Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen?
RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen?
Beitrag #11
ElektrikerIn. Der ödeste Job den man sich vorstellen kann. So was von fad und uninteressant, kaum vorstellbar! Bis auf die Tatsache das sich meine Interessen überhaupt nicht mit ihren decken sind die Kollegen eh ganz ok, aber wahrscheinlich auch nur deshalb weil sie nichts von meinem Privatleben wissen.

Mich hat letztens sogar mein Arzt gefragt ob ich unter Stress stehe, Immunsystem macht Probleme und und und. Hab gemeint ein bisschen vielleicht, weil viel kann der eh nicht dagegen machen, der muss auch nicht alles über mich wissen. Das ist übrigens auch der Grund weshalb ich jetzt keinen Roman schreibe, ich find das geht keinem was an wie es genau um mich aussieht.

Ich könnte so ein schönes Leben haben, ich wäre wirklich glücklich wenn die Sache mit dem Geld nicht wäre, ich hätte gar keine Sorgen. Dinge wie Beziehung, Hobbies, Freunde usw. bleiben natürlich völlig auf der Strecke, ich mach da nur noch das allernotwendigste, es geht einfach nicht mehr, mir fehlt dazu schon lange die Kraft dazu.

Die SHG halt ich auch nimmer aus, die ganze Zeit nur glückliche Leute. Ich freu mich echt für die anderen wenn es gut läuft, nur wenn bei einem selber gar nichts geht ist das auf Dauer unglaublich frustrierend. Ich bin eigentlich nur dort weil ich es sonst zu Hause nicht aushalte, ist so eine Art Beschäftigung, bzw. Ablenkung für mich. Montag morgen muss ich ja wieder arbeiten und das verursacht mir Magenkrämpfe, so richtig, ich war schon oft kurz davor kotzen zu gehen weil allein der Gedanke daran mir Übelkeit bereitet. OK, in der SHG sind auch voll viel nette Leute, deshalb geh ich auch noch dort hin.
Und so richtig getobt hab ich wegen der Psychotherapie, aber das ist wieder eine andere Geschichte....ne eigentlich nicht, da soll einem geholfen werden nur bei Geldsorgen macht das keinen Sinn, im Gegenteil, man wird noch ärmer dabei. Das sehe ich noch immer nicht ein, nur ich lass mir nichts mehr anmerken weils eh nix bringt sich darüber aufzuregen.

So, eine Bitte hätte ich noch, mich kennen hier einige Leute auch real, kommt ja nicht auf die Idee mich auf das hier anzusprechen.....niemals! Danke!
T.S.S Big Grin
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RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen?
Beitrag #12
Ich werde Dich aber jetzt trotzdem mal auf ein paar D9inge ansprechen, weil ich versuchen will ob ich Dir helfen kann.

Nun, auch wenn Elektrikerin jetzt nicht grad Dein Traumberuf ist, so ist das doch ein Job, den Du auch als Frau machen kannst. Zumindest mal vorübergehend, bis Du was Anderes findest.

Wegen TS darf eigentlich auch niemand gekündigt werden, weil das eine Diskriminierung auf Grund der Geschlechtsiedntität wäre, und glaube ich der EU-Antidiskriminierungsrichtlinie zuwiderlaufen würde. Gut,das schützt erst mal weder vor Mobbing, noch davor, dass Du aus einem anderen Grund gekündigt werden würdest. Bist Du bei der Gewerkschaft, und wenn ja bei welcher? Gewerkschaft und/oder Arbeiterkammer geben in solchen Fällen aber oftmals Rechtsschutz für eine Klage vor dem Arbeitsgericht, wenn sich irgendwie nachweisen lässt, dass die Kündigung doch im Zusammenhang mit der TS steht.

Da Du ohnehin bei der SHG bist, versuche mal am 8. Jänner mit Sarah-Michelle zu reden, oder rede mit Kathi. Die Psychotherapie brauchst Du um zur Kostenübernahme der Behandluingskosten durch die KK zu kommen. Eventuell hat eine der beiden eine Idee wo es einen Sozialtarif oder einen Kassenplatz in Deiner Nähe gibt.

Vor Allem aber lass den Kopf nicht hängen. Es gibt immer wieder eine Lösung und nichts ist wirklich so schlimm wie es manchmal aussieht. Bitte sprich Du die Leute an, die Dir vielleicht helfen können. Ein Problem anzusprechen kann oftmals schon die halbe Lösung sein.
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RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen?
Beitrag #13
Den Job kann man vielleicht als Frau auch machen, aber nicht als TS. Ich arbeite bei einer Personalleasingfirma. Die Firma wo ich angestellt bin, also die die mir den Lohn zahlen, die wissen seit Jahren bescheid. Das ist überhaupt kein Problem. Das Problem sind die Leute auf der Baustelle. Du kannst dir das so vorstellen, du kommt dort hin und wirst ins Mittelalter zurückversetzt. Das sind meist primitive Leute voller Vorurteile, die haben keine Ahnung was im Leben so abgeht.
Du kannst dir nicht vorstellen wie die über Frauen, Homosexuelle usw. reden, ich bin Tag für Tag aufs neue schockiert! Und man kann sich nicht als Einzelperson mit alle anlegen. Menschen mit guter Bildung machen nie Probleme, nur die haben keine gute Bildung, die sind unterste Schublade.

