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Hallo liebe Leute - Anthrazia - 15.03.2018

Ich bin auf der Suche nach einem Chat auf dieses Forum gestoßen.
Dabei wollte ich klären, womit ich am besten den Testosteronspiegel senken kann, weil der mich immer wieder aufregt und mein Körper durchweg Stresshormone ohne Grund ausschüttete.
Bisher hatte ich Beta-Sitosterole für das Imunsystem und die Senkung der Stresshormone benutzt, was zur verwunderung meines Hausartztes funktionierte (bei den meisten menschen bringt es sogut wie garnichts). Später hatte ich Traubensilberkerze versucht, aber das geht auf die Leber und mit Alkohol machen die Medikamente übrigens wahnsinnige Kopfschmerzen. Daher nehme ich das bewußt seit jahren nicht mehr gleichzeitig und allgemein sehr selten.

Ich würde noch einen Anlauf damit starten wollen, um zumindest im Kopf klarer über meinen weiteren Weg zu werden.
Perspektivisch will ich dann auf jedenfall einen Endokrinologen aufsuchen.


Geboren wurde ich wohl als männlich, mit 12 hatte die Pupertät begonnen und meine kindliche Lebensfreude war dahin. Ich war unvorbereitet und hatte Ängste. Dann kam die Gewalt mancher Jungs auf, die wohl normal ist aber mich sehr niedergedrückt hatte. Ich entwickelte dann vor dem einschlafen einige male den alles verschlingenden Wunsch, am nächsten Tag als Mädchen aufzuwachen und bildete mir ein, das das funktionieren könnte. Natürlich hat es das nicht.

Meine Eltern hielten immer zu mir, leider hatte ich mich trotzdem nicht getraut mein Herz auszuschütten. Sie hätten mich garrantiert unterstützt. Nun war die Forschung noch nicht weit und ich wollte doch einfach leben.
Dann kam mehrmals das gefühl auf, das ich eh durch andere nicht lange leben würde. Selbstmord kam nicht in Frage, dafür war mir das leben doch zu lieb. Das leben ging weiter.

Dann wurde ich in den letzten Schuljahren noch Sexuell missbrauch, ich konnte das damals mit 15./16. nicht einschätzen. Vergewaltigt wurde ich nicht.
ich weiß noch das ich in der nacht um die 4 stunden draußen, im sommer rumgelaufen bin und dachte "was mach ich jetzt, ich dreh durch, ich will nochmal neu starten, ohne diese Erinnerung." da hatte ich sehr viel geweint und der nächste tag kam, die nächsten monate.
Ich habe der Person das Jahre später gesagt und es kam wie so oft rum, das er mir eigentlich helfen wollte sexuelle Erfahrungen zu machen. Eine tolle hilfe, jemanden so zu nötigen und zu verletzen und vor allem, es selbst nicht zu bemerken. Hat sich dann entschuldigt und mich niewieder angefasst, da hatte ich das durchsetzen dann gelernt.

Dann kam die Ausbildung, eine erste feste Freundin mit 21 mit der ich 3 von 5 jahren glücklich war. Dazu hab ich mich aufgesetzt männlich benommen und sie war offensiv genug, um mich zu kriegen. Die letzen 2 Jahre hatte sich keine Seite getraut schluss zu machen.

Danach bin ich ca 4 Jahre rumgetaumelt und hatte ein guydyke's forum gefunden, eines für männer die sich wie frauen fühlen und frauen gleichzeitig lieben. In den letzten jahren ist mir wieder bewußt geworden das mir das nicht reicht, nie reichen kann. Ich hoffe doch noch eine glücklichere Zukunft zu finden.
Nur überleben, mit handverlesenen guten Freunden reicht trotzdem nicht.

Es tut ein bisschen weh, sich wieder zu erinnern. Ich hoffe ihr könnt mir beistehen.

Liebe Grüße, Anthrazia


RE: Hallo liebe Leute - KosmicBlues - 16.03.2018

Oh, armes Mädel! Das ist ja ganz schön viel auf einmal! Das muss man erstmal sacken lassen! Eines kannst du mir aber glauben: So schnell lässt man dich hier nicht allein. Bin zwar "nur" Partner einer Betroffenen, kann dir deshalb auch nicht zu all deinen Nöten etwas sagen, aber sei versichert, hier bist du erstmal richtig.

Willkommen!


RE: Hallo liebe Leute - Anthrazia - 16.03.2018

Danke KosmicBlues

Das war gestern wirklich viel, ich war heute den ganzen Tag deprimiert.
Dazu kam das Wetter und wenig schlaf.
Ich hatte alles verdrängt, irgendwann kommt es zurück.

