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Der Weg einer Detransition? - Druckversion

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Der Weg einer Detransition? - Mercyful - 17.03.2019

Hallo zusammen!

Ich hoffe, dass dies der richtige Ort ist, um mein Anliegen zu posten. Falls nicht, entschuldige ich mich im Voraus!
Mein Titel lässt vielleicht vermuten, worum es gehen könnte. . . und ich muss zugeben, dass es mir irgendwie ziemlich schwer fällt, nun darüber zu schreiben, mir zum ersten Mal ernsthaft einzugestehen, dass ich ein Problem mit meiner jetzigen Lage habe, doch fiel mir kein anderer Weg ein, meinem Unmut Luft zu machen. Aber fangen wir einfach von vorne an :

Ich bin ein Transmann, oder dachte zumindest immer, einer zu sein, und nehme nun schon seit gut 5-6 Jahren regelmäßig Testosteron. Meine Mastek- & Hysterektomie (Brustabnahme, so wie Eierstock & Gebärmutterentfernung) habe ich bereits hinter mir, weshalb mir durchaus bewusst ist, dass ich auf eine Hormonersatztherapie nicht mehr verzichten kann.

Nun aber fühle ich seit länger als einem Jahr diese leichte Sehnsucht nach meinem alten Ich, dem ursprünglichen Geschlecht. Ich war so überzeugt davon, ein vollkommener Mann werden zu können und das Frau-sein hinter mir zu lassen, doch realisiere nun, dass meine Seele irgendwo immernoch 'Frau' ist und diese Umwandlung nicht das gebracht hat, was ich wollte. Ich bin nunmal kein typischer Mann, wie es die Gesellschaft gerne hätte, ich trage nach wie vor gerne Stiefel (die, die leichte Absätze haben und auch sonst sehr feminin wirken), finde knallige Farben toll, steh auf putzige Sachen & bin auch manchmal neidisch auf all jene, die sich in meinem Umfeld schminken & schick oder gar verspielt kleiden. Ich weiß, dass ich niemals ein vollkommener Mann werden kann, deswegen habe ich auch bislang auf die geschlechtsangleichende OP verzichtet, da mir die Risiken zu viel Angst bereiteten.

Ich kann sagen, dass ich meine Entscheidungen einerseits ziemlich bereue, dass sie mir andererseits aber auch mein Leben ab einem gewissen Punkt erleichtert, ja womöglich sogar gerettet haben. Nun merke ich aber, dass all das mich nicht glücklicher macht, als vorher. Auf Testosteron alle 3 Monate könnte ich mittlerweile getrost verzichten - doch ist das überhaupt möglich? Würde ich meiner Endokrinologin nun erzählen, dass ich das nicht mehr möchte, dass ich mich mehr meiner weiblichen Seite, die ich nie ganz ablegen konnte, wieder zugeneigt fühle, wie würde sie reagieren? Was würde passieren? Würde sie mich erneut zu einem Psychologen schicken? Oder würde sie die Testosteronbehandlung in eine Östrogenbehandlung umwandeln?

Ich bin ratlos und habe ehrlich gesagt Angst, es jemandem aus meinem Umfeld anzuvertrauen. Dieses Gefühl habe ich nun lange mit mir rumgeschleppt, diese innerliche Trauer, als hätte ich einen Teil von mir begraben, der irgendwie noch lebendig zu sein scheint. Und ich möchte ihn wiederbeleben - aber geht das überhaupt? Welche Chancen habe ich? Welche Mittel stehen mir zur Verfügung? Ich weiß das Stimme, als auch Bartwuchs nicht verschwinden, wenn ich damit aufhöre aber das ist ok. Dafür gibt es Mittel und Wege. Aber was ist mit den Hormonen? Bin ich verdammt, nun bis zum bitteren Ende Testo zu mir nehmen zu müssen? Ich habe dieses Gefühl der plötzlichen Reue und Hilflosigkeit über ein Jahr lang verdrängt, ignoriert, doch nun merke ich, dass ich das nicht mehr kann. Das es mich verunsichert und auch irgendwie schmerzt, so zu fühlen. Vielleicht könnte ich so weitermachen, aber damit würde ich mir nur selbst schaden, oder?

Ich bedanke mich im Voraus über Antworten und bin ebenso dankbar über jene, die sich das hier bis zum Schluss durchgelesen haben. <3


RE: Der Weg einer Detransition? - Sunburst - 17.03.2019

Hi und Willkommen! Smile

(17.03.2019, 01:13)Mercyful schrieb: . . . und ich muss zugeben, dass es mir irgendwie ziemlich schwer fällt, nun darüber zu schreiben, mir zum ersten Mal ernsthaft einzugestehen, dass ich ein Problem mit meiner jetzigen Lage habe

Das sollte nur zu verständlich sein, daß sowas sehr schwer ist.

Zitat:Ich bin nunmal kein typischer Mann, wie es die Gesellschaft gerne hätte

Der Sinn des Lebens besteht nicht darin anderer Leute Klischees zu bedienen.

Zitat:ich trage nach wie vor gerne Stiefel (die, die leichte Absätze haben und auch sonst sehr feminin wirken), finde knallige Farben toll, steh auf putzige Sachen & bin auch manchmal neidisch auf all jene, die sich in meinem Umfeld schminken & schick oder gar verspielt kleiden.

Du mußt nicht neidisch sein, es steht Dir durchaus frei, Deinen eigenen Weg zu beschreiten.

Zitat:Ich weiß, dass ich niemals ein vollkommener Mann werden kann

Über Reizwörter wie "vollkommener Mann" könnte man sich nebenbei lange aufhalten.

Interessanter ist hier die Frage, wie man sich solcherlei hochgestecktem Ideal auch nur entfernt annähern können sollte.

(Entschuldigung, sollte das kein Deutsch gewesen sein, ich kann es gerade nicht besser Blush )

Zitat:deswegen habe ich auch bislang auf die geschlechtsangleichende OP verzichtet, da mir die Risiken zu viel Angst bereiteten.

Gut, darin drückt sich ja auch Deine Haltung aus, nicht ganz so weit gehen zu wollen.

Zitat:Ich kann sagen, dass ich meine Entscheidungen einerseits ziemlich bereue, dass sie mir andererseits aber auch mein Leben ab einem gewissen Punkt erleichtert, ja womöglich sogar gerettet haben.

Kann man sich so ungefähr vorstellen.

Zitat:Nun merke ich aber, dass all das mich nicht glücklicher macht, als vorher.

Wie meinst Du das? Was würde Dich denn glücklich machen?

Zitat:Auf Testosteron alle 3 Monate könnte ich mittlerweile getrost verzichten - doch ist das überhaupt möglich? Würde ich meiner Endokrinologin nun erzählen, dass ich das nicht mehr möchte, dass ich mich mehr meiner weiblichen Seite, die ich nie ganz ablegen konnte, wieder zugeneigt fühle, wie würde sie reagieren? Was würde passieren? Würde sie mich erneut zu einem Psychologen schicken?

Ich kenne Deine Endokrinologin nicht. Also werde ich mich jeglicher Spekulation enthalten.

Zitat:Oder würde sie die Testosteronbehandlung in eine Östrogenbehandlung umwandeln?

Möchtest Du das?

Zitat:Ich bin ratlos und habe ehrlich gesagt Angst, es jemandem aus meinem Umfeld anzuvertrauen.

Hast Du Angst vor sowas wie Dein Gesicht zu verlieren?

Zitat:Dieses Gefühl habe ich nun lange mit mir rumgeschleppt, diese innerliche Trauer, als hätte ich einen Teil von mir begraben, der irgendwie noch lebendig zu sein scheint. Und ich möchte ihn wiederbeleben - aber geht das überhaupt?

Entschiedenes ja. Natürlich geht das.

Zitat:Welche Chancen habe ich? Welche Mittel stehen mir zur Verfügung?

Müßte man sehen. Ich weiß noch zu wenig von Dir, und ich spekuliere hier nicht ins Blaue hinein.

Zitat:Ich weiß das Stimme, als auch Bartwuchs nicht verschwinden, wenn ich damit aufhöre aber das ist ok. Dafür gibt es Mittel und Wege.

Bekanntlich.

Zitat:Aber was ist mit den Hormonen? Bin ich verdammt, nun bis zum bitteren Ende Testo zu mir nehmen zu müssen?

Definitives Nein.

Zitat:Ich habe dieses Gefühl der plötzlichen Reue und Hilflosigkeit über ein Jahr lang verdrängt, ignoriert, doch nun merke ich, dass ich das nicht mehr kann. Das es mich verunsichert und auch irgendwie schmerzt, so zu fühlen.

Du quälst Dich sichtlich. Das ist sehr traurig. Aber habe bitte keine Schuldgefühle, und verunsichert und hilflos mußt Du nicht bleiben.

Zitat:Vielleicht könnte ich so weitermachen, aber damit würde ich mir nur selbst schaden, oder?

Mag sein. Aber warum solltest Du?


RE: Der Weg einer Detransition? - Mercyful - 17.03.2019

(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Der Sinn des Lebens besteht nicht darin anderer Leute Klischees zu bedienen.

Ja, dessen bin ich mir bewusst. Anfangs war es mir auch egal... aber mittlerweile merke ich, dass mich die Blicke der anderen stets verfolgen, wenn ich einfach das tue, worauf ich Lust habe. Wenn ich mich so kleide, wie ich Lust habe, sprich nicht 'typisch' männlich sondern eher androgyn, wenn ich mich nicht so bewege oder artikuliere, wie andere Männer. Vor meiner Transition war es zwar auch schon so, denn da war ich nunmal nicht 'typisch' weiblich aber da kam es mir nicht so schlimm vor. Es sollte mich nicht stören, ich sollte mich so geben, wie ich bin, das weiß ich. Aber irgendwo gibt es mir dann doch ein Gefühl von Unwohlsein... Ich möchte ja nicht einmal Klischees entsprechen; ich liebe zum Beispiel meine blauen Haare, denn die hat nicht jeder. Und doch möchte ich irgendwo einer Norm enstprechen, oder zumindest nicht schräg mit diesem Blick angeguckt werden, der mir regelrecht entgegenschreit 'Du bist nun entweder ein Mann oder eben nicht. Entscheide dich - sonst erkläre ich dich für geisteskrank.'

Zitat:Du mußt nicht neidisch sein, es steht Dir durchaus frei, Deinen eigenen Weg zu beschreiten.

Auch das weiß ich. Schließlich bin ich den Weg eines Transmannes gegangen, und er war wirklich nicht einfach. Und dennoch habe ich Angst, mich der Gesellschaft so zu präsentieren, wie ich mich eben sehe und wie ich mich gerne gebe. Ich outete mich als Transsexuell, wollte ein Mann sein, und nun sehne ich mich nach meiner Weiblichkeit - ich fürchte, mich würde in Zukunft niemand mehr ernst nehmen. Das ich selbst gar nicht wüsste, was ich eigentlich möchte, was mich glücklich macht. Und vielleicht stimmt das ja auch. Ich würde es mich nicht trauen, nun wieder in entgegengesetzte Richtung zu rudern, auch wenn ich es irgendwo möchte, schätze ich. Ansonsten würde ich nicht so fühlen.

Zitat:Interessanter ist hier die Frage, wie man sich solcherlei hochgestecktem Ideal auch nur entfernt annähern können sollte.

