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Hallo, ihr Lieben! - YuriYuri - 01.08.2017

Seid mir alle herzlichst gegrüßt!

Ich heiße (nicht wirklich) Yuri, bin schon stattliche 29 Jahre alt, biologisch männlich und meine Gefühle sind... nun ja, kompliziert.

Ich muss zugeben, ich schäme mich ein wenig dafür und war mir nicht sicher, ob ich darüber schreiben soll. Nachdem ich aber erlebt habe, was für eine schöne Community hier herrscht, dachte ich mir "Ach, was soll´s versuch´s doch einfach."

Zunächst einmal, ich habe eine starke weibliche Seite und sogar die Sehnsucht nach einem weiblichen Körper. Nur hat die Sache einen Haken. Aber gut, von vorne:

Wisst ihr, ich war schon immer ein sehr fantasievoller Mensch. Ich liebe es, abstrakte Gedanken zu verfolgen und in meiner eigenen kleinen Welt zu leben. Das heißt nicht, dass ich jetzt mit dem Kopf in den Wolken hänge, nein, ich habe ein ausgeprägtes Bewusstsein für die Realität. Aber dieses "Abtauchen" in andere Welten... nun, es ist ein wichtiger Teil meiner Selbst. Dazu gehören Videospiele, Filme und Anime ebenso wie Rollenspiele in Foren, usw. Ich bin wirklich gut darin, mir eigene Geschichten, Charaktere und dergleichen auszudenken.

Was hat das mit meiner Weiblichkeit zu tun? Nun, seit nunmehr gut und gern 10 Jahren fange ich mehr und mehr an, mich in weiblichen Rollen viel wohler zu fühlen. Das fing vor 10 Jahren noch recht harmlos an, mittlerweile habe ich erkannt, dass dies nicht nur ein Spaß ist, sondern ich mich tatsächlich mit weiblichen Charakteren einfach wohler fühle. Schon seit längerem bin ich an dem Punkt, an dem ich mein Geschlecht hinterfrage, finde aber weder mit Logik noch mit meinen Gefühlen eine eindeutige Antwort darauf.

Ich habe nicht unbedingt ein Problem mit meinem Körper. Ich komme damit grundsätzlich klar, wenn man mich als "Herr" anredet und männliche Pronomen nutzt. Mein Freundeskreis ist überwiegend männlich und ich habe männliche Hobbies. Trotzdem sehe ich mich längst nicht mehr als männlich ab und lehne es sogar ab. Ich mag es z.B. nicht, mit eingeschlossen zu werden, wenn es um eine "Männerrunde" geht. Außerdem fange ich an, femininere Gesten zu nutzen und das tatsächlich aus dem Grund, um mich weiblicher zu fühlen. Trotzdem verachte ich meinen Körper grundsätzlich nicht.

Eine Geschlechtsumwandlung kommt für mich hierbei nicht in Frage. Ich hoffe, ich trete dabei niemandem auf die Füße, wenn ich das sage, und das hier gilt auch nur für mich selbst: Aber ich würde mich tatsächlich wie ein umoperierter Mann und nicht wie eine Frau fühlen, wenn ich mich operieren lassen würde. Dennoch: Die Sehnsucht bleibt. Das macht es etwas kompliziert.

Peinlich ist mir das Ganze irgendwie schon. Schließlich dreht sich dabei viel um Fiktionales. Doch selbst, wenn es in Gedanken um etwas fiktives geht, die Gefühle, die ich habe, sind definitiv echt!

Seit mittlerweile gut 5 Jahren bin ich, auch dank Therapien, an diesem Punkt angelangt, an dem ich durchaus Fortschritte mache. Ich weiß, ich muss dieses andere Ich in mir begrüßen, aber hin und wieder leide ich dann doch darunter, dass dies nicht mein körperliches Ich ist.

Insgesamt habe ich es aber geschafft, damit leben zu lernen und finde Trost in meinem Glauben an ein nächstes Leben, in dem meine Seele Flügel bekommt...

Nun, jetzt aber genug von mir, ich schwafele ja ohne Ende!
Ich hoffe mir von dem Forum, dass ich ein wenig Erfahrungen austauschen kann. Gibt es welche unter euch, denen es vielleicht ähnlich geht, oder bin ich tatsächlich sowas wie ein Freak?

Freue mich, euch kennen zu lernen,
eure Yuri

P.S.: Wenn es möglich wäre, würde ich mich freuen, wenn ihr mich als weiblich ansehen würdet. Ich möchte sehen, wie ich innerlich darauf reagiere.
Ich danke euch!


RE: Hallo, ihr Lieben! - Sparkle - 01.08.2017

Hallo Yuri!

Zunächst einmal, schämen ist nicht notwendig, peinlich muss es Dir auch nicht sein. Eine Reaktion, die wir alle kennen, aber vollkommen fehl am Platz. Und Du bist auch kein Freak!

Es gibt keine Vorschrift, wie weit man seine Wandlung vollziehen muss. Manche hassen ihren männlichen Körper so sehr, dass für sie von Anfang an feststeht, dass sie die Geschlechtsanpassung komplett vollziehen werden. Andere würden gerne, aber können aus gesundheitlichen Gründen nicht. Manche machen nur die HRT, ohne GaOP. Und dann gibt es natürlich jene, für die eine Geschlechtsanpassung keine Notwendigkeit ist, um sich glücklich zu fühlen. Alles ist ok!

Lass Dir Zeit und probiere einfach Sachen aus, bis Du weißt, wie weit Du gehen möchtest. Du bist bereits in Therapie - ein wichtiger Schritt. Wie sieht es mit anderen Dingen aus? Was Du schreibst klingt so, als hättest Du sonst noch keine weiteren Schritte gesetzt. Mach dies doch einmal. Frauenkleidung kaufen, und tragen, sich einmal schminken lassen, eine Perücke ausprobieren. Achte darauf, wie Du Dich fühlst. Es könnte auch sein, dass Du draufkommst, dass dies doch nichts für Dich ist. Nochmals: alles ist ok.


