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Angst.. und andere Gefühe - Andro - 09.08.2017 Angst - davor, dass meine "Geschichte" total blödsinnig klingt oder dass man mich nicht akzeptiert. Angst, die keine Daseinsberechtigung hat und dennoch präsent ist, während ich diesen Beitrag verfasse. Hallo Ihr Lieben! Ich mache mir sogar schon zu viele Gedanken darüber, dass das doch total bescheuert klingt was ich hier schreibe, nachdem ich euch erst begrüßt habe. Man merkt eventuell, dass ich wohl etwas zu verkorkst geworden bin. Tja, so ist das Leben halt. Ich bin Chris, seit kurzem 17 und seit einem Jahr hab ich ein Problem mit meinem Geschlecht/meiner Geschlechtsidentität. Vor nun gut einem Jahr bin ich beim surfen auf Instagram & Co immer öfter auf LGBT+ Seiten gestoßen, was mit der Zeit Interesse in mir weckte. Ich fing an immer öfter über Transsexualität u.ä. nachzudenken, bis ich zu dem Punkt kam, an welchem ich davon überzeugt war ich sei transgender. Es fühlte sich richtig an so zu denken und es fühlte sich richtig an, nannten mich Freunde bei weiblichen Pronomen + Name. Auf Dauer fühlte es sich falsch an. Ich dachte einerseits ich hatte es mir - mehr oder weniger - eingebildet, andererseits konnte ich nicht daran glauben, dass ich mir etwas derartiges nur einbilde. Außerdem fühlte es sich immer noch gut an, wenn ich mich schminkte. Ich stieß nach einiger Zeit suchend im Internet auf einen Blog einer genderfluiden Person. Was diese Person schrieb, konnte ich nachvollziehen als hätte ich es geschrieben woraufhin meine Vermutung aufkam ich sei genderfluid. Seit dem bevorzuge ich auch They/Them Pronomen. Ich konnte mich längere Zeit klar als genderfluid identifizieren, aber auf Dauer fühlte ich mich einfach nicht wohl mich der Welt als solches darzustellen. Seitdem weiß auch niemand davon, wieviele Gedanken ich mir täglich mache. Ich habe mir in der Zwischenzeit auch schon weibliche Klamotten geholt und schminke mich auch regelmäßig. Es fühlt sich immer noch gut an, wenn ich mich schminke und auch dementsprechend umkleide (draußen unterwegs bin ich allerdings nur "als Junge"). Wenn ich anfange weibliche Klamotten zu tragen (ich schminke mich auch desöfteren "als Junge") fühle ich mich einerseits wohl, andererseits fühle ich ein Unbehagen, eine Art von Angst, weil ich dann anfange über meine Zukunft in diesem Punkt nachzudenken. Also ob ich als (biologische[r]) Mann oder Frau weiterleben möchte. Mittlerweile identifiziere ich mich als androgyn, wobei viele dieses nur auf die äußere Erscheinung relativieren. Mir ist zumindest jetzt klar, dass ich entweder Mann und Frau oder weder noch bin. Ich habe kein Problem damit als Junge gesehen/erkannt zu werden und habe auch meist kein Problem mit meinem Körper. In letzter Zeit leider doch und das nicht selten. Ich wünsche mir desöfteren einen weiblicheren Körper, habe aber Angst, dass ich - sollte ich diesen erreichen - nicht zufrieden bin bzw. mich unwohl fühle. Ich möchte mir nur sicher sein, wenn ich weitere Schritte vornehme. Mittlerweile gestikuliere ich immer femininer, meine Gangart ändert sich und ich fühle mich generell oft weiblicher, was sich auch angenehmer anfühlt. Denke ich daran, wie es wäre eine Freundin zu haben, fühle ich mich unwohl in Gedanken daran ein Junge zu sein. Ich bin innerlich zerstritten, hoffe aber auf etwas wie "die Eingebung" nach der mir klar ist wie