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Hallo zusammen - Seiran - 25.07.2021 Liebe Foren-Gemeinde, ich habe mich gerade neu registriert und möchte mich euch einmal vorstellen. Ich bin 34 Jahre alt und lebe in Deutschland. Biologisch und sozial gesehen bin ich weiblich, dass genau das der Grund für meine Registrierung ist, dürfte offensichtlich sein. Ich betrachte mich selbst als transsexuell und transgender, heißt, ich habe nicht nur massive Probleme mit meinem weiblichen Körper, sondern auch mit meiner sozialen Rolle als Frau. Ich fühle mich in ausnahmslos jeder Hinsicht männlich, wünschte mir, ich könnte lieber gestern als morgen als Mann leben und vielleicht endlich mal erfahren, wie es sich anfühlt, im Leben glücklich zu sein. Ein naiver Gedanke, ich weiß. Glück allein hängt immerhin nicht davon ab, ob man männlich oder weiblich ist. Da sind noch so viele Punkte mehr, aber das würde jetzt zu weit führen. Ich bin nicht geoutet. Will heißen, es weiß niemand, dass ich eigentlich lieber als Mann leben würde. Das hier ist gerade das allererste Mal, dass ich es überhaupt anderen gegenüber ausspreche. Die Anonymität hier hilft mir dabei, auch wenn ich zugeben muss, dass ich äußerst nervös, angespannt und unsicher bin. In meinem realen Umfeld würde ein Coming-out lediglich auf extremes Unverständnis bis hin zu Anfeindungen treffen. Ich habe kaum soziale Kontakte. Eigentlich nur meine Familie und auch da ist das Verhältnis in letzter Zeit stark abgekühlt. Ein Coming-out würde zum endgültigen Bruch mit meiner Familie führen, was für mich bedeuten würde, dass ich dann endgültig allein wäre. Ich habe schon jetzt kaum noch jemanden, lebe nahezu in totaler, sozialer Isolation und habe keinen wirklichen Platz im Leben. Ich existiere einfach nur. Es gibt eine einzige Freundin in meinem Leben, mit der ich offen reden kann und der ich absolut blind vertraue, aber selbst sie weiß nichts davon, dass ich irgendwie.... "anders"... bin. Der Leidensdruck ist dementsprechend groß. Ich habe die Wahl zwischen einer biologischen/sozialen Rolle, die mich unglücklich macht und der totalen Einsamkeit, die mich selbstredend ebenso unglücklich macht. Was tut man, wenn man nur die Wahl zwischen Pest und Cholera hat? Ich müsste mir so viele dumme Sprüche gefallen lassen, wieder so viel Ausgrenzung und Ablehnung, wie ich sie als Kind schon erfahren habe. Ich stehe das nicht nochmal durch. Also leide ich weiter still in meinem weiblichen Körper und in meiner weiblichen Gesellschaftsrolle vor mich hin, tue so, als ginge es mir gut und frage mich immer wieder, wohin das alles noch führen soll. Im Moment wünsche ich mir eigentlich erstmal nur den Austausch mit ein paar lieben Menschen, denen es ähnlich erging (oder ergeht) und die mir vielleicht auch einfach mal das Gefühl geben, dass ich nicht ganz so verkehrt bin, wie es mir Zeit meines Lebens beigebracht wurde. Ich muss mir schon ständig Attacken gefallen lassen, weil ich Vegetarier bin. Weil ich einen Job angenommen habe, der 136 km von meinem Wohnort entfernt liegt. Weil ich noch immer keine Kinder habe. Schwul zu sein ist außerdem total widerlich. Ja, diese Meinung vertritt man hier wirklich. Es ist ein Trauerspiel. Insofern weiß ich ganz genau, was mich erwarten würde, wenn ich offen äußere, dass ich lieber ein Mann wäre, der noch dazu auf Männer steht. Es wäre der erneute Beginn eines Spießrutenlaufes, den ich seit meinem 10. Lebensjahr schon mitmachen musste und teilweise noch immer muss. Da fällt es entsprechend schwer, einfach mal den Mund aufzumachen und klar Stellung zu beziehen. Um nicht zu sagen, es erscheint mir nahezu unmöglich, wenn man von Menschen umgeben ist, von denen man erfahrungsgemäß kein Verständnis zu erwarten braucht. Ich würde mich einfach über einen Erfahrungsaustausch mit euch freuen. VG, Seiran RE: Hallo zusammen - chipsi - 26.07.2021 Hallo Seiran und willkommen im TG-Forum! Jede Veränderung birgt auch die Chance, dass sich etwas verbessert. Wenn man nichts verändert, kann sich auch nichts verbessern. Transidentität muss nicht zwangsläufig mit sozialer Isolation und Einsamkeit verbunden sein. Ich würde sagen das hängt eher mit der Persönlichkeit zusammen. Wenn Verwandte damit gar nicht zurechtkommen, dann bleibt eigentlich nichts anderes übrig als sich von ihnen früher oder später abzuwenden, andernfalls werden sie es ohnehin von sich aus tun. Jedenfalls sollte das Leben mehr sein als ein vor-sich-hin-vegetieren. Die Zeit vergeht in jedem Fall, ob wir sie nutzen um dann vielleicht später mal vielleicht sogar glücklich zu sein liegt vor allem an uns selbst. LG, chipsi RE: Hallo zusammen - Louis90 - 09.01.2022 Hallo Seiran, Ich fühle mit dir. Mir geht es es etwa ähnlich nur das meine Gefühle und Gedanken diesbezüglich noch relativ frisch sind. Wir sind etwa im gleichen Alter, ich bin 31 und habe ähnliche Gedanken was Ablehnung von anderen betrifft auch. Wenn du dass hier noch liest und dich gerne austauschen möchtest, bin ich dafür offen. Liebe Grüße |