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Hallo - Julia79 - 20.10.2016

Hallo, mein Name ist Julia...

...vorläufig zumindest... ich habe eine Liste mit möglichen Namen gemacht und alle gestrichen die mir nicht so gut gefallen haben. Julia ist übergeblieben. Ganz so richtig identifizieren tue ich mich aber noch nicht damit. Ich fühl mich derzeit ja noch eher als "Projekt J"  Thinking

Das ich eigentlich eine Frau hätten werden wollen weiß ich allerdings schon seit ich 6-7 Jahre alt war. Als Kind dachte ich das wäre normal und hab mir nix weiter dabei gedacht. Ich hab auch ausgesehen wie ein Mädel, als Kind ist das ja nicht so schwer die Unterschiede entwickeln sich erst später. Demnach wurde ich oft verwechselt wenn ich von Fremden angesprochen wurde. Im Hallenbad hat mich oft der Bademeister aus der Buben-umkleide geworfen und so... Darüber hab ich mich innerlich immer total gefreut Smile .

Der Rest der Geschichte ist wahrscheinlich ähnlich wie bei vielen hier. Von Mutti Sachen aus dem Kleiderschrank "geborgt", etc... aber nie "offiziell" erwischt worden. Inoffiziell denke ich schon, aber zur Rede wurde ich nie gestellt. Man hätte auch nix aus mir herausbekommen, denn so ab 14 hab ich mich in mich selbst zurückgezogen weil dort war es (und ist es immer noch) flauschig und warm. 

"Transgender" gab es damals noch nicht. Zumindest nicht in meinem Bewusstssein. Im Fernsehen hab ich sicher mal den einen oder anderen Bericht über Drag-queens unsw. gesehen, von "Geschlechtsumwandlungen" habe ich auch gehört aber das gab es (so dachte ich zumindest) nur in Amerika und ist völlig unerreichbar für mich. Damals war überhaupt noch vieles anders. Insbesondere gab es ja noch kein Internet mit Onlineforen, etc... Macht aber nix, denn getraut hätte ich mich sowieso nicht etwas zu sagen. Nichtmal getraut mir ernsthaft Gedanken zu machen darüber etwas zu sagen. 

Und so ging es dann halt weiter. Seit ich berufstätig habe ich die Frau in mir regelmäßig aus den Augen verloren und wiedergefunden. Erst dieses Jahr im Mai hat sich etwas verändert, ich bin mir nicht sicher was genau, aber ich habe mich entschlossen ich will mich diesmal trauen tatsächlich etwas zu verändern. Ich glaub ich bin ich draufgekommen das "ich mache das später, wenn ich mich dann traue" so nicht funktioniert. Ich möchte nicht irgendwann alt sein und immer noch ein Mann. Davor hab ich Panik. Seitdem hat sich schon einiges verändert, das Damm ist sozusagen gebrochen. Ich hab meine Männerklamotten weggeworfen und (altagstaugliche) Frauensachen gekauft. Für Rock und ausgestopften BH in der Öffentlichkeit fehlt mir der Mut und ein bißchen auch noch der Wille - ich möchte schon ein halbwegs zusammenpassendes Bild abgeben und dafür ist es noch nicht soweit. 

Habe begonnen mir Bart-lasern, hat nach zwei Sessions schon seitlich und am Hals einiges gebracht. Da war vorher auch nicht besonders viel und jetzt sind nur mehr vereinzelt Haare, aber am Kinn und insbesondere an der Oberlippe schaut es nicht gut aus, ich habe Zweifel ob da überhaupt was weggehen wird. Leider sind das genau die Stellen die ich auch beim Rasieren nicht soweit wegrasiert bekomme das man nix mehr sieht. Ich werde wohl Nadelepilation brauchen, aber damit möchte ich erst beginnen wenn das böse Testosteron in die Flucht geschlagen ist. Die Hautärztin meinte sonst kommen immer wieder neue Haare...

Das bringt mich zum nächstem Thema und Quelle meiner größeren Unsicherheiten. Ich habe viel hier im Forum gelesen zu den notwendigen Stellungnahmen, Untersuchungen, etc... aber ich verstehe immer noch nicht so richtig was ich denn nun genau brauche und in welcher Reihenfolge. Psychologe, Psychiater, Klinisch-pschologisch, ich weiß ja nichtmal so genau was der Unterschied zwischen diesen Disziplinen ist. 