Es ist ja nicht nur die Psychotherapie die Kosten verursacht. Es sind ja z.B. auch die Haare im Gesicht, die nerven und die Kosten ersetzt mir niemand. Wenn ich mich rasiere kann ich 2-3 Tage niemanden küssen, Sex und ähnliches fällt auch aus weil sich wegen der Rasur mein ganzes Gesicht entzündet. Macht keinen Spass wenn man niemanden an sich ran lassen kann. Das einzige was geholfen hat sind Antibiotika aber das hab ich lassen müssen, wegen Resistenzen und so. Hab auch schon versucht die Haare einzeln auszureißen, aber das klappte auch nicht, mir wurde schwarz vor Augen weils so weh getan hat.

Mal sehen wie es weiter geht.
T.S.S Big Grin
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RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen?
Beitrag #14
(29.12.2011, 21:53)Mia schrieb: [hier gekürzt] Das Problem sind die Leute auf der Baustelle. Du kannst dir das so vorstellen, du kommt dort hin und wirst ins Mittelalter zurückversetzt. Das sind meist primitive Leute voller Vorurteile, die haben keine Ahnung was im Leben so abgeht.
Du kannst dir nicht vorstellen wie die über Frauen, Homosexuelle usw. reden, ich bin Tag für Tag aufs neue schockiert! Und man kann sich nicht als Einzelperson mit alle anlegen. Menschen mit guter Bildung machen nie Probleme, nur die haben keine gute Bildung, die sind unterste Schublade.
[hier gekürzt]
Mal sehen wie es weiter geht.

Ich glaube, ich habe überringelt, wie und warum es (nicht) geht.

Heißt für mich: Es ist nicht unmöglich, in deiner Branche als Frau oder TS zu arbeiten, dir wäre nur der soziale Stress mit diversen männlichen Deppen zu viel. Kann ich verstehen. Dabei gibt es aber keinen Grund, dein Selbstbewusstsein runterzuschrauben. Du bist bereits eine Frau, die sich in einem (klischeehaft) männlichen, technischen Beruf bewährt hat. Irgendwann kommt, wenn notwendig, der Punkt, wo du das den Vollkoffern auch zeigen wirst. Gerade die Klischeemänner (saufen, tschicken, gegen Schwächere stänkern, Frauen anbraten [oder beleidigen], dreckige Witze erzählen...) haben Respekt vor Mut. Und du kannst davon ausgehen, dass darunter ~ 10 % Kastenschwule, DWTs und sonstige Queere sind, die bloß zwecks Tarnung im Chor mitsingen aber heimlich mit dir sympathisieren.

Ich würde an deiner Stelle jedenfalls auch den Job als Anker und materielle Basis sehen. "Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral!", wie das Brecht so schön formuliert hat. Also behalt ihn, nimm das Geld, halt die Augen aber offen, ob was Besseres am Horizont auftaucht. Und denk nicht mehr an den Job, sobald du auf dem Weg nach Hause um die Ecke biegst!

Viel Glück im neuen Jahr!

- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! Wave   -
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RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen?
Beitrag #15
Na ja, unmöglich ist prinzipell nichts, aber wir sollten uns auch nichts vormachen, Frauen in typischen Männer berufen haben einen schweren Stand. Und TS werden es da dann wahrscheinlich noch ungleich schwerer haben.

Ich hab vor ewigen Zeiten auch mal eine Lehre in einem Handwerksbetrieb gemacht, aber ich konnte mir nie wirklich vorstellen in dem Beruf zu arbeiten. Außer das ich da ich da eben nicht rein passe, ging es auch gesundheitlich nicht wirklich. Egal bei welchem Wetter draußen arbeiten und ewig dieser elende Staub und Dreck, ich war nur noch krank.
Aber leider gehöre ich schon zu der Generation, die sich sagt irgendeine Ausbildung ist immernoch besser als keine Ausbildung. Also hab ich es bis zum Ende durchgezogen und mich dann nach was anderem umgesehen.

Nach vielen Umwegen bin ich dann im Einzelhandel gelandet, daß ist zwar auch nicht unbedingt mein Traumjob und ich arbeite weiterhin als Mann, aber dort sind persönliche "Macken" wesentlich mehr toleriert als z.B. im Handwerk.

