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Alles, was anders ist, ist gut - Rabenmädchen - 26.03.2021

- Irgendetwas ist anders.
- Das ist schlecht.
- Nein, das ist gut. Alles, was anders ist, ist gut.

(Aus: Und täglich grüßt das Murmeltier)

Leben ist Veränderung.
Wo keine Veränderung mehr geschieht, gibt es definitionsgemäß nur noch den Tod.
Daher ist Veränderung gut, denn sie ist Leben.
Daraus folgt nicht, dass sich automatisch alles zum Guten hin verändert...
Big Grin


RE: Alles, was anders ist, ist gut - Rabenmädchen - 26.03.2021

(25.03.2021, 22:53)Maraki schrieb: Nicht alles was neu ist, ist gut  Rolleyes   Aber ich möchte ja auch mit der Zeit gehen und zuindest wissen, worüber ihr redet. Viele Veränderungen rund um das Thema TS, was ich hier in diesem Forum gelesen habe, finde ich nicht gut!  
Aber das sind Meinungen, die ich nicht öffentlich sagen möchte.





Wir leben in einer glücklichen Zeit, in der nicht nur Gedankenfreiheit besteht, sondern auch noch die Freiheit, diese Gedanken kund zu tun - solange sie niemand anderen beleidigen, diskriminieren usw.

Mir gefällt auch so einiges nicht, wie mit dem Thema "trans" umgegangen wird.

Z.B., dass die DGTI in ihrem Namen "Transidentität" führt, was meiner Ansicht nach begrifflicher Dummfug ist.
Identität ist per definitionem etwas, was nicht transferiert werden kann, also kann es auch keine Transidentität geben.

Es sei denn, es ist die Identität als trans Mensch gemeint, aber das muss erst einmal vermittelt werden, und zwar jenen, die Cisident (  ) sind.

Oder ist mit Transidentität der Identitätswechsel eines Kronzeugen gemeint, dem "eine neue Identität verpasst" wird?

Und wer bitteschön hat dem DGTI das Recht gegeben, in meinem Namen zu sprechen, nur weil ich TS habe?

Das ist, als wenn sich ein paar Unternehmer einen Stammtisch bilden und dann von sich behaupten, das Sprachrohr für alle Unternehmer zu sein.
Abstruse Vorstellung.

Warum soll ich mich unter dem Begriff "Transidentität" in einen Topf werfen lassen mit Travestiten, Transvestiten, Damenwäscheträgern, Crossdressern, Transgendern und Transwasweißichdennnoch?

Die Intentionen dieser verschiedenen Menschen sind völlig unterschiedlich, und so sehr ich alle in ihrer Lebensweise unterstütze, solange sie nicht anderen schaden, so möchte ich nicht mit ihnen gleichgesetzt werden.

Die Lebensweise eines Travestiten wie Olivia Jones hat mit meiner Lebensweise nichts zu tun.
Dennoch haben viele Menschen genau ihr Bild vor Augen, wenn von Transsexualität gesprochen wird.
Deshalb empfinde ich es auch als äußerst abstoßend kontraproduktiv, wenn bei Veranstaltungen, bei denen es um Transsexualität geht, als Vorprogramm einige Travestiten über die Bühne tanzen.


"Transsexuell" setzt sich zusammen aus "trans" für "über", "über...hin", "jenseits (von)" und "sexus" für "Geschlecht".
Der erste Fehler hier entsteht durch die vielen Synonyme, die "Geschlecht" in der deutschen Sprache bildet.

Was sagt der Duden?