Mein nächster Schritt wird also sein mir einen Termin bei einer Psychologin zu machen und zu hoffen das sie mir dann vielleicht besser sagen kann wie ich am besten weitermache. Oder mache ich besser zuerst das klinisch-psychologische Gutachten? So wie ich das verstanden hab ist das ja nur so ein Kreuzerltest. Also das sollte recht schnell gehen und dann schonmal einen von den drei fertigzuhaben würde sich bestimmt sehr gut anfühlen.

Naja, Fragen über Fragen... es ist spät und das ist jetzt länger geworden als geplant. Jedenfalls erstmal ein fröhliches "Hallo" an alle! Wave


RE: Hallo - Bonita - 20.10.2016

Liebe Julia,
fühl Dich herzlich Willkommen im TransGender.at-Forum  Wave

So wie Du Deinen bisherigen Weg beschrieben hast, erging es sicherlich vielen;

Bezüglich Haarentfernung hab ich Dich ev mißverstanden, denn grundsätzlich kommen nach einer Nadelepilation keine Haare mehr nach, egal ob mit oder ohne Hormontherapie - nach einer der moderneren Licht- bzw Hitze-Methoden ist das leider nicht so sicher...

Wie das mit den Gutachten etc pp abläuft, kann man hier (schematisch) mal anschauen: Ö / BM f Ges: Empfehlungen f d Behandlungsprozess (22.7.2014 bzw 13.02.2015)

Hier kann man ein paar Adressen abrufen: http://community.transgender.at/showthread.php?tid=2946


Alles Gute und Liebe!


RE: Hallo - Chiara D. - 20.10.2016

Hi und Heart -lich Willkommen hier Julia!
Ich sagte meinem Psychotherapeuten irgendwann das ich bereit bin und nachdem ich seine Stellungnahme(für Hormone)in der Hand hatte,kümmerte ich mich um die Psychiatrische,bzw.klinisch Psychologische Stellungnahmen!Nachdem ich die auch hatte,holte ich mir einen Termin bei meiner Endokrinologin und mein Glück begann.Solltest du keine Transtauglichen Psychologen/Psychiater kennen,sollte eigentlich dein Therapeut bescheid wissen,wer gut ist(bei mir war es zumindest so,da ich 9 Psychologenadressen hatte,aber nicht wusste wer wirklich gut ist,hat er mir eine Psychologin empfohlen und die war wirklich sehr gut^^!).
Bei PÄ/VÄ brauchte ich nur die Stellungnahme meines Therapeuten und Geduld^^!
Also Julia!Denk nicht Großartig über die Dinge nach oder zerbrich dir denn Kopf darüber,sondern mach einfach und genieße!Denn der Weg zu sich selbst ist ohnehin schon steinig genug^^!


RE: Hallo - S4R4h - 20.10.2016

Heyi Julia!

Ein fröhliches 'Hallo' auch von mir.
Freut mich, deine Geschichte zu lesen - mir erging es ziemlich genauso Smile

Ich wünsch dir alles Liebe und Gute auf deinem Weg!


RE: Hallo - Julia79 - 21.10.2016

Vielen lieben Danke an alle für die netten Hallos! 

Ämn, ja die offiziellen Richtlinen hab ich schon ungefähr zehnmal gelesen, doch so richtig kann ich es mir nicht zusamenreimen wie manche Sachen darin gemeint sind. Insbesondere versteh ich nicht was der Unterschied zwischen den Stellungnahmen im Dignostischen Prozess und im Therapeutischen Prozess ist. Oder kann man die eh zusammen in einem Schritt machen? 

Hast sicher recht, Chiara, ich mach mir da viel zuviele Gedanken und dadurch Stress. 

Ich hab mich bisher auch noch nicht getraut einen Psycho Termin auszumachen. Hab Panik das ich was falsches sagen könnte oder einfach nicht die richtigen Worte finde, und dann als "nicht Trans genug" diagnostiziert werde: "Herr xyz, Sie sind ein Mann wie er im Bilderbuch steht, und werden immer ein bleiben!" Sick

Ich weiß zwar das ist irrational, aber so geht's mir halt...

Bezüglich der Haarentfernung meinte meine Hautärztin das solange das Testosteron nicht weg ist sich immer wieder neue Haarwurzeln bilden würden. Das klang für mich einleuchtend. Naja jedenfalls wollte ich sowieso noch zumindest 2 Lasersessions machen vielleicht geht ja doch noch ein bißchen was weg.


