nonbinary - was es für mich bedeutet
RE: nonbinary - was es für mich bedeutet
Beitrag #21
nachtrag zu diesem und dem damit verknüpften thread...
beide sind ca. ein 3/4 jahr alt und da sie nochmal aus ihrem tiefschlaf erwacht sind, nutz ich die chance für eine ergänzung.
 
in beiden geht es hauptsächlich um den sozialen aspekt des thema's geschlechtsschubladen (m/w).
inzwischen durfte ich allerdings herausfinden, das sich der biologische aspekt ebenso wunderbar in seine einzelteile zerlegen und gegen die wand fahren läßt.
 
und was bleibt?
der anspruch von gleichberechtigung innerhalb der schubladen (siehe trans-hintergrund)
der anspruch von gleichberechtigung zwischen m und w
der anspruch von gleichberechtigung der schublade "anders"* neben m und w
der anspruch von gleichberechtigung zwischen hetero und homo
der anspruch auf geschlechtliche selbstbestimmung sowie körperliche unversehrtheit (siehe verstümmelungen bei geburt)
und als endcontent... eine schwarze frau (mit trans-hintergrund) zur päpstin machen Tongue

bis irgendwann... geschlechtsschubladen so überflüssig sind wie tageszeitungen von vorgestern. *träum

*(wobei... die begriffe "anders/divers" auch wieder nur ein anhängsel neben m/w ist. es sollte genauso benannt werden können wie die anderen beiden und nicht abfällig als rest oder ähnliches...)
 
(mal gucken, was mir in einem jahr so neues einfällt als nachtrag ^^)
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"Gender/Sex Identity" oder auch:
"Die Geschichte vom Regenbogen, der dachte, er wäre ein Halbkreis...."

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Zitat

RE: nonbinary - was es für mich bedeutet
Beitrag #22
Was für ein interessanter Thread!

Ich versuche zunächst einmal, zu den Betrachtungen anderer LGBT*IQ Bereiche – und was das alles zu bedeuten haben könnte (oder auch nicht) – etwas beizutragen:

I. Inter* als Sternchenform?

(11.06.2017, 01:33)Falling Snow schrieb: es wird kein drittes geschlecht gefordert, denn das gibt es bereits.
das sind alle intersexuellen menschen.

Intersexualität ist leider ein äußerst komplexes – und verdammt heikles – Thema.

Schon ganz am Anfang steht, daß "Intersexualität" ein medizinisches Konzept ist, das nicht unbedingt auch alltagstauglich sein muß. Theoretisch könnte man sich durchaus die radikale Position leisten, zumindest vieles davon abzulehnen. Das wäre so ein bißchen wie radikale Fassungen von Transgenderismus o.ä., die Medikalisierungen, aber auch andere Zumutungen zurückwiesen. In der queeren Praxis hat man leider viel zu selten in diese Richtung gedacht.

Es ist leicht, dem LGBT*Q ein "I" hinzuzufügen, aber es ist wohl nur mit einem Professorengehirn zu erfassen, wie viele Syndrome es gibt, welchen phänomenologischen Ausdruck diese jeweils finden können, in welchen Lebenssituationen Intersexen stecken können, welche Probleme dabei alles auftreten können – und was man dann tun könnte, sollte oder auch besser nicht täte.

Man hat etwa im Intersex Movement der 1990er Jahre sich auf Aktivismus gegen Intersex Genital Mutilation (IGM) konzentriert mit Begründungen wie das sei "stellvertretend" für weitere Anliegen mitgedacht, oder auch das sei für's erste zu priorisieren. Es gab zwar sehr wohl immer wieder entsprechende Anfragen, warum man das eigentlich so handhabte, aber es blieb bei dieser Linie. Ganz so offensichtlich, wie politische Entscheidungen von Außen betrachtet scheinen mögen, sind sie offensichtlich doch nicht.

Zur Dritten Option heutzutage kann ich leider nichts sagen, ich weiß nicht, wie deren Positionen zustandekamen.

Ob Intersexualität die Basis für dritte, vierte, fünfte... Geschlechter bildet, bin ich mir leider nicht so sicher.

