen. Und das macht mich immer noch sehr traurig und wütend.

Ich weiß natürlich nicht wie es in euren Köpfen aussieht. Was euch bewegt oder antreibt. Was euch stocken oder zögern lässt. ich habe auch keine Ahnung wie ihr euch und was ihr so alles empfindet. Da kann ich mir keinen Reim drauf machen, undich werde es wohl nie erfahren. (Zumindest nicht ohne den Filter durch eine andere Person)
Das ist auch alles garnicht wichtig.

Das einzige was ich kann und will ist euch ein wenig Mut zusprechen! Tut was ihr tun müsst! Lasst euch nicht von euren Mitmenschen, eurer Umwelt oder sonst irgendwas in eurem eigenen, persönlichen Lebenswandel aufhalten!

Und vergesst niemals:"This is your YOUR body, and YOU have to do everything what makes YOU happy! No matter what everyone else think about!


RE: Für den kleinen Mut zwischendurch! - Eva_Tg - 24.06.2015

Wie es in meinem Kopf aussieht?
Ich schätze mal, genauso wie bei anderen Menschen auch. Mich bewegen die selben Dinge wie jeden anderen und ich mache mir über die selben Sachen Gedanken und Sorgen.
In der Hinsicht bin ich gerade zu erschreckend normal.

Was mich von anderen Menschen unterscheidet, ist einfach die Tatsache, dass ich jetzt eine Frau bin, aber bei meiner Geburt war ich das nicht.
In den letzten Jahren habe ich einfach gemerkt, dass mein Verhalten, meine Persönlichkeit, mein Denken, mein Wesen und mein Auftreten mich eindeutig als Frau kennzeichnen, unabhängig davon was mir bei meiner Geburt zu geschrieben wurde.
Der Versuch, das zu sein, was andere in mir gesehen haben, war nur der gescheiterte Versuch, deren Erwartungen zu erfüllen. Um sich ein Bild davon zu machen, dass ist ungefähr so, als würde man vom Kindesalter an darauf getrimmt das Geschäft der Eltern zu übernehmen, egal ob man der Aufgabe gewachsen ist oder nicht.

Na ja, wie auch immer, jetzt past endlich alles zusammen und eigentlich fällt es fast niemanden auf, das ich nicht als Frau zur Welt gekommen bin. Ich kann endlich so sein, wie ich bin, ohne krampfhaft zu versuchen eine Rolle auszufüllen, die gar nicht zu mir paßt.

Natürlich kommt das alles nicht von alleine, für die körperliche Anpassung an die eigene Persönlichkeit muß man medizinisch einiges über sich ergehen lassen. Aber das ist wichtig und notwendig, schließlich möchte ich als normale Frau wahrgenommen werden und nicht als Abziehbild einer Frau oder schlechte Parodie.
Meine Psychotherapie hat mir auch sehr geholfen zu mir selbst zu finden. Gefühle, Wünsche und Träume sind eine Sache, aber das alles in klare Gedanken zu fassen, dabei ist die Therapie ein große Hilfe für mich. Außerdem ist es sehr gut für das eigene Selbstbewußtsein, wenn man klar sagen kann "Das will ich!" oder "Das habe ich schon erreicht!"
Und natürlich ist da noch das ganze juristische Hin- und Her. Vor dem Gesetz den Namen und das Geschlecht ändern ist leider etwas kompliziert, aber ich hoffe, das überstehe ich auch noch.

Klar, ich mache einige Sachen, die macht der Durchschnittsbürger nicht, aber das macht auch nur einen kleinen Teil meines Lebens aus. Menschen mit einer schweren Erkrankung müssen sich wahrscheinlich häufiger und öfters medizinisch behandeln lassen als ich wegen meiner Transsexuallität, also hält sich das wohl in Grenzen.

Mut zu sprechen ist ja schön und dafür bedanke ich mich auch. Aber der grober Einblick in mein Leben, zeigt hoffentlich, das nicht alle Betroffenen verzweifelt sind. Wie gesagt, mein Leben ist schon fast erschreckend normal.
Ich denke es ist auch wichtig, dass man Transsexuallität nicht automatisch mit Verzweifelung und Leid in Verbindung bringt. Ich bin weder verzweifelt noch leide ich. Das heißt natürlich nicht, dass ich frei von Sorgen und Problem bin, aber das sind andere ja nun auch nicht.