Solch verblendete Denkweise hatte ich leider zu Beginn meiner Reise. Ich habe mir stets fest eingeredet, dass wenn ich erst einmal Hormone nehme und meine OP's hinter mir habe, so wie meine Namens- als auch Personenstandsänderung, dann wäre der Abgrund meiner Existenzkrise endlich gefüllt und ich könnte der sein, der ich immer sein wollte. Irgendwie haben wir ja alle ein bestimmtes Traumbild im Kopf, wenn wir uns auf die Transition vorbereiten und auch freuen... und ich hatte wohl gehofft, meinen Seelenfrieden damit zu finden, das zu tun, was ich immer wollte. Nun aber stehe ich wieder am Scheideweg und stelle meine Entscheidungen in Frage, ob ich nicht doch besser hätte warten sollen. Aber wer weiß, ob ich dank meiner tiefen Depressionen dann überhaupt noch weitergelebt hätte? Ich dachte mit alledem kommt das perfekte Bild des Mannes schon von alleine; natürlich war mir bewusst, dass ich nicht auf magische Weise Kinder zeugen könnte oder einen normal funktionierendes Glied hätte etc. Und doch dachte ich mir, im Kopf, ich würde mich anders entwickeln. Das tat ich aber nicht.
Ich habe mich vielleicht von falschen Gefühlen verleiten lassen, dem Fakt, dass ich es als Mann leichter hätte, mit meinem nicht unbedingt einfachen Leben klarzukommen. Das meine Seele und mein Verstand aber nie die Frau in mir abschütteln konnten, ist mir nicht bewusst gewesen.

Zitat:Gut, darin drückt sich ja auch Deine Haltung aus, nicht ganz so weit gehen zu wollen.

Anfangs hatte ich es beabsichtigt, hatte mich auch bei mehreren Ärzten erkundigt, wollte Infos sammeln. Mit der Zeit aber merkte ich, dass ich das nicht brauche, das ich mit meinem Körper eigentlich doch zufrieden bin, wie er ist. Das er mehr weiblich ist, als männlich. Ab diesem Knackpunkt habe ich dann auch irgendwo angefangen, mir einzugestehen, dass ich vielleicht gar nicht mehr so sehr Mann sein wollte, wie früher. Und dann begann das Gefühl von Reue mich zu übermannen - aber ohne dieser Transition hätte ich vielleicht nie erkannt, wie sehr ich meine Weiblichkeit eigentlich leiden kann. Das klingt so absurd, als auch verwirrend und ich könnte jeden verstehen, der mich für verrückt erklärt, aber so empfinde ich nun einmal. Es ist teilweise schwer in Worte zu fassen, wirklich....

Zitat:Wie meinst Du das? Was würde Dich denn glücklich machen?

Ich weiß nicht.... Womöglich so zu sein, wie ich sein möchte? Jemand, der sowohl Männlich- als auch Weiblichkeit besitzt und so auch von außenstehenden akzeptiert wird? Glücklich sein zeigt sich ja stets auch verschiedene Art und Weisen, aber ich weiß das, so wie ich jetzt bin, ich nicht glücklich bin. Weil ich wiedermal das Gefühl habe, mich verstecken zu müssen. Ich bin nun ein Mann für die Außenwelt aber fühle mich nicht so - nicht mehr. Dieses Verlangen hat mich verlassen. Mein Weg der Transition hat mich stark gemacht, nun aber fühle ich mich wieder schwach, meinen Ängsten und der innerlichen Unzufriedenheit ausgeliefert.

Zitat:Ich kenne Deine Endokrinologin nicht. Also werde ich mich jeglicher Spekulation enthalten.

Natürlich nicht. Aber welche Möglichkeiten gäbe es? Würde eine Endokrinologie hier überhaupt irgendetwas machen können? Ich meine, Hormone muss ich wohl bekommen, da ich keine eigenen Hormone mehr produziere, oder zumindest nicht genug, um im Normbereich zu sein. Wenn ich auf Testosteron verzichten möchte, was bliebe dann noch?

Zitat:Möchtest Du das?

Die Frage habe ich mir in der letzten Zeit sehr oft gestellt und, um ehrlich zu sein, weiß ich keine Antwort darauf. Würde ich auf die Stimme in mir hören, dann würde sie klar und deutlich 'JA' rufen, aber würde ich mich das wirklich trauen? Würde ich all das, was ich mir über Jahre erkämpft habe, wieder einfach so fallen lassen? Wenn ich mich erneut oute und zugebe, einen Fehler gemacht zu haben und wieder zu meinem biologischen geschlecht zurückkehren möchte, wer würde mich dann noch für voll nehmen? Würden meine Ärzte mich nicht schief angucken? Die Vorstellung macht mir irrsinnige Angst und steht wohl im Hauptfokus, warum ich keine Entscheidung treffen kann. Wie weit könnte ich denn auch schon zurückgehen? Ich bin zu 80% den Weg eines Transmannes gegangen. Nun würde lediglich die Geschlechtsangleichung fehlen - wie viel Weiblichkeit ist zu retten? Selbst, wenn ich nun wieder zu Östrogen zurückgehe?

Zitat:Hast Du Angst vor sowas wie Dein Gesicht zu verlieren?

Nein, das weniger. Ich glaube, meine Lebensgefährtin, als auch mein enger Freundeskreis würden meine Entscheidung und Gründe akzeptieren, so wie sie mich mit all meinen Fehlern immer akzeptiert haben. Meine Familie ist ein anderes Thema. Mein Vater hat mich von Anfang an gewarnt und mich bis heute nie wirklich ernst genommen. Ich glaube ihm könnte ich es niemals erzählen. Und dann sind da eben die Ärzte, die mir stets sagten, wie sehr sie mich bewundern, dass ich diesen Weg gehe und das ich nun so viel anders wirke, mehr im Reinen mit mir selbst - was aber irgendwie nicht stimmt. So fühle ich zumindest nicht. Ich fürchte die Reaktion dieser Menschen, dass sie mich nicht länger ernst nehmen und denken, ich bin vollkommen irre und benötige dauerhafte, psychatrische Behandlung. Die Meinung anderer sollte mir egal sein aber, wie oben schon erwähnt... ist es das irgendwie nicht.

Zitat:Entschiedenes ja. Natürlich geht das.

Aber wie? Was soll ich dafür tun? Soll ich mich nun doch gegen meinen Weg als Transmann entscheiden und zu meinen biologischen Wurzeln zurückkehren? Wie würde das ablaufen können? Müsste ich mich dann zuerst an meine Endokrinologie wegen der Hormontherapie wenden? Oder erst wieder einen Psychologen aufsuchen? Würde diese Tortur, die ich dachte hinter mir zu haben, wieder von vorne beginnen?

Zitat:Definitives Nein.

Welche Alternative habe ich dann? Ich brauche irgendwelche Hormone, wenn ich meinen Körper nicht vollkommen zerstören möchte. Ich fühle nur, dass mich das Testosteron nicht länger glücklich stimmt, ich mich sogar viel eher davor drücken möchte, weil ich es nicht länger in mir haben will.

Zitat:Du quälst Dich sichtlich. Das ist sehr traurig. Aber habe bitte keine Schuldgefühle, und verunsichert und hilflos mußt Du nicht bleiben.

Ja, das ist wahr. Deswegen kann ich diesen innerlichen Schrei auch nicht länger unterbinden. Ich muss mich der Sache stellen, aber ich bin so endlos verwirrt und einsam mit dieser Sache, dass ich nicht genau weiß, wie ich es angehen soll. Mit ist klar, dass ich erst einmal eine eindeutige Erkenntnis benötige, was ich eigentlich möchte, aber der Weg der Detransition erscheint mir von Tag zu Tag attraktiver. Mich schrecken nur eben jene Reaktionen von Leuten ab, die mich mittlerweile kennen und mich auf meinem Weg begleiteten, dachten, ich hätte endlich meinen Seelenfrieden gefunden - was aber doch nicht der Fall ist. Ebenso fürchte ich den Rückweg, den ich gehen müsste, der noch beschwerlicher und härter wäre, als noch vor meiner Transition. Packe ich das? Ich weiß es nicht.... aber vielleicht würde ich dafür wieder kämpfen wollen. Einfach um zu wissen, ob ich dann doch endlich mein Glück finden und mit mir im Reinen sein kann.

Zitat:Mag sein. Aber warum solltest Du?

Weil meine Ängste und Bedenken mich in meinen Entscheidungen einschränken. Vielleicht fürchte ich auch, dass es nur eine Phase ist und ich dann doch wieder ein Mann sein möchte? Ein ewiges Hin und Her? Aber diese 'Phase' überdauert nun schon länger als ein Jahr, also kann ich es wirklich als nichtig abtun? Ich quäle mich selbst mit meiner Verwirrung aber es scheint auch keinen klaren Weg hinaus zu geben. Vielleicht wäre es einfacher für mich, wenn ich genau wüsste, DAS ich zurückkehren kann, DAS ich einen Teil meines alten Ichs zurückgewinnen könnte, wenn ich den Weg bestreite. Irgendetwas in mir aber will nicht glauben, dass es möglich ist, sondern vermutet eher, dass ich mich zum Gespött mache. Das es für mich längst zu spät ist...

Ich danke dir für deine Antworten/Gegenfrage und die Zeit, die du für mich investiert hast. Ich schätze das sehr. Heart2


RE: Der Weg einer Detransition? - Chiara D. - 17.03.2019

Ich versuch es kurz und bündig! Es ist egal was andere davon denken. Es ist dein Leben und wenn du meinst das die Detransition das ist was du willst dann ist das so. Den die Transition ist immer individuell. Und nur weil sie für mich das einzig richtige war, muß es noch lange nicht auf andere zutreffen. Ich würde ganz offen mit meiner Endokrinologin darüber reden! Und ja auch solche Themen haben hier ihre Berechtigung, also hast du alles richtig gemacht!


RE: Der Weg einer Detransition? - Sunburst - 17.03.2019

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Der Sinn des Lebens besteht nicht darin anderer Leute Klischees zu bedienen.
Ja, dessen bin ich mir bewusst. Anfangs war es mir auch egal... aber mittlerweile merke ich, dass mich die Blicke der anderen stets verfolgen, wenn ich einfach das tue, worauf ich Lust habe. Wenn ich mich so kleide, wie ich Lust habe, sprich nicht 'typisch' männlich sondern eher androgyn, wenn ich mich nicht so bewege oder artikuliere, wie andere Männer. Vor meiner Transition war es zwar auch schon so, denn da war ich nunmal nicht 'typisch' weiblich aber da kam es mir nicht so schlimm vor.

Da ist sicherlich etwas dran. Bei Frauen ist mehr Variation möglich.

(Das liegt an der kognitiven Architektur von Geschlechtersystemen, und läuft Alltagstheorien von Geschlecht ziemlich zuwider, die zudem noch arge Widersprüche beinhalten... Mit Verweisen darauf kann man sich allseits unbeliebt machen Big Grin)

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: Es sollte mich nicht stören, ich sollte mich so geben, wie ich bin, das weiß ich. Aber irgendwo gibt es mir dann doch ein Gefühl von Unwohlsein... Ich möchte ja nicht einmal Klischees entsprechen; ich liebe zum Beispiel meine blauen Haare, denn die hat nicht jeder. Und doch möchte ich irgendwo einer Norm enstprechen

Vielleicht eine nicht-binäre Norm? Es gibt in diesem Bereich nun äußerst interessante Entwicklungen, die Leuten enorme persönliche Freiräume erschließen. Aber die sind keineswegs beliebig, sondern folgen auch wiederum bestimmten Normen.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: oder zumindest nicht schräg mit diesem Blick angeguckt werden, der mir regelrecht entgegenschreit 'Du bist nun entweder ein Mann oder eben nicht. Entscheide dich - sonst erkläre ich dich für geisteskrank.'

Dumme Gaffer würde ich schlichtweg nicht ernstnehmen. Und deren psychiatrische Kenntnisse schon gar nicht. Ich denke nicht, daß es sehr gemütlich für die würde, wollten sie mit mir eine geistreiche Konversation über ausgewählte psychologische Themen versuchen.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Du mußt nicht neidisch sein, es steht Dir durchaus frei, Deinen eigenen Weg zu beschreiten.
Auch das weiß ich. Schließlich bin ich den Weg eines Transmannes gegangen, und er war wirklich nicht einfach. Und dennoch habe ich Angst, mich der Gesellschaft so zu präsentieren, wie ich mich eben sehe und wie ich mich gerne gebe. Ich outete mich als Transsexuell, wollte ein Mann sein, und nun sehne ich mich nach meiner Weiblichkeit - ich fürchte, mich würde in Zukunft niemand mehr ernst nehmen. Das ich selbst gar nicht wüsste, was ich eigentlich möchte, was mich glücklich macht. Und vielleicht stimmt das ja auch. Ich würde es mich nicht trauen, nun wieder in entgegengesetzte Richtung zu rudern, auch wenn ich es irgendwo möchte, schätze ich. Ansonsten würde ich nicht so fühlen.