Es könnte duchaus sein, daß sich hier hinein lediglich der biologistische Begründungsversuch einer Zwei-Geschlechterordnung in nur leicht modifizierter Form hineinverschleppt hat. Das wäre nun doch sehr enttäuschend.

Kolonialistische Berichte waren oft recht großzügig mit allen möglichen und unmöglichen Bezeichungen von "Hermaphroditen" über "Eunuchen" und "Transvestiten" bis "Sodomiten" und "Homosexuellen". Und allzu offensichtlich mochten sie Leute, über die sie so schrieben, nicht. Das schränkt die Möglichkeiten, das zu wissen, was ich wissen möchte, doch merklich ein.

II. Asexualität und Agender?

(09.06.2017, 07:22)chipsi schrieb: Wenn man asexuell ist, hat Sex ja keine Bedeutung, abgesehen von der Notwendigkeit der Fortpflanzung.

Ob Asexuelle für sich eine Notwendigkeit zur Fortpfanzung sehen, oder irgendwelchem sozialen Druck nachgeben (sollten), der auf sie ausgeübt wird?

Sollte eine_n das wirklich interessieren, so gibt es mittlerweile einiges von Asexuellen im Netz zu finden, darüberhinaus auch wissenschaftliche Beschäftigungen mit dem Thema (nachdem das bis in die 1990er Jahre hinein eher wenig beachtet geblieben war).

Und nebenbei, es gibt durchaus auch asexuelle Trans_menschen. Es wäre nicht schlecht, wenn die ihre eigene Stimme finden könnten.

Ich mag eine hoffungslose Romantikerin sein, wenn ich dazu tendiere, anzunehmen, daß Sex sowohl Ausdruck emotionaler Bindungen sein kann, als auch solche verstärken... Aber offensichtlich können auch Asexuelle sogar sehr starke emotionale Bindungen aneinander haben.

Denkbar frustrierend ist leider oft, wenn ein Partner asexuell ist, der andere nicht.

Und gut, um auf den Sex zurückzukommen, natürlich kann man sich auch nur ganz unschuldig miteinander vergnügen...

Zitat:dabei sind die Rollenbilder ja dennoch nicht zu 100% vorgegeben, bzw. können auch komplett umgedreht werden (siehe BDSM).

Für Unkonformitäten aller Art bin ich immer gerne zu haben...

Für die Dialektik von BDSM vermag ich mich nicht so recht zu begeistern, also aus Machtstrukturen auszubrechen, indem man sie so etwas wie in anderen Kontexten und mit anderen Mitteln (leicht -?) verändert abbildet (oder re-enact, re-presentation, oder wie auch immer man das fassen möchte).

Auch hier steckt leider ein ziemliches Konfliktpotential darin, wenn ein Partner auf so etwas wie BDSM steht, der andere nicht.

Zitat:Dahinter würde ich auch kein böses System sehen, so wie es bei der Rassentrennung mal war, da die Unterschiedung M und W bei uns ja grundsätzlich NICHT auf Diskriminierung basiert.

D'accord. Diskriminierung liegt Geschlecht bestimmt nicht zugrunde. Es dürfte wohl umgekehrt sein: wenn Leute andere unter den Tisch nageln wollen, dann finden sie immer irgendwelche "Gründe" wie Rasse, Geschlecht, Kultur, Religion, sexuelle Orientierung, yada.

Zitat:Eine weitreichende Abschaffung dieser Unterscheidungen im Alltag würde auch wieder nur ein künstliches Konstrukt schaffen, das an den realen Gegenheiten und den Bedürfnissen vieler Menschen vorbeigeht, glaub ich zumindest.

Eine müßige, aber äußerst faszinierende Spekulation!

Zunächst denke ich, daß man ideologische Konstrukte nicht beliebig durchsetzen kann.

(Ich mag froh sein, daß ich nicht in queer politics involviert bin. Die würden eine so notorische Bedenkenträgerin wie mich abgrundtief hassen.)

