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Intersexualität & Non-Binary: Verfahren zu Anerkennungen eines dritten Geschlechts - Druckversion

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RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts - Sunburst - 20.08.2018

Intersexen dürften die am schlechtesten verstandenen Leute im LGBT*I Spektrum sein. Bis an den Punkt, daß man sich fragen könnte, ob das überhaupt ein Spektrum ist. Und das nach 25 Jahren Intersex Movement. Es ist beschämend.

Und um keinen Zweifel offen zu lassen: Intersex ist keine Art Transgender. (Auch wenn selbstredend manche Leute beides sind.)

Um mich bequemerweise selbst zu zitieren (weil ich an dieser Stelle sonst nur dasselbe paraphrasieren könnte):

(10.05.2018, 14:22)Sunburst schrieb: Politisches Ziel ist also eine möglichst unattraktive Regelung, die entsprechend wenig in Anspruch genommen werden soll.
[...]
Zutiefst perfide ist allerdings, von Intersexen, von denen doch einige von Medizynikern schwer traumatisiert wurden, zu verlangen, sie müßten sich bei solchen ein Attest besorgen. Für einige derer wird die damit die Chance verbaut, indem sie sich selbst als Zwitter definieren (und als solche Anerkennung finden möchten), wenigstens zu so etwas wie einer symbolischen Restitution zu gelangen. Stattdessen kommt nur die nächste Retraumatisierung.

Wahrscheinlich ist es besser, daß ich keine Intersex-Aktivistin bin, denn so viel Gift und Galle könnte ich gar nicht spucken, wie nötig wäre Angry

Ansonsten: Wer hätte (a) sich noch nie über Beamte (aller Art) geärgert, (b) sich noch nie aus der Minibar im Hotelzimmer bedient? Wink

Möchengladbach, eh? Während der Zeit der Bonner Republik hat man immer Witze gemacht, was Bonn doch für ein verschlafenes Provinznest sei. Aber das scheint mir zu anderen Orten da in der Gegend keinen großen Unterschied zu machen. Ich persönlich kann leider mit den meisten Rheinländern nicht so besonders um. Die meisten Dialekte finde ich so schlimm, daß ich mir lieber jeweils eine Knoblauchzehe in beide Ohren stecken würde Facepalm Wer denkt, ich übertreibe mal wieder maßlos, kann ja mal diesen Wiki-Artikel zu lesen – und zu verstehen Rolleyes – versuchen. Ich wünsche viel Vergnügen Big Grin


RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts - Danielle Jan82 - 20.08.2018

Ja die Dialekte, wenn ich nervös/wütend bin/werde verfalle ich schon mal ins gladbacher Platt, ansonsten spreche ich aber Hochdeutsch.


RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts - Sunburst - 20.08.2018

Bei nur "dialektal eingefärbtem" Standard-Deutsch müßte ich mich in den meisten Fällen wohl irgendwie durchfinden können.

Eigentlich sollten die Leute ja auch ihre Dialekte pflegen. Geschweige, wenn man fremd irgendwo hinkommt und sich so da hineinfinden kann, dann finde ich das bewundernswert.

Meine schlimmsten Erfahrungen habe ich mit einigen alemannischen Dialektsprechern in D und F gemacht. Die haben rücksichtslos nur ihren jeweiligen Dialekt gesprochen. Das ist mit der Sprache der alemannischen Wikipedia leider überhaupt nicht zu vergleichen.

Und ja, so peinlich mir das ist, das hat in meinem Falle tatsächlich etwas mit einer Intersexen zu tun Blush Eigentlich mochte ich die sogar sehr, aber bei den Verständigungsproblemen... Sad


RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts - Falling Snow - 26.08.2018

eine hübsche zusammenfassung zu dem, was grad in D zum thema (nicht) abgeht... ich hoff doch, das wenigstens die (politik)verantwortlichen in österreich/schweiz bzw. wo auch immer der punkt aktuell auf'm tisch liegt, etwas weniger besessen und klammernd sind an der binären geschlechtsideologie und in der lage, über den eigenen schatten zu springen.

https://verfassungsblog.de/new-german-intersex-law-third-gender-but-not-as-we-want-it/

wobei... träumen ist ja noch erlaubt.  Angel2
zitat:
"Atme considers the creation of a third gender box supportive of the structures of inequality, and considers that rather than creating 3, 4 or umpteen gender boxes, we should get to a situation where everyone can have the gender they want, when they want, or indeed have no gender at all."

der moment, wenn die antwort der zukünftigen eltern auf die frage, was "es" denn nun wird, einfach nur lautet: "ein kind"...


RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts - Bonita - 26.08.2018

(26.08.2018, 02:10)Falling Snow schrieb: ... zitat:
"Atme considers the creation of a third gender box supportive of the structures of inequality, and considers that rather than creating 3, 4 or umpteen gender boxes, we should get to a situation where everyone can have the gender they want, when they want, or indeed have no gender at all."
...

Der komplette (deutsche) ATME-Text ist übrigens hier zu finden: http://atme-ev.de/index.php/374-keine-stellungnahme - ein erweitertes Zitat daraus:
Zitat:... Es ging uns noch nie darum "Geschlechtsidentitäten" anzuerkennen, sondern immer darum, das Geschlecht(!) eines Menschen anzuerkennen. Es ging uns nie darum, das übergriffige, wie sexistische Weltbild, das Geschlecht auf körperliche Merkmale reduziert und zugleich dann Menschen lediglich davon abweichende "Gefühle" zugesteht, weiter zu fördern. Es mag Vereine und Initiativen geben, die darin ihre Erfüllung sehen, die bestehende Geschlechterordnung aufrecht zu erhalten und sich dann damit begnügen, innerhalb dieser Ordnung eigene abgetrennte Bereiche bzw. Geschlechterghettos einzurichten, in der dann Ghettoaufseher auf die eingekastelten Menschen aufpassen. Uns ging es darum nie.
 
Wir setzen uns für echte Gleichberechtigung ein. Das bedeutet, dass unser Einsatz eine andere Motivation hat, als bestehende hierarchische Ungleichbehandlungsstrukturen zu stützen. Wir machen uns stark dafür anzuerkennen, dass Menschen ein Wissen über ihr Geschlecht und ihren Körper besitzen. Kein anderer Mensch hat das Recht, sich über dieses Wissen zu stellen und auf Grund der Deutung körperlicher Beschaffenheiten anderes zu behaupten.

Stellungnahmen, in denen nicht von der Idee abgerückt wird, das Geschlecht mit körperlichen Merkmalen gleichzusetzen und zugleich "vom Körper abweichende Geschlechtsidentitäten" propagiert werden, ändern nichts an der Realität. Wer etwas für Gleichberechtigung der Menschen tun will, erfindet auch nicht 3. 4. oder zig-te staatliche Geschlechter, sondern schafft einen Rahmen, in der jeder Mensch privat die Geschlechtsidentität haben kann, die er haben will, wenn er so möchte.
...
[Hervorhebung durch mich]

ATME finde ich einerseits großartig, andererseits hätt ich doch auch a bisserl Kritik...

Ein Mensch, der weder eindeutig biologisch "weiblich" noch "männlich" vom körperlichen Geschlecht her ist - idR wird hier von Intersexualität gesprochen -, müsste rein theoretisch das Recht bekommen, staatlich als "weder noch"-Geschlecht (inter, queer, neutral, androgyn, non-binär, x-gender oder wie immer dies zu bezeichnen sei) Anerkennung neben bestehenden staatlichen Geschlechts-Schubladen (eben weiblich oder männlich) bekommen, falls sich der betroffene Mensch nicht in das bisher vorherrschende duale Staats-System einorden kann oder will;

Dass es zB in Deutschland bei Geburt eines offensichtlich intersexen Kindes bereits keinen "Weiblich oder Männlich"-Zwang fürs staatliche Register gibt und sich das Kind zB nach seiner Volljährigkeit ohne Gutachter- bzw Behörden-Stress (ich hoffe, dem ist so) dann für eines der bisher vorherrschenden Geschlechter (weiblich oder männlich) entscheiden darf, oder diesen Register-Eintrag eben als "nichts von beidem" (inter, queer, neutral, androgyn, non-binär, x-gender, etc pp) belässt, finde ich nicht so verkehrt; Dass da noch einige Gesetze geändert gehören, um jemand "weder noch" an allen Dingen des Lebens wo der Staat irgendwie mitmischt teilhaben lassen zu können, versteht sich wohl ohnehin;

