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nonbinary - was es für mich bedeutet - Druckversion

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RE: nonbinary - was es für mich bedeutet - Falling Snow - 01.05.2018

oki, vorschlag... ich pell mir ein ei und währenddessen erleuchtest du mich mit fakten zur geschlechter-traumwelt. okay?
was bedeutet es denn, ein/e (geschlechtsetikett freier wahl) zu sein?
 
bin wirklich seeehr neugierig auf die definitionen der begriffe. schließlich müssen sie ja jeweils fast die hälfte der menschheit inkludieren. allerdings... wer will schon freiwillig ins klo greifen...
 
wenn du was beitragen möchtest zur diskussion/thread-thema, dann sei herzlich willkommen.
nur... der alleinige hinweis darauf, das andere eben auch andere meinungen haben ist zwar auch ein beitrag, nur eben... ein bescheuerter. mit genau null aussagekraft, zumindest, was das sachliche betrifft. und was den stil angeht... nun, der sagt mehr über dich als deine argumente aus. so nvm.


RE: nonbinary - was es für mich bedeutet - Sunburst - 02.05.2018

Da hätte jetzt kein Grund zu Angst bestanden. Zu "Wesen" oder "Identität" wäre mir ohnehin nichts eingefallen. Das war nur eine meiner maßlos übertriebenen Höflichkeiten, das auch nur ein ganz kleines bißchen offenzulassen Shy

Ich kannte die Wörter zwar, aber zu meinem seinerzeitigen Selbstverständnis als TS haben die nicht sonderlich viel beigetragen.

"Identität" wurde erst später als Erklärungsversuch so unendlich beliebt. Und dennoch war das zirkulär: es wurde postuliert, als Mann oder Frau müsse man ein Selbstverständnis als solche/r haben, also eine entsprechende Geschlechtsidentität. Sodann begründete man, warum man TS war, damit, daß man eine entsprechende Geschlechtsidentität hätte. Noch mehr Annahmen draufpacken kann man natürlich mit der Vermutung einer Korrelation von Identität mit bestimmten Gehirnstrukturen.

Manche Leute (cis* wie trans*) hätten sicherlich gerne irgendso eine Art Cissexualisierung der Transsexualität. Und damit auch eine Rettung des Binarismus.

Und Intersexen haben bestimmt auch die eine oder die andere Art von Gehirnstrukturen. "Nature" ist schließlich die Grundlage, und "Nurture" nur so ein bißchen oberflächliche Überformung Rolleyes Wahrscheinlich kann man sich die ganzen medizinischen und psychologischen Untersuchungen sparen, man muß die Leute nur in so eine MRT Röhre schieben, et voilà! Angry

Aber da waren welche tatsächlich so richtig böse auf mich, weil ich zu sagen wagte, ich sei TS – nicht, ich sei eine Frau ("wie alle anderen auch"). Für mich war TS kein Mangelzustand, und schon gar keiner, der nach der OP behoben sei. Ich mag es an Assertivität gebrechen lassen (und sei es nur, weil ich – zumindest manchmal – überlegt, cool und höflich bis nett erscheinen möchte Rolleyes ), aber in Sachen Selbst-Bewußtsein (im wörtlichen Sinne) war ich da glücklicherweise schon etwas weiter Shy

Für das Selbstbild mancher CS ist es tatsächlich wichtig, daß sie gebären/zeugen können. Nur sollten sie das anderen nicht in die Schuhe schieben.

Nun gut, ginge es stattdessen darum, was man so beim Sex miteinander anstellen kann, wäre ich ja gar nicht so Shy

Was bedeutet, das eine Geschlecht, das andere, oder ein noch viel grundsätzlicher anderes, oder beides, oder zwischen beiden, oder keins von beiden... zu sein, weiß ich nicht.