RE: Hallo - Chiara D. - 23.10.2016

Ich glaube kaum das es noch so viele Therapeuten gibt,bzw Psychologen die nach denn Klischees gehen!
Sieh mich an!Ich liebe Fußball(Ich bin sehr oft in einem Stadion anzutreffen),ich habe leider immer noch ein sehr maskulines Aussehen(trotz 11 Monate Gegengeschlechtlicher Hormontherapie)usw.!
Aber ich habe ohne Probleme die Diagnose erhalten,die Stellungnahmen für die Hormone waren kein Problem,mittlerweile warte ich auf meine Psychiatrische Stellungnahme für GA-OP!
Du brauchst keine Angst zu haben,es läuft sicher gut^^!

Heart Kisses Chiara Heart



RE: Hallo - Meandra - 23.10.2016

Hallo Julia,
ein herzliches Willkommen hier. Und den Namen finde ich toll Smile ... ist so etwas romantisches ... o romeo *g*
Behalte ihn.

Bei mir war es immer Meandra. Ich liebte diesen Namen, aber brauchte auch lange dazu, bis ich mich mit ihm identifizieren konnte. Heute bin ich die Meandra-Elmina, weil Meandra buchstäblich kein Name ist, sondern ein Wort aus dem litauischen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass du aufgrund der Anforderungen für eine positive Indikation den Überblick verlierst. Es gibt nicht den Fahrplan, den du einhalten musst, sondern der ist individuell. Ich zB habe mich zB einem "Männerarzt" anvertraut und dem alles erzählt, was ich fühle. Er hat mich dann an eine Einrichtung verwiesen (bin aus OÖ), die sich wirklich gut auskennt und eine hervorragende Therapeutin mir vermittelt hat. Ich mag sie einfach. Smile Dann bekam ich von ihr alle Kontaktdaten, und so klapperte ich im Laufe dieses Jahres alle Ärzte ab. Zuerst war der Psychologe, der die Transsexualität feststellt. Wichtig ist: sei du selbst. So einer hat Erfahrung und erkennt sofort, wer schwindelt. Also bleib bei dir. Ansonsten wären mehrere Sitzungen nötig. Meine dauerte nicht mal 10 Minuten. Dann besuchte ich den klinisch-psychologischen Therapeuten. Das dauert halt. Musst ein paar Tests machen, um sagen zu können, du bist sehr wohl dicht in der Schüssel Wink. Später ging´s nochmal zum Psychiater, der mir sagt, ich kann ohne Probleme die Hormone nehmen. Und nun war ich bei der Endokrinologin für´s Erstgespräch. Dort nahm man mir Blut ab und ich bekam neue Aufgaben: Besuch des Internisten und des Urologen. Ersteres habe ich schon. War für den Arzt eine Premiere. *g* ...

Wichtig ist: bleib so wie du dich wohlfühlst. Zwing dich nicht in die Damenrollen, wenn du noch nicht bereit bist. Wenn du dich aber bereit fühlst, dann mach es sofort, nicht irgendwann.

Tja, bald bekomme ich meine Indikation. Und nächstes Jahr geht´s los. Insgesamt hat die ganze Prozedur ein Jahr gedauert. Bring viel Geduld mit und arbeite an dir. Nutz diese Zeit bis zur HET. Denn die wirst du brauchen.

Viele Grüße
Meandra


RE: Hallo - Madleine - 27.10.2016

Hi Julia, herzlich willkommen.


RE: Hallo - Julia79 - 16.04.2017

Nachträglich möchte ich mich bei Euch allen bedanken für die guten Tipps die ihr mir gegeben habt. Im Oktober nach meinem ersten Posting bin ich kurzfristig in eine Phase der Hoffnungslosigkeit gefallen. Seit Anfang dieses Jahres geht es aber flott weiter. Ich habe das psychologische Gutachten fertig, die Psychotherapie gestartet und der Psychiatertermin folgt in Kürze. Die ersten Outings im familiären Umfeld gab es auch bereits, mit durchaus positiven Reaktionen und wunderschönen Erlebnissen die darauf folgten. Ich glaub da hab ich sehr viel Glück mit meiner Familie.

In Summe hatte ich einfach zu viele Unsicherheiten in mir und mir, eigentlich unnötige, Sorgen gemacht. Auf der anderen Seite konnte ich die Zeit in der ich gezögert hatte den "offiziellen Prozess" zu starten, auch sinnvoll nutzen um mir sehr viel Gedenken über mich und meine Zukunft zu machen. Vielleicht brauchte ich das auch... Hätte ich mir die nicht genommen sondern schon im vergangenen Jahr den ersten Psychologen-termin gehabt wär ich dann vielleicht dagesessen und hätte überhaupt nicht gewusst was ich sagen soll, geschweigedenn mich getraut.