Somit finde ich auch jenes staatliche Vorhaben nicht verkehrt, Intersexuellen, denen man es auf den 1. Blick (eben bei Geburt) nicht ansah/ansieht oder die als Kind medizinische Zwangsmaßnahmen erdulden mussten, das Recht einzuräumen, zB ab Volljährigkeit - auch hier hoffentlich ohne Gutachter- bzw Behörden-Stress - frei entscheiden zu dürfen, ob Betroffen* nun weiblich, männlich oder eben inter, etc pp ins staatliche Register einzutragen lassen;

Intersexualität ist nun mal - ob medizinisch nachweisbar oder nicht (das wäre ua wohl die transsexuelle Variante) - eine naturgegebene Erscheinung, quasi als drittes Geschlecht, was ein staatliches System mit bisher zwei Geschlechtern nicht ignorieren darf;

Ob dann aber auch ein viertes oder fünftes Geschlecht oder auch "zig-te" Geschlechter - aufgrund einer bestimmten Identität Sinn machen wage ich anzuzweifeln; Dann könnte jeder Staat ja tatsächlich gleich alle Geschlechter "abschaffen", es also kein "weiblich, männlich, inter, etc pp" gäbe - das wäre sicherlich eine "Einsparung" auf mehreren Ebenen; Könnte bei bestimmten verwaltungstechnischen Abläufen auch auf ein Mehr hinauslaufen, womöglich hielte es sich die Waage;

Geschlecht (weiblich, männlich, inter, etc pp) und Identität (Frau, Mann, ... ?) wären dann tatsächlich eine rein private Sache...

Eine ATME-Grundsatz-Erklärung: http://atme-ev.de/index.php/transsexualitaet-was-ist-das
Zitat:Transsexualität - Was ist das?

Transsexualität meint Körpermerkmale, die vom eigenen geschlechtlichen Selbstverständnis bzw. dem eigentlichen Geschlecht eines Menschen abweichen. Das Wissen darüber ist angeboren. Autoritäre Vorstellungen über Geschlecht (soziales, kulturabhängiges Geschlechtsrollenverständnis) verhindern in manchen Gesellschaften ein gesundes Coming-Out.

Unabhängig von Kultur und gesellschaftlichen Identifikationsmodellen (ob binär, non-binär, ...), haben Menschen mit Transsexualität das Bedürfnis, ihren Körper mit ihrem eigentlichen Geschlecht in Einklang zu bringen. Dazu gehören Hormonbehandlungen, aber auch Operationen.

Transsexualität ist keine Frage der Geschlechtsidentität.

Das Dumme ist nur, dass ein transsexueller Mensch mit (staatlich) zur Verfügung gestellten Geschlechter-Schubladen (weiblich, männlich oder inter, etc pp; aber womöglich auch alien(?)) argumentieren muss, um körperlich notwendige Änderungen staatlich gestützt zu bekommen, also zB kostengünstig neue Registereinträge und Papiere oder Hormone und Operationen auf Krankenkasse;

Transsexuelle müssen ihr Geschlecht überwiegend an Schubladen festmachen, da es wohl sonst tatsächlich auf eine rein private Ebene geschoben werden würde, wo sich "der Staat" dann aus der Verantwortung nimmt, sprich es keine finanziellen Leistungen mehr für TS gäbe, egal ob es in irgendwelchen internationalen Listen (ICD, DSM) für medizinische Abrechnungen wie bisher zu finden ist; Wenn ich TS oder "alien" bin und genügend finanziellen Hintergrund habe, kann mir das natürlich egal sein; Nur haben sowas nicht alle Betroffen*...

Staatlich "gespart" wird ja idR an den falsch(est)en Ecken und Enden, wie bisher immer groß und breit für die nicht betroffene (Geschlechts-Schubladen-) Mehrheit wahlgekämpft bzw Politik respektive Gesetzgebung gemacht wurde und wird, aber wenn sich eine solche Möglichkeit auftut, dann wird das idR auch ausgenutzt...


RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts - Sunburst - 26.08.2018

ATME ist eben ATME und nicht AITME (also "Aktion Inter- und Transsexualität und Menschenrechte"). (Zudem haben sie ihre eigenen Standpunkte, die man – wie so oft im Leben – teilen kann, aber nicht muß.) An dem Anspruch, das gesamte T*IQ Spektrum halbwegs adäquat abdecken zu wollen, würde man wahrscheinlich nur scheitern können.

Es tut mir leid, das so sagen zu müssen, es gibt keine "eindeutige" Intersexualität. Es finden sich immer irgendwelche Kriterien, über die man schier endlos (und entsprechend mühselig) herumargumentieren kann. Es steht zu befürchten, daß nachwievor die meisten IS Kids in den Kästchen "M" oder "F" statt "D" landen werden. Sei es auf Betreiben von Ärzten oder Eltern (oder dem Druck seitens von Umfeldern, mit denen beide sich nur zu gerne herausreden).

Die, die am schnellsten merken, daß "etwas nicht stimmt", werden natürlich die Kids selbst sein. Der Rest ist eine Frage davon, wie rechthaberisch (machen wir uns nichts vor...) Eltern (bzw. ganze Familien und Umwelten) oder Ärzte sein werden.

Solche Entwicklungsprozesse müssen nicht unbedingt sehr ähnlich denen von TS, NB u.ä. verlaufen. Geschweige, daß Bedenken hinsichtlich der jeweils zugrundeliegenden Motivationen bleiben.

Wie lange der Weg von einer Kindheit bis zur Volljährigkeit ist, sollten wir uns eigentlich selbst noch erinnern können.

Es ist ja allzu einfach und bequem, Kinder und Jugendliche unter Druck zu setzen, sie zu belügen, sie zu einer scheinbaren Einwilligung und ansonsten zum Schweigen zu bringen.

Selbst was an dieser Stelle gesetzgeberisch nur erreichbar gewesen wäre, hätte einem als IS wahrscheinlich nicht unbedingt in Freudentaumel verfallen lassen müssen.

Was wir meistens nur zu sehen bekommen, sind bereits erwachsene IS, denen es mehrheitlich nicht sehr besonders geht, selbst wenn sie keine – zumindest vordergründigen – Identitätsprobleme haben.

Ich weiß wie skeptisch und frustriert ich mich anhöre. Ich bin es ja auch.


Noch in eigener Sache:

Eine ATME-Grundsatz-Erklärung: http://atme-ev.de/index.php/transsexualitaet-was-ist-das schrieb:Transsexualität - Was ist das? 

Transsexualität meint Körpermerkmale, die vom eigenen geschlechtlichen Selbstverständnis bzw. dem eigentlichen Geschlecht eines Menschen abweichen. Das Wissen darüber ist angeboren. Autoritäre Vorstellungen über Geschlecht (soziales, kulturabhängiges Geschlechtsrollenverständnis) verhindern in manchen Gesellschaften ein gesundes Coming-Out.

Unabhängig von Kultur und gesellschaftlichen Identifikationsmodellen (ob binär, non-binär, ...), haben Menschen mit Transsexualität das Bedürfnis, ihren Körper mit ihrem eigentlichen Geschlecht in Einklang zu bringen. Dazu gehören Hormonbehandlungen, aber auch Operationen.

Über vieles müßte ich mir bei ATME so ab und zu mal wieder Gedanken machen. Hier sträubt sich alles in mir (wie so oft).


RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts - Lydia Faustus - 26.08.2018

(26.08.2018, 13:27)Sunburst schrieb:

Über vieles müßte ich mir bei ATME so ab und zu mal wieder Gedanken machen. Hier sträubt sich alles in mir (wie so oft).

Warum?


RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts - Falling Snow - 27.08.2018

zitat:
Ob dann aber auch ein viertes oder fünftes Geschlecht oder auch "zig-te" Geschlechter - aufgrund einer bestimmten Identität Sinn machen wage ich anzuzweifeln.
 