Ich könnte nur nicht behaupten, Geschlecht hätte mir nie etwas bedeutet. Und ich bin da auch nichts wie äquidistant zu den beiden binaristischen "Ideal"-Konstrukten Rolleyes

Natürlich mischt sich da ganz viel schlechte Erfahrung mit hinein. Wobei mich unter Druck zu setzen nicht etwa zu Konformität zwang, sondern das genaue Gegenteil erreichte, nämlich daß ich endgültig nicht als Junge/Mann hätte leben wollen. (Ob ich über 40 Jahre später es als NB zumindest einmal versucht hätte, und wie das dann aussehen hätte können, ist eine interessante, wiewohl müßige Frage.) Geschweige mich auszugrenzen, damit war ich nur 'raus aus der Nummer. Dachten die vielleicht, ich käme auf Knien angewinselt? Wovon träumen die nachts? Wenn die Figuren zur Darstellung von Clichés brauchen, dann sollen sie sich doch welche aus Pappmaché formen und beim nächsten Karnevalsumzug paradieren Angry

Als Mädchen/Frau sah die Welt für mich ganz anders aus. (Ok, außer daß ich für meine Familie und deren Umwelt nun persona non grata war. Nun gut, wir waren auch sonst längst fertig miteinander.) Aber das war immer noch eine eher alltägliche und damit oberflächliche Erfahrung. Wollte ich in allen Lebensbereichen stealth leben, müßte ich mir das damit erkaufen, daß mit niemandem auch nur ansatzweise offen reden könnte, und das fand ich nicht sehr attraktiv. Auch wenn ich mich damit vulnerabel für Transphobie machte. Aber in manchen Fällen kann ich nur raten, ob mich jemand nicht mag, weil ich trans* bin, oder weil ihm meine Hautfarbe, mein Verhalten, mein Akzent oder irgendetwas von meinen Idiosynkrasien mißfällt.


RE: nonbinary - was es für mich bedeutet - Falling Snow - 10.05.2018

wieviel oder wenig TS zum beitrag von begriffen wie wesen/identität beigetragen hat, kann und mag ich auch sicher nicht beurteilen.
was ich aber interessant finde ist die diskussionsgrundlage, die dadurch breiter geworden ist. von reinen genital-zuordnungen, die noch immer standard sind und von gefühlten 99% der bevölkerung mitgetragen werden (geburt: blick zwischen die beine --> zuweisung eines geschlechtsbegriffes) hin zu fragen einer geschlechtsidentität, die eben nicht nur auf biologismen beruht, sondern auch aufs selbstempfinden eingeht und unabhängig ist von ersterem.
inwieweit ebenjenes selbstempfinden kulturell/sozial geformt ist... sei es drum und ist ein anderes thema. klar allerdings dürfte sein, das es nicht DIE frau oder DEN mann gibt, ebensowenig DAS drittes. ein höxtwahrscheinlicher gemeinsamer nenner, würde man eine volksumfrage starten, würde auch nur wieder auf biologismen zurückgreifen. alá ich "bin" mann/frau, weil ich penis/vagina/beides/gar nix davon besitze usw..... aber pups drauf.
 
jedenfalls hat TS für mich etwas erreicht, was inter in wieviel jahren? nicht geschafft hat. nämlich geschlechtsbegriffe so zu weiten, das sie über reduzierende, körperliche eigenschaften hinausgehen.
soviel zur identität und was das wesen betrifft...
ich werd den teufel tun und menschl. eigenheiten irgendeiner geschlechtsschublade zuordnen. Smile von stereotypen blödsinn wie diesem werde ich schon genug zugemüllt. rund um die uhr und wohin ich auch schaue, ungebetenerweise... fühlt sich manchmal sogar ein wenig an wie geschlechter-rassismus  Tongue
*ersetzt gedanklich den begriff "arisch"durch m/w inkl. unsichtbarmachung von individualität/diversität. dunkelbraun und kackbraun statt bunt ^^
statt augen/haarfarbe gibts jetzt genitalien... und bloß nicht laut sagen, stattdessen lieber die schubladen füllen mit blödsinn wie rosa/blau ohrstöpsel und so weiter...
narg, ich könnt grad schon wieder... Devilish
 