Aber dann ist die Sache, die "realen Gegenheiten und den Bedürfnisse vieler Menschen" sind, selbst wenn sie denn eine biologische Basis haben, gesellschaftlich/kulturell überformt.

Wären geschlechtliche Unterschiede anders gefaßt (wahrscheinlicher denn in Gänze abgeschafft!), so würden sich die Menschen in einem solchen System sicherlich anders verorten, anders empfinden, etc.

Insofern verliert ein solches Gedankenspiel doch viel von seinem anfänglichen Schrecken.

III. Unfälle – oder: Wie dumm können Zufälle überhaupt sein?

(11.06.2017, 01:00)Chiara D. schrieb: Biologisch wird es immer nur Mann Frau geben!

Wissenschaftliche Beschäftigungen setzen mit guten Grund ein jahrelanges Studium voraus, und egal ob Biologie oder Queer Studies sind hiervon keine Ausnahme.

(Beide Fächer übrigens auch nicht gerade meine Kernkompetenzen. Aber manches habe ich wenigstens ein bißchen zu lesen gelernt.)

Ich möchte stellvertretend nur auf einen neuen Aufsatz verweisen, von dem ich zugegebenerweise immer noch nichteinmal die Hälfte verstehe. Aber man kann ja auch Aufsätze mehrmals lesen...

Schaefer, Donovan. 2018. “Precopulatory Sexual Cannibalism and Other Accidents: Evolution, Material Trans Theory, and Natural Law.” Gender and Sexuality 19.1: 28-35. doi:10.1080/15240657.2018.1419685

... und ich weiß auch noch nicht, wie ich die Passage über “Material Trans Theory” verkraften werde...

(11.06.2017, 01:00)Chiara D. schrieb: es wird immer nur 2 Geschlechter geben!

Ein Blick in die Geschichte bzw. in die Ethnologie ist ja selbst bei Sexualmedizinern sehr beliebt, um wenigstens mal einen Moment der Besinnung einzulegen, wo möglicherweise die Grenzen des eigenen Tuns liegen könnten.

Wobei es da sicherlich noch sehr viel mehr kritische Fragen zu stellen gäbe. Etwa könnte das Zusammenspiel von Sex, Gender und Sexualität (als Praxis) wesentlich komplexer sein als wir in unseren schlimmsten Alpträumen erahnen können. Und welche “Schubladen” gibt es in welchen anderen Gesellschaften? (Und sind dies womöglich sogar mehr als nur drei?) Was bedeutet bei denen “Identität” überhaupt? Wie hängt das mit deren Philosophien, Religionen, politische Ideologien etc. zusammen?

Ich könnte dem aber auch noch die Frage hinzufügen, wie konsequent sind solche soziokulturellen Systeme überhaupt? Das hiesige binäre System wirft ja nicht nur Intersexen (soll heißen: einige derer) an der einen Stelle hinaus, um sie an anderer wieder zwangseinzugemeinden (und selbst das oft nur halbherzig). Oder auch umgekehrt... oder beides abwechselnd. (Auch eine Art “Unfall”...)

(13.02.2018, 00:51)Falling Snow schrieb: inzwischen durfte ich allerdings herausfinden, das sich der biologische aspekt ebenso wunderbar in seine einzelteile zerlegen und gegen die wand fahren läßt.

Wahrscheinlich müßte man das sehr oft durchexerzieren, bis sich das endlich einmal etwas weiter herumgesprochen hätte...
Zitat

RE: nonbinary - was es für mich bedeutet
Beitrag #23
ob intersexualität die basis für dritte, vierte, fünfte... geschlechter bildet?
mit dem "dritten" geschlecht (in D) wird zumindest schon einmal das bewußtsein dafür geschaffen, das die menschheit nicht entweder/oder ist. nicht auf biologischer, noch auf sozialer ebene. leider scheint es aber ebenjene biologische vielfalt (intersexualität) zu benötigen, um auch den menschen die anerkennung zuzugestehen, die mit dem binären normativ und dessen schubladen nix anfangen können.
diese erweiterung des gesellschaftlichen tellerrand's wird wohl eine weile brauchen, bis sie in den köpfen angekommen ist und bis dahin...
wird wohl (hoffentlich) niemand auch nur ansatzweise über noch mehr schubladen nachdenken wollen.  Tongue
 