Geschlecht, das

Bedeutungen:

1. von Lebewesen, Beispiele: ein Kind weiblichen Geschlechts; das biologische Geschlecht
2. Gesamtheit der Lebewesen, die dasselbe Geschlecht haben
3. Wendungen, Redensarten, Sprichwörter: das starke Geschlecht (scherzhaft veraltend: die Männer); das dritte Geschlecht (Gesamtheit der intersexuellen Menschen; ursprünglich Bezeichnung für gleichgeschlechtlich Liebende als Angehörige eines Geschlechtes zwischen Mann und Frau, geprägt von dem deutschen Arzt Magnus Hirschfeld, 1868–1935)
4. Gender
Beispiel: soziales Geschlecht
5. Kurzform für Geschlechtsorgan
6. Gattung, Art
Beispiel: das menschliche Geschlecht
7. Generation
Beispiel: das vererbt sich von Geschlecht zu Geschlecht
8. Familie, Sippe
Beispiel: ein altes, vornehmes Geschlecht
9. Genus
Gebrauch in der Sprachwissenschaft

“Sexus“ ist das „Biologische Geschlecht“, und hier ist die nächste Stolperfalle:
„Biologisch“ bedeutet nicht, wie manche Transphobiker es gerne behaupten, dass dieses Geschlecht durch Geschlechtsorgane oder Geschlechtschromosomen festgelegt ist (und am allerwenigsten durch Kleidung oder Verhalten).
Es ist nichts weiter als eine von der Biologie vorgenommene Einteilung geschlechtlich lebenden Lebens in verschiedene Geschlechter.
Punkt.
Das war’s.
Eine künstlich von Menschen vorgenommene Kategorisierung der Wirklichkeit zum leichteren verstandesmäßigen Erfassens eben dieser.

Die Beschreibung der Wirklichkeit ist eben niemals die Wirklichkeit selber.


„Transsexuell“ beschreibt also einen Menschen, dessen Geschlecht jenseits des Geschlechtes ist, welches ihm anhand der Geschlechtsorgane zugeschrieben werden würde.

Transsexuell ist keine sexuelle Orientierung!

Deshalb verwahre ich mich auch dagegen, einer LGBTI-Gemeinschaft zwangszuzugehören.

Lesben, Gays und Bisexuelle (wo sind eigentlich bei dieser Aufzählung jene, die das Dritte Geschlecht präferieren?) sind sexuelle Orientierungen und haben damit ähnliche gesellschaftliche Ziele.

Als transsexuelle Hetera verbindet mich mit diesen Leuten außer viel Sympathie für ihren Kampf um Gleichberechtigung nichts.

Auch bin ich nicht Queer oder + oder ein Eichhörnchen oder ein Einhorn.

Aus dem ganzen LGBTIQA+E-Konglomerat verbindet mich am ehesten etwas mit den Intersexuellen, in dem Sinne, dass bei ihnen die Geschlechtsorgane eine Variante der Geschlechtsentwicklung darstellen und bei mir das Gehirn (oder der so ziemlich ganze restliche Körper, das kommt letztendlich auf das Gleiche heraus).

Warum also sollte ich für eine andere Gesellschaft revoltieren?
Außer vll, weil ich die derzeitige Gesellschaft für korrupt, veraltet, konsumbesessen, ökologievernichtend, militaristisch, menschenverachtend und menschenverhurngernlassend halte?

Jedenfalls nicht, weil ich aufgrund dessen, dass ich TS habe, zwangsmitgegliedet werde in einer ominösen virtuellen LGBTIQA+EE-Community, die keine von mir mitgewählten Vertreter hat und in keiner Weise greifbar und verantwortlich gemacht werden kann für den Unsinn, den sie teilweise verzapft.


Das war’s zum Einstieg.

Ach ja:
Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.


RE: Alles, was anders ist, ist gut - Bonita - 26.03.2021

(26.03.2021, 09:34)Rabenmädchen schrieb: ...
Transsexuell ist keine sexuelle Orientierung!

Deshalb verwahre ich mich auch dagegen, einer LGBTI-Gemeinschaft zwangszuzugehören...

Das "I" zählt da ja auch nicht dazu, und auch nicht alles weitere wzB "Q" oder "NB" oder was weiß der Teufel noch - nur "A", das passt wieder...

ABER Eyelashes 
LGB bzw LSB ist eine quasi etablierte Gruppe an Aktivist-inn-en, die tw sehr viel erreicht haben, insgesamt sind diese "Sexuellen Orientierungen" eine weit aus größere Gruppe als es T, I, Q, NB * je sein könnten; "Gemeinsam" ist man doch schließlich "stärker"...

