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Vorstellung von Thyme - Thyme - 14.05.2022 Hallo, liebe Forengemeinde! Ich bin Luci, 37 Jahre, verheiratet und Mutter. Ich habe mir hier als non-binary angemeldet, womit ich mich tatsächlich sehr wohl fühle, aber auch noch nicht ganz sicher. Passt dieses Label, passt es nicht? Brauche ich überhaupt ein Label, um mich wohlzufühlen? Manchmal ja, manchmal nein. Ich weiß es nicht und das hält mich gerade die letzten Nächte doch sehr wach. Nicht erst seit gestern bin ich immer stärker am zweifeln, wer und was ich bin und habe für mich bemerkt, dass ich nicht einfach nur die Frau bin, für die ich mich lange mehr oder weniger selbstverständlich gehalten habe. Selbstverständlich, weil das von mir erwartet wurde, weil ich so erzogen wurde und das lange nicht in Frage gestellt hatte. Und doch wusste ich irgendwie schon immer, dass ich mein Geschlecht nicht an meinen Körperteilen oder die Art, wie ich mich kleide, wie ich mich gebe usw. ausmachen kann und will. Ich bezweifle bzw. bin mir sogar recht sicher, dass ich nicht im “richtigen” Körper stecke, (habe oft meinem Therapeuten gesagt, dass ich meinen Körper mehr als Gefäß meiner Gedanken usw. sehe). Im Großen und Ganzen bin ich allerdings ziemlich zufrieden mit mir, ich liebe meinen Körper zwar nicht, fühle mich auch oft nicht sonderlich wohl in ihm, aber ich kann mit ihm leben, was der erfolgreichen Therapie zuzuschreiben ist. Nur, dass ich eben fühle, dass ich keine Frau bin, jedenfalls nicht zu 100 Prozent. Ich kann allerdings mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass ich kein Mann bin. Es gibt Tage, da fühle ich mich tatsächlich sehr weiblich, ziehe mich dann auch entsprechend an, lege Schminke auf. Aber je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr grüble ich, was mich eigentlich zur Frau machen soll und ich komme nur zu der Antwort, dass es im Grunde keine Antwort für mich gibt. Letztendlich ist das auch in Ordnung so, ich mag mich nicht über meine angeborenen Körperteile definieren oder über das, was ich manchmal trage und manchmal nicht. Ich habe mich schon immer irgendwie daran gestört, wenn mich jemand als “junge Frau” bezeichnet hat, aber konnte bislang nicht wirklich sagen, warum das so ist. Jetzt aber fällt es mir so langsam wie Schuppen von den Augen. Auslöser waren einige tiefergehende Gespräche mit Freunden die trans sind, dabei ging es nun nicht direkt um mich, sondern um Gender-Strukturen im Allgemeinen, Rollenbilder, was macht Mann/Frau eigentlich aus, wie will man definieren u.ä.. Dazu bin ich auch in einer englischsprachigen Community unterwegs, in welcher durchaus sehr darauf geachtet wird, nicht falsch zu gendern, sondern im Zweifelsfall die Pronomen they/them zu nutzen, wenn nicht andere Pronomen gegeben wurden. So wurde ich dort auch öfters mit they/them angesprochen … und es fühlte sich gut und richtig an. Ich lasse mich auch mit sie/ihr ansprechen, das fühlt sich für mich ebenso passend an, aber das war vielleicht so eines der ersten deutlicheren Zeichen, dass ich mein Geschlecht nicht einfach so definieren kann und will. Aber vielleicht an dieser Stelle mehr zu mir. Ich leide dank ungünstiger genetischer Verhältnisse und mehreren Traumata an zwei psychischen Störungen, die ich jedoch mit Medikamenten und einer Therapie gut im Griff habe. Mit 16 habe ich erkannt, dass ich bisexuell bin (wahrscheinlich eher pan, aber ich begreife unter Bisexualität für mich, dass ich Menschen gleichgültig ihres Geschlechts anziehend finde und lieben kann - damals kannte ich nur keine anderen Wörter und heute habe ich mich einfach dran gewöhnt zu sagen “ich bin bi”) und mich zusätzlich auf dem asexuellen Spektrum befinde (diese Erkenntnis kam dann einige Jahre später). Lange habe ich auch damit gehadert, ob das vielleicht nur Ausbrüche meiner Krankheiten sind, dass ich mich doch manchmal so fern meines angeborenen Geschlechtes fühle, auch wenn ich darüber nicht wahnsinnig unglücklich bin. Nur irgendwie fehl am Platz. Aber auch nach der Therapie ist das Gefühl geblieben, allerdings war das selten ein Thema gewesen, da anderes wichtiger war. Inzwischen bemühe ich mich um eine weitere Therapie, da noch ein paar Dinge zu bearbeiten sind, aber in dieser Zeit ist die Suche nicht von Erfolg gekrönt. Tja und ansonsten habe ich einen Hund, schreibe Geschichten und Rollenspiele und suche hin und wieder nach Anschluss, der mich ein bisschen auf meinem Weg zur Selbstfindung und -erkenntnis begleitet. Ich freue mich auf einen Austausch hier und hoffe, hier willkommen zu sein. Liebe Grüße |