RE: Hallo, ihr Lieben! - YuriYuri - 01.08.2017

Danke für den Rat, Sparkle.

Ich habe bereits kleinere Schritte gemacht, indem ich mir ein weiblicheres Verhalten angeeignet habe und dabei mein weibliches Ich visualisiere. Da ich verträumt bin, habe ich ein sehr gutes Vorstellungsvermögen und es hilft mir auch, steigert manchmal aber auch die Sehnsüchte.
Ich habe auch über einiges nachgedacht (Cosplaying als weiblicher Chara, vielleicht Magical Girl?), aber so ganz wohl fühle ich mich (noch) nicht dabei. Habe Angst, in den Spiegel zu schauen und dann bei meinem Anblick im Spiegel irgendwie zusammen zu klappen (nichts gegen dich, übrigens, ich sehe an deinem Profil, dass du crossdresst. Das gilt nur für mich).
Allerdings nehme ich bereits ab (bin übergewichtig), indem ich regelmäßig Sport treibe, um mich so wenigstens etwas in Frauenkleidung wohl zu fühlen.
Hmmm, ich könnte aber mal darüber sprechen, ob auch eine Hormontherapie ohne OP für mich eine Option wäre. Vielleicht würde mir eine leicht Anpassung bei der Visualisierung helfen, ohne, dass ich mich völlig zwischen den Stühlen fühle. Ich werde es mal mit meiner Therapeutin besprechen!


RE: Hallo, ihr Lieben! - Jana S. - 05.08.2017

Hallo Yuri,

Schön, dass du hierher gefunden hast. Ich bin jetzt selbst noch nicht solange hier und auch noch nicht so lange geoutet. Das schöne daran ist ja: Zeit nehmen kannst du dir dabei so viel du brauchst. Bei mir ging einiges sehr schnell - blos, dass ich eben dennoch Wartezeiten bei den Ärzten hab. Also komplett im speedrun durch geht eher nicht. Aber die Zeit kann man mit shoppen nutzen.
LG Jana


RE: Hallo, ihr Lieben! - YuriYuri - 07.08.2017

Danke für sie schönen Worte, Jana.

Um ehrlich zu sein, auch, wenn ich manchmal schwanke und eine Hormontherapie manchmal in Erwägung ziehe (aber wirklich nur selten), so wird es wohl hauptsächlich in meinem Kopf stattfinden, auch, wenn die Gefühle dennoch sehr real sind.
Möglicherweise versuche ich mich mal am "Crossplaying" (Mischung aus Crossdressing und Cosplaying, ich kleide mich also wie weibliche Videogame- oder Animecharas), aber mehr wird höchstwahrscheinlich nicht passieren. Dass etwas ärztliches passiert, halte ich in meinem Fall für eher unwahrscheinlich. Mir reicht eben mein enormes Vorstellungsvermögen, um mein weibliches Ich fliegen zu lassen. Smile


RE: Hallo, ihr Lieben! - Tammy1 - 07.08.2017

Herzlich willkommen YuriYuri Smile

So lange du dich mit dem Stadium wohl fühlst und deine Träume dir auch eine seelische Befriedigung geben ist doch alles in Ordnung und dass die Welt nicht nur schwarz und weiß ist kann wohl jede/r hier bestätigen.


Warum möchtest du auf ein nächstes Leben warten, um glücklich zu sein?


RE: Hallo, ihr Lieben! - YuriYuri - 07.08.2017

Danke, Tammy. Smile

Verstehe mich nicht falsch, ich "warte" nicht auf ein nächstes Leben. Ich nehme mir oft genug die Zeit, mir mich als Yuri vorzustellen, mich quasi vorzubereiten. Aber es gibt für mich noch genug Dinge, die mich auch in diesem Leben glücklich machen. Meine Hobbys, meine Freunde, meine Familie, etc.
Nur, da ich weiß, dass ich mich durch eine Geschlechtsangleichung nicht wirklich wohl fühlen würde (nach 10 Jahren kann ich das mit Sicherheit sagen), ist schlicht die Hoffnung, dass nach meinem Tod meine Seele meinem Kokon entspringt und dann als Schmetterling erblüht, sehr wichtig für mich. Das hatte für sich für einige Probleme gesorgt, Depressionen, sogar Suizidgedanken, aber dank meiner Therapie kann ich jetzt das Schöne aus diesen Gedanken mitnehmen.
Ich bin überzeugt, dass ich irgendwann "Ich" sein werde. Aber ich werde nicht nur darauf warten, sondern solange das genießen, was mich unabhängig von Geschlecht und Gestalt glücklich macht. ^^


RE: Hallo, ihr Lieben! - Tammy1 - 07.08.2017

Danke für deine Erklärung, für mich klang das zuerst wie ein Widerspruch, aber ich denke ich verstehe, was du meinst Smile

In meiner Zeit der Depressionen und des Zweifels hatte ich nie den Mut zu Outing oder dazu, weitere Schritte zu unternehmen, das habe ich, auch wenn es paradox klingen mag, erst geschafft als ich glücklich gewesen bin, außer eben mit meinem Geschlecht.

Ich freue mich für dich, dass du so glücklich bist wie du bist und wünsche dir, dass das auch so bleibt und wir dich auch weiterhin hier lesen dürfen Smile

Achja, Männerrunden waren mir auch stets ein Gräuel, ich saß nie gerne oder oft dort, wo sich gegenseitig mit Worten überboten wurde, mein Ort war stets in der Frauenecke.