Wobei: nicht alle "L" und "G" bzw "B" sind froh darüber, dass diese "gesellschaftsverändernden" Bereiche in einen Topf geworfen wurden...



(26.03.2021, 09:34)Rabenmädchen schrieb: ... Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.
Ui, warum so kriegerisch/zerstörerisch eingestellt? Wink2


RE: Alles, was anders ist, ist gut - Sunburst - 26.03.2021

Leben ist erschöpfend, ermüdend, eine freundlichere Auffassung von Thanatos ist ähnlich dem Schlafenswunsch. Leider behauptet Lacan (2. Seminar), das Leben sei nur ein schimmeliger Belag auf der Oberfläche des Todes. Ja danke, diese Lektüre hat mich echt aufgebaut Confused Ich bin ohnehin nur noch ein mißmutiger alter Sack Sad

Ich hätte gehofft, diese begriffliche Entgleisung "Transidentität" würde endlich mal auf den Sondermüll der Geschichte entsorgt. Andernorts heißt das Transgender (sensu lato).

Das größte Problem mit der DGTI habe ich mit "I" wie Intersexualität. Welcher Teufel hat die geritten, ihre Kompetenzen derart zu überschreiten?


RE: Alles, was anders ist, ist gut - Rabenmädchen - 26.03.2021

(26.03.2021, 10:13)Sunburst schrieb: Das größte Problem mit der DGTI habe ich mit "I" wie Intersexualität. Welcher Teufel hat die geritten, ihre Kompetenzen derart zu überschreiten?

Volle Zustimmung.
Sie sollten sich auf DGfu, also "Deutsche Gesellschaft für und" beschränken.


RE: Alles, was anders ist, ist gut - Rabenmädchen - 26.03.2021

(26.03.2021, 09:57)Bonita schrieb: ABER Eyelashes 
LGB bzw LSB ist eine quasi etablierte Gruppe an Aktivist-inn-en, die tw sehr viel erreicht haben, insgesamt sind diese "Sexuellen Orientierungen" eine weit aus größere Gruppe als es T, I, Q, NB * je sein könnten; "Gemeinsam" ist man doch schließlich "stärker"...

Um es kriegerisch zu sagen:
Der Feind meines Feindes ist nicht automatisch mein Freund.
Ls, Gs und Bs haben keine Gemeinsamkeiten mit Ts, außer dass Ts manchmal L, B oder B sind - und dass alle Gruppen mit Anerkennung und Diskriminierung zu kämpfen haben.

(26.03.2021, 09:57)Bonita schrieb:
(26.03.2021, 09:34)Rabenmädchen schrieb: ... Ceterum censeo Carthaginem esse delendam.

Ui, warum so kriegerisch/zerstörerisch eingestellt? Wink2

Das war ironisch gemeint.
Ich sehe uns als die Karthager.
2 Punische Kriege haben wir schon verloren, und bis auf Old Joe Biden, der eine trans Frau als Ministerin beruft, werden wir wieder weltweit als dankbares Opfer hergenommen.
Auch in Europa.
Russland. Polen. Ungarn.
Und die freie westliche Welt schaut zu.


RE: Alles, was anders ist, ist gut - Rabenmädchen - 26.03.2021

(26.03.2021, 10:13)Sunburst schrieb: Ich hätte gehofft, diese begriffliche Entgleisung "Transidentität" würde endlich mal auf den Sondermüll der Geschichte entsorgt. Andernorts heißt das Transgender (sensu lato).

Ich verwende als Oberbegriff "trans Menschen".
"Menschen", weil ich von allen Menschen rede und nicht nur von denen, die englisch verstehen.
"Trans" getrennt von "Menschen", weil trans ein Eigenschaftswort ist wie blond oder klug oder schwarz.
Niemand redet von Blondmenschen oder Klugfrauen oder Schwarzmännern.
Als drastisches Negativbeispiel kann dienen der Bedeutungsunterschied von "Guter Mensch" und "Gutmensch".

