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Outing - Hilfe gesucht - Druckversion

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Outing - Hilfe gesucht - Magdaleenaa99 - 14.11.2019

Hi,

nachdem ich mich gestern bereits vorgestellt habe, ist dies hier jetzt mein erster "richtiger" Thread.

Ich suche, wie auch bereits im Betreff beschrieben, auf diesem Wege Hilfe bei meinem Outing.
Erst einmal möchte ich mich nur in meinem familiären Umfeld outen, da ich denke, dass dies der schwierigste Schritt für mich sein wird, später aber auch in meinem beruflichen Umfeld.

Ich suche auf diesem Wege also Leute, die ein offenes Ohr für mich haben und mir, eventuell sogar durch eigene Erfahrungen, in meiner jetzigen Situation weiterhelfen können.

Ich freue mich also über jede Zuschrift und hoffe, dass sich jemand bei mir meldet! (:

Liebe Grüße

Magdalena


RE: Outing - Hilfe gesucht - Sunburst - 14.11.2019

Ein Outing in der Familie dürfte nicht ganz unwesentlich davon abhängen, wie es um die emotionalen Bindungen innerhalb der Familie bestellt ist. Leider läßt sich aber nichts mit Gewißheit vorhersagen.

Es gibt inzwischen einiges an Ratschlägen zum Thema Outing im Netz (u.a. WikiHow, aber man sollte weiteres recherchieren).


(Berichte über das Ende eines dysfunktionalen Zweiges meiner Familie wären an dieser Stelle wohl kaum hilfreich Blush Sollte mir noch etwas sinnvolleres einfallen, werde ich das schon nachtragen.)


RE: Outing - Hilfe gesucht - lari - 15.11.2019

Bei mir in der Familie hätte man es merken müssen. Wenn man ab dem 11. Lebensjahr Strumpfhosen anzieht, später getönte Tagescreme verwendet...
Ja, man hat es gemerkt, dass ich anders bin. Möglicherweise hat man damals vor Jahrzehnten gedacht, ich bin schwul, was auch später eine Therapeutin behauptete...
Heute weiß man mehr über das Thema und es gibt genug Literatur darüber. Hilfreich wäre, eine Person im Bekanntenkreis oder in der Familie zu haben, der man am ehesten vertrauen kann. Diese könnte einen dann vor den anderen outen, falls man sich selber nicht traut. Vielleicht kleidest du dich ein wenig weiblicher oder nimmst ein wenig Make up. Und wartest, bis du darauf angesprochen wirst. Dann kannst du sagen: Mama, ich hab mich schon immer als Mädchen gefühlt...
Es muss halt ein passender Moment abgewartet werden. Die Holzhammer-Methode darf es nicht sein. Wenn dein Umfeld vorher schon etwas geahnt hat, ist es sicher leichter. Du könntest auch überlegen, wie es weitergehen soll. Das wirst du wahrscheinlich gefragt werden. Aber möglicherweise weiß man es selbst noch nicht. Da würde sich eine psychologische Therapie anbieten. Die Bily (Sexualberatungsstelle) in Linz - die mich damals für schwul gehalten haben - beschäftigen sich jetzt auch mit dem Thema "Trans"

Alles Gute Magdalena!


RE: Outing - Hilfe gesucht - Magdaleenaa99 - 15.11.2019

Die emotionalen Bindungen zwischen mir und meiner Familie, aber auch die zwischenmenschlichen Verhältnisse sind ohnehin bereits schwierig, tendenziell eher schlecht.

Die noch  größere Problematik ist jedoch, dass mein familiäres Umfeld wirklich erzkonservativ ist.
Außerdem kenne ich meine Familie so gut dass ich weiß, dass sie mich so, wie ich wirklich bin, nicht akzeptieren und damit auch definitiv nicht zurecht kommen würden.

Insofern helfen mir auch viele Ratschläge, die ich im Netz bezüglich des Outings finde, leider in meiner Situation nicht wirklich weiter, weswegen ich eben auch hier nachgefragt habe.

@Lari: Wie ich bereits oben beschrieben habe, ist mein Umfeld nicht gerade offen und selbst wenn ich mich nur ein wenig weiblicher kleiden würde, müsste ich damit rechnen, direkt negativ darauf angesprochen zu werden.

Hierbei hilft mir leider vermutlich auch nicht der passende Moment, denn ich könnte beliebige Worte zu einem beliebigen Zeitpunkt wählen, das Resultat wäre jedoch stets das Gleiche, nämlich Ablehnung und am Ende vermutlich ein kompletter Bruch mit der gesamten Familie, obwohl ich das eigentlich nicht möchte.


