TG und die schwierige Arbeitswelt

[Kathi5]

Danke euch beiden.
Ich bin echt erschüttert, gerade weil ich Personalverrechnung und Arbeitsrecht mal gelernt habe.

@Mia: ich hab den Fernseher so gut wie nie aufgedreht, maximal Nachrichten beim Abendessen, daher hab ich wahrscheinlich ein anderes Weltbild. Wobei denken soll ja helfen. Mein Papa war übrigens ein gestandener Kerl mit allem was dazu gehört aber homophob oder intolerant war er nie, nur merk ich im Alltag auch immer wieder wie sich die Menschen demonstrativ umdrehen wenn jemand 'anders' ist.

@cutecutecute: Ich find das so schade, dass die Menschen so unaufgeschlossen sind. Ich bin gern in Wien aufs queer:beat in den Viperroom gegangen. So entspannt und witzig, wovor muss man denn da Angst haben? Und bei mir in der U3 fährt oft eine Dame (geboren als Mann) und steigt Schweglerstraße aus. Wie hübsch die ist, das glaubt man nicht, es passt auch alles perfekt zusammen. Da kann ich mir noch ein Scheibchen davon abschneiden und jeder Arbeitgeber sollte froh sein, einen Menschen vor sich zu haben der soviel für sich getan hat und weiß was er will.

Ich finde auch, dass die Politik da mehr machen müsste als doofe Ampelmännchen zu montieren und Conchita beim ESC singen lassen, damit tut man denen, die es trifft nämlich keinen Gefallen.
Das Problem ist ja auch, dass alles was dann zur Otto-Normal-Bevölkerung durchsickert etwas ist, dass dann nur die Paradiesvögel betrifft und Unmengen an Geld verbrennt.

[sternschnuppe]

Naja, es kommt drauf an, wie man "gepasst" ist bzw. was man maximal erreichen kann/will.
Es gibt Transgender, die machen FFS, StimmbandOP, Brustvergrößerung und und und um ein gutes Passing zu erreichen. Die werden keine großen Probleme haben, adäquat unterzukommen.
Wiederum andere nehmen halt Hormone, arbeiten nicht an der Stimme, fangen sehr spät mit den Hormonen an und dementsprechend mässig ist halt auch das Passing und der ehemalige "Mann" kommt immer wieder durch. Das wirkt natürlich für die heteronormativ geprägte Mehrheitsgesellschaft (und nicht nur für die - auch gut gepasste/bemühte Transgender echauffieren sich auf Grund schlecht gepasster Transgender) mehr als befremdlich und verschiedene queere Subgruppen (Transvestiten; femschwuler Mann, usw) werden dann halt im Denken der Heteros vermischt, wenn eine schlecht gepasste Transgender sich um einen Job bewirbt. Das macht es halt schwierig. Und ja: sind wir mal ehrlich: jemand, der schlecht gepasst ist, wirkt ja wirklich - ich sags mal nett - "strange". Und der Arbeitsmarkt ist hart umkämpft und für Ältere ist es mit dem "normalen" Geburtsgeschlecht häufig nicht möglich, einen Job zu finden. Es ist ein Trauerspiel...

[Ann Lie]

Wenn Frau sich als Frau bewirbt und ne Biofrau ist ists bestimmt kein Problem, aber auch nicht überall. Und ganz abgesehn davon wars ne Feststellung das man wenn die anderen von der TS wissen egal ob man nix macht und um falschen Körper rumrennt oder ob man perfekt gepasst ist wie man es so schön nennt halt weiniger Chancen hat einfach dann weils die anderen eben wissen. Manchen ists egal die nehmen einen aber selbstverständlich ist es nicht.

LG Ann Lie

[Kathi5]

Find ich extrem unfair. Als ob das Leben dann nicht eh schon schwer genug ist, muss man sich dann auch noch mit so etwas herumschlagen. Letztendlich ist das dann doch ein Teufelskreis, immerhin braucht man ja für die weiteren Schritte ein Einkommen, kann mir kaum vorstellen, dass man alles geschenkt bekommt was man braucht um sich in seinem Körper wohlzufühlen. Fehlt dir die Kohle, kannst du dich nicht angleichen und ohne adäquate Angleichung kaum Jobaussichten.

[Ann Lie]

Find ich auch unfair denn es macht ja keiner was verbotenes egal ob man die Angleichung nun macht oder nicht. Das gute dran ist in meinem Fall das ich die Zeit und auch in gewissem Masse das Geld hab und frau es aufgrund von IS besser hinkkriegt, werd mir Mühe geben. Aber immer leicht ist der Weg nicht, betrifft bei mir gar nicht den Job sondern das private auch so ein Thema. Denn das Ergebnis sollte schon passen, werd bestimmt nicht Mrs Austria aber soweit für ein Leben soll es schon sein, wünsch mir einfach nur sowas wie Akzeptanz und eben Normalität, das wär alles.

LG Ann Lie

[cutecutecute]

Also Leuten die "zu spät anfangen" und/oder es einfach schwer haben richtig gelesen zu werden oder Dinge wie die Stimme nicht hinbekommen (oder sie nicht ändern wollen!) würde ich das nie vorwerfen. Bei manchen ist das einfach schwierig(er).

Da gehört einfach von klein auf angefangen zu lehren, dass Geschlechter- und Begehrensvielfalt was ganz normales ist.
Es wird zwar langsam aber da ghört noch ganz viel getan.

[Ein Mäderl]

Für Mia!!!! Daß mit Frauen TS-Frauen gemeint waren, welche unter dem Radar fliegen ist irgendwie sowieso jeder klar. Niemand muß einem Arbeitgeber irgendwas persönliches mitteilen und alles andere sind Ängste, die der eigenen Phantasie entstammen.

[sternschnuppe]

@cute: das ist kein Vorwurf aber halt die harte Lebensrealität. Deshalb arbeiten ja manche eisern, um nicht aufzufallen. Natürlich hat jede von uns andere Voraussetzungen und einen eigenen Motivationsspiegel...
Ich denke mir halt, dass es schlechtgepasste TG (warum auch immer) es um ein vielfaches schwieriger haben am Arbeitsmarkt als Personen, die in ihrem Wunschgeschlecht lebend nicht auffallen bzw. durchrutschen...
Und bevor ich schlechtgepasst als Frau durch die (Arbeit-)Welt marschiere weil ich aus irgendwelchen Gründen oder Drängeleien die PÄ machte, bleibe ich offiziell lieber noch ein Mann. Ist einfach so und schließlich muss ICH von etwas leben, Miete zahlen usw. Und AMS oder irgendwelche minderqualifizierte Jobs sind auch ned berauschend, auch wenn ich mich dann offiziell Frau XX schimpfen darf *grmpf*

[cutecutecute]

Weiß eh, dass das die Realität is. Die find ich nun Mal einfach doof Selber hab ich da eh keine Probleme, aber ich fühl mich da irgendwie berufen doch auch was zu tun (Bildungsbereich und so).

[Mike-Tanja]

(01.12.2015, 14:48)Kathi5 schrieb:

(01.12.2015, 13:49)Mia schrieb: Da nimmt dich keine Firma.

Darf ich mal als Bio-Frau (die auch gern eine bleiben möchte) fragen warum das so ist? Also ich meine, wie wird das begründet? [hier gekürzt]

Begründet wird das ja eben nie so. Wer das als Begründung anführt, ist eh mehr oder weniger hirntot.

Ich glaube auch nicht, dass irgendein/e Teilnehmer/in an dieser Diskussion jemals eine solche Begründung gehört hat. Gespürt oder erahnt, das glaube ich schon eher.