ob eine geschlechtliche unterscheidung notwendig ist?
das problem an den aktuellen geschlechtsschubladen (m/w) ist, das sie nicht definiert sind. klar, die allgemeine kernvorstellung meint damit genitalien/fortpflanzung zuzüglich einen haufen an zusammengesammelten vorurteilen, klischee's usw. höxtwahrscheinlich, um bloß nicht zugeben zu müssen, was wirklich gemeint und wodrauf man reduziert wird.
dann allerdings sollte man auch so konsequent sein und diese schubladen nur für menschen verwenden, die eben auch fortpflanzungsfähig sind. das hätte den vorteil, das "geschlecht" endlich einmal definierbar wäre und jeder das gleiche meint, wenn darüber gesprochen wird, wenn auch nur auf biologischem wege. doch es wäre mehr als ehrlich und einteilungen zweifelsfrei durchführbar. fehlt nur noch eine?zwei?drei schubladen für menschen, die nicht fortpflanzungsfähig sind bzw. sich nicht über diese eigenschaft definieren möchten.
 
und "abschaffen" würde sich eine wie auch immer gestaltete geschlechtliche einteilung erst, wenn die wissenschaft soweit ist, das fortpflanzung unabhängig ist von körperlichen eigenschaften. also wenn z.b. sowohl ei- als auch samenzellen aus einem körper gewonnen werden können und das heranreifen in tank's o. ä. möglich ist. ein zwischenschritt wäre, wenn es jedem menschen durch medizinische eingriffe möglich wäre, zu zeugen/gebären.
zumindest ersteres wird wohl niemand hier mehr erleben, aber irgendwie ist's nur eine frage der zeit.
wem die schublade "mensch" dann immer noch nicht ausreicht, kann sich ja über was auch immer identifizieren. herkunft, augenfarbe, politik, religionen, wirtschaftsmodelle, whatever... (einhörner nicht zu vergessen Heart2 )
 
so, jetzt ist auch genug mit dem rumspekulieren, sonst fang ich noch an, daran zu glauben Tongue
back to the reality, flimmerkiste anmachen und für die gute laune einfach im näxten film (inkl. werbung) gedanklich alle "männer" mit "frauen" austauschen und umgekehrt.
hat eine eingebaute schmunzelgarantie ^^
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RE: nonbinary - was es für mich bedeutet
Beitrag #24
(22.02.2018, 21:29)Falling Snow schrieb: ... und "abschaffen" würde sich eine wie auch immer gestaltete geschlechtliche einteilung erst, wenn die wissenschaft soweit ist, das fortpflanzung unabhängig ist von körperlichen eigenschaften. also wenn z.b. sowohl ei- als auch samenzellen aus einem körper gewonnen werden können und das heranreifen in tank's o. ä. möglich ist. ein zwischenschritt wäre, wenn es jedem menschen durch medizinische eingriffe möglich wäre, zu zeugen/gebären.
zumindest ersteres wird wohl niemand hier mehr erleben, aber irgendwie ist's nur eine frage der zeit.
wem die schublade "mensch" dann immer noch nicht ausreicht, kann sich ja über was auch immer identifizieren. herkunft, augenfarbe, politik, religionen, wirtschaftsmodelle, whatever... (einhörner nicht zu vergessen Heart2 )

Hat was von Gattaca, Matrix und In Time - Deine Zeit läuft ab in einem; Der "genetisch bessere" Teil der Menschheit hat ein tolles Leben mit allen Möglichkeiten, jene die sich auf "natürliche" Weise fortpflanzen sind geächtet bis verfolgt, und letztlich gibts gar kein reales Leben mehr, sondern spielt sich nur noch körperlich "schlafend" in (Speicher- bzw Batterie-) Tanks ab, das Hirn hängt an "den Maschinen" und "das Leben" ist ein virtuelles...