Transgender als Oberbegriff für trans Menschen zu verwenden hat den systemischen Nachteil, dass es eiine Untergruppe innerhalb der trans Menschen bezeichnet, nämlich jene, die sich zwar im "Gegengeschlecht" sehen, als solches leben und anerkannt sein wollen, jedoch ihren Körper nicht durch hormonelle, chirurgische oder andere Maßnahmen angleichen lassen wollen.

Ich könnte auch sagen:
Deren körperlicher Leidensdruck nicht so stark ist, dass sie ihren als falschgeschlechtlich erlebten Körper an das richtige Geschlecht angleichen müssen gegen alle Einwendungen familiärer, finanzieller, gesellschaftlicher und oft genug medizinischer Art.


Und bitte auch hier:
Das ist nur eine Kategorisierung nach Symptomen und keine Wertung, ob jemand Frau ist oder Mann oder etwas dazwischen oder außerhalb.
Das kann jedes nur für sich selbst wissen.


RE: Alles, was anders ist, ist gut - chipsi - 26.03.2021

(26.03.2021, 09:34)Rabenmädchen schrieb: ...
Z.B., dass die DGTI in ihrem Namen "Transidentität" führt, was meiner Ansicht nach begrifflicher Dummfug ist.
Identität ist per definitionem etwas, was nicht transferiert werden kann, also kann es auch keine Transidentität geben.

Es sei denn, es ist die Identität als trans Mensch gemeint, aber das muss erst einmal vermittelt werden, und zwar jenen, die Cisident (  ) sind.
...
Wenn das hier eine Diskussion im Elfenbeinturm ist, dann ist wohl spätestens jetzt Zeit Sauerstoffhelme aufzusetzen, da die Luft ab einer bestimmten Höhe doch recht dünn wird...

Oder anders gesagt, man könnte auch eine mehrseitige Abhandlung über das Thema ausdrucken und mit sich führen und wenn mal jemand fragt was TS/TI bedeutet einfach sagen 'Lies das erstmal durch, dann reden wir weiter.'

Ich weiß ja nicht ob eure Welt so funktioniert, meine eher nicht. TransSEXUELL führt gerne zu Mißverständnissen weil die sprachliche Gemeinsamkeit zu homoSEXUELL und biSEXUELL nun mal da ist.

Darum finde ich den Begriff Transident / Transidentität auch viel passender, weil es ja darum geht wer ich bin und nicht welche sexuellen Vorlieben ich habe. Wenn man das so formuliert klingt es auch gar nicht so super-kompliziert.


RE: Alles, was anders ist, ist gut - Rabenmädchen - 26.03.2021

So ist das mit einer lebendigen Sprache, die kein Wort für einen verfehmten Tatbestand hat.
Sie sucht und sucht und am Ende kann etwas als neue Begriffsbezeichnung herauskommen, was zwar eigentlich unsinnig, aber doch in sich stimmig ist und klaglos akzeptiert wird.

Ich denke da zum Beispiel an Busbahnhof.


RE: Alles, was anders ist, ist gut - Bonita - 26.03.2021

(26.03.2021, 12:06)Rabenmädchen schrieb: ... Gemeinsamkeiten ... und dass alle Gruppen mit Anerkennung und Diskriminierung zu kämpfen haben...
Das reicht doch Wink2

(26.03.2021, 12:06)Rabenmädchen schrieb: ... Das war ironisch gemeint.
Ich sehe uns als die Karthager.
2 Punische Kriege haben wir schon verloren, und bis auf Old Joe Biden, der eine trans Frau als Ministerin beruft, werden wir wieder weltweit als dankbares Opfer hergenommen.
Auch in Europa.
Russland. Polen. Ungarn.
Und die freie westliche Welt schaut zu.
Ach so, ironisch, das musst Du hier im Forum schon extra dazu schreiben Whistling 

Ich zerstör ja nur ungern die Illusion - die neue US trans Frau Ministerin ist wohl leider auch nur "Quote", die "freie westliche Welt" war und ist nie so frei, wie gern in der jeweiligen Bubble gemeint wird...