Deine konkrete Umgebung kenne ich nun nicht.

Mit einer De-/Transition f→m→f war ich bislang noch nie konfrontiert.

Die Variante m→f→m ist dagegen nicht so selten, und da scheint die Akzeptanz der Umwelt sogar gut zu sein (als wäre es denen so lieber Huh ).

(Nur in der Szene ecken sie gerne an, weil sie m→f TS behandeln, als müßten sie leicht beschränkt sein, solche Lebensentscheidungen getroffen zu haben – und dabei geblieben zu sein.)

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Interessanter ist hier die Frage, wie man sich solcherlei hochgestecktem Ideal auch nur entfernt annähern können sollte.
Solch verblendete Denkweise hatte ich leider zu Beginn meiner Reise. Ich habe mir stets fest eingeredet, dass wenn ich erst einmal Hormone nehme und meine OP's hinter mir habe, so wie meine Namens- als auch Personenstandsänderung, dann wäre der Abgrund meiner Existenzkrise endlich gefüllt und ich könnte der sein, der ich immer sein wollte. Irgendwie haben wir ja alle ein bestimmtes Traumbild im Kopf, wenn wir uns auf die Transition vorbereiten und auch freuen... und ich hatte wohl gehofft, meinen Seelenfrieden damit zu finden, das zu tun, was ich immer wollte. Nun aber stehe ich wieder am Scheideweg und stelle meine Entscheidungen in Frage, ob ich nicht doch besser hätte warten sollen. Aber wer weiß, ob ich dank meiner tiefen Depressionen dann überhaupt noch weitergelebt hätte? Ich dachte mit alledem kommt das perfekte Bild des Mannes schon von alleine; natürlich war mir bewusst, dass ich nicht auf magische Weise Kinder zeugen könnte oder einen normal funktionierendes Glied hätte etc. Und doch dachte ich mir, im Kopf, ich würde mich anders entwickeln. Das tat ich aber nicht. 
Ich habe mich vielleicht von falschen Gefühlen verleiten lassen, dem Fakt, dass ich es als Mann leichter hätte, mit meinem nicht unbedingt einfachen Leben klarzukommen. Das meine Seele und mein Verstand aber nie die Frau in mir abschütteln konnten, ist mir nicht bewusst gewesen.

Verblendet würde ich nicht sagen. Woher soll man das auch wissen können?

Bestimmte Erfahrungen muß man machen. Im Guten wie im Schlechten. Könnte man alles nur durch gedankliche Durchdringung erreichen, wäre ich bestimmt die letzte, die etwas dagegen hätte.

(Dabei bin ich ziemlich nüchtern. Ist halt so meine Art. Das machte Mit-TS manchmal wohl arge Schwierigkeiten... Über Männlichkeit vs. Weiblichkeit habe ich mich nie versucht. Ich habe lediglich zu leben versucht so gut es gerade ging Shy )

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Gut, darin drückt sich ja auch Deine Haltung aus, nicht ganz so weit gehen zu wollen.
Anfangs hatte ich es beabsichtigt, hatte mich auch bei mehreren Ärzten erkundigt, wollte Infos sammeln. Mit der Zeit aber merkte ich, dass ich das nicht brauche, das ich mit meinem Körper eigentlich doch zufrieden bin, wie er ist. Das er mehr weiblich ist, als männlich. Ab diesem Knackpunkt habe ich dann auch irgendwo angefangen, mir einzugestehen, dass ich vielleicht gar nicht mehr so sehr Mann sein wollte, wie früher. Und dann begann das Gefühl von Reue mich zu übermannen - aber ohne dieser Transition hätte ich vielleicht nie erkannt, wie sehr ich meine Weiblichkeit eigentlich leiden kann. Das klingt so absurd, als auch verwirrend und ich könnte jeden verstehen, der mich für verrückt erklärt, aber so empfinde ich nun einmal. Es ist teilweise schwer in Worte zu fassen, wirklich....

Kann ich sogar sehr gut verstehen.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Wie meinst Du das? Was würde Dich denn glücklich machen?
Ich weiß nicht.... Womöglich so zu sein, wie ich sein möchte? Jemand, der sowohl Männlich- als auch Weiblichkeit besitzt und so auch von außenstehenden akzeptiert wird?

Ja, das wäre doch schön Smile

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: Glücklich sein zeigt sich ja stets auch verschiedene Art und Weisen, aber ich weiß das, so wie ich jetzt bin, ich nicht glücklich bin. Weil ich wiedermal das Gefühl habe, mich verstecken zu müssen. Ich bin nun ein Mann für die Außenwelt aber fühle mich nicht so - nicht mehr. Dieses Verlangen hat mich verlassen. Mein Weg der Transition hat mich stark gemacht, nun aber fühle ich mich wieder schwach, meinen Ängsten und der innerlichen Unzufriedenheit ausgeliefert.

Ja klar, Du gerätst damit wieder in so ein Spannungsfeld.

Fühlst Du Dich eigentlich irgendwie "zurückgeworfen"? Oder kannst Du dem den Aspekt einer progressiven Entwicklung abgewinnen?

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Ich kenne Deine Endokrinologin nicht. Also werde ich mich jeglicher Spekulation enthalten.
Natürlich nicht. Aber welche Möglichkeiten gäbe es? Würde eine Endokrinologie hier überhaupt irgendetwas machen können? Ich meine, Hormone muss ich wohl bekommen, da ich keine eigenen Hormone mehr produziere, oder zumindest nicht genug, um im Normbereich zu sein. Wenn ich auf Testosteron verzichten möchte, was bliebe dann noch?

Gegen Hormonausfallerscheinungen gibt es anscheinend mehrer Therapiemöglichkeiten, aber damit kenne ich mich nicht aus. Wenn Du möchtest kann man natürlich eine Östrogen-/Gestagensubstitution vornehmen.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Möchtest Du das?
Die Frage habe ich mir in der letzten Zeit sehr oft gestellt und, um ehrlich zu sein, weiß ich keine Antwort darauf. Würde ich auf die Stimme in mir hören, dann würde sie klar und deutlich 'JA' rufen, aber würde ich mich das wirklich trauen? Würde ich all das, was ich mir über Jahre erkämpft habe, wieder einfach so fallen lassen? Wenn ich mich erneut oute und zugebe, einen Fehler gemacht zu haben und wieder zu meinem biologischen geschlecht zurückkehren möchte, wer würde mich dann noch für voll nehmen?

Man muß das eben nicht als Fehler auffassen, sondern kann es als einen Entwicklungsprozeß sehen, der anders nicht zu erreichen war.

Daraus ist Dir kein "Vorwurf" zu machen. Das ist nur menschlich.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: Würden meine Ärzte mich nicht schief angucken? Die Vorstellung macht mir irrsinnige Angst und steht wohl im Hauptfokus, warum ich keine Entscheidung treffen kann.

Ganz so weltfremd werden die schon nicht sein.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: Wie weit könnte ich denn auch schon zurückgehen? Ich bin zu 80% den Weg eines Transmannes gegangen. Nun würde lediglich die Geschlechtsangleichung fehlen - wie viel Weiblichkeit ist zu retten? Selbst, wenn ich nun wieder zu Östrogen zurückgehe?

Physiologisch sind Hysterektomie/Ovarektomie und Mastektomie irreversibel, aber das ist auch das einzige. In der Frage, was Du aus Deinem Leben machst, steht Dir alles offen, was Du möchtest.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Hast Du Angst vor sowas wie Dein Gesicht zu verlieren?
Nein, das weniger. Ich glaube, meine Lebensgefährtin, als auch mein enger Freundeskreis würden meine Entscheidung und Gründe akzeptieren, so wie sie mich mit all meinen Fehlern immer akzeptiert haben.

Das ist das wichtigste.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: Meine Familie ist ein anderes Thema. Mein Vater hat mich von Anfang an gewarnt und mich bis heute nie wirklich ernst genommen. Ich glaube ihm könnte ich es niemals erzählen.
 

Familie kann schwierig und einschüchternd sein. Da würde ich abwarten und Tee trinken [Bild: smilie_trink_044.gif]

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: Und dann sind da eben die Ärzte, die mir stets sagten, wie sehr sie mich bewundern, dass ich diesen Weg gehe und das ich nun so viel anders wirke, mehr im Reinen mit mir selbst - was aber irgendwie nicht stimmt. So fühle ich zumindest nicht. Ich fürchte die Reaktion dieser Menschen, dass sie mich nicht länger ernst nehmen und denken, ich bin vollkommen irre und benötige dauerhafte, psychatrische Behandlung. Die Meinung anderer sollte mir egal sein aber, wie oben schon erwähnt... ist es das irgendwie nicht.

Wiegesagt, vor Ärzten hätte ich da nicht so viel Angst, daß die eine Art reversed gatekeeping betreiben wollten.

Rund um meine Transition fühlte ich mich interessanterweise auch von Ärzten, Psychos und Laien gleichermaßen arg verkannt und falsch eingeschätzt. Viele sahen das viel positiver als ich. Was nur oberflächlich bequem war. Mit den ganzen Problemen, die mich quälten, war ich alleinegelassen. Die schienen auch gar nicht zu bemerken, wenn ich enttäuscht dreinsah. Wahrscheinlich haben die sich gar nicht für mich interessiert.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Entschiedenes ja. Natürlich geht das.
Aber wie? Was soll ich dafür tun? Soll ich mich nun doch gegen meinen Weg als Transmann entscheiden und zu meinen biologischen Wurzeln zurückkehren? Wie würde das ablaufen können? Müsste ich mich dann zuerst an meine Endokrinologie wegen der Hormontherapie wenden? Oder erst wieder einen Psychologen aufsuchen?

Ich würde mit der Endokrinologin (oder auch einem anderen Arzt) zu sprechen versuchen.

Eine psychologische Indikationsstellung ist heutzutage ohnehin nicht mehr zwingend. Nur manche Ärzte machen es gerne schwieriger als es sein müßte. Wenn es nicht anders geht, muß man dann den Arzt wechseln. Aber da finden sich auf dem Forum hier bestimmt berufenere Münder, um das zu erklären.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: Würde diese Tortur, die ich dachte hinter mir zu haben, wieder von vorne beginnen?

So wie ich das verstanden habe, läuft das zumindest juristisch einfacher ab. Es gibt da eine Aufhebung auf Antrag (TSG §6). Also kein erneutes Verfahren.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Definitives Nein.
Welche Alternative habe ich dann? Ich brauche irgendwelche Hormone, wenn ich meinen Körper nicht vollkommen zerstören möchte. Ich fühle nur, dass mich das Testosteron nicht länger glücklich stimmt, ich mich sogar viel eher davor drücken möchte, weil ich es nicht länger in mir haben will.

Wie schon gesagt, es scheint mehrere Behandlungsalternatven zu geben.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Du quälst Dich sichtlich. Das ist sehr traurig. Aber habe bitte keine Schuldgefühle, und verunsichert und hilflos mußt Du nicht bleiben.
Ja, das ist wahr. Deswegen kann ich diesen innerlichen Schrei auch nicht länger unterbinden. Ich muss mich der Sache stellen, aber ich bin so endlos verwirrt und einsam mit dieser Sache, dass ich nicht genau weiß, wie ich es angehen soll. Mit ist klar, dass ich erst einmal eine eindeutige Erkenntnis benötige, was ich eigentlich möchte, aber der Weg der Detransition erscheint mir von Tag zu Tag attraktiver.

