Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
RE: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
Beitrag #71
Tja, wenn du sagst da ist definitv noch mehr, dann mußt du eben ausloten was da ist. Das ist aber halt deine Sache, da können wir weder mit zu reden noch mit erklären viel helfen, das mußt du alleine rausfinden.

Ich weiß wie schwer das ist, nicht nur fürs sich selbst rauszufinden, was man will, sondern dann auch dazu zu stehen. Ich tu mich teilweise jetzt noch schwer damit, wenn bestimmte Situationen auftreten. Zum Beispiel hab ich Wochen gebraucht, um meiner Mutter offen und klar zu sagen, daß ich Transsexuell bin und nun Vollzeit als Frau lebe. Und das obwohl sie schon seit jahren wußte, daß ich Probleme mit meiner Geschlechtsidenität habe und seit Anfang des Jahres in Therapie bin, außerdem kannte sie mich ja schon als Frau, trotzdem kostete es Überwindung die harten Fakten beim Namen zu nennen.
Das ist das Problem bei Transgendern, vieles ändert sich im Leben und man braucht Kraft und Mut, um das alles durchzustehen und manchmal will man am liebsten nur noch weglaufen.
Gerade wenn die Probleme mit dem eigenen Geschlecht in der Pubertät auftreten, dann ist es ganz schlimm. Rückblickend sagt meine Familie, war das bei mir so, früher war ich ein fröhliches und lebenslustiges Kind und in der Pubertät hat sich das schlagartig gewandelt. Schlimmer als alles was man an Stimmungsschwankungen und Veränderungen von anderen Heranwachsenden kennt und erst jetzt in den letzten Jahren kommt die Lebensfreude wieder.
Und trotzdem habe ich noch sehr oft mal einen Durchhänger.
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RE: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
Beitrag #72
Mit dem Thema Transvestitismus habe ich mich bislang eigentlich viel zu wenig auseinander gesetzt, dafür dass ich generell Transgender-"interessiert" bin. Leider muss man sich bei Google die interessanten und vernünftigen Infos zwischen viel Unwissen und Halbwissen heraus suchen, so dass ich teilweise nicht wusste ob ich lachen oder weinen sollte - selbst bei Quellen die den Anspruch hatten, sich seriös mit dem Thema auseinander zu setzen.

Aber bevor ich jetzt wieder dazu übergehe mich selbst mit einem Begriff zu belegen, mache ich erstmal eine "Bestandsaufnahme":
- Ich bin körperlich ein Mann. Damit fühle ich mich grds. auch wohl.
- Aber die Rolle als Frau reizt mich auch. Dabei geht es mir auch darum, von anderen als Frau gesehen zu werden.
- Sexuelle Erregung ist wohl nicht die Triebfeder hinter diesem Wunsch. Obwohl ich auch noch nicht 100%ig ausschließen kann dass es zu sexueller Erregung führen würde, dazu fehlt mir die Erfahrung.
- Dauerhaft als Frau zu leben kann ich mir derzeit nicht vorstellen.

Also muss der Fahrplan lauten: Probier es aus. Na toll, soweit waren wir weiter oben schon Wink. Aber es hilft mir trotzdem es innerlich noch mal zu sortieren.

Ausprobieren kann lauten: Frauenkleidung, aber es kann auch lauten: Schminken. Geht natürlich auch beides in Kombination. Jemanden anders dabei um Hilfe zu bitten, würde ich mich momentan nicht trauen. Erstmal für mich alleine ausprobieren. Beim Schminken fehlt mir jede Ahnung und Übung, aber ich habe schon gesehen dafür gibt es hier einen eigenen Thread den ich mir mal anschauen könnte.

In beiden Fällen fehlt mir allerdings das "Handwerkszeug". Mich heimlich bei meiner Freundin zu bedienen wäre der einfachste Weg, aber das fände ich ***. Also selber kaufen... aber wie, ohne Ahnung von solchen Sachen zu haben, ohne rot zu werden und ohne das Gefühl zu haben vor Scham im Boden zu versinken? - Eigentlich sollte es kein Problem sein, wenn ich einfach rein gehe, kaufe was ich brauche und wieder raus gehe. Sollen die Verkäufer(innen) doch denken was sie wollen, und es kann ja auch sein dass ich es nur für meine Freundin kaufe. Mit sowas hätte ich eigentlich keine Probleme. Aber das funktioniert nur wenn ich von vorne herein souverän da rein gehe.

