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Umgang mit "Verlustgefühl" - Druckversion

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Umgang mit "Verlustgefühl" - lsey - 03.05.2022

Hallo zusammen!
Diese Frage richtet sich sowohl an Transmenschen als auch an deren Angehörige. Bitte nehmt es mir nicht böse, wenn ich vielleicht mal falsche Worte benutze, ich weiß manchmal die richtigen Begriffe nicht - ich versuche mich so korrekt wie möglich auszudrücken. Vielleicht kann mir jemand helfen, eine neue Perspektive zu bekommen. Meine Schwester hat mir vor circa 1,5 Jahren erzählt, dass sie eine Frau ist. Ich liebe sie wie sie ist, unabhängig von Geschlecht etc.. Seit circa 8 Monaten ist sie nun in der Geschlechtsanpassung und ich unterstütze sie so gut ich kann, wir reden auch komplett offen über den Prozess (ich liebe die Offenheit zwischen uns). 
In den letzten Tagen bekomme ich jedoch immer öfter Gefühlsausbrüche in Form von Weinkrämpfen - das wurde ausgelöst von alten Bildern, die ich mir von ihr angesehen habe. Ich habe einfach so viele Erinnerungen mit ihr als ihr männliches Ich und habe das Gefühl "meinen Bruder" zu verlieren, weil die Person bzw meine Perspektive auf die Person auf den Bildern nicht mehr "da" ist. Was komplett bescheuert ist, weil sie ja dieselbe Person ist. Wir haben einen Altersunterschied von nur einem Jahr und sie war immer gefühlt wie mein Zwilling und mich bewegt die Geschlechtsanpassung sehr, weil sie bis vor 1,5 Jahren noch gefühlt mein Bruder war und meine Perspektive ihr gegenüber sich geändert hat. Durch diesen Perspektivwechsel fühlt es sich an als hätte ich meinen Bruder verloren. Ich weiß nicht, wie ich dieses Gefühl genau beschreiben kann. 
Ich will ihr das nicht sagen, weil sie nichts falsch gemacht hat und ich sie nicht verletzen will - außerdem soll sie nicht denken, dass ich sie nicht so akzeptiere und liebe, wie sie ist. Ich weiß nicht, wie ich dieses Gefühl loswerden kann. Hat jemand Tipps?


RE: Umgang mit "Verlustgefühl" - Mia - 03.05.2022

Hi, interessant eigentlich, ich hab mir nie darüber Gedanken gemacht wie es meinen Geschwistern dabei geht. Auch nicht wie es wäre wenn eines meiner Geschwister eine Angleichung macht.
Ich muss sagen ich war damals viel zu sehr mit mir beschäftigt als dass ich mich da auch noch um andere hätte kümmern können
Aber sie reden noch mit mir also war's okay.

Aber da ist jeder anders, schwer zu sagen, ich kann dir jetzt auch keine super tollen universellen Tipps geben.
Mit ihr zu reden? Weiß nicht ob das so eine gute Idee wäre

LG. Mia


RE: Umgang mit "Verlustgefühl" - thisisme600 - 04.05.2022

Hallo Isey,
Ich weiß auch nicht genau wie du dich verhalten solltest. Ich bin kein Psychologe. Ich habe mich bei meiner Schwester vor einem Monat geoutet und deshalb finde ich das Thema interessant. Sie verliert deshalb ebenfalls ihren Bruder.

Ich glaube, dass deine Gefühle berechtigt sind. Du verlierst deinen Bruder aber gewinnst eine Schwester. Der Mensch bleibt, das Aussehen und manche Verhaltenweisen werden sich verändern. Im Großen und Ganzen ist da aber immer noch die Person die du kennst und liebst. Was dich traurig macht sind vielleicht deine Erinnerungen an die Zeit vor ihrer Transition. Du hast wahrscheinlich noch keine Erinnerungen an schöne gemeinsame Momente mit ihr als Schwester. Ich bin mir sicher, diese werden aber kommen. Vieles was du sagst stimmt und ist nur ein natürlicher Prozess des Trauerns. Wie Mia sagt, wir Transpersonen sind so mit uns selber beschäftigt, dass die Mitmenschen oft zu kurz kommen. Das ist etwas mit denen die Mitmenschen von Transpersonen leider zu einem bestimmten Grad umgehen lernen müssen.
Ich glaube du solltest ihr doch mal von deinen Gefühlen/deiner Trauer erzählen aber ihr gleichzeitig auch sagen wie sehr du sie liebst und unterstützt. Für mich hilft da auch immer gleich eine Umarmung, denn ich kann mich vor Personen oft nicht so ausdrücken wie ich will.
Ich wünsche dir viel Glück.
LG, Rebecca


RE: Umgang mit "Verlustgefühl" - Kosmonautin - 28.05.2022

(03.05.2022, 16:13)lsey schrieb: Ich weiß nicht, wie ich dieses Gefühl genau beschreiben kann. 
Ich will ihr das nicht sagen, weil sie nichts falsch gemacht hat und ich sie nicht verletzen will - außerdem soll sie nicht denken, dass ich sie nicht so akzeptiere und liebe, wie sie ist. Ich weiß nicht, wie ich dieses Gefühl loswerden kann. Hat jemand Tipps?

Deine Gefühle sind so wichtig wie die deiner Schwester. Du hast ja bewiesen dass du sie unterstützt und wenn eure Beziehung so offen ist bietet sich ja eh nur eine Lösung an: Offen darüber zu sprechen, so wie hier, mit der selben Behutsamkeit die du hier im Forum an den Tag gelegt hast. Ich hoffe dir begegnet die gleiche Sensibilität.