Als Roman/Film ja ganz in Ordnung - als Zukunftsvorstellung überwiegend bis total(itär) gruselig bis abzulehnen...

Aber wenigstens kann mensch dann auch - schwimmend im Versorgungstank - vollkommen Einhorn sein, bis BugsBunny einen vor die Wahl zwischen roter und blauer Pille stellt Tongue
[Bild: avatar_202.jpg] „NATSUME! NATSUMEe! NATSUMEee!“ — Nyanko-Sensei en.wikipedia.org/wiki/Natsume%27s_Book_of_Friends
WWW
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RE: nonbinary - was es für mich bedeutet
Beitrag #25
ach na,
mir persönlich wär's egal, ob ich ein einem bauch durch die welt getragen werde oder in einem blubbertank chille. nur... wenn ich bereit für den launch bin, dann würde ich aus dem einen/anderen dann doch auch gerne rausploppen wollen. ^^ (unabhängig davon, ob genetisch modifiziert oder nicht.)

aber ja, diese gedankenspielchen haben ziemlich großes gruselpotenzial. bis auf den part mit "meiner einer" bugs bunny.  Tongue
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RE: nonbinary - was es für mich bedeutet
Beitrag #26
(22.02.2018, 21:29)Falling Snow schrieb: leider scheint es aber ebenjene biologische vielfalt (intersexualität) zu benötigen, um auch den menschen die anerkennung zuzugestehen, die mit dem binären normativ und dessen schubladen nix anfangen können.

Ja, leider. Das ist für mich frustrierend und auch beängstigend.

Ich weiß nicht, wie die Leute von der Dritten Option drauf sind. Andere Intersexen haben verschiedentlich darauf insistiert, daß ihre Lebenserfahrungen mit denen von Transmenschen nicht viel gemein haben (bis auf nur äußerst wenige Ausnahmen). So wie die das ausführten, konnte ich nicht widersprechen. Ich denke sogar, daß die Lebenserfahrungen von Intersexen insgesamt verschiedener sind, als die selbst es darstellten (oder auch zu überblicken vermochten).

Was mich verschreckt hat, waren transphobe Ausfälle seitens einiger Intersexen. Ich verstehe nicht, wie man mir solche Dinge sagen kann. Ich schäme mich bis heute viel zu sehr, um darüber schreiben zu können.

Zitat:höxtwahrscheinlich, um bloß nicht zugeben zu müssen, was wirklich gemeint und wodrauf man reduziert wird.

Steht zu befürchten.

Zitat:fehlt nur noch eine?zwei?drei schubladen für menschen, die nicht fortpflanzungsfähig sind bzw. sich nicht über diese eigenschaft definieren möchten.
und "abschaffen" würde sich eine wie auch immer gestaltete geschlechtliche einteilung erst, wenn die wissenschaft soweit ist, das fortpflanzung unabhängig ist von körperlichen eigenschaften.

Es tut mir leid, daß Du Dir mit solchen Szenarien echt viel Mühe gemacht hast, aber ich mit meinen ganzen Einschränkungen kann das nicht verstehen. Warum ist Fortpflanzung denn so wichtig?

In der Schublade einer, die an Fortpflanzung nie interessiert war, sitze ich ja nun ohnehin. Wenn nicht "de iure", dann "de facto".

Aber warum muß ich mich überhaupt hinsichtlich meiner (Nicht-) Reproduktivität definieren lassen?

Ist ja nun nicht, daß ich keine Sexualität (und keine Gefühle) hätte. Da kann ich mir mal wieder aussuchen, ob man mich völlig entwertet oder für anstößig hält.
Zitat