Ich denke sowieso, daß Arbeit und Probleme mit der Geschlechtsidentität ganz schlecht zusammen passen. Egal was der Arbeitgeber denkt und welche Einstellung er zu dem Thema hat, er wird sicherlich im Hinterkopf haben, daß sowas Stress und Probleme bereiten könnte. Wenn der Arbeitgeber nun übervorsichtig ist, wird er Kündigungsgründe (er)finden und die Stelle mit jemand Neuem besetzen. Leider ist heutzutage ja jeder ersetzbar. Man muß schon sehr spezielle Quallifikationen besitzen, damit sich ein Arbeitgeber schwer tut, die Stelle kurz- oder mittelfristig neu zu besetzen. Und man muß einen Job haben, bei dem es speziell in unserem Fall, egal ist, ob er mit einer Frau oder einem Mann besetzt ist.
Dann dürfte der Arbeitgeber bereit sein, daß mitzumachen, anderenfalls dürfte der Arbeitsplatzverlust recht wahrscheinlich sein.
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RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen?
Beitrag #16
Das es nicht einfach ist einen Geschlechtswechsel im Job zu machen, ist wohl jedem und jeder von uns klar. Trotzdem kann es funktionieren. Wichtig ist es dem Arbeitgeber klar zu zeigen, dass man selbst arbeiten will. Weiters sit es wichtig offen zu sein und ehrlich zu sagen was auf die Firma zukommen könnte. Und das sind nicht nur negaitve Dingen wie krankheitsbedingte Abwesenheiten bei gewissen Arztbesuchen, Behandlugnen oder OP´s, (was geht soltle man sowieso in die Freizeit verlagern. - Psychotherapie z. B. am Abend), sondern auch die positiven Dinge, nänlich, dass man viel belastbarer udn somit leistungsfähiger ist, wenn man endlich zu sich selbst stehen kann und somit den Kopf frei bekkommt vom ewigen problem sich verstellen und verbiegen zu müssen.

Auch ich weiß, dass etwa 60 bis 70 % der Betroffenen in der Langzeitarbeitslosigkeit landen, aber ich weiß auch, und auch wenn ich jetzt wieder Prügel beziehen werden, sage ich es trotzdem, dass viele Betreoffene überhaupt nicht arbeiten wollen. Ich habe es oft benug erlebt,d ass die TS dazu benutzt wird um dem AMS klar zu machen, dass man eh unvermuittelbar sei, und dass man eben die Mindestsicherung haben , aber keinesfalls einen Job vermittelt bekommen möchte. Das ist leider auch eine Tatsache, die ich oft genug gesehen habe.

Ich bin aber trotzdem überzeugt, udn auch diese Fälle gibt es, wo Betroffene auch außerhalb geschützter Bereiche wie z. B. im öffentlcihen Dienst, ihren Job behalten haben, oder, falls dies nicht möglich war, sie aber aktiv einen Job gesucht haben, auch wieder einen gefunden haben.

Es kommt also auf jede(n) Einzelne(n) an ob man sich unterkriegen lässt und nur jammert, oder ob man aktiv etwas unternimmt um die Selbsterhaltungsfähigkeit sicher zu stellen.
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RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen?
Beitrag #17
Nun, negative Dinge werden aber gerne als Fakten dargestellt und positive Dinge gerne als Möglichkeit geringer bewertet.
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RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen?
Beitrag #18
Tja, und da ist es eben an den Betroffenen selbst sich so zu verhalten, dass das Positive in den Augen der ArbeitgeberInnen das Negative überwiegt.
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RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen?
Beitrag #19
(01.01.2012, 21:29)Angelika schrieb: Tja, und da ist es eben an den Betroffenen selbst sich so zu verhalten, dass das Positive in den Augen der ArbeitgeberInnen das Negative überwiegt.

Das Problem hier ist offenkundig nicht die rechtliche Theorie. Klar, man darf nicht wegen TS gekündigt werden, aber mit etwas Grips kann man jede Motivkündigung verschleiern. Mia arbeitet für ein Personalleasingunternehmen, ihr Problem sind nach ihrer Beschreibung weniger die Chefitäten, ihr Problem sind die schnell wechselnden, unsensiblen Kollegen auf diversen Baustellen.


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RE: Arbeitsplatzverlust: Risiko? Erfahrungen?
Beitrag #20
Die Verantwortung, ob in einem Betrieb (oder Amt) nach McGregors Theorie X oder Theorie Y gehandelt wird, sehe ich schon vorwiegend bei der Geschäftsführung. Im AMS-"Deppenkurs" hatte ich das Glück, einen coolen Typen als Gruppencoach zu haben, der u.a. zwei Experimente mit uns durchgeführt hat. Das eine war eine abgewandelte Form des Gefangenenparadoxons, das andere war folgendes Phänomen - die genauen Zahlen habe ich nicht mehr genau im Kopf: Wenn man die Leute fragt, wie viele Leute was arbeiten würden, wenn sie es dank eines bedingungslosen Grundgehalts nicht unbedingt tun müßten, sagen sie, 60% würden auf der faulen Haut liegen (und das Wirtschaftssystem zusammenbrechen). Fragt man die Leute einzeln, ob sie unter diesen Voraussetzungen was arbeiten würden, sagen aber 80% ja.
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