Wie geht ihr als Transfrau ohne VÄ/PÄ mit Zwangs-Outing um?
Wie geht ihr als Transfrau ohne VÄ/PÄ mit Zwangs-Outing um?
Beitrag #1
Tja, die Frage würde mich mal interessieren, was macht ihr wenn ihr Zwangs-geoutet werdet und wie geht ihr mit solchen Situationen um?

Ich lebe 24/7 als Frau, habe aber noch keine Vornamens- oder Personenstandsänderung, also laufen alle meine Ausweise und Dokumente noch auf meine männliche Idenität.

Wenn ich in eine Verkehrskontrolle gerate, muß ich der Polizei meinen Frührerschein zeigen, der auf meine männliche Idenität ausgestellt ist.
Wenn ich irgendwo mit Kreditkarte bezahle, dann wird beim Datenabgleich auf meine männliche Identität offenbart.
Oder wenn ich mit meiner Versichertenkarte zum Arzt gehe, auf der sind ebenfalls die Daten meiner männlichen Identität gespeichert.

In solchen und ähnlichen Situationen, die im Alltag regelmäßig auftreten, ist man immer wieder gezwungen zu erklären, daß man transsexuell ist und das die Identitätsdaten noch nicht geändert wurden.
Sicherlich könnte man in solchen Momenten auch einfach nichts dazu sagen, aber gerade in Bezug auf Polizei und Kreditkarten kommt dann schnell der Verdacht das ein Betrug/Diebstahl vorliegt auf.

Außerdem gibt es genug andere Situation in denen man zwangsgeoutet werden kann, was ist mit Freunden/Familie, die vielleicht aus einer Mischung von Unbeholfenheit, Unwissenheit und Unbedachtheit euch als transsexuell outen, z.B. "Das ist meine Schwester Eva und die ist transsexuell."

Wie erlebt ihr solche Situationen und wie geht ihr damit um?
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
WWW
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RE: Wie geht ihr als Transfrau ohne VÄ/PÄ mit Zwangs-Outing um?
Beitrag #2
(19.04.2013, 21:03)Eva_Tg schrieb: Wenn ich in eine Verkehrskontrolle gerate, muß ich der Polizei meinen Frührerschein zeigen, der auf meine männliche Idenität ausgestellt ist.

ich hatte das am flughafen...ca. 20. März 2012..... 3 monate HRT und davor 12 Monate Finasterid, Phytoestrogen und sehr lange Haare damals noch..leicht gewellt und noch nicht überpflegt..auch spitzen waren sauber und gerade geschnitten worden...
es haben sich anfangs meine gesichtszüge verändert und die haut war blasser..glatter..frisch rasiert usw.... offenes langes gepflegtes haar und neutrales outfit...

der führerschein wurde gemustert..ich wurde gemustert (haare zusammenbinden, gesicht links, rechts von unten oben usw..) von 2 polizisten.. ich kannte sowas.. zeigte dann einem von beiden mein muttermal das auch auf dem führerschein an gleicher stelle ist.. "ah.." es wurde gegrinst und ich kam weiter..


(19.04.2013, 21:03)Eva_Tg schrieb: Tja, die Frage würde mich mal interessieren, was macht ihr wenn ihr Zwangs-geoutet werdet und wie geht ihr mit solchen Situationen um?
...
Wie erlebt ihr solche Situationen und wie geht ihr damit um?

ich oute mich jedes mal im Schwimmbad oder Hallenbad..
jetzt kommt die Badesaison... nachdem die Hormone den Körper schon auf eher weiblich umgestaltet haben... ist es schwer.. in solchen Situationen maskulin zu wirken..(da auch kaum Bart mehr vorhanden ist).. sehr schwer ... irgendwie gefällt mir das .. ich weiss auch nicht warum ?

ich würde damit spielen..

oder einfach ignorieren bzw drüberstehen... (meine Meinung)
"Was wir brauchen, sind ein paar verrückte Leute; seht euch an, wohin uns die Normalen gebracht haben." - George Bernard Shaw
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RE: Wie geht ihr als Transfrau ohne VÄ/PÄ mit Zwangs-Outing um?
Beitrag #3
Bestätigung vom THerapeuten, dass ich TS bin und das Äussere nicht mit den offiziellen Datenübereinstimmt reicht für alle Ausweisfälle (obwohl ich noch nie Probleme hatte).

Kreditkarte reicht eigentlich eine Unterschrift, kA wie das in Deutschland so ist.

Ich habe bis jetzt noch keine Probleme gehabt Smile
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RE: Wie geht ihr als Transfrau ohne VÄ/PÄ mit Zwangs-Outing um?
Beitrag #4
Ok, keiner versteht, auch egal.
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Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
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RE: Wie geht ihr als Transfrau ohne VÄ/PÄ mit Zwangs-Outing um?
Beitrag #5
(19.04.2013, 22:50)Eva_Tg schrieb: Ok, keiner versteht, auch egal.
Ich werde gar nicht zwangsgeoutet. Was soll man auch dagegen tun, wenn es doch so passiert?
Dein Problem bzw deine Frage war ja, was gegen Zwangsouting tun oder wie man sich dann verhält. Es gibt einfach nichts wo man sagen kann "mach das und das".
Darum versuche ich sowas von vonrherein zu vermeiden.

