Tatort - Die Amme
RE: Tatort - Die Amme
Beitrag #25
Der ORF schrieb:
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In Bezugnahme auf Ihr Schreiben möchten wir Ihnen mitteilen, dass „Die Amme“ ein Film ist, der auf sehr subtile Weise mit der im Grunde immer unerklärlichen Tat eines Mörders umgeht. Es wird facettenreich reflektiert, wie schwer, ja genau genommen unmöglich es ist, einen Menschen abschließend zu bewerten und zu kategorisieren.
 
Und selbstverständlich ist „Die Amme“ – wie auch jede andere Produktion des ORF – getragen vom Respekt vor der Menschenwürde und sozialen Minderheiten.
 
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Dieser Respekt nutzt nichts, wenn nicht die Folgen des eigenen Handelns bedacht werden.


Deshalb sah ich mich genötigt, dem ORF einen weiteren Brief zu schreiben:

Liebes ORF,
 
 
im Tatort „Die Amme“ geht es um die Darstellung eines Mannes, der in Frauenkleidern mit jedoch weiterhin extrem männlichem Aussehen Verbrechen begeht.
 
Diese Darstellung entspricht exakt dem, was manche Feministinnen von trans Frauen behaupten:
Dass diese Menschen gar keine Frauen seien und auch nie „werden“ können (womit sie ironischerweise Recht haben, da keine trans Frau erst Frau „werden“ muss, sondern immer schon war).
Dass diese Menschen Frauenkleidung anziehen, um ihren perversen Trieben nachgehen zu können.
Dass diese Menschen sich als Frauen ausgeben, um in Frauenschutzräume wie Frauenhäuser, Frauentoiletten, Frauenumkleiden und Ähnlichem eindringen zu können und dort Frauen belästigen, vergewaltigen oder ermorden.
 
Das katastrophale Passing des Mörders bestärkt diese Ansicht noch, dass trans Frauen nur verkleidete Männer sind.
 
 
Was können die Folgen dieser Tatortfolge sein?
 
Da sind zum einen die trans Frauen mit ähnlichem Passing.
Sie sind von der Natur ohnehin schon benachteiligt.
Schulterbreite, Körperlänge, große Hände und Füße, Brustkorb und vor allem männliche Gesichtszüge, Nase, Abstand Nase-Oberlippe,, Abstand Unterlippe-Kinn, Haaransatz und so weiter verhindern ihr Passing als Frau – als das, als was sie sich fühlen, sich sehen, es von sich selber wissen.
Ihr Leben ist ein ständiger Kampf um Anerkennung ihres So-Seins, ein Kampf gegen Tuscheln, gegen scheele Blicke und sogar gegen angestrengtes Nichtsehen (so wie manche Menschen auf Rollstuhlfahrer reagieren).
 
Aber die trans Frauen mit besserem oder auch exzellentem Passing sind ebenfalls betroffen.
Denn wenn andere Menschen auch nur den kleinsten Verdacht haben, dass das Wesen, was sie sehen, keine „echte“ Frau ist, denken sie sofort „Das ist doch ein Mann!“ und dann haben sie das Bild des als Frau verkleideten Psychopathen im Kopf, der mordend durch die Filmgeschichte geistert.
 
 
Natürlich ändert sich das Verhalten der Mitmenschen gegenüber trans Menschen nicht gravierend nach dem Anschauen eines solchen klischeebedienenden Filmes.
 
Die Veränderung erfolgt nach der Salamitaktik.
 
Scheibchen für Scheibchen wird abgeschnitten, bis die Wurst weg ist.
 
 
Gegen alle wissenschaftliche Erkenntnis, gegen die aktuelle ICD, gegen verfassungsgerichtliche Feststellungen, gegen den amtlichen Personenstand und vor allem gegen das bessere Wissen der Betroffenen wird mit genau dieser Salamitaktik das Bild der trans Menschen als nicht ganz richtig im Kopf bestärkt, die dringend weggesperrt und behandelt werden müssen, bevor sie etwas Schlimmeres tun als nur in falscher Kleidung herumzulaufen und sich einzubilden, sie wären eines anderen Geschlechtes als ihnen bei ihrer Geburt zugeordnet worden war.
 
 
Dieser Tatort bedient nicht nur ein schlimmes Klischee, das – wenn auch vom Autor möglicherweise ungewollt – von einer bestimmten Klientel der Zuschauer mit innerem Grinsen auf alle trans Frauen übertragen wird;
er konterkariert darüber hinaus alle Bemühungen, der Allgemeinheit die mittlerweile unwiderlegbaren wissenschaftlichen Erkenntnisse zu vermitteln, dass Transsexualität keine geistige Erkrankung ist.
 
 
Zusammengefasst:
Die Diskriminierung in dieser Tatortfolge nicht darin, dass eine trans Frau, eine Transgenderin oder ein Transvestit ein Verbrechen begeht.
Das tun sie in der Realität bestimmt und sie sind nicht immer oder nur Opfer, genauso wie Schwarze, Lesben, Schwule oder alle anderen Menschen.
 
Die Diskriminierung besteht darin, dass der Verbrecher jenes Negativbild, welches manche Bevölkerungsschichten von trans Frauen immer noch haben, pflegt, verstärkt und ins negativ Möglichste verzerrt.
 
 
Eine entsprechende Klarstellung in Ihrem Programm wäre schön und könnte durchaus Leben retten.
 
Trans Menschen suizidieren sich fast sechs (6) mal so oft wie der Bevölkerungsdurchschnitt.
40% der trans Menschen haben bereits einen Suizidversuch hinter sich oder ernsthaft an Suizid gedacht.
Dies in den seltensten Fällen, weil sie selber mit sich nicht leben können.
Sondern weil ihre Mitmenschen nicht mit ihnen leben wollen.
Ihre Tatortfolge hat nicht dazu beigetragen, diesen Missstand zu verbessern.
 
 
Vielen Dank fürs Lesen.
Nicht zu hassen - um zu lieben bin ich da (Antigone)
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