Ich habe das Gefühl vorher muss ich das für mich innerlich noch weiter aufbereiten. Vielleicht schon mal im Kopf ein, zwei Mal die Szene durchspielen, und dann ganz klein anfangen. Selbstbewusstsein stärken.

Ideal wäre natürlich die Alternative, dass Freundin/Freundinnen scherzhaft auf die Idee kommen das mal mit mir ausprobieren zu wollen. Was ich ja beides tatsächlich schon erlebt habe, aber dann doch eher unter die Rubrik "Ausnahme" fällt. Forcieren kann ich sowas ja nicht, und eine besonders tiefschürfende Erfahrung wäre das auch nicht. Blöder Gedanke.

Bleibt wohl dabei: Entweder ich eröffne mich einer anderen Person (von euch mal abgesehen Wink) - oder ich muss den Mut haben in ein Geschäft zu gehen und einzukaufen.

@Eva: Das tut mir wirklich leid das zu lesen. Gerade die Pubertät ist ja eh schon schwierig genug. Wenn dann noch sowas dazu kommt... ich hoffe dass die Durchhänger im Laufe der Zeit immer weniger werden und du es irgendwann ganz überwunden hast. Das gleiche gilt natürlich für alle die mit TG ihre Schwierigkeiten hatten/haben. So ganz ohne diesen Leidensweg scheint es in vielen Fällen vermutlich eh nicht zu gehen. Wäre aber zumindest schön und hilfreich, wenn die Gesellschaft da etwas offener würde (siehe mein Eingangskommentar zu den Treffern bei der Google-Suche)...
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RE: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
Beitrag #73
Leider gehört dieser Leidensweg offenbar zu fast allen transsexuellen Lebensläufen, die Ausnahme bilden die, bei denen die Transsexuallität schon in der Kindheit beobachtet und ausgedrückt wurde und selbst die stehen vor gewissen Problemen. Fakt ist, daß man weiß das man anders ist, aber nicht weiß was eigentlich los ist und wie man es beschreiben soll. Das führt zu einem unglaublichen Druck und das kann jahrelang so gehen, wie man bei mir sieht, ich bin jetzt über 30 und meine Probleme mit der Geschlechtsidenität waren mir schon in der Pubertät bewußt. Gut, ich hab auch jahrelang versucht beide Rollen zu leben, aber irgendwann ist die Kluft zwischen dem, was man innerlich fühlt und dem Äußerlichen so groß, daß diese Kulft nicht mehr zu überbrücken ist. Zum Schluß hab ich mich ja quasi nur noch für die Arbeit als Mann verkleidet; ich hab das mal als meine Tarnidentität beschrieben und ich habe mich tatsächlich wie eine Person gefühlt, die "undercover" arbeitet, ständig drauf geachtet ja nichts Brisantes zu verraten...
Und das macht die Psyche irgendwann nicht mehr mit.

Ansonsten die Idee, dass scherzhaft mit deiner Freundin zu besprechen halte ich auch nicht für so toll, wenn dann ernsthaft, immerhin will du doch ernst genommen werden. Klar, du hast Angst vor der Reaktion und deswegen versuchst du es auf dem Weg, damit du zur Not einen Rückzieher machen kannst. Ich habe mich auch unendlich schwer getan meiner Freundin zu erzählen, was los ist, aber im Grunde führte kein Weg dran vorbei, eine Beziehung mit Geheimnissen zu belasten ist schlimmer als sie mit mit Transgender-Themen zu belasten. Ja, daß ist für eine Beziehung nicht einfach, meine Freundin war auch völlig vor den Kopf gestoßen, als ich sagte ich will jetzt Vollzeit als Frau leben, aber wenn man sich wirklich liebt, dann übersteht man auch solche Veränderungen.