Du mußt jetzt keine überstürzte Entscheidung treffen. Aber wenn Du Dich immer weiter in Richtung Detransition entwickelst, dann ist das völlig ok.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: Mich schrecken nur eben jene Reaktionen von Leuten ab, die mich mittlerweile kennen und mich auf meinem Weg begleiteten, dachten, ich hätte endlich meinen Seelenfrieden gefunden - was aber doch nicht der Fall ist.

Das ist eben so. So zu tun als wäre dem nicht so, hilft keinem.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: Ebenso fürchte ich den Rückweg, den ich gehen müsste, der noch beschwerlicher und härter wäre, als noch vor meiner Transition. Packe ich das? Ich weiß es nicht.... aber vielleicht würde ich dafür wieder kämpfen wollen. Einfach um zu wissen, ob ich dann doch endlich mein Glück finden und mit mir im Reinen sein kann.

Ich bin noch gar nicht so überzeugt, daß das notwendigerweise schwieriger werden muß (s.o.).

Wenn Du etwas möchtest, und das ist sehr wohl bei realistischer Betrachtung erreichbar, dann denke ich schon, daß es der Mühe wert wäre.

Wäre Dir jedenfalls zu wünschen, daß Du besser mit Dir im reinen und glücklicher sein könntest Smile

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Mag sein. Aber warum solltest Du?
Weil meine Ängste und Bedenken mich in meinen Entscheidungen einschränken. Vielleicht fürchte ich auch, dass es nur eine Phase ist und ich dann doch wieder ein Mann sein möchte? Ein ewiges Hin und Her?

Es gibt nun sehr wohl De-/Re-Transitioner der Richtung m→f→m→f. Als wahrscheinlichster Risikofaktor für Abbrüche oder Revisionen einer Transition wird soziale Nichtakzeptanz gehandelt.

Davon unterscheiden sollte man Menschen, die genuin so etwas wie gender fluid oder non-binary sind. Die übrigens auch medizinische Maßnahmen in Anspruch nehmen können. Es geht da vielmehr darum, wie es mit Gefühlsleben und Denkungsart bestellt ist.

"Nur ein Phase" ist übrigens eine sehr häßliche Phrase. Es gibt bestimmt ein paar Nasenpfeifen, die auch nach über 50 Jahren immer noch darauf warten, daß diese Phase bei mir endlich mal zuende gehen sollte Rolleyes

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: Aber diese 'Phase' überdauert nun schon länger als ein Jahr, also kann ich es wirklich als nichtig abtun?

Abtun ist schon aus Prinzip nicht gut.

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: Ich quäle mich selbst mit meiner Verwirrung aber es scheint auch keinen klaren Weg hinaus zu geben. Vielleicht wäre es einfacher für mich, wenn ich genau wüsste, DAS ich zurückkehren kann, DAS ich einen Teil meines alten Ichs zurückgewinnen könnte, wenn ich den Weg bestreite. Irgendetwas in mir aber will nicht glauben, dass es möglich ist, sondern vermutet eher, dass ich mich zum Gespött mache. Das es für mich längst zu spät ist...

Da kann ich Dir beruhigt widersprechen Wink Ich denke sehr wohl, daß das möglich ist. Ich sehe nicht, warum für Dich auch nur irgendetwas zu spät sein sollte. (Und warum Dich wer verhöhen sollte, ist mir auch nicht einsichtig.)

(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb: Ich danke dir für deine Antworten/Gegenfrage und die Zeit, die du für mich investiert hast. Ich schätze das sehr. Heart2

Gerne Smile

(Muß mich übrigens entschuldigen, daß ich für diese Antwort so lange gebraucht habe.)


RE: Der Weg einer Detransition? - Bonita - 18.03.2019

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: ...
(17.03.2019, 05:57)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 02:22)Sunburst schrieb: Ich kenne Deine Endokrinologin nicht. Also werde ich mich jeglicher Spekulation enthalten.
Natürlich nicht. Aber welche Möglichkeiten gäbe es? Würde eine Endokrinologie hier überhaupt irgendetwas machen können? Ich meine, Hormone muss ich wohl bekommen, da ich keine eigenen Hormone mehr produziere, oder zumindest nicht genug, um im Normbereich zu sein. Wenn ich auf Testosteron verzichten möchte, was bliebe dann noch?

Gegen Hormonausfallerscheinungen gibt es anscheinend mehrer Therapiemöglichkeiten, aber damit kenne ich mich nicht aus. Wenn Du möchtest kann man natürlich eine Östrogen-/Gestagensubstitution vornehmen.
...

Hallo Mercyful,
auch wenn es bei vielen Menschen diese Vorstellung gibt, einfach mal ein Hormon (zB endogenes Östrogen, also vom Körper entsprechend hoch selbst produziert) gegen ein anderes (zB Testosteron, exogen zugeführt) "tauschen" zu können, und alles andere im Körper - also zB alle anderen Hormone, die tw genauso wichtig sind wie beide zuvor genannte - sich einfach irgendwie von selbst immer findet bzw einstellen mag, irrt.

Jeder menschliche Körper braucht zB neben Testosteron ein bisschen Progesteron, das ist nicht nur dieses "Schwangerschaftshormon" von anno dazumal, vlg hier: http://community.transgender.at/showthread.php?tid=2746&pid=68848#pid68848

Post-OP-Trans-Männer und Cis-Männer können das gleiche Problem mit Progesteron (oder einem oder mehreren anderen Hormon/en) haben, wie Post-OP-Trans-Frauen und Cis-Frauen: der eigene Körper kann es ev nicht mehr in nötig ausreichend Höhe produzieren;

Womöglich ist damit aber auch alles in Ordnung, doch zB könnte es sein, dass alleine die Testosteron-Therapie nicht auf Deine individuellen Bedürfnisse eingestellt ist (also zB zu hoch oder zu niedrig);

Damit ist keinesfalls gesagt, dass es daran liegen muss - allerdings könnte es daran liegen, dass Du Dich nicht (mehr) "ganz" fühlst; Cis-Leuten kanns eben auch so gehen, wenn da irgendwas mit deren Hormon-Haushalt nicht (mehr) ganz so stimmt; Also ein Hinweis könnte auch sein: Hormone mal bei einer/einem anderen Endo (die/der nicht nach Schema F praktiziert) checken lassen (2. Meinung, oder so);

Wenn es nicht daran liegt, dann ist sicher nichts verwerflich daran, den bisherigen Weg zurückzugehen (statt Testosteron wieder Östrogen, ev auch Progesteron (bitte nicht irgendein Gestagen, siehe vorige Verlinkung!)) und/oder einen anderen einzuschlagen (zB gender-fluid etc pp) - sunburst hat ja dazu schon ausführlich geschrieben...

In jedem Fall wünsch ich Dir alles Liebe Favorite


RE: Der Weg einer Detransition? - Mercyful - 19.03.2019

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Da ist sicherlich etwas dran. Bei Frauen ist mehr Variation möglich.

(Das liegt an der kognitiven Architektur von Geschlechtersystemen, und läuft Alltagstheorien von Geschlecht ziemlich zuwider, die zudem noch arge Widersprüche beinhalten... Mit Verweisen darauf kann man sich allseits unbeliebt machen Big Grin)

Mir ist bewusst, dass Frauen es in vielerlei Hinsichten nicht unbedingt einfach haben ( ich habe schließlich selbst immerhin 20 Jahre als biologische Frau gelebt ) aber in manchen Aspekten, wie ich jetzt erkenne, hatte ich damals doch mehr Freiheiten als jetzt. Insbesondere, was mein öffentliches Auftreten angeht. Eine Frau mit kurzem Haarschnitt und keinem Make-Up wird längst nicht so schräg angeschaut, wie ein Mann mit Vollbart, langem, geflochtenen Haar und Lippenstift. Aber das haben wir leider unserer verklemmten Gesellschaft und falschen Idealen, wie dem Schubladendenken zu verdanken. Menschen könnten so viel mehr sein, als das... freier leben, ohne sich verstecken zu müssen.

Zitat:Vielleicht eine nicht-binäre Norm? Es gibt in diesem Bereich nun äußerst interessante Entwicklungen, die Leuten enorme persönliche Freiräume erschließen. Aber die sind keineswegs beliebig, sondern folgen auch wiederum bestimmten Normen.

Das ist mir bereits durch den Kopf gegangen. Im Moment wird mir wohl auch nichts anderes übrig bleiben, wenn ich sowohl das eine, als auch das andere ausleben möchte. Auf Dauer aber fürchte ich, dass mich das nicht glücklich stimmen wird. Ich werde immer männliche, als auch weibliche Seiten haben, das ist mir nun klar, aber die weibliche Seite erscheint mir, trotz all der Zeit, von beiden am ausgeprägtesten.

Zitat:Dumme Gaffer würde ich schlichtweg nicht ernstnehmen. Und deren psychiatrische Kenntnisse schon gar nicht. Ich denke nicht, daß es sehr gemütlich für die würde, wollten sie mit mir eine geistreiche Konversation über ausgewählte psychologische Themen versuchen.

Das versuche ich. Ich will mir einreden, dass es mir egal ist, was andere denken, aber dann merke ich immer wieder, dass es eben doch nicht so ist. Ich lebe nicht für andere, sondern alleine für mich selbst, und doch kann ich die anderen nicht ausblenden. Vielleicht bilde ich mir auch vieles ein, aber dann gibt es auch wieder Momente, beim Einkaufen auch gerne, wenn mir ganz klar gezeigt wird, dass ich nicht der Norm entspreche und somit ein 'Freak' bin, blöde Sprüche fallen, die ich versuche, zu ignorieren, sie aber doch ziemlich weh tun. Ich war schon immer eher zart besaitet, nehme mir Dinge gerne zu Herzen. Das ist mein Fehler, mein Schwachpunkt.


Zitat:Deine konkrete Umgebung kenne ich nun nicht.

Mit einer De-/Transition f→m→f war ich bislang noch nie konfrontiert.

Die Variante m→f→m ist dagegen nicht so selten, und da scheint die Akzeptanz der Umwelt sogar gut zu sein (als wäre es denen so lieber Huh ).

(Nur in der Szene ecken sie gerne an, weil sie m→f TS behandeln, als müßten sie leicht beschränkt sein, solche Lebensentscheidungen getroffen zu haben – und dabei geblieben zu sein.)

Das ist mir bei meiner Recherche auch schon aufgefallen. Es gab zwar auch ein paar F -> M -> F Fälle aber lange nicht so 'viele' wie andersrum. Es ist nur beruhigend zu wissen, dass es mehr TS gibt, die dasselbe Dilemma erlebt haben, das auch ich durchmachen könnte ( wobei ich mich aber selbstverständlich nicht über das Leid freue sondern lediglich über die Erkenntnis, dass ich nicht alleine bin. )

Zitat:Verblendet würde ich nicht sagen. Woher soll man das auch wissen können?

Bestimmte Erfahrungen muß man machen. Im Guten wie im Schlechten. Könnte man alles nur durch gedankliche Durchdringung erreichen, wäre ich bestimmt die letzte, die etwas dagegen hätte.

(Dabei bin ich ziemlich nüchtern. Ist halt so meine Art. Das machte Mit-TS manchmal wohl arge Schwierigkeiten... Über Männlichkeit vs. Weiblichkeit habe ich mich nie versucht. Ich habe lediglich zu leben versucht so gut es gerade ging Shy )

Man kann es nicht wissen, solange man es nicht erfahren hat. Und ich glaube mittlerweile, dass ich JETZT erst, wo es nicht mehr gegeben ist, realisiere, wie wichtig mir meine Weiblichkeit eigentlich war und das ich sie gerne in vollem Ausmaß wieder zurückhätte. Wenn etwas nicht mehr da ist, beginnt man es zu vermissen, weil es doch Teil der Existenz ist, mehr als geglaubt. Wenn der Weg meiner Transition schon nicht das gebracht hat, was ich mir erhofft hatte, dann hat es mir zumindest gezeigt, wie sehr ich meine Weiblichkeit eigentlich liebe und zu schätzen weiß.