RE: Outing - Hilfe gesucht - Sunburst - 15.11.2019

Tja, das ist mir auch schon aufgefallen, daß bei den ganzen schönen Ratschlägen nur selten mal was darüber zu lesen ist, was man tun kann, wenn's schiefgeht. Außer darauf vorbereitet zu sein, wenn unumgänglich, die Koffer zu packen und zu gehen Undecided (Etwas anderes blieb mir damals nebenbei auch nicht übrig.)

Man kann natürlich immer auf eine gewisse Restchance setzen und es wenigstens noch probieren Confused


Ich muß gestehen, ich war damals mitnichten diplomatisch, aber mir hätte alle Diplomatie der Welt nichts genützt. Da stand Wille gegen Wille.

Ich wußte zwar, daß, gelinde gesagt, es für mich in dieser Patchwork-Familie nicht rund lief, aber ich war immer noch viel zu naiv, um vorhersagen zu können, wie schlimm es tatsächlich kommen würde.

Dabei mußte ich aussehens- und verhaltenstechnisch bei Outing auch nicht gerade bei Null anfangen. Wahrscheinlich hatten die aber insgeheim gehofft, ich würde irgendwann mal zur "Vernunft" kommen.

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann warten sie noch heute Tongue


RE: Outing - Hilfe gesucht - lari - 16.11.2019

Tut mir Leid, dass es bei dir auch so ähnlich ist,wie bei mir vor Jahrzehnten, als man das Wort trans noch nicht kannte, vor allem auf dem Land. Ich wusste ja selbst nicht, was mit mir los war.

In Berlin oder Köln geht man mit dem Thema großteils viel offener um.

Meinen Eltern , bzw. Geschwister gegenüber habe ich mich nie getraut, mich zu outen. Ich hatte Angst, für verrückt gehalten zu werden.

In der Schule wurde ich gefragt, ob es stimmt, das ich schwul bin. Das war damals, aber vielfach auch heute noch, ein Schimpfwort. Ich bin öfters ins Kosmetikstudio gegangen, und hab dort meine weibliche Kleidung damit erklärt, dass ich gesagt habe, dass ich schwul bin. Erst später wurde mir klar, ich fühle mich zu gewissen Männertypen hingezogen, aber ich möchte die Freundin an seiner Seite sein...

Selbst das Lied vom Vincent, der keinen hoch kriegt, wenn er an Mädchen denkt, darf heute nicht in manchen Radiosendern gespielt werden, weil es zu Diskussionen am Frühstückstisch führen könnte. Die müssen natürlich vermieden werden, weil die Eltern ja keine Zeit haben in der Früh für solche Diskussionen...

Die Zahl jener, die sich im männlichen Körper als Frau fühlen, ist bestimmt größer als angenommen. Vielen versteckeihr Schminkzeug, ihre Röcke und Strumpfhosen irgendwo. Wenn der Partner oder die Eltern die Partnerin die Sachen entdeckt, was wahrscheinlich irgendwann passiert, wenn man nicht damit rechnet, hat man Erkärungsbedarf. Dann die ganze Geschichte erzählen zu müssen, ist meist für beide Seiten eine große psychische Belastung.

Eltern sollen zu ihren Kindern sagen: Egal ob du schwul, lesbisch, Trans oder sonst was bist, du kannst immer zu uns kommen. Das wäre mein Wunschtraum.
Da braucht es offenbar noch viel Aufklärung bzw. Schulung der Eltern. In politisch ganz rechts stehende Eltern wird es wahrscheinlich nur schwer in die Köpfe rein gehen.


RE: Outing - Hilfe gesucht - Magdaleenaa99 - 16.11.2019

@ Sunburst: Genau das ist es, was mir einerseits viel Angst bereitet, mich andererseits aber auch eben daran hindert, mich gegenüber meiner Familie zu öffnen.

Ich weiß, dass sie mich nicht so akzeptieren würden, wie ich bin, da bin ich mir sicher.
Aber auch wenn das Verhältnis bereits schlecht ist, ist es eben immer noch meine Familie, die mir trotzdem etwas bedeutet.

Ich kann mir aber eben ehrlich gesagt auch nicht vorstellen, mich mein ganzes Leben lang deshalb zu verstecken.

Somit stecke ich in diesem Zwiespalt, da ich etwas ändern muss, aber aufgrund der Umstände eben nicht ohne gravierende Folgen ändern kann und das ist es, was mich zweifeln und zögern lässt.

Die familiären Folgen eines Outings und eines Lebens, so wie ich es mir vorstelle, sind für mich jedoch klar. Ich muss somit abwägen und genau das ist es, was mir so unendlich schwer fällt.