Und wo wir gerade von Geheimnissen reden, der andere Weg ist auch nicht ohne Geheimnisse, wenn du Klamotten und Make-up kaufst, dann mußt du die auch irgendwo verstecken. Und was machst du, wenn deine Freundin die trotzdem mal findet? Dann stehst du vor dem selben Problem und die Situation ist denkbar ungünstig.
Das Kaufen der Sachen ist eigentlich das kleinste Problem, das sind eigentlich nur Klischees in deinem Kopf, das Männer sowas nicht kaufen dürfen. In Wahrheit wird kaum jemand wirklich Notiz davon nehmen. Als ich noch in beiden Rollen gelebt habe, habe ich so oft als Mann Frauenklamotten gekauft und nie ist irgendwas passiert. Einmal hab ich sogar zusammen mit meiner Stiefschwester einen Rock gekauft und da hatte ich mich noch gar nicht bei ihr geoutet.
Das ist alles nur eine Sache des Kopfes, in Wahrheit machen sich die wenigsten VerkäuferInnen über solche Sachen Gedanken.
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
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RE: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
Beitrag #74
Tja, du hast wohl recht, in beiden Punkten.

Meine Freundin hat ein Recht zu erfahren was ich zu diesem Thema denke/fühle... aber ich brauche noch ein wenig Zeit. Immerhin muss ich ihr nicht sagen, dass ich kein Mann mehr sein will - es könnte also schlimmer sein. Leider hatten wir es nicht immer einfach muss ich sagen - wir haben schon eine Reihe von Bewährungsproben bestehen müssen, dass ich schon fast ein schlechtes Gewissen habe sie mit weiteren Dingen zu belasten. Aber das hilft ja nicht.

Ihr zu Liebe dieses Thema ruhen zu lassen und nicht mehr weiter drüber nachdenken macht ja im Endeffekt auch keinen Sinn. Also muss ich mit ihr ehrlich darüber reden.
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RE: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
Beitrag #75
Na ja, so schlimm ist es nun auch wieder nicht, wenn man kein Mann ist, meine Freundin hat es ganz gut verarbeitet, daß sie jetzt plötzlich lesbisch ist. Aber ich fürchte, daß ist eher die Ausnahme.

Das Thema ruhen zu lassen, das kann man schlecht, irgendwann holt einen das immer ein. Im schlimmsten Fall, gibt man der Partnerin nach Jahren die Schuld am eigenen Unglück. Ist mir zum Glück nicht passiert, ich habe immer versucht meine Probleme möglichst offen zu legen, vor meiner Freundin, vor der Familie und vor Freunden. Vielleicht wird des wegen meine Transsexuallität einfach so akzpetiert und deswegen komme ich einigermaßen gut zu recht. Meine Therapeutin sagt jedenfalls, das ich mit meinem sozialen Umfeld wenig Probleme habe und da gut intregiert bin, bei anderen Transsexuellen sieht das bei weitem nicht so gut aus.
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RE: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
Beitrag #76
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht, wie sie es aufnehmen würde. Einerseits hat sie (im Konjunktiv) gesagt, dass sie nicht glaubt mit so etwas klar zu kommen.

Andererseits hat sie neulich auch eine andere Äußerung getan, die nicht direkt mit dem Thema zu tun hatte... aber dennoch irgendwie "hoffen" lässt. Aber das mag ich hier nicht schreiben, solange ich mit der Sache lieber anonym bleiben will.
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RE: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
Beitrag #77
Brauchst du ja auch nicht, dir bleibt es überlassen, was du uns mitteilen willst und was nicht. Kann ja nicht jeder so eine Plaudertasche sein wie ich und andauernd Geschichten aus dem eigen Leben erzählen. Wink