und was der begriff "geschlecht" bedeutet inklusive seiner schubladen?
lass uns ehrlich sein, es ist nix weiter als eine zuordnung im sinne von fortpflanzung. genau das sagt die kirche, wenn sie über die "natürlichkeit" von mann/frau schwadroniert, genau das sagen konservative, wenn sie von mutter/vater im sinne von familie faseln, das sagen rechte, wenn sie hegemoniale männlichkeit bzw. mackertum als überlegen darstellen und genau das sagen terf's, wenn sie von vagina/uterus und von "geboren als" fabulieren, um cis gegenüber ts zu erhöhen.
wahlweise auch in kombination und mit überschneidungen.
 
aber sie alle haben eines gemeinsam, sie möchten nicht darauf reduziert werden. bin mir grad nicht sicher, ob das noch (bittere) ironie oder schon idiotie ist Undecided


RE: nonbinary - was es für mich bedeutet - Sunburst - 11.05.2018

TS und IS kann man nicht wirklich vergleichen, geschweige denen Leistungen welcher Art auch immer abzuverlangen.

Es dürfte nur relativ wenigen IS unter den Fingernägeln brennen, »geschlechtsbegriffe so zu weiten, das sie über reduzierende, körperliche eigenschaften hinausgehen«. Auch wenn man als Außenstehende denken mag, es wäre doch nicht schlecht für die, da hin zu gelangen.

Insgesamt soll es zwar mehr IS als TS geben, aber das verteilt sich alles auf schier unüberblickbare körperliche, soziale und natürlich durchaus auch psychische Erscheinungen, die zudem oft, machen wir uns nichts vor, nur schlecht verstanden sind (geschweige in ihrem Zusammenspiel).

Ein IS Movement entstand erst ab Anfang der 1990er Jahre, als sich IS zu vernetzen versuchten, weil es ihnen echt scheiße ging. Wie man aktivistisch arbeitet, versuchten sie von LGBTs abzukupfern, in den relevanten Wissenschaften waren eher wenige tätig (und die hatten es ISM i.d.R. schwerer als in Diskussionen mit Sexualmedizinern), und mit dem peer support klappte das oft nicht so gut. Wie schlecht die zusammenarbeiteten, hatte allerdings fast schon wieder etwas liebenswert-anarchisches  Confused  Nun gut, wenn man das damit vergleicht, wie gerade in D die TS Szene schon etwas länger nicht wirklich vom Fleck kam... Sleepy Und so ganz überwunden ist das offensichtlich immer noch nicht:

J. Hoenes & M. Koch (Hg.): Transfer und Interaktion: Wissenschaft und Aktivismus an den Grenzen heteronormativer Zweigeschlechtlichkeit. Oldenburg 2017, http://oops.uni-oldenburg.de/3050, pp. 10f schrieb:[...] es ist nicht unbedingt so, dass »Betroffene«, also in diesem Kontext inter- und transgeschlechtliche Menschen, einfach so sprechen können oder wollen. So wurde beispielweise im Rahmen der Tagungsorganisation deutlich, dass eine angedachte Podiumsdiskussion zur Frage von Wissenschaft und Aktivismus nicht zu realisieren war, da es zu wenige Personen gab, die sich vorstellen konnten, Fragen, wer wo sprechen darf und eingeladen wird und welche Risiken damit verbunden sind, als trans* oder inter* Mensch in der Wissenschaft zu sprechen, auf einem Podium zu diskutieren. Ein Grund hierfür liegt darin, dass es für Aktivist_innen sehr viel unterstützender und erfolgversprechender sein kann, sich im politischen Aktivismus zu involvieren und an anderen Orten als dem der Wissenschaft zu sprechen. Aber auch innerhalb der Wissenschaft herrschende Machtverhältnisse, die Gefahren, von hegemonialen Diskursen vereinnahmt oder besondert zu werden und sich seinen eigenen Verletzlichkeiten aussetzen zu müssen, mögen Gründe hierfür gewesen sein. [...]

