Besser 'mit' als 'für' Trans/sexualität/identität leben
RE: Welche Seite ist "richtig"? WC-Benützung durch Trans-Menschen
Beitrag #2
Egoismus... ja gut, Ziel einer Psychotherapie ist es natürlich auch das eigene Ego zu stärken.
Ich finde es jedenfalls nicht verkehrt etwas für sich selbst zu machen und die eigenen Interessen an die erste Stelle zu stellen.
Ein niedriges Selbstwertgefühl ist jedenfalls oft das größere Problem, weil man anfängt sich für andere aufzuopfern oder deren Interessen über die eigenen stellt. Das führt zu ganz komischen Wertigkeiten und oft wird man gnadenlos ausgenutzt. Weil man für jeden narzisstisch veranlagten Menschen, der auch noch wenig Skruppel hat ein gefundenes Fressen ist.
Meine Frau hatte auch einen ausgeprägten Helfer-Komplex, an dem wir auch lange arbeiten mußten. Die war ja so schlimm, die hat ja fast-wildfremden Menschen Geld geliehen, nur weil sie der Meinung war "das man Menschen, denen es schlechter geht als einem selbst helfen muss.".
Auch wenn Egoismus immer einen negativen Beigeschmack hat, heutzutage ist es eher Selbstverteidigung.
Außerdem denke ich nicht, dass sich Egoismus und Hilfbereitschaft, sowie Mitgefühl und Herzlichkeit ausschließen. Ich helfe gerne, wo ich kann, aber eben nicht über meine Maßen oder wenn es meinen Interessen zu widerläuft. Das wäre wieder Opferbereitschaft und die hält sich bei mir stark in Grenzen.

Tja Freunde, die findet man meistens da, wo man gemeinsame Interessen hat. Am Besten ist es dann, wenn es dabei nicht um das Thema Transidentität geht. Weil viele Menschen dann ganz unbefangen mit dem Thema umgehen können, wenn es eben nicht im Mittelpunkt steht. Und wenn man davon betroffen ist, dann ist es unglaublich wichtig, wenn man nicht immer nur darauf reduziert wird.
Ich singe z.B. gerne und ein paar meiner Freunde machen selbst Musik und die schätzen meine Gesangstimme durch aus (auch wenn ich gute Sängerin bin). Oder das Bogenschießen, da werde ich auch von einem Freund unterrichtet und er sagt, ich stelle mich gar nicht so schlecht an. Man braucht etwas abseits der Transidentität, womit man sich beschäftigen kann und wo man mit Freunden zusammen ist.
Ich meine, nicht umsonst bin ich Darstellerin auf Mittelalter-Märkten, man trifft unglaublich viele Menschen und lernt viele neue Freunde kennen.
Wie man seine Freizeit und Interessen letztlich gestaltet das bleibt natürlich jedem selbst überlassen, nur sollte man sich selbst nicht nur auf die Transidentität reduzieren.

Mit dem Verstecken ist es natürlich zweischneidig, aber ich kann da schlecht mitreden, weil meine Transidentität in der Regel nicht auffällt. Und in den selten Fällen, wo es doch auffällt, interessiert es mich einfach nicht was die Leute denken. Ich zeige eindeutig, durch Verhalten, Aussehen usw., dass ich eine Frau bin und auch so zu behandeln bin. Da ist es dann auch egal, ob das Passing mal versagt. Die Leute sind dann vielleicht verwirrt oder reserviert, aber mich schlecht zu behandeln das traut sich keiner. Ich kriege auch keine blöden Blicke, die Leute gucken eher verwirrt oder neugierig. Vielleicht ist meine überdurchschnittliche Attrativität ein Vorteil, ich weiß es nicht. Ich weiß nicht was die Leute denken, aber vielleicht sowas wie "war die früher mal ein Mann?! Dafür sieht die jetzt aber verdammt hübsch aus!"
Ich halte es jedenfalls für möglich, dass sich gutes Aussehen auch bei Transidentität positiv auf die Sichtweise auswirkt.
Ich weiß, das hilft anderen auch nicht weiter, aber ich kann auch nur das erzählen, was ich erlebt habe.

Und was meine Freundin angeht, die hat AHDS und Borderline, wenn man der zuviel Spielraum läßt, dann nutzt die das aus, ohne überhaupt zu bemerken, was sie macht. Wenn die auf einem anderen Level ist, dann ist das echt schlimm. Wie beim letzten mal, sie sollte eine Aufgabe erledigen und ihre Antwort war "Mache ich gleich, ich muß nur noch mal 5 min. weg.", draus wurden dann 2 Stunden. Ich habe ihre Arbeit dann miterledigt und dazu mußte ich ein Konzert sausen lassen. Und hinterher fragt sie noch ganz empört, ob das etwa ihre Schuld wäre. Wie gesagt, wenn sie auf so einem Level ist, merkt sie nicht mal wie sie mit anderen Menschen umgeht.
Ich weiß das sie für ihr Verhalten nichts kann, aber das heißt nicht, dass es mir gefallen muss oder das ich ihr dafür noch das Köpfchen streicheln muss.
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
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RE: Welche Seite ist "richtig"? WC-Benützung durch Trans-Menschen - von Eva_Tg - 17.06.2016, 23:44

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