was mich persönlich betrifft...
halte ich es für zielführender, geschlechtsidentitäten (atm binär) von ihrem alles bestimmenden hohen roß zu bekommen, wenn sie aufgefächert werden anstatt abgeschafft. sprich, eine dritte schublade relativiert für mich den einfluß mehr als versuche, ebenjene schubladen gleich ganz abzuschaffen. und ab wieviel schubladen genau eine (geschlechtliche) identität noch sinn macht... ich denk, das es müßig ist, über eine definierte grenze nachzudenken. Smile eine? zehn? wer will wodrauf beruhend die grenze ziehen? who knows. am ende macht jede einzelne sinn. zumindest für die jeweilige person.
wenn es nach dem (biologistisch) ausgerichteten gesetzgeber ginge, würde es wohl weiterhin nur zwei geben. einmal zeugungsfähig, einmal gebärfähig, sprich penis oder uterus. kann man so direkt natürlich nicht sagen, weil damit alle menschen geschlechtslos wären, die eben nicht (mehr) fortpflanzungsfähig sind, unabhängig vom jeweiligen intimbausatz, inklusive der ad absurdum-führung diverser "natürliche ordnung"-fantasien.
 
zurück zum thema. für mich macht JEDES geschlecht dem eigenen selbstverständnis nach sinn. ob es dabei die erste, dritte oder tausenste schublade ist, die da rumschwirrt... ändert nicht das geringste an der gleichwertigkeit gegenüber anderen. und nein, die gesellschaftliche/rechtliche verortung/verbreitung einer/zwei/drei schubladen ist keine berechtigung für eine überhebliche/abwertende position gegenüber weiteren. und ja, "geschlecht" ist ein konstrukt, gesellschaftlich basierend auf intimbausätze. wer daraus hierarchien ableiten möchte, nur zu. wir können dann ja alle mal die hose, rock, strumpfis, shorty's runterziehen. hab gehört, das ein paar gutachter-posten frei werden.  Tongue
 
wenn das thema geschlecht wirklich eine privatangelegenheit wäre... ich bin mir nicht ganz sicher, ob das die krankenkassen automatisch davon befreit, leistungen zu übernehmen. aus dem bauch heraus würde ich sagen, das sie es müssen, sobald ein leidensdruck vorliegt. ob ebenjener privat gelagert ist oder gesellschaftlich... keine ahnung, ob das wirklich relevant ist. inwieweit ist denn z.b. ein beinbruch gesellschaftlich verortet und nicht privat? oder gefühlte 99,99% aller krankheiten? hab grad keinen klaren kopf dazu.
 
und das transsexualität geschlechtsschubladen benötigt, um hilfe von den krankenkassen zu erhalten... wieso sollte es nicht ausreichen, leistungen aufgrund von leidensdruck zu erhalten? hier: ein körper, der nicht dem selbstverständnis entspricht. inwieweit dafür eine schubladenkategorisierung benötigt wird, die auch wieder nur bedingungen/grenzen setzt, entzieht sich meinem verständnis. einfach tun, was nötig ist und gut ist. in welchem rahmen/umfang auch immer. ^^
aber gut, es ist eben der status quo.
 
und als letztes: intersexualität
wenn es keine "eindeutige" intersexualität gibt, dann gibt es auch keine eindeutigen schubladen ala m/w. da aber der gesetzgeber auf ebenjene gesellschaftliche kategorisierung beharrt (und die gesellschaft ebenso, man braucht ja nur mal schauen, wie oft in medien geschlechtliche begriffe zur identifikation/zuordnung genutzt werden), muß es eben definitionen geben. witzig ist ja, das sich bei inter auf intimbausätze berufen wird, bei m/w ists aber sooooooooo viel mehr, was den angeblichen "unterschied" ausmacht. na sei es drum. bin schon gespannt, was so die klischee-schubladen von m/w bereit sind abzugeben, um irgendwas als typisch "inter/divers" bezeichnen zu können. wenn ich raten müßte... gar nichts. die unsichtbarkeit wird bleiben.
 
prinzipiell kann ich mich dem frust und der skepsis von sunburst nur anschließen. dieses muntere rumoperieren an inter wird solange bleiben, wie es nicht unter strafe steht. unabhängig davon, ob nun eine dritte schublade existiert oder nicht. wie schonmal erwähnt, man stelle sich vor... ärzte operieren regelmäßig und mit einverständnis der eltern m/w-kinder zu inter um, wie groß wäre da das geschrei und der gesetzgeberische aktionismus...
 