Über den Zusammenhang von Sexismus und Rassismus wurde schon so viel geschrieben, daß die Idee, mich an eine Review zu wagen, mich wirklich abschreckte Blush

Allerdings bin ich gar nicht begeistert von der Idee, das eine gegen das andere auszuspielen, etwa in der Art von "white men saving brown women from brown men" (G.C. Spivak: Can The Subaltern Speak? The Post-Colonial Studies Reader. Oxford: Routledge 2006, here p. 33).

Color-Blind Critics (Vijjikā) schrieb:nīlotpala-dala-śyāmāṃ vijjikāṃ mām ajānatā
vr̥thâiva daṇḍinā proktaṃ sarva-śuklā sarasvatī


I am Vijjikā,
dark as the silken petal of the black lily,
and Daṇḍin doesn't know me.
How stupid
to claim the Goddess of Poetry
is white!

(Ausg. V.R. Narayanaravu & D.D. Shulman, A poem at the right moment: remembered verses from premodern South India, 1998, p. 46)



RE: nonbinary - was es für mich bedeutet - Lydia Faustus - 11.05.2018

@Falling Snow

Du solltest eine Nonbi-Sekte aufmachen. Findest bestimmt Kleingeister, die dein Geschwafel für unendlich weise halten.
Dann fühlst du dich auch weniger einsam in deinem Gedankenkonstrukt.


RE: nonbinary - was es für mich bedeutet - Sunburst - 12.05.2018

So richtig interessant würde das hier sowieso erst, wenn mein IS Ex auf diesem Forum auftauchte und sich ausweinte: "Die S****** hat mein ganzes Leben kaputtgemacht!"  Facepalm


RE: nonbinary - was es für mich bedeutet - Falling Snow - 12.05.2018

lydia,
trag du mal weiter dein imaginäres geschlechtsetikett vor dir her, von dem niemand weiß, was es bedeutet (wahrscheinlich nichtmal du selbst) und geh mir bitte nicht aufm keks mit deiner überheblichkeit.
 
achso... FALLS dir doch nochmal was konstruktives anstelle von persönlicher treterei einfallen sollte...
vielleicht schaffst du es ja im dritten anlauf/post.
viel glück.


RE: nonbinary - was es für mich bedeutet - KosmicBlues - 12.05.2018

(12.05.2018, 21:23)Falling Snow schrieb: lydia,
trag du mal weiter dein imaginäres geschlechtsetikett vor dir her, von dem niemand weiß, was es bedeutet (wahrscheinlich nichtmal du selbst)...

Geschlechtsetikett... aha! Ich weiß sehr genau, dass ich jeden Morgen neben meiner Frau aufwache, nicht neben irgendwem, neben IHR, keinem Wald- oder Wiesenwombat, auch keinem Pinguin, und ebenso keinem Kalmar (denn dann wäre SIE ja Gender-Fluidistin!!!).

(12.05.2018, 21:23)Falling Snow schrieb: ...anstelle von persönlicher treterei einfallen sollte...

Angenehm, auf einen vollbesetzten Zug aufzuspringen, was???


[Bild: 3042226117126228]


RE: nonbinary - was es für mich bedeutet - Falling Snow - 14.05.2018

bevor noch jemand anfängt, den tierwelt-quatsch bezüglich (gender)fluid tatsächlich zu glauben...
---> richtigstellung: http://de.nichtbinaer.wikia.com/wiki/Genderfluid


RE: nonbinary - was es für mich bedeutet - KosmicBlues - 14.05.2018

Aus o.g. Artikel:

"Rosa soll für Femininität stehen, weiß für die Abwesenheit von Geschlecht, lila für eine Kombination aus Femininität und Maskulinität, schwarz für alle Geschlechter und blau für Maskulinität."

Soviel zum Thema "Geschlechterklischees auflösen"...