Ich liebe Frauen über alles, aber mit männlichem Verhalten kann ich nicht dienen.
Wenigstens muss ich nicht suchen, ich werde gefunden.

Am blödesten komm ich mir immer vor, wenn ich als Schwul gelsen werde, weil es einfach nicht stimmt. Einer wollte mich mal überreden und was mit mir anfangen, ich hab an dem Abend bestimmt 5 mal gesagt das er daneben liegt und dann endlich eine gute Freundin gesehen zu der ich dann "geflüchtet" bin. Er hat dann draußen mein Fahrrad umgeworfen. Zum glück war keine Acht drin. Es war nichts weiter dran.

Das "nein"-sagen will gelernt sein und trotzdem ignorieren es manche. Einer meinte mal, "dann sag doch, ich flak dir gleich ein paar wenn du nicht aufhörst." zum glück ist es noch nicht soweit gekommen.


RE: Hallo liebe Leute - Patricia1975 - 17.03.2018

Du hast recht - nur zu überleben und damit durchs Leben zu kommen wird dir nie genügen. Denn du bist mehr. Ich wollte schon mit Anfang 30 leben. Hatte aber erst vor einem Jahr den Mut dazu. Es kam zur Trennung, Auszug, alles was eben manchmal dazu gehört. Im September wurde ich zusammengeschlagen von Unbekannten. Hinterließ auch Spuren - wie vieles im Leben.
Aber zurück würde ich nie wieder wollen.

Deine Liebe? Deine Sexualität? Ich hatte von der Pubertät an immer damit zu kämpfen "nicht schwul" zu sein ;-) kommt mir bekannt vor.

Aber weißt du - wenn ich eines herausgefunden habe, dann dass es keine Geschlechtergrenzen mehr gibt. Nur mehr Menschen. Mach dir selber keinen Stress - wenn du dich in einem Menschen verliebst, der ein Mann ist - na und? Ein toller Mensch soll es sein.

Mach weiter - hör nicht auf - lebe!


RE: Hallo liebe Leute - Sunburst - 17.03.2018

Hi Anthrazia,

was Du da alles schilderst ist wirklich hart.

Mit Deinen medizinischen Problemen solltest Du tatsächlich einen Endokrinologen aufsuchen.

Pubertät fand ich auch schlimm. Was Jungs daran für sich so wahnsinnig toll fanden, habe ich nie verstanden.

Und natürlich sollte man nicht als "normal" akzeptieren, wenn Jungs übergriffig werden. Sind ja glücklicherweise auch nicht alle so.

Bei manchen setzt sich das leider irgendwie fort. Also etwa, einen so ähnlichen Spruch wie den von Dir erwähnten, ich glaube das war irgendwas wie "Gelegenheit geben, diese Erfahrung zu machen", hat mal ein Typ einer Bekannten aufgetischt – und zwar vorher. Das ist nun so dummdreist, aber die hat das sogar mit sich machen lassen.

Ich dachte auch sonst oft, dieser Hetenzirkus ist doch echt schlimm. Wie viele Jungs/Männer und viele Mädchen/Frauen miteinander umgehen. Und wahrscheinlich ist dann auch noch was die im Bett so miteinander anstellen nur ein grausames Spielchen, während die sich einbilden, wie "erotisch" das doch alles sei. Ich konnte dieses Elend nicht mehr mitansehen.

Aber klar, es gibt auch Schwule, bei denen man sich fragen muß, haben die aus Versehen Küchenkräuter geraucht, oder was ist mit denen los?

Und offensichtlich ist das leider immer noch so, daß manche Leute zwischen Trans- und Homosexualität nicht unterscheiden können. (Und das sage ich, wo ich tatsächlich irgendwie beides bin. Aber damit muß ich auf meine eigene – queere – Weise klarkommen. Wovon Heten nun echt keine Ahnung haben.)

Beziehungen, aus denen ich nicht so einfach herauskam, hatte ich auch schon mal. Shit happens. (Der Regelfall ist freilich, daß man sich ganz schnell ohne mich wiederfinden kann und die Welt nicht mehr versteht. Hätte man besser beizeiten mich zu verstehen versucht.)

Auch Dein weiterer Weg liest sich sehr traurig. Ich kann nur hoffen, daß hier Leute sind, denen es teilweise so ähnlich erging, und die Dich unterstützen und Dir weiterhelfen können.

Paß ein bißchen auf Dich auf, und sieh wirklich mal zu, daß Du genug Schlaf bekommst. Und auch dieser langer Winter wird sicherlich bald ausgestanden sein.