RE: nonbinary - was es für mich bedeutet
Beitrag #27
Ist es nicht bei den Nichtbinären so, dass man doch eine eindeutige Geschlechtsidentität besitzt und nicht zwischen den zwei Geschlechtern stehen möchte? Es geht also nicht um die Frage, bin ich männlich oder weiblich, sondern kann ich meine Geschlechtsidentität, in meinen Fall weiblich, voll oder teilweise oder gar nicht leben. Es gibt also nicht starke gegensätzliche Lebenspole von männlich oder weiblich oder irgendwo dazwischen, wo ich mich dann entscheiden kann und mich voll lebendig, gut und angekommen fühle, sondern es gibt nur einen Pol von richtiger Identität und Stärke oder einen Nullpunkt einer Identitätslosigket, wo ich nichts von mir empfinde und mich leer und fremd fühle. Das passiert öfters wenn ich einfach keinen Lebensmut finde, einfach lieber sterben würde, da die Leere auch nur mit dauerndem Schmerz gefüllt ist. Um meine Identität zu leben fällt mir dann durch äußere und innere Blockaden Kraft und Notwendigkeit. Die Sehnsucht ist natürlich immer da aber das richtige Leben bleibt unerreichbar.
Zitat

RE: nonbinary - was es für mich bedeutet
Beitrag #28
Um jetzt noch mal aufs Eingangsthema zurück zu kommen, Nonbinarys sind logisch gesehen der Normalzustand des Menschen.
Der Term Nonbinary Gender bezieht sich ja explizit auf das Gender und nur um dieses geht es auch. Gewiss kann man das biologische Geschlecht nicht ändern. Biologisch gesehen gibt es nur Frau und Mann (Intersexuelle ausgenommen, die gibt es natürlich auch noch), allerdings sind diese Begriffe wertfrei bzw. sollten dies sein. XX oder XY - Chromosomen werden kein Gesellschaftsbild von einem Geschlecht eingepflanzt, d.h. von der Basis aus gesehen sind Mann und Frau gleich und von dort setzt Nonbinary an. 
Unser Verhalten, die Mimik, die Gestik, die Wortwahl, usw. sind alles Dinge mit denen wir sozialisiert wurden und die nicht angeboren worden sind. Das was "männlich" und "weiblich" ausmacht, abgesehen von dem Körperbau, sind soziokulturelle Normen, welche sich mit der Zeit auch ändern.
So war es damals für adelige Männer durchaus reizvoll Netzstrümpfe zu tragen und sich zu schminken, die High Heels bzw. die Vorläufer davon wurden ausschließlich für Männer gemacht und heutzutage sind all die genannten Attribute dem weiblichen Geschlecht zugeordnet. Dem war allerdings nicht immer so. Das Geschlecht an Normen festzumachen, welche sich im Laufe der Zeit ändern, erscheint mir unlogisch und zutiefst widersinnig. 
Stattdessen sollte man, wie bereits erwähnt, diese Schranken aufheben. Das hat nichts mit einer Gleichmachung zwischen Mann und Frau zu tun, sondern mit dem Aufheben der Wertung des Begriffes Mann und Frau. So muss bspw. Feinfühligkeit nicht etwas per se weibliches sein, genauso wenig wie das Interesse an Technik etwas männliches sein muss. Es ist einfach nichts, neutral und das wäre meiner Meinung nach ein Ziel, welches man anstreben sollte. Gerade in einer modernen Zeit und mit einer mehr oder weniger gut aufgeklärten Gesellschaft (letzteres kann man noch beheben) sollte es machbar sein den gesellschaftlichen Begriff "Mann" und "Frau" wertfrei zu machen, man muss ihn nicht gleich abschaffen, allerdings wäre es an der Zeit die beiden Begriffe wertfrei zu machen um so ein breiteres Spektrum zwischen "Mann" und "Frau" zuzulassen und dieses auch zu unterstützen, es gibt kein 100%ig männlich/weiblich  und man sollte den Mensch nicht aufgrund seiner biologischen Anlagen in die eine oder in die andere Schublade stecken und diese Schubladen dann so stark voneinander abgrenzen, dass ein Übertreten in die andere Schublade einem Vergehen an seiner eigenen Schublade gleichkommt.
Zitat

RE: nonbinary - was es für mich bedeutet
Beitrag #29
biologisch gibt es nur frau und mann?
den sozialen part der geschlechtsschubladen zu erweitern bzw. von den begriffen m/w zu lösen UND gleichzeitig beizubehalten für den bio-part, hier: chromosomen-paare...
paßt für mich nicht zusammen und empfinde ich als extrem trans-feindlich. ts-menschen wird damit die existenz abgesprochen, da man nicht von xy nach xx bzw. umgekehrt angleichen kann.
 