Zitat:Ja klar, Du gerätst damit wieder in so ein Spannungsfeld.

Fühlst Du Dich eigentlich irgendwie "zurückgeworfen"? Oder kannst Du dem den Aspekt einer progressiven Entwicklung abgewinnen?

Das ist ein Zwischending. An manchen Tagen fühle ich mich stärker 'zurückgeworfen' als an anderen. Vor knapp zwei Jahren war es mehr ein schleichendes Gefühl, welches sich gut unterdrücken und mit Gedanken ala 'das ist nur Einbildung, mach dir nichts draus' vertreiben ließ. Mittlerweile aber ist das nicht mehr möglich, denn je mehr ich unterdrücke und ignoriere, desto trauriger werde ich, bis ich die Tränen bei der kleinsten Sache nicht mehr zurückhalten kann. Ich kann sagen, dass ich mich entwickelt habe, bis zu einem Punkt, mich nun aber irgendwie wieder zurückbewege, mehr und mehr. Als würde ich wegrennen wollen, weg von dem, was ich nun bin.

Zitat:Gegen Hormonausfallerscheinungen gibt es anscheinend mehrer Therapiemöglichkeiten, aber damit kenne ich mich nicht aus. Wenn Du möchtest kann man natürlich eine Östrogen-/Gestagensubstitution vornehmen.

Wäre das wirklich so einfach? Würde ein Endokrinologe das auf Wunsch tun? Vielleicht nicht sofort aber - wäre das denn ohne erneute Therapie möglich? Davor habe ich nämlich Angst. Ich war so froh, diese langwierige Therapie hinter mir zu haben und sie dann erneut zu beginnen... verängstigt mich sehr. Auch wenn ich mir die Frage stelle, warum man für sein biologisches Ursprungsgeschlecht eine Indikation benötigen sollte. Immerhin liegt das in den Genen, anders als bei der Transition mit gegengeschlechtlicher Hormonbehandlung. Aber ich bin kein Bürokrat... denn die finden normalerweise immer einen Weg, die Dinge unnötig komplizierter zu machen.

Zitat:Man muß das eben nicht als Fehler auffassen, sondern kann es als einen Entwicklungsprozeß sehen, der anders nicht zu erreichen war.

Daraus ist Dir kein "Vorwurf" zu machen. Das ist nur menschlich.

Ja, das stimmt. Denn ich glaube wirklich, dass ich es niemals herausgefunden hätte, wäre ich diesen Weg nicht gegangen. Nun ist es zwar traurig zu realisieren, dass ich sehr viel Leid, Schmerz und Zeit für diesen Weg aufgebracht habe, aber es schien auch nicht umsonst gewesen zu sein, denn nun weiß ich meine weibliche Seite wirklich zu schätzen und zu lieben, wie nie zuvor. Ich möchte mir nicht länger Vorwürfe machen aber irgendwo glaube ich auch, dass wenn ich vielleicht noch ein wenig gewartet hätte, damals, mit meinen 20 jungen Jährchen, dann hätte ich doch erkennen können, dass es nicht der richtige Weg ist. Andererseits aber wäre ich dann vielleicht auch nicht mehr am Leben gewesen, denn meine Depressionen waren wirklich stark ausgeprägt. Die Transition hat mir durch diese schwere Zeit der Selbstfindung geholfen, das kann ich aus vollster Überzeugung sagen. Sie wird auch immer ein Teil von mir sein, egal für was ich mich entscheide.

Zitat:Physiologisch sind Hysterektomie/Ovarektomie und Mastektomie irreversibel, aber das ist auch das einzige. In der Frage, was Du aus Deinem Leben machst, steht Dir alles offen, was Du möchtest.

Das ist für mich auch ehrlich gesagt kein Problem. Ich habe nicht vor, Kinder zu bekommen ( habe schon sehr lange eine Lebensgefährtin ) und meine Brüste waren Pre-OP nicht sonderlich groß sondern eher kleine 'Mäusestiche', weshalb ich damit ganz gut leben kann. Es hat zu meiner zierlich kleinen Person gepasst. Auch für meinen Bartwuchs würde ich Möglichkeiten finden, meine Stimme ist ebenfalls nicht sonderlich tief, trotz einsetzen des Stimmbruchs. Den Rest würden die Hormone übernehmen, schätze ich. Es ist nichts, das mich abschrecken würde, den Weg wieder zurückzugehen. Doch wie umsetzbar ist es? Wer könnte mir Steine in den Weg legen? Die Ärzte? Die Justiz? ...

Zitat:Familie kann schwierig und einschüchternd sein. Da würde ich abwarten und Tee trinken [Bild: smilie_trink_044.gif]

Ja, das stimmt. Zwar hätte es schlimmer sein können aber ich glaube, seit meiner Transition ist das Verhältnis zu meinem Vater richtig kühl geworden. Er zeigte nie wirkliches Interesse und hat mich auch sonst nie unterstützt. Er hat mich zwar im Krankenhaus besucht, am Tag meiner Op, aber das wars auch schon. Er schien damit nie klarzukommen, seine Tochter an einen Sohn zu verlieren, obgleich ich immernoch dieselbe Person war, nur eben anders. Wie er auf eine erneute Verwandlung reagieren würde, ist mir wirklich schleierhaft. Er könnte eben mit jenen Sprüchen kommen wie 'Ich hab's dir ja gesagt' oder 'Das fand eben alles in deinem Kopf statt. Vielleicht bist du einfach nur krank' oder aber er wäre froh, seine Tochter wiederzuhaben, wovon ich aber eher weniger ausgehe. Er würde mich vielleicht wirklich als krank bezeichnen und das Verhältnis würde komplett zerbrechen.

Zitat:Wiegesagt, vor Ärzten hätte ich da nicht so viel Angst, daß die eine Art reversed gatekeeping betreiben wollten.

Rund um meine Transition fühlte ich mich interessanterweise auch von Ärzten, Psychos und Laien gleichermaßen arg verkannt und falsch eingeschätzt. Viele sahen das viel positiver als ich. Was nur oberflächlich bequem war. Mit den ganzen Problemen, die mich quälten, war ich alleinegelassen. Die schienen auch gar nicht zu bemerken, wenn ich enttäuscht dreinsah. Wahrscheinlich haben die sich gar nicht für mich interessiert.

Ja, manche scheinen nicht richtig verstehen zu wollen, was in einem wirklich vorgeht. Sie sehen das aus ärztlicher Oberflächlichkeit, denn Ärzte bleiben gerne neutral. Wer nicht selbst in solch einer Situation steckte, wird es wohl nie ganz verstehen können. Aber wenn ich weiß, dass Ärzte mit mir gemeinsam den Weg bestreiten und sich auf meine Vorstellungen einlassen, mir ein Gehör schenken und mir aufrichtig helfen wollen, dann ist das ein sehr schönes Gefühl. Man fühlt sich gut aufgehoben, verstanden. Diese Ärzte zu finden ist aber nicht einfach - und mit meinen Gutachtern und Psychologen hatte ich bislang leider nie gute Erfahrungen sammeln können. Zwar waren sie nie unfreundlich, vermittelten aber auch nicht das Gefühl der absoluten Vetrrautheit. Meine Endo ist ein Zwischending - sie scheint sich sehr für mein Wohlbefinden zu interessieren, will auch immer wissen, ob ich noch irgendwelche Fragen habe. Aber andererseits hat sie auch sehr viel Stress und ist wohl froh, wenn sie einen Patienten nach dem anderen so schnell wie möglich abfertigen kann.

Zitat:Ich würde mit der Endokrinologin (oder auch einem anderen Arzt) zu sprechen versuchen.

Eine psychologische Indikationsstellung ist heutzutage ohnehin nicht mehr zwingend. Nur manche Ärzte machen es gerne schwieriger als es sein müßte. Wenn es nicht anders geht, muß man dann den Arzt wechseln. Aber da finden sich auf dem Forum hier bestimmt berufenere Münder, um das zu erklären.

Das habe ich auf jeden Fall vor. Nachdem ich mich meiner Lebensgefährtin anvertraut habe, weiß ich nun, dass sie hinter mir steht und das mein nächster Schritt darin besteht, meine Endo anzusprechen, herauszufinden, wie sie reagiert und was sie darauf zu sagen hat.

Das mit der Indikation ist mir allerdings neu. Zu dem Zeitpunkt, an dem ich angefangen habe, meine Transition anzustreben ( was ungefähr 6-7 Jahre her sein dürfte ), war es absolut notwenig, erst einen Alltagstest zu bestehen und dann eine mögliche Indikation vom begleitenden Psychologen zu bekommen. Diese habe ich auch erst nach gut einem Jahr der Begleittherapie bekommen; vorher wollte mir der Endo keine Hormontherapie verschreiben. Es musste alles seinen geregelten und langwierigen Lauf nehmen - weshalb ich diese Furcht habe, dass es von vorne beginnen könnte. Ich weiß nicht, ob ich das mit einer erneuten Therapie durchstehe... Es ist abschreckend, noch mehr als damals.

Zitat:So wie ich das verstanden habe, läuft das zumindest juristisch einfacher ab. Es gibt da eine Aufhebung auf Antrag (TSG §6). Also kein erneutes Verfahren.

Tatsächlich? Das hätte ich erhlich gesagt nicht erwartet. Denn der juristische Weg wäre ebenfalls einer gewesen, der mich ziemlich abgeschreckt hätte, weil die Behörden einem ja gerne einen Strick aus allen möglichen Dingen drehen. Würde eine solche Aufhebung auch wieder kostenpflichtig sein? Und wenn ja, geht das ebenfalls wieder mit einem Antrag der Kostenübernahme?

Zitat:Du mußt jetzt keine überstürzte Entscheidung treffen. Aber wenn Du Dich immer weiter in Richtung Detransition entwickelst, dann ist das völlig ok.

Nein, das werde ich nicht. Ich werde mir die Zeit geben, die ich benötige, um mit meinem Gefühlschaos ins reine zu kommen. Mir scheint es jedoch ganz gut zu tun, mich mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen, die ich bei einer Detransition hätte. Es gibt mir Hoffnung auf ein Hintertürchen, sollte mich das Gefühl übermannen und ich mir doch absolut sicher sein, wieder zurück zum Ursprung zu wollen.

Zitat:Ich bin noch gar nicht so überzeugt, daß das notwendigerweise schwieriger werden muß (s.o.).

Wenn Du etwas möchtest, und das ist sehr wohl bei realistischer Betrachtung erreichbar, dann denke ich schon, daß es der Mühe wert wäre.

Wäre Dir jedenfalls zu wünschen, daß Du besser mit Dir im reinen und glücklicher sein könntest Smile

Vielleicht kommen mir die Dinge im Moment auch viel komplizierter vor, als sie eigentlich sind. Das ich noch zu wenig darüber bescheid weiß und mich erst einmal auch bei meinen Ärzten erkundigen muss, was möglich ist und was nicht. Ich fühle mich schon um einiges befreiter, jetzt wo ich mich intensiv damit beschäftige und mir endlich offen eingestehe, dass es nicht nur eine Kleinigkeit ist, die wieder vorbei geht, sondern etwas in mir bewirkt und ich mich darum kümmern muss, wenn ich glücklich sein möchte.

Zitat:Es gibt nun sehr wohl De-/Re-Transitioner der Richtung m→f→m→f. Als wahrscheinlichster Risikofaktor für Abbrüche oder Revisionen einer Transition wird soziale Nichtakzeptanz gehandelt.

Davon unterscheiden sollte man Menschen, die genuin so etwas wie gender fluid oder non-binary sind. Die übrigens auch medizinische Maßnahmen in Anspruch nehmen können. Es geht da vielmehr darum, wie es mit Gefühlsleben und Denkungsart bestellt ist.