Und wie gesagt, falls es doch passieren sollte einfach ruhig bleiben und und keinesfalls überreagieren. ICh finde, ausstrahlendes Selbstbewusstsein hilft weit mehr als irgendwelche "Tipps" Smile
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RE: Wie geht ihr als Transfrau ohne VÄ/PÄ mit Zwangs-Outing um?
Beitrag #6
Nun, "von vorneherein vermeiden" bedeutet aber, daß man alles bedacht hat und das man alles kontrollieren kann. Leider gibts aber sowas wie "Zufall".
Also nenn es von mir aus Zufalls-Outing anstelle Zwangs-Outing.

Und ich fragte nicht wie man sich verhalten soll, sondern "Wie erlebt ihr solche Situationen und wie geht ihr damit um?", daß ist schon ein Unterschied.
Wenn du sagst, du warst noch nie in so einer Situation warst, dann freu dich doch. Aber dann kannst du keine wirkliche Erfahrung dazu beisteuern.
Tja, Selbstbewußtsein ist eine feine Sache, aber leider gibt da den Harken, entweder man hat es oder man hat es nicht.
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RE: Wie geht ihr als Transfrau ohne VÄ/PÄ mit Zwangs-Outing um?
Beitrag #7
(20.04.2013, 01:39)Eva_Tg schrieb: Wenn du sagst, du warst noch nie in so einer Situation warst, dann freu dich doch. Aber dann kannst du keine wirkliche Erfahrung dazu beisteuern.
Deswegen hab ich ja nicht direkt "Tipps" gegeben Smile
Ich war zwar einmal in der Situation, dass die Ubahnkontrolle meinen Fahrausweis sehen wollte, aber zwangsgeoutet hat mich niemand. Der Kontrolleur hat meinen Ausweis verlangt und ich hab ihm den gegeben. Dann war kurz Stille, er guckte so auf Namen + Foto, schaute mich wieder an und dannn war nochmal kurz Stille.
Danach fragte er, ob ich das bin. Ich hab gesagt ja. Er schaute sich um, guckte nochmal den Ausweis an und ging dann (hat ihn mir natürlich wieder zurückgegeben).

(20.04.2013, 01:39)Eva_Tg schrieb: Tja, Selbstbewußtsein ist eine feine Sache, aber leider gibt da den Harken, entweder man hat es oder man hat es nicht.
Das stimmt meiner Meinung nicht. Selbstbewusstsein kann durch viele negative Situationen verloren gehen, aber man kann es wiedererlangen. Extrem übergewichtige Menschen haben auch kein Selbstbewusstsein wegen ihrer Fettleibigkeit. Wenn sie durch eine OP ihr Fett wegoperiert bekommen, können sie wieder langsam zum Alltag kommen und ihr Selbstbewusstsein wieder aufbauen weil sie wissen, sie sind jetzt nicht "extrem abnormal" und werden von der Gesellschaft nicht angeglotzt wie im Tierpark.
Solltest du auch wenig Selbstbewusstsein haben, sprich mit einem Therapeuten darüber. Er wird dir helfen, wieder an Selbstbwusstsein zu kommen.
Ich finde das eben sehr wichtig, weil es die einzige Möglichkeit ist, den Menschen zu zeigen, man ist nicht abnormal und lebt wie jeder andere Mensch. Andere spüren das und verhalten sich gleich viel anders, als wenn man verängstig nur muh und mah sagt und hofft, niemand tut mich zwangsouten. Dann merken das viele erst recht, dass man TS ist, da kann das Passing noch so gut sein.

Diesen Tipp (ich hatte nämlich einmal GENAU das selbe Problem mit Selbstbewusstsein) kannst du natürlich annehmen oder ignorieren, aber vielleicht hilft es ja auch anderen Menschen, die den Problemen etwas offener gegenüberstehen Smile
Zum Thema Körpersprache gibt es ja genug Lesestoff, kannst dich ja auch hier einlesen

Selbstbewusstsein und Körpersprache würdend ann auch deine Frage
Zitat: "Wie erlebt ihr solche Situationen und wie geht ihr damit um?"
beantworten finde ICH.