Hm, ich weiß nicht, frag sie doch mal ganz offen und direkt, was sie von Transsexuellen und anderen Transgender hält, also jetzt allgemein, nicht auf die Beziehungsebene bezogen. Ich weiß, viele Menschen antworten dann beinahe schon automatisch "Also so eine Beziehung könnte ich mir nicht vorstellen.", aber darum geht es gar nicht. Es geht darum, daß wir eben auch "normale" Menschen sind und wenn man das erstmal verinnerlicht hat, dann ist das Thema Beziehung gar nicht so abwegig.
Ich bin eben das beste Beispiel dafür, aber auch andere sind in festen Beziehungen. Ich kenne auch einen Fall, da hat sogar die Ehe die "Krise" Transsexuallität überstanden, die leben jetzt halt als Frau und Transfrau und ziehen ihre Kinder gemeinsam groß.
Also wenn andere das schaffen, und das ist um einiges härter, dann schaffst du das auch, mit deiner Freundin über solche Themen zu reden.
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RE: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
Beitrag #78
Ich bin mir ziemlich sicher dass sie nichts schlechtes oder unnormales aan TG finden würde, sie ist bei solchen Dingen generell sehr aufgeschlossen und tolerant (hab mich ja nicht umsonst in sie verliebt Wink). Aber davon, allgemein nichts gegen TG zu haben bis dahin, eine Beziehung mit eine(r/m) TG zu haben, ist es dann doch ein weiter Weg.
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RE: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
Beitrag #79
(07.05.2013, 10:15)Je ne suis pas cliché schrieb: Ich bin mir ziemlich sicher dass sie nichts schlechtes oder unnormales aan TG finden würde, sie ist bei solchen Dingen generell sehr aufgeschlossen und tolerant (hab mich ja nicht umsonst in sie verliebt Wink). Aber davon, allgemein nichts gegen TG zu haben bis dahin, eine Beziehung mit eine(r/m) TG zu haben, ist es dann doch ein weiter Weg.

Nach meiner Erfahrung wird die Beziehung nach einem Outing entweder von der Partnerin (wie ein homosexxueller Partner reagieren würde, kann ich mangels mir bekannter Beispiele nicht abschätzen) sofort beendet, sagt sie aber: "Okay, damit kann ich leben!", muss man dennoch mit einer längeren Beziehungsphase der Belastung und Zerbrechlichkeit rechnen. Die Konsequenzen, etwa die tatsächlichen oder imaginierten Blicke anderer Menschen, wenn sich eine Frau an der Seite einer Tivi in der Öffentlichkeit zeigt, werden nämlich erst jetzt spürbar. Selber ist man später oft in Versuchung, die Partnerin als Fessel zu empfinden, die einem im "Höhenflug" oder "Durchmarsch" (z.B. Ruck-Zuck-Schnellouting quer durch das ganze soziale Umfeld) hemmt und bremst, sobald man ihre Ängste und Sorgen spürt oder das erste "Nein" hört. Als TG ist man ja generell sehr egozentrik-gefährdet.
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! Wave   -
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RE: Androgyn, Bi-Gender, oder etwas anderes?
Beitrag #80
Aber eine gesunde Protion Egoismus gehört leider dazu, es geht um mich, um meine Probleme und darum wie ich leben möchte und glücklich werden kann. Das sind halt essenzielle, persönliche Fragen, die in einer Beziehung dazu gehören. Da ist leider wenig Raum für Kompromisse.
Der Vergleich mag hinken, aber ich denke, man sieht worauf ich hinaus will: Der Partner/die Partnerin kann einem schließlich auch nicht Egoismus vorwerfen, wenn sich für oder gegen einen Job oder Ausbildung entscheidet. Da kann man nicht sagen, ich will aber, daß du hier oder dort arbeitest und wenn du das nicht machst, was ich sage, dann bist du einfach nur egositisch. Und das Gewicht dieser Entscheidungen ist genauso groß und der/die Partner können dann auch nur mitziehen und unterstützen oder es sein lassen und den Bruch der Beziehung in Kauf nehmen. Viel Spielraum gibt es da nicht.
Und seien wir mal ehrlich, es gab schon mehr als eine Beziehung, die letztlich an Karriere- und Arbeitsfragen gescheitert ist. Und es gibt auch einige, die es später bitterlich bereuen das ihre Berufwünsche von ihren Partner beeinflußt wurden.
Und genauso ist es hier, entweder beide stehen zu den Wünschen und Entscheidungen oder irgendwann gibt es Probleme.

Wie gesagt es geht, auch wenn es nicht einfach ist. Im Grunde müssen beide Partner sagen, wir machen unser Ding, egal was die anderen sagen. Dafür muß man entsprechend kaltschnäuzig sein. Mit einer TS in der Öffentlichkeit rumknutschen, sollen die Leute doch doof gucken. Meine Freundin sagt auch offen, ja ich habe eine Lebensgefährtin und ja, die ist transsexuell, wenn einer ein Problem damit hat, Pech gehabt. Wir haben genug Leute, die zu uns stehen und die keine Probleme damit haben, da ist uns die Meinung von ein paar Wenigen egal.
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
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