außerdem... sagen chromosomen ansich nicht das geringste über das eigene geschlecht aus, da viele (alle?) auswirkungen von ihnen veränderbar sind und den sozialen punkt außer acht läßt. zudem sind chromosomen nicht entweder xx/xy, sondern variieren ebenfalls. z.b. dreifachkombinationen (xxy) oder wenn nur eines vorhanden ist (x0). sprich:
auch die chromi's sind nicht entweder/oder. und von ihnen lassen sich keine definitiven rückschlüsse ziehen auf den restlichen körper bzw. geschlecht als ganzes.
 
(randnotiz: der mensch hat ca. 25.000 gene, die sich auf 46 chromosomen verteilen. von diesen ist EINES (x oder y) entscheident für DEN unterschied. sich darüber zu identifizieren empfinde ich als gruselig. das ist, als ob ich meinen linken (oder rechten fuß) als körper bezeichnen würde und den rest ignoriere ^^)
 
hat man als nichtbinär eine eindeutige geschlechtsidentität und will nicht zwischen m/w stehen?
was mich persönlich betrifft...
natürlich habe ich auch eine (bio)geschlechtsidentität. ob sie im sinne von m/w eindeutig ist...
sie ist zumindest eindeutig in dem, was sie ist. ob sie in die jeweilige schublade paßt, liegt im auge bzw. der definition des betrachters und ist nicht meine angelegenheit. wird allerdings ziemlich oft zu meiner gemacht. Undecided (ist aber ein anderes thema)
 
mein wille ist es nicht, irgendwo NICHT dazuzugehören (m/w), sondern einfach nur "ich" sein zu können OHNE rücksicht darauf zu nehmen, inwieweit es den binär"normen" entspricht bzw. ein geschlechtsetikett dranklebt. ist aber einfacher gesagt, als getan, ganz besonders, wenn man es nicht mag, aufzufallen.
 
nebenbei...
an dem begriff nonbinary mag ich nicht, das er sich zum einen über die binarität definiert und nicht über meine menschl. individualität (betrifft auch meinen körper, wie jeden anderen auch.)
und zum anderen...
etwas nicht zu sein (non) ist für mich nicht das gleiche, wie zu "sein". bei dem gedanken springt mein ego fuchsteufelswild im kreis herum. aber sei es drum, hab noch keinen passenderen begriff gefunden und außerdem scheint es die bevorzugte (nicht)-schublade zu sein, wenn es darum geht, der aktuellen binären einteilung den mittelfinger zu zeigen.  Tongue
 
und nun... genug aus dem nähkästchen geplaudert...
entweder/oder?
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RE: nonbinary - was es für mich bedeutet
Beitrag #30
(25.02.2018, 11:24)winni schrieb: Ist es nicht bei den Nichtbinären so, dass man doch eine eindeutige Geschlechtsidentität besitzt


Kann sein, muß aber nicht. Das ist individuell unterschiedlich.


Vielleicht gibt es auch einige Glückselige, die sich über "Identitäten" und andere "Schubladen" gar keine Gedanken machen müssen Shy


Zitat:und nicht zwischen den zwei Geschlechtern stehen möchte?


Wenn Du von zwei Geschlechtern sprichst, dann steckst Du aber immer noch in der binären Ordnung.


Aber ich sehe schon, das ist gar nicht Dein Problem. Ich weiß ja, daß es sich total beschissen anfühlt, wenn man nicht so leben kann wie man will. Aber was ist das denn nun, das Dich davon abhält?


Du schaust Dir dann an anderer Stelle total deprimiert irgendwelche Lebenssituationen an, und es fühlt sich an, als sei es schon seit 5 Millionen Jahren nie anders gewesen. Natürlich hilft Dir dann nicht, wenn man dagegen aus archäologischer Warte Einspruch erhebt. Aber was können wir denn nun für Dich tun?
Zitat



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