RE: Für den kleinen Mut zwischendurch! - Chiara D. - 24.06.2015

Also wie es anderen erging,bzw.ergeht weiß ich nicht,aber der Suizidgedanke kommt schubweise und auch der Wunsch dieses unnötige anhängsel loszuwerden(egal ob Messer oder Schere)ist ständig da!Nur habe ich mittlerweile gelernt damit umzugehen und es läuft bei mir alles SuperSmile!Ansonsten ist alles normal!

Kisses Chiara Heart


RE: Für den kleinen Mut zwischendurch! - Eva_Tg - 24.06.2015

Also Suizidgedanken hatte ich nie. Das wäre nach meiner Auffassung auch ein bißchen so, als würde ich eingestehen, dass ich was falsch gemacht habe und jetzt versuche mich vor den Folgen zu drücken.
Aber das ist ja nicht der Fall, ich kann nichts dafür, wie ich bin und andere können auch nichts dafür. Seit ich das begriffen habe, ist das Leben wesentlich angenehmer geworden. Smile


RE: Für den kleinen Mut zwischendurch! - A. L. - 24.06.2015

Hallo

Suizidgedanken hab ich nicht aber Suizidimpulse die nachts kommen. Der Unterschied ist den gedanken kann man steuern, den Impuls nicht. Er kommt und geht. Wie erklärt man den Impuls ? Der kommt aus dem Schlaf heraus, bin aber dann wach. Die Träume sind durchaus super und vor allem erleb ich sie als Frau. Beim Wach werden dann aber weil ich ja den Männerkörper mit dem unnötigen Ding da immer noch hab packt mich praktisch die Wut und der Impuls richtet sich gegen den Körper, nicht gegen die Psyche. Bis jetzt ist halt nix passiert. Bewußt würd ich es nicht machen. Krank oder sonst irgendwie gestört auch nicht, nur das halt die Psyche, der weibliche Teil, und der Körper, der männliche Part nicht zusammenpassen und das versuch ich auszugleichen. Das Problem ist oft weniger TS als solche sondern viel mehr die fragwürdige Umgebung bzw. die netten Leute die auf einen einprügeln obwohl man eigentlich nix macht aber im Gegenzug dann wieder wirklich gefährliche Typen wie Pädophile oder Nazis laufen lassen. Ist bei uns leider so im (schein)heiligen Land Tirol.

Grüße Anja


RE: Für den kleinen Mut zwischendurch! - Chiara D. - 24.06.2015

Also ich gebe es zu!Mein Leben war eine Lüge,ein einziger Fehler!Ich habe immer versucht das zu sein was andere in mir sehen und es ist klar das es nicht plötzlich perfekt wird!Ich habe mich und andere sehr lange belogen und ich bin froh das es nicht schlimmer ist!


RE: Für den kleinen Mut zwischendurch! - Mia - 24.06.2015

Also für Selbstmord bin ich viel zu sehr selbstverliebt, das kommt gar nicht in Frage!


RE: Für den kleinen Mut zwischendurch! - GeminiStigma - 25.06.2015

Ich hab schon das ein oder andere Mal ernsthaft mti dem Gedanken gespielt ... aber am Ende kam ich imemr zu dem schluss das ich ja nicht weis wie es weitergehen wird und habs nichtgemacht, den Göttern sei dank.


RE: Für den kleinen Mut zwischendurch! - Ein Mäderl - 25.06.2015

Ich will ja hier nicht Benzin ins Feuer giessen, aber aus meiner Zeit beim Roten Kreuz sind mir einige ähnliche Fälle untergekommen, welche sich aber zum Großteil als fehlgeschlagene "Sexualexperimente" entpuppten. Aber auch vornehmlich religiös Wahn-motivierte "Einschnitte" sind dabei gewesen, jedoch ist mir kein Fall bekannt, der aus TS-Beweggründen in diese Richtung wies.
Ich würde also eher die Kirche im Dorf lassen, bevor man ohne Hintergrundwissen darüber spekuliert.
in diesem Sinne
ein Mäderl


RE: Für den kleinen Mut zwischendurch! - Eva_Tg - 25.06.2015

Klar, man kann über diesen Fall und die Hintergründe nichts sagen, deswegen schrieb ich ja, man sollte Transsexuallität nicht automatisch mit Verzweifelung und Leid in Verbindung bringen.

Ja, viele Transsexuelle haben schlimme Zeiten durchgemacht, da bin ich auch keine Ausnahme, aber nach dem Outing und wenn man die entsprechenden Schritte macht und zu sich selbst findet, dann kann man ein einigermaßen normales Leben führen, so wie andere auch.
Das ist kein Gewitter, was ewig über dem eigenen Kopf hängt und droht alles zu zerstören. (Ist das zu bildhaft? Keine Ahnung...)