"Nur ein Phase" ist übrigens eine sehr häßliche Phrase. Es gibt bestimmt ein paar Nasenpfeifen, die auch nach über 50 Jahren immer noch darauf warten, daß diese Phase bei mir endlich mal zuende gehen sollte :Rolleyes

Soziale Nichtakzeptanz klingt plausibel. Auch ich habe das Gefühl, dass mein Passing als Mann meist eher fragwürdig ist und ich mich in meiner weiblichen Haut doch wohler gefühlt habe, als jetzt in dieser männlichen Hülle. Es gab zwar gute Momente aber die reißen das Ruder leider nicht rum.

Ja, das war unglücklich formuliert. Tut mir leid. Ich weiß, wie sehr einem dieses 'ist nur eine Phase' auf den Zeiger gehen kann, denn bei mir war es nicht anders. Dann sage ich, es war ein Gefühl des Unmutes, von welchem ich glaubte, dass es wieder vorbeigehen würde. Eine Art Implusemotion oder 'Phantomschmerz' einer Persona, die ich nun nicht mehr sein kann/sollte.

Zitat:Da kann ich Dir beruhigt widersprechen Wink Ich denke sehr wohl, daß das möglich ist. Ich sehe nicht, warum für Dich auch nur irgendetwas zu spät sein sollte. (Und warum Dich wer verhöhen sollte, ist mir auch nicht einsichtig.)

Das bestärkt mich wirklich sehr, dankeschön. Ich lese nur eben sehr oft, dass HRT ab einem gewissen Alter nicht mehr so gut anschlägt und vielleicht ist das auch bei mir der Fall, sollte ich die Detransition wählen, ergo es könnte zu spät für eine Umentscheidung sein. Vielleicht sagt auch meine Endo, dass ich zu lange gewartet habe und ich mehr Schäden in meinem Körper anrichte, als das ich mir in irgend einer Weise helfe. Zwar geht es um mein biologisches Dasein aber es sind immernoch synthetisch zugeführte Hormone. Aber ich werde mich von dem Gedanken nicht länger abschrecken lassen. Ich will es nicht.

Zitat:Gerne Smile

(Muß mich übrigens entschuldigen, daß ich für diese Antwort so lange gebraucht habe.)

Das ist okay. Ich habe nun ebenfalls sehr lange gebraucht, zu antworten. Gut Ding will Weile haben. Ich freue mich immer über antworten, ganz gleich wie lange ich auf sie warte. Du hast mir auf jeden fall sehr geholfen, die Dinge ein wenig klarer zu sehen und mich von meinen Zweifeln nicht unterdrücken zu lassen. Dafür bin ich sehr dankbar. Favorite


RE: Der Weg einer Detransition? - DoReMi - 22.03.2019

Schau mal hier, die Person hat mehrmals den Personenstand gewechselt:

Airin von transsexuell.de


RE: Der Weg einer Detransition? - Sunburst - 22.03.2019

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Da ist sicherlich etwas dran. Bei Frauen ist mehr Variation möglich. [...]
Mir ist bewusst, dass Frauen es in vielerlei Hinsichten nicht unbedingt einfach haben (ich habe schließlich selbst immerhin 20 Jahre als biologische Frau gelebt) aber in manchen Aspekten, wie ich jetzt erkenne, hatte ich damals doch mehr Freiheiten als jetzt. Insbesondere, was mein öffentliches Auftreten angeht. Eine Frau mit kurzem Haarschnitt und keinem Make-Up wird längst nicht so schräg angeschaut, wie ein Mann mit Vollbart, langem, geflochtenen Haar und Lippenstift. Aber das haben wir leider unserer verklemmten Gesellschaft und falschen Idealen, wie dem Schubladendenken zu verdanken. Menschen könnten so viel mehr sein, als das... freier leben, ohne sich verstecken zu müssen.

Das ist nicht einfach nur Verklemmtheit, sondern schamlose Repression... Und tragische Dummheit obendrein, weil sie nicht einsehen, daß es ihnen nichts nützt.

Ich würde mich jedenfalls freuen, öfter mal so schicke Leute zu Gesicht zu bekommen Wub

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Vielleicht eine nicht-binäre Norm? Es gibt in diesem Bereich nun äußerst interessante Entwicklungen, die Leuten enorme persönliche Freiräume erschließen. Aber die sind keineswegs beliebig, sondern folgen auch wiederum bestimmten Normen.
Das ist mir bereits durch den Kopf gegangen. Im Moment wird mir wohl auch nichts anderes übrig bleiben, wenn ich sowohl das eine, als auch das andere ausleben möchte. Auf Dauer aber fürchte ich, dass mich das nicht glücklich stimmen wird. Ich werde immer männliche, als auch weibliche Seiten haben, das ist mir nun klar, aber die weibliche Seite erscheint mir, trotz all der Zeit, von beiden am ausgeprägtesten.

Kann ich nur zu gut verstehen.

Muß ja auch nicht sein, daß man als NB vollkommen neutral zu sein hätte.

Trotzdem bekomme ich auch nicht mehr hin, als zu sagen, ich finde Binarismus nicht zu rechtfertigen. Wie ich hier so lebe, steht auf einem anderen Blatt. Da mir niemand auf die Füße tritt, kann ich das ganz locker laufen lassen, wie es nunmal so ist.

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Dumme Gaffer würde ich schlichtweg nicht ernstnehmen. Und deren psychiatrische Kenntnisse schon gar nicht. [...]
Das versuche ich. Ich will mir einreden, dass es mir egal ist, was andere denken, aber dann merke ich immer wieder, dass es eben doch nicht so ist. Ich lebe nicht für andere, sondern alleine für mich selbst, und doch kann ich die anderen nicht ausblenden. Vielleicht bilde ich mir auch vieles ein, aber dann gibt es auch wieder Momente, beim Einkaufen auch gerne, wenn mir ganz klar gezeigt wird, dass ich nicht der Norm entspreche und somit ein 'Freak' bin, blöde Sprüche fallen, die ich versuche, zu ignorieren, sie aber doch ziemlich weh tun. Ich war schon immer eher zart besaitet, nehme mir Dinge gerne zu Herzen. Das ist mein Fehler, mein Schwachpunkt.

Mich würde sowas auch treffen.

Bzw. hat es ja auch, aber nur während der ersten paar Jahre in D. Danach war ich für die meisten Leuten nur noch ein unsichtbarer Spuk, oder unerreichbar, oder sie hatten Angst.

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Verblendet würde ich nicht sagen. Woher soll man das auch wissen können?
Bestimmte Erfahrungen muß man machen. Im Guten wie im Schlechten. Könnte man alles nur durch gedankliche Durchdringung erreichen, wäre ich bestimmt die letzte, die etwas dagegen hätte. [...]
Man kann es nicht wissen, solange man es nicht erfahren hat. Und ich glaube mittlerweile, dass ich JETZT erst, wo es nicht mehr gegeben ist, realisiere, wie wichtig mir meine Weiblichkeit eigentlich war und das ich sie gerne in vollem Ausmaß wieder zurückhätte. Wenn etwas nicht mehr da ist, beginnt man es zu vermissen, weil es doch Teil der Existenz ist, mehr als geglaubt. Wenn der Weg meiner Transition schon nicht das gebracht hat, was ich mir erhofft hatte, dann hat es mir zumindest gezeigt, wie sehr ich meine Weiblichkeit eigentlich liebe und zu schätzen weiß.

Ja, manchmal sind Entwicklungen eben etwas komplexer.

Wie heißt es so schön: "Gott schreibt auch auf krummen Linien gerade." In irgendeiner Weise haben wohl sehr viele Menschen keine so eintönige Lebensgeschichte.

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Ja klar, Du gerätst damit wieder in so ein Spannungsfeld.
Fühlst Du Dich eigentlich irgendwie "zurückgeworfen"? Oder kannst Du dem den Aspekt einer progressiven Entwicklung abgewinnen?
Das ist ein Zwischending. An manchen Tagen fühle ich mich stärker 'zurückgeworfen' als an anderen. Vor knapp zwei Jahren war es mehr ein schleichendes Gefühl, welches sich gut unterdrücken und mit Gedanken ala 'das ist nur Einbildung, mach dir nichts draus' vertreiben ließ. Mittlerweile aber ist das nicht mehr möglich, denn je mehr ich unterdrücke und ignoriere, desto trauriger werde ich, bis ich die Tränen bei der kleinsten Sache nicht mehr zurückhalten kann. Ich kann sagen, dass ich mich entwickelt habe, bis zu einem Punkt, mich nun aber irgendwie wieder zurückbewege, mehr und mehr. Als würde ich wegrennen wollen, weg von dem, was ich nun bin.

Weglaufen würde ich das nicht nennen. Man ist eben nicht so einfach gestrickt wie leider oft getan wird. Solche Gefühle kann man nicht übergehen. Immerhin hast Du ja Grund, so traurig zu sein.

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Gegen Hormonausfallerscheinungen gibt es anscheinend mehrer Therapiemöglichkeiten, aber damit kenne ich mich nicht aus. Wenn Du möchtest kann man natürlich eine Östrogen-/Gestagensubstitution vornehmen.
Wäre das wirklich so einfach? Würde ein Endokrinologe das auf Wunsch tun? Vielleicht nicht sofort aber - wäre das denn ohne erneute Therapie möglich? Davor habe ich nämlich Angst. Ich war so froh, diese langwierige Therapie hinter mir zu haben und sie dann erneut zu beginnen... verängstigt mich sehr. Auch wenn ich mir die Frage stelle, warum man für sein biologisches Ursprungsgeschlecht eine Indikation benötigen sollte. Immerhin liegt das in den Genen, anders als bei der Transition mit gegengeschlechtlicher Hormonbehandlung. Aber ich bin kein Bürokrat... denn die finden normalerweise immer einen Weg, die Dinge unnötig komplizierter zu machen.

Ich würde es halt versuchen.

Leider habe ich dazu auf die Schnelle keine Erfahrungen im iNetz gefunden, geschweige Therapiempfehlungen.

Warum man sich mit einer aufgenötigten Psychotherapie quälen lassen soll, ist ohnehin nicht einzusehen. Eine "Therapie", die den Namen verdient, kann unter solcherlei Umständen doch gar nicht möglich sein.

Mein allgemeiner Eindruck war, daß "normalen" Menschen Detransitioner willkommener sind als sowas uneinsichtiges wie ich.

Allerdings habe ich jetzt auch gelesen, daß in der TS Szene, bei Feministinnen, bei Politisch Korrekten, selbst in der Wissenschaft ganz massive Denkverbote zum Thema "Detransition" verhängt werden. Bei sowas werde ich schon aus Prinzip rebellisch.

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Man muß das eben nicht als Fehler auffassen, sondern kann es als einen Entwicklungsprozeß sehen, der anders nicht zu erreichen war.
Daraus ist Dir kein "Vorwurf" zu machen. Das ist nur menschlich.
Ja, das stimmt. Denn ich glaube wirklich, dass ich es niemals herausgefunden hätte, wäre ich diesen Weg nicht gegangen. Nun ist es zwar traurig zu realisieren, dass ich sehr viel Leid, Schmerz und Zeit für diesen Weg aufgebracht habe, aber es schien auch nicht umsonst gewesen zu sein, denn nun weiß ich meine weibliche Seite wirklich zu schätzen und zu lieben, wie nie zuvor. Ich möchte mir nicht länger Vorwürfe machen aber irgendwo glaube ich auch, dass wenn ich vielleicht noch ein wenig gewartet hätte, damals, mit meinen 20 jungen Jährchen, dann hätte ich doch erkennen können, dass es nicht der richtige Weg ist. Andererseits aber wäre ich dann vielleicht auch nicht mehr am Leben gewesen, denn meine Depressionen waren wirklich stark ausgeprägt. Die Transition hat mir durch diese schwere Zeit der Selbstfindung geholfen, das kann ich aus vollster Überzeugung sagen. Sie wird auch immer ein Teil von mir sein, egal für was ich mich entscheide.

Das ist schon eine sehr bewundernswerte Einstellung.

