Änderung des sexuellen Empfindens nach HRT und/oder GaOP
RE: Änderung des sexuellen Empfindens nach HRT und/oder GaOP
Beitrag #65
(27.04.2013, 17:51)Mike-Tanja schrieb: Was mich noch interessieren würde, ist die Frage einer Änderung des sexuellen Empfindens durch HRT bei einer Prä-OP-Transfrau, und wie man sich das erklärt.

Wie Shabana schon richtig gesagt hat, ist die GaOP technisch gesehen ja nur ein plastisch-chirurgisches Umarrangieren des vorhandenen Gewebes verbunden mit einer Kastration. Aus diesem Grund und auch aus persönlicher Erfahrung heraus würde ich den Großteil der zu erwartenden Veränderungen auf die HRT zurückführen.

Die äußerlichen Änderungen, die die veränderten Östrogen- und Testosteronkonzentrationen bei der HRT bedingen, sind zwar subtil, da gebe ich Shabana schon recht. Aber "under the hood" ändert sich dadurch doch einiges - hormonell, physisch und auch neurologisch, denn das Gehirn verfügt über eine erstaunliche neuronale Plastizität. Für das Sexualempfinden sind wohl all diese Veränderungen zusammen von Bedeutung. An Hormonen sind dabei vor allem Oxytocin (das "Bindungs-Hormon") sowie Prolactin von Bedeutung. Letzteres spielt eine wichtige Rolle beim Zustandekommen des Orgasmus und der darauffolgenden Refraktärzeit. Testosteron dagegen ist vor allem für die Intensität der Libido verantwortlich.

Genug der "technischen" Schilderung. Bei mir persönlich hat sich sexuell einiges nur durch die HRT geändert. Ich nehme seit 8 Monaten Estrogel (2 Hübe pro Tag), Androcur (25mg jeden zweiten Tag) sowie Finasterid (2,5mg pro Tag). Damit bekomme ich recht gute Hormonwerte von ca. 170 pg/ml E2 und Testosteron im mittleren weiblichen Bereich. Die Auswirkungen bisher:

- Die Libido ist recht stark gesunken. Das heißt in der Praxis, dass ich nicht mehr so einen unnachgiebigen "Drang" nach Sexualität habe, sondern mir stattdessen meistens Zeit nehmen muss, um richtig Lust zu bekommen. Meine Partnerin bekommt das zum Glück recht schnell hin.
- Erektionen funktionieren mit dieser geringen Dosis Androcur meist ohne Probleme, außer wenn ich mir selber diesbezüglich Druck mache.
- Während des ganzen Sexualakts sondere ich seit Neuestem recht große Mengen an Sekret ab. Daher möchte ich gerne zu Dr. Schaff für die GaOP, damit dieses auch als Scheidensekret dienen kann.
- Meine ganze sexuelle Reaktion ist viel "langsamer" geworden. Ich brauche viel, viel länger, um richtig auf Touren zu kommen, und um zum Orgasmus zu kommen, muss ich mich teilweise richtig anstrengen. Das ist natürlich auch eine Kopfsache. Insgesamt kann ich dadurch aber Sexualität jetzt viel länger und entspannter genießen.
- Der Orgasmus selbst fühlt sich eigentlich gleich wie früher an, nur dass kein Ejakulat mehr dabei rauskommt. Manchmal kommt gar nichts, manchmal eine geringe Menge klarer Flüssigkeit.
- Nach dem Orgasmus lässt die Erektion ebenfalls viel langsamer nach und weitere Stimulation ist weiterhin angenehm. Oftmals kann ich die Erektion sogar gleich wieder herstellen und bis zu einem weiteren Orgasmus weiterstimulieren. Meistens habe ich aber schlicht keine Lust drauf, obwohl ich fühle, dass es gehen würde. Ich weiß nicht, ob man das jetzt als "multiple Orgasmen" bezeichnen könnte, aber ich kann subjektiv ganz definitiv behaupten, dass meine gesamte Reaktionskurve viel mehr so geworden ist, wie es typischerweise von Frauen berichtet wird.
*** Bitte keine Anfragen mehr bezüglich OP-Bilder von Dr. Schaff. Ich versende diese schon lange nicht mehr. Vielen Dank! ***
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