vorzugehen. Freue mich darauf euch kennenzulernen PS: Mir ist erst im Nachhinein aufgefallen/wieder eingefallen, dass mein Benutzername 'Mann' (griech. Andro) bedeutet^^ RE: Angst.. und andere Gefühe - Ирина - 09.08.2017 Erst mal ein -liches Willkommen von mir! Keine Sorge, deine Geschichte klingt überhaupt nicht blödsinnig und dass du deswegen gleich von vorn herein keine Daseinsberechtigung (bei uns) hättest, würde ich auch keinesfalls behaupten Nun, ich bin keine Psychologin und kann dir deshalb auch nur meine persönliche Ansicht zu deiner Situation kundtun, aber mir scheint, dass du dich ein Wenig zu sehr auf optische Aspekte der Weiblichkeit wie Kleider und Makeup fixierst und dabei deine Gefühle zwar nicht direkt unterdrückst, aber ich sage mal, zu einem gewissen Teil vernachlässigst. Dass du dann unsicher wirst und an dir und deiner Zukunft zu zweifeln beginnst, ist für mich nicht sonderlich schwer nachvollziehbar. An deiner Stelle würde ich mir mal ganz konkret die Frage stellen: Was bedeutet für dich Weiblichkeit und was Männlichkeit? Du wirst draufkommen, dass es weit mehr als nur Äußerlichkeiten sind, die das eine oder das andere ausmachen. Versuche dir auch vorzustellen, was davon zu dir passt und was nicht - probier dazu einfach auch vieles aus und scheue dich nicht davor, dazwischen auch mal ganz tief in dich hineinzuhören, denn nur so erfährst du, ob dir das aktuelle Empfinden, das du dabei spürst, behagt oder nicht. Und selbst wenn es tatsächlich dermaßen ausgewogen ist - sprich du absolut nicht entscheiden kannst, in welche Richtung (weiblich oder männlich) es dich unter'm Strich zieht - ist das natürlich auch völlig OK und du musst dich wie gesagt nicht dafür schämen: Es gibt auch genderneutrale Kleidung und dein Name Chris ist ebenfalls genderneutral, von daher musst du dir jetzt auch keinen Stress machen und schon gar nicht von Heute auf Morgen entscheiden, ob du nun als (androgyner) Mann weiterleben oder tatsächlich eine Transgender-Therapie (mit all ihren Hürden und Herausforderungen!) auf dich nehmen willst, bei der so wie ich das sehe, derzeit äußerst fraglich erscheint, ob das überhaupt der richtige Weg für dich wäre. Ich habe mich allerdings schon immer falsch gefühlt und bin draufgekommen, dass es an meinem Geschlecht lag, daher war dieser Weg für mich klar und letztendlich auch unausweichlich; wie es dir als jemand, der derzeit ziemlich genau in der Mitte steht, geht, kann ich daher jedoch nur bedingt nachfühlen, vielleicht kann sich daher auch noch hier jemand mit einem ähnlichen Befinden dazu äußern und möglicherweise hilfreichere Tipps geben als ich. Was ich dir allerdings noch raten kann ist, deine Situation mal mit einem auf Transgender spezialisierten Therapeuten zu besprechen, eventuell kannst du nach einem solchen offenen Gespräch deine derzeit reichlich turbulenten Gedanken und Gefühle besser sortieren und klarer erkennen, wohin dein Weg in Zukunft führen wird. Alles Gute von mir! P.S.: Meine Instagram-Fotos kannst du dir natürlich auch gerne ansehen RE: Angst.. und andere Gefühe - Tammy1 - 09.08.2017 Herzlich willkommen und keine Sorge, Angst musst du hier keine haben Ich würde auch empfehlen, dass du ernsthaft über den Besuch bei einem Therapeuten nachdenkst, mir jedenfalls hat das viel Klarheit gebracht und mir geholfen mein Gedankenwirrwar zu ordnen, auch wenn ich niemals Zweifel daran hatte, dass