Ja, also wenn ich an meine Zeit damals zurückdenke, dann ängstigen mich auch so einige Abgründe. Und für mich kann ich bis heute nicht einmal in der Rückschau erreichbare Alternativen erkennen. TS zu sein ist manchmal schon ein bißchen eine Herausforderung.

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Physiologisch sind Hysterektomie/Ovarektomie und Mastektomie irreversibel, aber das ist auch das einzige. In der Frage, was Du aus Deinem Leben machst, steht Dir alles offen, was Du möchtest.
Das ist für mich auch ehrlich gesagt kein Problem. Ich habe nicht vor, Kinder zu bekommen (habe schon sehr lange eine Lebensgefährtin) und meine Brüste waren Pre-OP nicht sonderlich groß sondern eher kleine 'Mäusestiche', weshalb ich damit ganz gut leben kann. Es hat zu meiner zierlich kleinen Person gepasst. Auch für meinen Bartwuchs würde ich Möglichkeiten finden, meine Stimme ist ebenfalls nicht sonderlich tief, trotz einsetzen des Stimmbruchs. Den Rest würden die Hormone übernehmen, schätze ich. Es ist nichts, das mich abschrecken würde, den Weg wieder zurückzugehen. Doch wie umsetzbar ist es? Wer könnte mir Steine in den Weg legen? Die Ärzte? Die Justiz? ...

Die Justiz wird einem Antrag auf Aufhebung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zustimmen.

(Leider weiß ich nicht, wie man einen solchen Antrag stellt. Ich wüßte es wirklich zu schätzen, wenn mir da mal jemand aushelfen könnte Shy )

In der Ärzteschaft sollte längst angekommen sein, daß es Detransitioner gibt. Wenn man da nicht gerade an einen dieser politisch-korrekten Bedenkenträger gerät. Oder vielleicht auch eine TS, die an der weit verbreiteten Krankheit leidet, ihre Situation auf andere verallgemeinern zu müssen.

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Familie kann schwierig und einschüchternd sein. Da würde ich abwarten und Tee trinken [Bild: smilie_trink_044.gif]
Ja, das stimmt. Zwar hätte es schlimmer sein können aber ich glaube, seit meiner Transition ist das Verhältnis zu meinem Vater richtig kühl geworden. Er zeigte nie wirkliches Interesse und hat mich auch sonst nie unterstützt. Er hat mich zwar im Krankenhaus besucht, am Tag meiner Op, aber das wars auch schon. Er schien damit nie klarzukommen, seine Tochter an einen Sohn zu verlieren, obgleich ich immernoch dieselbe Person war, nur eben anders. Wie er auf eine erneute Verwandlung reagieren würde, ist mir wirklich schleierhaft. Er könnte eben mit jenen Sprüchen kommen wie 'Ich hab's dir ja gesagt' oder 'Das fand eben alles in deinem Kopf statt. Vielleicht bist du einfach nur krank' oder aber er wäre froh, seine Tochter wiederzuhaben, wovon ich aber eher weniger ausgehe. Er würde mich vielleicht wirklich als krank bezeichnen und das Verhältnis würde komplett zerbrechen.

Ich sehe schon... Sad Wahrscheinlich solltest Du Dich damit im Moment nicht auch noch zusätzlich belasten.

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: So wie ich das verstanden habe, läuft das zumindest juristisch einfacher ab. Es gibt da eine Aufhebung auf Antrag (TSG §6). Also kein erneutes Verfahren.
Tatsächlich? Das hätte ich erhlich gesagt nicht erwartet. Denn der juristische Weg wäre ebenfalls einer gewesen, der mich ziemlich abgeschreckt hätte, weil die Behörden einem ja gerne einen Strick aus allen möglichen Dingen drehen. Würde eine solche Aufhebung auch wieder kostenpflichtig sein? Und wenn ja, geht das ebenfalls wieder mit einem Antrag der Kostenübernahme?

Wen Du immer noch Anspruch auf Prozeßkostenhilfe hast, sollte das tatsächlich kein Problem werden.

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Du mußt jetzt keine überstürzte Entscheidung treffen. Aber wenn Du Dich immer weiter in Richtung Detransition entwickelst, dann ist das völlig ok.
Nein, das werde ich nicht. Ich werde mir die Zeit geben, die ich benötige, um mit meinem Gefühlschaos ins reine zu kommen. Mir scheint es jedoch ganz gut zu tun, mich mit den Möglichkeiten auseinanderzusetzen, die ich bei einer Detransition hätte. Es gibt mir Hoffnung auf ein Hintertürchen, sollte mich das Gefühl übermannen und ich mir doch absolut sicher sein, wieder zurück zum Ursprung zu wollen.

Gut.

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Ich bin noch gar nicht so überzeugt, daß das notwendigerweise schwieriger werden muß (s.o.).
Wenn Du etwas möchtest, und das ist sehr wohl bei realistischer Betrachtung erreichbar, dann denke ich schon, daß es der Mühe wert wäre.
Wäre Dir jedenfalls zu wünschen, daß Du besser mit Dir im reinen und glücklicher sein könntest Smile
Vielleicht kommen mir die Dinge im Moment auch viel komplizierter vor, als sie eigentlich sind. Das ich noch zu wenig darüber bescheid weiß und mich erst einmal auch bei meinen Ärzten erkundigen muss, was möglich ist und was nicht. Ich fühle mich schon um einiges befreiter, jetzt wo ich mich intensiv damit beschäftige und mir endlich offen eingestehe, dass es nicht nur eine Kleinigkeit ist, die wieder vorbei geht, sondern etwas in mir bewirkt und ich mich darum kümmern muss, wenn ich glücklich sein möchte.

Ja, wahrscheinlich gehört das zu den Dingen, die aus der Entfernung groß aussehen, und je mehr man sich ihnen nähert, desto machbarer werden sie Wink

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Da kann ich Dir beruhigt widersprechen Wink Ich denke sehr wohl, daß das möglich ist. Ich sehe nicht, warum für Dich auch nur irgendetwas zu spät sein sollte. (Und warum Dich wer verhöhen sollte, ist mir auch nicht einsichtig.)
Das bestärkt mich wirklich sehr, dankeschön. Ich lese nur eben sehr oft, dass HRT ab einem gewissen Alter nicht mehr so gut anschlägt und vielleicht ist das auch bei mir der Fall, sollte ich die Detransition wählen, ergo es könnte zu spät für eine Umentscheidung sein. Vielleicht sagt auch meine Endo, dass ich zu lange gewartet habe und ich mehr Schäden in meinem Körper anrichte, als das ich mir in irgend einer Weise helfe. Zwar geht es um mein biologisches Dasein aber es sind immernoch synthetisch zugeführte Hormone. Aber ich werde mich von dem Gedanken nicht länger abschrecken lassen. Ich will es nicht.

Die Aussage über das Alter bei ♂ → ♀ TS betrifft doch deutlich ältere Semester, und selbst da läßt sich das nicht so verallgemeinern.

(19.03.2019, 20:34)Mercyful schrieb:
(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Gerne Smile
(Muß mich übrigens entschuldigen, daß ich für diese Antwort so lange gebraucht habe.)
Das ist okay. Ich habe nun ebenfalls sehr lange gebraucht, zu antworten. Gut Ding will Weile haben. Ich freue mich immer über antworten, ganz gleich wie lange ich auf sie warte. Du hast mir auf jeden fall sehr geholfen, die Dinge ein wenig klarer zu sehen und mich von meinen Zweifeln nicht unterdrücken zu lassen. Dafür bin ich sehr dankbar. Favorite

Nichts zu danken.

Ich muß nur manchmal ein kleines bißchen nachdenken...


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RE: Der Weg einer Detransition? - Mercyful - 23.03.2019

(22.03.2019, 02:20)Sunburst schrieb: Das ist nicht einfach nur Verklemmtheit, sondern schamlose Repression... Und tragische Dummheit obendrein, weil sie nicht einsehen, daß es ihnen nichts nützt.

Ich würde mich jedenfalls freuen, öfter mal so schicke Leute zu Gesicht zu bekommen :Wub:

Sehe ich genauso. Ein trauriges Dilemma aber leider nicht zu ändern. Ich beneide nur jene, die nichts drauf geben und einfach ihr Ding durchziehen. Das Selbstbewusstsein hatte ich kurze Zeit besessen, am Anfang meiner Transition, mittlerweile aber, wo ich alles in Frage stelle, möchte ich mich einfach wieder in meinem Schneckenhaus verkriechen. ^^'

Bei anderen Leuten finde ich es super, wenn sie auffallen, eben anders sind und nicht so mainstream. Das feiere ich total. Bei mir selbst jedoch kommen Zweifel auf, eben weil ich mit den urteilenden Blicken nicht umgehen kann. Ich sollte mich geschmeichelt fühlen, so viel Aufmerksamkeit zu bekommen aber... es ängstigt mich vielmehr. Unfreiwllig im Mittelpunkt zu stehen ist, wie gesagt, ein absoluter Graus für mich. Und das tue ich, jetzt, wo ich mich irgendwo zwischen Mann und Frau bewege und man nicht sofort feststellen kann, was ich eigentlich bin.

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Kann ich nur zu gut verstehen.

Muß ja auch nicht sein, daß man als NB vollkommen neutral zu sein hätte.

Trotzdem bekomme ich auch nicht mehr hin, als zu sagen, ich finde Binarismus nicht zu rechtfertigen. Wie ich hier so lebe, steht auf einem anderen Blatt. Da mir niemand auf die Füße tritt, kann ich das ganz locker laufen lassen, wie es nunmal so ist.

Nichts dieser Art sollte jemals zu rechtfertigen sein. Jeder sollte so leben dürfen, wie er eben am glücklichsten ist, ohne Vorurteilen ausgesetzt zu sein oder in Schubladen gesteckt zu werden. Ich wünschte, die Menschen würden sich endlich alle mal ihren Stock aus dem Allerwertesten ziehen und sich toleranter zeigen, oder sich zumindest zurücknehmen, wenn sie wieder den Drang verspüren, sich über ein exotisches Erscheinungsbild lustig zu machen. Ich finde binäre Menschen toll, auch Crossdresser oder TV's. Sie sind so facettenreich und ihren Vorstellungen sind keine Grenzen gesetzt.

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Mich würde sowas auch treffen.

Bzw. hat es ja auch, aber nur während der ersten paar Jahre in D. Danach war ich für die meisten Leuten nur noch ein unsichtbarer Spuk, oder unerreichbar, oder sie hatten Angst.

Als ich noch nicht so recht wusste, wohin mit mir, so ziemlich am Anfang von meinem Weg, war ich auch eher sehr in mich gekehrt, verunsichert, irgendwie alleine mit allem. Ich wusste nicht, wo ich anfangen sollte, und vor allem, WIE. Hatte scheu, mich als Mann zu geben, eben weil nichts vom Aussehen her überzeugend war. Ich hatte Angst, mich lächerlich zu machen. Mit der Zeit aber wurde ich mutiger, habe die ersten Schritte gewagt, mich mit Psychologen auseinandergesetzt und dann führte eines zum anderen. Ich war selbstbewusster, dachte nicht mehr so viel über die Reaktionen anderer nach, weil ich im Reinen mit mir selbst zu sein schien. Nun aber, seit gut zwei Jahren, wo sich das Gefühl der Reue manifestiert hat, bin ich wieder da, wo ich am Anfang war, dieselbe Person ; klein, verunsichert, ängstlich und teilweise unglücklich. Als hätte ich mich im Kreis gedreht. Viele Dinge entmutigen mich, die kleinste Anmerkung, das kleinste Anzeichen von Hohn und Spott lässt mich an mir zweifeln und ich falle in dieses tiefe Gedankenloch, wo ich einfach alles in Frage stelle.