solange da nicht grenzen gezogen werden, die verantwortlichkeit nach sich ziehen, solange werden diese "gut gemeinten" binär-ideologischen anpassungen weitergehen. nebenbei... ganz ohne therapien und gutachten. *neidisch guck Tongue
 
zitat:
Eine Studie der Humboldt Universität zeigt, dass auch heute jedes Jahr noch etwa 1.700 Genitaloperationen an intergeschlechtlichen Kindern stattfinden. Der Anteil der Operationen an Kindern mit einer Intersex-Diagnose ist seit 2005 kaum gesunken.
 
und mein persönliches ausraster-zitat:
Susanne Krege, Leiterin der Urologischen Klinik in Essen, sieht das anders. „Die [...] Beschuldigung, dass wir Verstümmeler-Eingriffe durchführen, das würde ich so nicht stehenlassen. Das ist sicherlich vor zwanzig, dreißig Jahren so gewesen, heutzutage arbeiten wir wirklich mit Mikroinstrumenten und Lupenbrillen und können das sehr gut rekonstruieren, sowohl in weibliche als auch in männliche Richtungen“, sagt Krege BuzzFeed News am Telefon.
 
weil ja auch die technik/ausführung das problem ist... *schreit und heult gleichzeitig
 
ganzer artikel:
inter


RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts - Danielle Jan82 - 27.08.2018

Was mich bei der Schubladenabschaffung immer Sorge macht ist das man es ausnutzen könnte um zu sagen, so da es keine Unterschiede mehr gibt braucht ihr auch keine HRT, GAOP und co. mehr, lebt euch doch einfach so aus wenn ihr euch anders "fühlt" und solche Aussagen sind schon von manchen "Experten" auch gefallen.


RE: Intersexualität: Gerichtsverfahren zur Anerkennungen eines dritten Geschlechts - Sunburst - 27.08.2018

Die "Uneindeutigkeit" von Intersexualität wird ja auch an Dingen wie extrem divergierenden Schätzungen, wie viele Intersexen es denn gebe, deutlich.

Gespenstisch ist nicht zuletzt der historische Wandel der Zuweisungspraxis in den letzten ca. 60 Jahren. Damals bekamen ca. 3/4 eine männliche Zuweisung verpaßt, später bis zu ca. 2/3 eine weibliche. Im übrigen wußte man anno dunnemals, daß viele der Jungs nicht "normal" mit einem Mädchen würden schlafen können. Aber man postulierte eben, die würden sich schon irgendetwas einfallen lassen. Es gab auch später immer wieder warnende Stimmen seitens von Chirugen darselbst, was man den Mädchen mit einer Vaginalplastik antun könnte. Wer von den "Professionellen" behauptet, man habe vor 1990 doch nicht wissen können, disqualifiziert sich selbst. Abgesehen davon, als Intersexe würde ich mir verarscht vorkommen, wenn mein Geschlecht eine Frage von Wahrscheinlichkeiten zwischen ca. 75% männlich und ca. 66,6666...% weiblich sein sollte.

Und ja, es gab da noch den urbanen Mythos, Intersexen seien ja so formbar (malleable), daß selbst Ärzte es kaum fassen konnten ("Look how feminine these little boys are!").

Ich kann es auch nicht fassen, wie hartnäckig sich die Mär hält, ein Mensch könne gleichzeitig "Penis und Vagina" haben. Es ist morphologisch unmöglich, aber offensichtlich ist es ein phantasmatisches Erfordernis. Die armen Binaristen würden ja sonst orientierungslos inmitten einer kategorialen Landschaft stehen, in der sie nie, nie zu navigieren gelernt haben.

(Manche Leute glauben auch, "Zwitter" könnten sich selbst befruchten Facepalm Dann müßten sie ja auch mit sich selbst vergnügen können Sad So ein Bullshit ging vor ca. 20 Jahren mal durch die indische Presse. Da war ein 15-jähriger "Junge" mysteriöserweise schwanger geworden. Wäre ja auch zu peinlich gewesen, die bittere Wahrheit zu schreiben, daß es sich um eine Intersexe mit offensichtlicher männlicher Fehlzweisung handelte, die mit ihrem Freund geschlafen hat wie andere Mädchen eben auch Rolleyes )

Echter Hermaphroditismus ist histologisch definiert, d.h. es müssen testikuläre und ovarielle Gewebeanteile vorhanden sein. Wie die Genitalien solcher Leute aussehen, kann ganz unterschiedlich sein. Auch da ist aber wieder das Problem, die ganzen Leutchen, die eine (heteronormativ motivierte) Besessenheit mit Genitalien pflegen, wollen trotz allem eben genau das an erster Stelle wissen. Man faßt es nicht Facepalm