@ Lari: In einer Großstadt geht man natürlich offener damit um, das ist wohl richtig, aber ich lebe nicht direkt in einer Großstadt und auch dort könnte man ja solche Eltern haben, die diesbezüglich vollkommen intolerant sind.

Ich will mich aber nicht verstecken, mich verbiegen und ein Leben hinter einer männlichen Fassade führen müssen, denn ich glaube auch nicht, dass ich das in irgendeiner Art und Weise könnte.

Und ja, du hast Recht, es wäre toll, wenn alle Eltern so wären, aber meine Eltern sind es leider nicht und sie werden sich auch diesbezüglich nicht mehr ändern, das steht leider fest, insofern muss ich mit den momentanen Gegebenheiten zurecht kommen.


RE: Outing - Hilfe gesucht - Glori - 16.11.2019

Hallo Magdalena,

ich melde mich hier mal als Freundin einer Transfrau.

Wir haben bei uns eine offizielle Beratungsstelle, da kann man hin und über Probleme reden, die helfen mit den Ärzten und die helfen auch direkt bei Outings. Also die sind dann dabei und begleiten dich, wenn du willst. Die beraten dann auch die Familie und sind für Fragen da.

Vielleicht gibt es sowas in deiner Nähe?


RE: Outing - Hilfe gesucht - Sunburst - 16.11.2019

Wenn es Beratungsangebote gibt, würde ich auch empfehlen, die wahrzunehmen. Wiegesagt, den Versuch wäre es wert.

Ich hätte mir das definitiv bei mir damals auch anders gewünscht. Aber effektive Beratung war damals nicht. (Und das war nicht auf dem Land.)

Zu meiner Zeit hat man noch sogar regelhaft Trans* und Homosexualität zusammengeworfen. Später blieb das so in einerseits Vulgärtheorien, andererseits etwas spezielleren psychologischen Theorien. Der Punkt ist aber, daß sich darum herum bestimmte Lebensmöglichkeiten gestalteten, andere aber zumindest erschwerten.

Es gibt ja den Gemeinplatz, man solle nicht vergessen wo man herkommt. Manchmal denke ich, wenn ich den beherzigte, war das vielen Leuten auch nicht recht Huh

Wie es sich irgendwo lebt, ist eine individuelle Sache, und man weiß es wahrscheinlich erst, wenn man da mal einige Zeit verbracht hat. Es gibt wohl vielerorts Einheimische, die sich in Lokalpatriotismus ergehen und verkünden, es sei nirgends so schön wie in ihrer Heimat.

Wahrscheinlich gehörte ich schlichtweg nicht nur Zielgruppe von religiösen oder politischen Extremisten. Mir hat niemand gesagt, ich sei ein sündiger Mensch, der umkehren und Buße tun sollte, o.dgl.


RE: Outing - Hilfe gesucht - uyx13 - 17.11.2019

Ich komme ja auch vom Land, wobei meine Familie es eigentlich immer wusste. Besonders meine Mutter, darum Christine, so nannte Sie mich immer. 
Mein Vater wollte nicht darüber reden und meine Schwester sieht das ganz locker, hat selber keine Kinder nur meine Brüder sehen das anders.
Bist du schwul, oder was werden die Leute sagen, das geht doch nicht.
In den letzten Jahren hat sich auch noch ergeben, dass meine Kinder mich so nicht akzeptieren. Vor 3 Jahren hab ich es ihnen gesagt, zwei stecken gerade in der Pubertät, die mit 17 fängt jedes mal hysterisch zu weinen an wenn sie mich in Kleidern sieht. Die jüngere 14 sagt einfach nichts, ist OK für mich. Wobei ich nicht weiß ob ich die beiden in ihrer Entwicklung beeinflusse? Meine Frau ist da keine Hilfe, wills ja selber nicht. Die ältere 24 weiss nichts davon, wohnt nicht bei uns, andere Mutter.
Sie sehen sich so mancher Diskussion im Ort ausgesetzt wenn das raus kommt, na ja versteh ich ja auch. 
Hat jemand Erfahrung mit Kindern in dieser Situation?
Ich strebe nicht an ihre zweite Mutter zu werden. Alles was ich will ist Toleranz, damit wir das Zusammenleben nicht gefährden. 
Ich möchte auch nur Teilzeitfrau sein. Derzeit noch!!!
Ich denke wir werden eine Familienberatung benötigen. Meine Frau hat schon mal davon gesprochen. 
Also am hat mans echt nicht leicht.
Ja da ist die Welt noch in Ordnung????