ich eine Frau bin, aber es hilft über all das zu reden und die richtigen Fragen gestellt zu bekommen und die Antworten darauf zu finden. Auch um mit deiner Angst besser klar zu kommen ist das der richtige Weg Sich Gedanken über die Zukunft zu machen ist doch völlig normal und dass man bei dem Background auch viele Sorgen dabei aufkommen versteht hier sicher jede/r, auch ich mache mir die. In all den Jahren, in denen ich nicht zu mir gestanden habe, gab es immer wieder Gründe, die mich davon abgehalten haben, ich selbst zu sein, einer davon war auch der, dass ich befürchtete, später zwischen den Stühlen zu stehen, sprich weder das eine noch das andere zu sein, jedenfalls in den Augen anderer, aber das "Risiko" gehe ich inzwischen gerne ein, der Weg ist das Ziel. Ich wünsche dir, dass du deine Zweifel und Ängste so weit bewältigen kannst, dass du klar sehen kannst, was und wer du bist und wie es weitergehen soll, da kann man dir hier sicher Tipps geben, aber an professioneller Hilfe führt da eigentlich kein Weg vorbei. RE: Angst.. und andere Gefühe - Andro - 09.08.2017 Heey, Erstmal danke euch beiden Mir wurde warm ums Herz als ich eure Antworten gelesen habe, und das hab ich vermisst^^ Wenn mir bislang jemand sagte ich sollte mal zu einem Therapeuten gehen (bislang nur von Freunden und wirklich nur nett gemeint) bekam ich Angst. Ich kann meine Gedanken kaum in Worte fassen. Sie werden unaussprechbar für mich. Ich kann sie meist nicht mal alleine für mich aussprechen. Nicht wenn es ernst gemeint ist. Soll heißen ich bekomme einen Knoten im Hals der mich lieber schweigen lässt. Das hindert mich beim weiterdenken wodurch ich nie einen geeigneten Weg finde wirklich persönliche Dinge auszusprechen (nicht mal meiner "besten Freundin" - bei uns liegt anscheinend was in der Luft und Liebe ist es definitiv nicht - oder meinen Eltern gegenüber). Aber dafür kann ich es umso besser in Worte fassen. Ich glaube das wäre auch beim Therapeuten der Fall. Auch hier hat diese Angst keine Daseinsberechtigung, das war auch vorhin auf die Angst vor dem Posten/Verfassen bezogen. Aber ich freue mich echt euch kennenzulernen und Danke RE: Angst.. und andere Gefühe - Sparkle - 09.08.2017 Hi Andro, auch von mir ein herzliches Willkommen in unserer Runde. Ich stimme Irina und Tammy zu, Du solltest unbedingt auch zu einem/r Therapeuten/in mit Transgendererfahrung gehen. Ich weiß, was ich jetzt sage, klingt ein wenig oberlehrerhaft, ist aber nicht so gemeint, hab' ein wenig Nachsicht mit mir Du bist in einem Alter, in dem Du unsicher bist, an Dir zweifelst und nach Orientierung suchst. Sprich, Du definierst für Dich Deine Identität. Diese Fragen, welche Du Dir zur Zeit stellst, rütteln an den elementaren Grundfesten Deiner Identität. Bei der Beantwortung der Fragen solltest Du auf jeden Fall fachärztliche Unterstützung zu Hilfe nehmen. Du musst die Antworten nicht alleine finden! Keine Angst vor dem Therapeuten (sorry, ich lass jetzt das Gendern) und dem "Klos im Hals"! Eine gute Therapeutin hilft Dir über das zu sprechen, was Dich beschäftigt und worüber Du reden möchtest. Und dabei, darüber nachzudenken, es zu verstehen, und Entscheidungen zu treffen. Ganz wichtig: die Schlussfolgerungen und die Entscheidungen für Dich triffst immer Du, da redet Dir keiner was drein! Egal wie sie auch lautet, es ist Deine Entscheidung, und Du bist dafür verantwortlich. Eine Bitte nur: bleibe offen für alles, auch wenn Deine Entscheidung am Ende nicht Deinen ursprünglichen Erwartungen entspricht! Toi, toi, toi und glG RE: Angst.. und andere Gefühe - Ирина - 09.08.2017 Nun ja, dass du das Thema unbedingt so bald wie möglich auch in deinem persönlichen Umfeld ansprechen willst, finde ich sehr richtig und wichtig, aber ich hab so den Eindruck, dass du dir damit zu viele Dinge auf einmal aufhalst und dich damit nur noch mehr unnötig unter Druck setzt, was dich dann natürlich erst recht wieder ins Zweifeln bringt. Damit du jetzt nicht völlig ins Schleudern kommst - und vor allem damit du nicht möglicherweise total überstürzt eine falsche Entscheidung triffst, habe ich dir mal eine kleine ToDo-Liste zusammengestellt, die ich an deiner Stelle wirklich schön der Reihe nach Punkt für Punkt abhaken würde: 1.) Denk nochmal genau und wirklich in Ruhe über deine Situation nach, wie gesagt - probier dich aus und lass dich dabei auch von nichts und niemandem in eine Richtung drängen, denn es ist schließlich dein Leben! 2.) Dass es dir schwer fällt, deine Gedanken und Gefühle sofort in einem Gespräch in Worte zu fassen, ist in deiner Situation absolut nachvollziehbar, daher mach am besten das, was du in der Schule nie durftest: Schreib dir eine Art "Schwindelzettel" mit Dingen, die dir dazu so durch den Kopf gehen zusammen und ergänze ihn mit wichtigen Fragen, die du hast. Das wird dir helfen, deine Gedanken ein wenig "vorzusortieren" und im nächsten Schritt ein wichtiger Anhaltspunkt sein. 3.) Erst an dieser Stelle wird es Zeit, dir einen Therapeuten bzw. eine Therapeutin zu suchen, wo du das Gefühl hast, ein offenes und ehrliches Gespräch führen zu können. Dazu nimmst du bitte deinen vorher erstellen Zettel mit - und du wirst sehen, mit dieser kleinen Hilfe wird es dir sehr viel leichter fallen, die richtigen Fragen zu stellen und die richtigen Worte zu finden. Vor Therapeuten brauchst du auch wirklich überhaupt keine Angst zu haben, alles was du mit ihnen besprichst, unterliegt ihrer Schweigepflicht. 4.) Jetzt heißt es: Über vergangenes Gespräch nachzudenken und hoffentlich dabei merken, wie sich das ganze Knäuel aus wirren Gedanken in deinem Kopf langsam entwirrt und du immer klarer siehst, welchen Weg du einschlagen wirst. Falls es nicht gleich funktioniert, kannst du dir sicher noch weitere Termine für Gespräche ausmachen. 5.) Wie du merkst, habe ich bisher noch nichts bezüglich Outing bei deiner Freundin oder deinen Eltern in dieser Liste erwähnt. Ja, das ist wirklich erst jetzt an 5. Stelle dran - und zwar aus gutem Grund: Erst jetzt kennst du deinen Weg und erst jetzt kannst dazu auch andere darüber "unterrichten", was in dir wirklich vor sich geht. Glaub mir, vorher hättest du vermutlich nur wirres Zeug gefaselt, mit dem die betreffenden Personen nix anzufangen wüssten und das hätte dich nur noch mehr verunsichert. 6.) Leb dein Leben nach deinen Wünschen und Vorstellungen! Wenn tatsächlich eine Therapie notwendig ist, zögere nicht, sie in Angriff zu nehmen. Wenn nicht, war alles davor natürlich trotzdem nicht umsonst, denn du hast in der vorangegangenen Zeit sehr viel über dich gelernt und am Ende zu dir selbst gefunden. Für alle Punkte kannst (und sollst!) du dir bitte aber wirklich all die Zeit nehmen, die du brauchst, um für dich selbst sicher gehen zu können, dass du für den nächsten Schritt bereit bist! Viel Erfolg! |