Angst haben die Leute nicht vor mir. Sie sehen mich viel eher als gefundenes Fressen, weil man mir wohl ansieht, dass ich ein doch zart besaitetes Persönchen bin, dass sich die Dinge gerne und schnell zu Herzen nimmt. Ich bin gefühlvoll aber gleichermaßen verletzlich. Vielleicht würde ich den Weg zurück mental nicht einmal schaffen, weil sich das so anfühlen würde, als hätte ich zwei Transitionen vollführt; einmal den Weg von der Frau zum Mann und dann vom Mann zur Frau. Das ist schwierig aber... irgendwo tief in mir möchte ich es wagen, wenn es mir erlaubt wird. Für das Glück lohnt es sich doch bekanntlich zu kämpfen, egal wie beschwerlich der Weg auch sein mag. Das habe ich damals geglaubt, das möchte ich auch weiterhin. Aber die Angst und Unsicherheit ist dennoch da...

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Weglaufen würde ich das nicht nennen. Man ist eben nicht so einfach gestrickt wie leider oft getan wird. Solche Gefühle kann man nicht übergehen. Immerhin hast Du ja Grund, so traurig zu sein.

Das stimmt. Der Weg erschien mir so richtig, als würde er einfach alles besser machen, was in meinem Leben bislang falsch lief. Als würde er mir das geben, wonach ich mich die ganze Zeit über gesehnt habe. Nun aber sehe ich die Dinge aus einem anderen Blickwinkel. Ich glaube, dass alles, was ich früher gebraucht habe, einfach nur Akzeptanz und Liebe ist. Und die dachte ich nun einmal zu finden, wenn schon nicht als Frau, dann eben als Mann. Ich habe die große Liebe gefunden und selbst jetzt, wo ich ihr sage, dass ich eventuell detransitionieren möchte, steht sie voll und ganz hinter mir, zeigt mir, dass sie mich liebt, ganz gleich welches Geschlecht. So doof es auch klingen mag aber als ich damals meine Freundin kennenlernte (sie lernte mich noch als Frau kennen, allerdings dauerte es nicht lange, bis ich mich ihr gegenüber outete), dachte ich, ich müsse der Rolle als Mann definitiv gerecht werden, vollkommen. Sie war lange Zeit mit einem Cis-Mann zusammen gewesen und das hat eine gewisse Art von Druck in mir ausgelöst. Sie sagte mir zwar ganz klar, dass sie bi ist aber irgendwie hatte ich Angst, dass sie doch merkt, eher dem männlichen Geschlecht hingezogen zu sein und wenn ich, als eigentlich biologische Frau, nicht überzeugend genug bin, mich auch sexuell nicht mit einem Cis-Mann gleichstellen kann, dann würde sie mich fallen lassen. Das war dumm von mir, das weiß ich jetzt. Ich hab es ihr auch offen gestanden und auch sie hat gesagt, dass sie sich in mein Wesen verliebt hat, nichts anderes. Das hat mir viel bedeutet... Ich glaube viele meiner damaligen Entscheidungen waren teilweise von Kurzschlussreaktionen geprägt. Ich wollte die Transition für mich selbst, tat sie aber teilweise auch für andere. Das war ein Fehler.

Traurig über meine Situation zu sein ist zutreffend, wenn auch milde ausgedrückt. Ich bin hin und hergerissen, obgleich ich sagen kann, eine Tendenz zu verspüren. Meiner Freundin ist das ebenfalls aufgefallen. Ich bewege mich mehr in eine bestimmte Richtung, wenn es um die Entscheidung geht, welchen Weg ich einschlagen möchte. Aber es ist so schwer sich drauf einzulassen, weil ich Angst vor dem habe, was mich erwarten könnte und ob ich dann nicht doch wieder unglücklich bin. Im Moment bezweifle ich das zwar stark aber so war es damals ja auch... Es ist im Moment wie ein Wechselbad der Gefühle. Ich bin in meinem Gedankenkreis gefangen und hoffe auf das entgültige 'Ja, genau so machst du es. Das ist es, was du willst. Nichts anderes.'


(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Ich würde es halt versuchen.

Leider habe ich dazu auf die Schnelle keine Erfahrungen im iNetz gefunden, geschweige Therapiempfehlungen.

Warum man sich mit einer aufgenötigten Psychotherapie quälen lassen soll, ist ohnehin nicht einzusehen. Eine "Therapie", die den Namen verdient, kann unter solcherlei Umständen doch gar nicht möglich sein.

Mein allgemeiner Eindruck war, daß "normalen" Menschen Detransitioner willkommener sind als sowas uneinsichtiges wie ich.

Allerdings habe ich jetzt auch gelesen, daß in der TS Szene, bei Feministinnen, bei Politisch Korrekten, selbst in der Wissenschaft ganz massive Denkverbote zum Thema "Detransition" verhängt werden. Bei sowas werde ich schon aus Prinzip rebellisch.

Ok, dann werde ich das machen. Meine Endo wollte ich ja so oder so drauf ansprechen, in der Hoffnung, dass sie mir ein wenig den Weg weisen kann. Nun sind es 4 lange Monate, die ich auf den Termin warten muss. Aber vielleicht ist das auch gut so. So habe ich länger Zeit, mir das durch den Kopf gehen zu lassen. Im Mai müsste ich eigentlich wieder Testo nehmen, mein Termin ist aber leider auf Ende Juli gefallen. Heißt, ich müsste zwischenzeitlich einfach so eine Dosis nehmen, ohne ein Beratungsgespräch zu bekommen. Ich überlege, die Dosis ausfallen zu lassen. Für die zwei Monate, vielleicht auch, um meiner Endo vor Augen zu führen, wie sehr ich mich mittlerweile sträube, die Hormontherapie fortzuführen. Andererseits aber habe ich Angst, dass ich meinem Körper damit schade, obgleich sich das Testo ebenso schädlich anfühlt (zumindest mental).

Ich habe ebenfalls sehr viel zu googeln versucht, um irgendwen finden zu können, der von einer Detransition FzMzF berichtet und auch klar und deutlich erklärt, wie das mit dem Endo abgeklärt wurde. Jedoch wurde ich einfach nicht fündig. Ein wenig Gewissheit hätte mir sehr geholfen, aber nun kann ich lediglich Däumchen drehen und das beste hoffen, nämlich das mir meine ärztliche Begleitung nicht in den Rücken fällt und mir weiterhin etwas aufzwingt, dass ich so eigentlich nicht möchte.

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Das ist schon eine sehr bewundernswerte Einstellung.

Ja, also wenn ich an meine Zeit damals zurückdenke, dann ängstigen mich auch so einige Abgründe. Und für mich kann ich bis heute nicht einmal in der Rückschau erreichbare Alternativen erkennen. TS zu sein ist manchmal schon ein bißchen eine Herausforderung.

Definitiv. Der Weg ist nicht einfach und mit viel Schmerz, Überwindung, Angst als auch Enttäuschungen verknüpft. Aber er hat mir auch viel Freude gebracht, mich irgendwie wachsen und reifen lassen. Zwar stecke ich nun irgendwie wieder an einem Punkt der Selbstfindung aber ich kann für mich zumindest behaupten, dass ich es probiert habe. Und wenn es letzten Endes doch nicht hätte sein sollen, dann habe ich nun wenigstens Gewissheit; ich bin kein Mann und werde/will auch keiner sein.

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Die Justiz wird einem Antrag auf Aufhebung mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zustimmen.

(Leider weiß ich nicht, wie man einen solchen Antrag stellt. Ich wüßte es wirklich zu schätzen, wenn mir da mal jemand aushelfen könnte Shy )

In der Ärzteschaft sollte längst angekommen sein, daß es Detransitioner gibt. Wenn man da nicht gerade an einen dieser politisch-korrekten Bedenkenträger gerät. Oder vielleicht auch eine TS, die an der weit verbreiteten Krankheit leidet, ihre Situation auf andere verallgemeinern zu müssen.

Wenn das wirklich so einfach ist, habe ich mir in dem Punkt wohl vollkommen umsonst Sorgen gemacht. Ich dachte das wäre in etwa doppelt so schlimm wie zuvor, dass sie dir einen Strick aus der Situation drehen und sagen 'Tja, selbst Schuld. Hättest du dir früher überlegen sollen' oder sowas in der Art. Geht die Personenstandsänderung dann automatisch mit dem Namen zurück oder muss man das extra beantragen? Zumindest habe ich mal gelesen, dass es mittlerweile gleichzeitig behandelt wird und auch keine OP mehr erfordern soll. Zum Zeitpunkt meiner damaligen VÄ musste ich nämlich erst Mastekt- und Hysterektomie über mich ergehen lassen, um eine Personenstandsänderung beantragen zu können. Das Gericht hätte mich sonst nicht durchgewunken.

Das dachte ich mir auch. Vieles wird aber wohl auch gerne unter den Teppich gekehrt, sodass die Zahlen der zu detransitionierenden geringer ausfallen, als sie eigentlich sind. Genaues ist mir nicht bekannt, ich spekuliere nur. Zumindest glaube ich, dass ein jeder Endokrinologe sich darauf einstellen sollte, dass jemand, der den Weg der Transition geht, eventuell wieder zurück möchte. Ich bin neugierig auf die Reaktion meiner Ärztin, ob sie solch einen Fall schonmal hatte und wie sie es geregelt bekam.

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Ich sehe schon... Sad Wahrscheinlich solltest Du Dich damit im Moment nicht auch noch zusätzlich belasten.

Werde ich nicht. Mein Vater hat es mehr oder minder irgendwie zu akzeptieren gelernt aber ich glaube irgendwo tief drinnen bin ich für ihn als Mädchen gestorben und als Jungen hat er mich nie gesehen; sozusagen ein Kind ohne fester Zugehörigkeit. Jemand, bei dem er sich verpflichtet fühlt, die Vaterrolle zu miemen, es aber nicht aus vollkommener Liebe tut. Nicht mehr. Das hat anfangs verdammt wehgetan... aber mittlerweile versuche ich das nicht mehr an mich ranzulassen. Wenn ich wieder zu meinem biologischen Geschlecht zurückkehre, dann werde ich es ihm nicht auf die Nase binden. Er würde es irgendwann selbst merken, denke ich. Und wenn nicht, auch gut. Einfach untern Teppich kehren, so wie er es immer gemacht hat, wenn es um Dinge ging, mit denen er nicht umgehen kann. *sfz*

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Die Aussage über das Alter bei ♂ → ♀ TS betrifft doch deutlich ältere Semester, und selbst da läßt sich das nicht so verallgemeinern.

Natürlich kommt das immer auf die Veranlagung an, auf den Typ Mensch und dessen Körperbeschaffenheit. Es klingt laut manchen Aussagen nur immer so final und hoffnungslos. 'Ab 30 zeigt Östrogen keine Wirkung mehr, weil das Hormon viel schwächer ist als Testo' usw. Das hat mich verunsichert. Aber wie du schon sagtest sollte man diese Verallgemeinerung wohl nicht zu ernst nehmen. Testo schlug bei mir, wenn auch schleppend, sehr gut an. Mit Östrogen könnte es genauso sein - ich würde es nie herausfinden, wenn ich es nicht versuche. Eventuell.

(17.03.2019, 23:36)Sunburst schrieb: Nichts zu danken.

Ich muß nur manchmal ein kleines bißchen nachdenken...

Das ist gut. Intensives Nachdenken begleitet mich nun auch tagtäglich, in der Dauerschleife, wie ein Werbespot. Ich hoffe aber, dass mein Zugehörigkeitsdebakel nicht daran schuld ist, dass du so viel nachdenken musst. Blush3 

Liebe Grüße!



(22.03.2019, 00:07)DoReMi schrieb: Schau mal hier, die Person hat mehrmals den Personenstand gewechselt:
Airin von transsexuell.de

Ich danke dir für den Link. Werde mich auf der Seite mal umschauen. Vielleicht hilft sie mir ja weiter ( auch wenn ich mir ein wenig unsicher bin, denn die Person, um die es dort geht, scheint sich einen nicht unbedingt guten Ruf erarbeitet zu haben? Zumindest lässt sich das aus den Aussagen hier erschließen. ^^' )