Die Krege hat sich da aber vielleicht eine peinliche Themaverfehlung geleistet. Die hat offensichtlich rein gar nichts kapiert. Zudem: von ihrem eigenen Werk waren Chirurgen schon vor der Verbreitung der Micro-Chirurgie ja sooooooo überzeugt Sad

Ab und zu sollte man sich jedoch klarmachen, daß Intersexualität ein sehr sehr weites Feld ist. Es werden nicht alle mit medizinischen Maßnahmen wie HET und/oder OPs bedacht. Dennoch können die Anliegen haben, die man erstnehmen sollte. Es haben ja auch anti-surgery activists dereinst geglaubt, ihre Sache stünde "stellvertretend" für alles weitere Facepalm



Die Sache mit den Intimbausätzen ist, daß Features automatisch ergänzt werden. Also wer wie ein Mann (oder zumindest eher wie ein Mann als eine Frau...) aussieht, hat doch bestimmt Penis (in penetrationsfähiger Größe), Testes (bitte auch die nicht zu klein und mit anständiger Sperma-Produktion), den Karyotyp 46,XY usw. usf., will Sex/Beziehungen mit Frauen, ist zeugungsfähig (und -willig), hat väterliche Qualitäten Rolleyes, und überhaupt benimmt er sich wie ein Mann (was auch immer das heißen sollte). Analoges gilt für Frauen. Wobei zu der Phantasterei ja auch gehört, daß solche Analogien überhaupt möglich zu sein hätten.

Und sollten sich diese Phantasien als Luftschlösser entpuppen, gibt es erst ungläubiges Erstaunen, und dann meidet man in den meisten Fällen den Überbringer der schlechten Nachricht. Wie konnte man denn auch nur...

Entpathologisierung muß nicht mit Verweigerung von Kostenübernahme bei TS einhergehen. Es gibt dazu angeblich längst Überlegungen in D, nebst ausländischen Vorbildern. Ich denke, wir können uns weiteres zu diesem Thema ersparen.

Tja, was mich persönlich betrifft: mir ist schon lange klar, für die meisten Leute sind nicht meine Genitalien das Problem, sondern ich bin das Problem Shy

Das Paper von Klöppel muß ich mal bei Gelegenheit lesen. An den Phallometer auf der Titelseite kann ich mich noch erinnern. Wir haben da auch mal eine Fassung mit noch mehr Kategorien gemacht, z.B. hatte ich die Idee: "Yes, everything is bigger in Texas!" Big Grin

Ich beneide Intersexen aber gewißlich nicht. Manchmal denke ich, es wäre besser, die (und wahrscheinlich auch deren Familien...) bräuchten auch Psychotherapie und Begutachtung, bevor man wildgewordene Ärzte auf sie losläßt.

Wie ich schon sagte, vielen geht es nicht so gut bis ausgesprochen schlecht. Für viele der Leute aus den tiefsten 1990ern haben sich die persönlichen wie politischen Erwartungen nicht erfüllt.

Und schon damals war es echt happig, wenn doch so einige ihren Frust an einem ausließen.



Zahl und Art möglicher Geschlechtskategorien ist kein triviales Thema. Ganz grundlegend scheint mir egal ob in Südasien oder Nordamerika eine Tendenz zu 4 Kategorien zu bestehen. Allerdings gibt es ungleich mehr Wörter als wirklich ausdifferenzierte Kategorien. Zudem ist vieles davon allgemein kulturspezifisch oder gar an religiöse Gruppierungen gebunden. Das bedeutete dann also doch viele Kategorien, die aber mit einer Idee von "Geschlecht" alleine gar nicht zu erfassen sind. Zwischen inter* und trans* wird meistens nicht differenziert, und manchmal (aber nicht immer) spielt auch sexuelle Orientierung mit hinein.

Ähnliche Anhängigkeiten von einer spezifischen Anthropologie sind durchaus auch für die hiesigen Verhältnisse zu konstatieren. Ohne Cartesianismus käme selbst die o.g. ATME-Definition von "TS" nicht aus.