Vielleicht können aber noch andere was zu dem Thema sagen, mehrere Meinungen führen eher auf einen grünen Zweig (obwohl ich meinen schon gefunden habe) Smile
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RE: Wie geht ihr als Transfrau ohne VÄ/PÄ mit Zwangs-Outing um?
Beitrag #8
Tja, genau das was du schilderst, nennt sich Zwangsouting. Es geht nicht darum ob der Kontrolleur nun vor dir stand und kommentarlos den Ausweis zurückgegeben hat oder laut geschrien hätte "Ha, ha, Sie sind eine Transe! Guckt mal alle her!", ein Zwangsouting findet dann statt wenn einer Person offenbart wird, daß du TS bist und die keine echte Entscheidung darüber hast, ob es offenbart werden soll oder nicht.
Sicherlich, du hättest ihm deinen Ausweis nicht geben können, aber dann hätte es Probleme wegen Schwarzfahren gegeben, also hattest du keine echte Wahl, entweder als TS outen oder andere Probleme in Kauf nehmen.

Und genau solche Situationen finde ich extrem blöde, ich bin von meiner alten männlichen Idenität abhängig, obwohl diese praktisch nicht mehr zu mir gehört. Deswegen glaube ich auch nicht, daß das ein Problem des Selbstvertrauens ist, meine Therapeutin sieht jedenfalls da bei mir jedenfalls keine Probleme, sie weiß das ich mit meiner Transsexuallität sehr offen und locker umgehe. Trotzdem empfinde ich solche Situationen als belastetend und unangenehm.
Na ja, ich werde das beim nächsten Mal nochmal ansprechen, vielleicht kann man daran ja noch arbeiten.
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RE: Wie geht ihr als Transfrau ohne VÄ/PÄ mit Zwangs-Outing um?
Beitrag #9
(20.04.2013, 15:03)Eva_Tg schrieb: Tja, genau das was du schilderst, nennt sich Zwangsouting. Es geht nicht darum ob der Kontrolleur nun vor dir stand und kommentarlos den Ausweis zurückgegeben hat oder laut geschrien hätte "Ha, ha, Sie sind eine Transe! Guckt mal alle her!", ein Zwangsouting findet dann statt wenn einer Person offenbart wird, daß du TS bist und die keine echte Entscheidung darüber hast, ob es offenbart werden soll oder nicht.
Sicherlich, du hättest ihm deinen Ausweis nicht geben können, aber dann hätte es Probleme wegen Schwarzfahren gegeben, also hattest du keine echte Wahl, entweder als TS outen oder andere Probleme in Kauf nehmen.

Und genau solche Situationen finde ich extrem blöde, ich bin von meiner alten männlichen Idenität abhängig, obwohl diese praktisch nicht mehr zu mir gehört. Deswegen glaube ich auch nicht, daß das ein Problem des Selbstvertrauens ist, meine Therapeutin sieht jedenfalls da bei mir jedenfalls keine Probleme, sie weiß das ich mit meiner Transsexuallität sehr offen und locker umgehe. Trotzdem empfinde ich solche Situationen als belastetend und unangenehm.
Na ja, ich werde das beim nächsten Mal nochmal ansprechen, vielleicht kann man daran ja noch arbeiten.
Eine einzige Situation würde es geben, wo ich mich wirklich freiwillig outen würde (zumindest dass ich mal bilogisch ein Mann war). Nämlich jene, wenn ich mit einem Mann eine Beziehung eingehe. Sprich wenn er dazu bereit ist, erst dann sag ich es ihm. Einfach um mögliche Probleme später zu vermeiden und ihm ehrlich gegenüber zu sein. Immerhin will man mit diesem Menschen ja sein restliches Leben verbringen. Smile

Deshalb ist es gut, hierbei sehr selbstbewusst zu sein.

Ich kann natürlich dich verstehen, dass es dich ärgert jedes mal männliche Dokumente vorzeigen zu müssen. ABer ich glaube, anders würde es gar nicht gehen, um Betrügern nicht alles viel zu einfach zu machen. ABer vielleicht findet sich ja noch die eine oder andere, die eine Idee hätte? Smile
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RE: Wie geht ihr als Transfrau ohne VÄ/PÄ mit Zwangs-Outing um?
Beitrag #10
Also mir wäre das viel zu kompliziert, so zu tun als wäre ich eine CIS-Frau. Da müßte ich ja ständig drauf achten, was Freunde und Familie sagen oder gleich den Kontakt zu allen abbrechen und wegziehen.
Dann müßte ich auch meine Freundin verlassen, weil die mit dem Thema TS nämlich auch sehr offen umgeht und ich kann ja nun nicht kontrollieren, wem sie was erzählt.
In ihrer Fortbildung hat auch offen und ehrlich erzählt, daß sie eine Partnerin hat und das die transsexuell ist. Und wer damit ein Problem hat, der kann sie mal am A... lecken.
Und die Mädels da meinten dann auch gleich: "Die wollen wir unbedingt mal kennenlernen!"

Ich hab wenig Probleme zu sagen das ich eine Transfrau bin, aber ich mag keine Situationen, in denen ich keine echte Wahl habe, weil z.B. die Ausweise noch nicht ändert wurden. Sowas hat immer etwas mit Zwang zu tun.
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
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