Diskriminierung in der Arbeit ohne Personenstandsänderung (PÄ)
RE: diskriminierung in der arbeit ohne Pä
Beitrag #78
(09.02.2016, 18:37)mrs.moustache schrieb: Folgendes: habe ich als transsexueller mensch ohne pä (allerdings hrt seit fast zwei jahren) einen diskriminierungsschutz, was die benutzung der toiletten angeht? Dürfen mir meine vorgesetzten, trotz outing verbieten(ich werde auch von vorgesetzten weiblich gegendert!) das frauen-wc zu benutzen? Hab ich da ohne pä eine handhabe? Ich fürchte fast nicht?!

Die (sehr wichtige!) rechtliche Seite des Problems an dieser Stelle beiseite gelassen:

Das Thema mit der Toilettenbenützung und wie damit am Arbeitsplatz umgegangen wird, ist kein seltenes Problem. Leider.

Siehe: Vlatka Frketić,Persson Perry Baumgartinger: TRANSPERSONEN AM ÖSTERREICHISCHEN ARBEITSMARKT, diskursiv, Verein zur Verqueerung gesellschaftlicher Zusammenhänge (Hrsg.), Wien 2008, Online hier

Frketić/Baumgartinger (PDF-S. 31) schrieb:Diskriminierungen liegen historisch gewachsene gesellschaftliche Strukturen zugrunde. Diskriminierung hat eine wirksame Vergangenheit und hat Effekte in der Zukunft. Sie wirkt nicht nur im Hier und Jetzt. Wenn einer TransFrau beim Benützen der Frauentoilette gesagt wird, sie sei hier fehl am Platz, so liegt dieser Bemerkung die historisch gewachsene und gesellschaftlich akzeptierte hetero-normative Einteilung in Frau und Mann zugrunde: das Bild der „richtigen“ Frau bzw. des „richtigen“Mannes. Auch wenn weder die TransFrau auf der Toilette noch die Person, welche diese Zurechtweisung ausspricht, diese Situation subjektiv als nicht diskriminierend empfinden würden, so liegt dennoch eine Diskriminierung vor. Dazu kommt es oft, wenn Diskriminierungsordnungen Teil der Normalität geworden sind (vgl. Görg 2007).

Frketić/Baumgartinger (PDF-S. 52) schrieb:Ein für die meisten Menschen neutraler Ort ist für TransPersonen stark mit Diskriminierungen verbunden: die Toilette. Das gilt vor allem für TransPersonen, die nicht permanent einem der beiden Geschlechter Mann/Frau entsprechen (wollen) bzw. jene in Transition, wenn sie (noch) nicht vollständig als Mann oder Frau gesehen werden. [...]

Diskriminierung auf den Toiletten am Arbeitsplatz

Lt. Onlineumfrage erleben TransPersonen zu 21% transphobe Bemerkungen und Beschimpfungen auf den Toiletten. 15% vermeiden die Toiletten in der Arbeit und 4% benützen die Toiletten für Menschen mit Behinderung. Von den 60%, die auf den Toiletten keine dieser Diskriminierungen erleben, ist der Großteil (74%) vor Arbeitgebenden und/oder Arbeitskolleg_innen geoutet bzw. geht als Frau oder Mann durch.

Wurden Sie in der Arbeit je aufgefordert, die Toiletten Ihres früheren Geschlechts zu benutzen?

Lt. Onlinumfrage werden 19% der Befragten in ihrer Arbeit aufgefordert, die Toilette ihres staatlich zugewiesenen Geschlechts bzw. die Toiletten für Menschen mit Behinderungen zu benützen.
Nicht wenige TransPersonen meiden daher die vergeschlechtlichten Toiletten: Eine TransFrau führte bei der Onlineumfrage an, nach Bemerkungen und Beschimpfungen von ihren Arbeitskolleg_innen die Toilette am Arbeitsplatz zu meiden; Eine andere TransFrau wurde immer wieder aufgefordert, die Toilette ihres bei der Geburt zugewiesenen Geschlechts zu verwenden. Auch sie vermeidet die Benützung der Toilette am Arbeitsplatz. Und das sind keine Einzelfälle: zu 19% meiden die Befragten der Onlineumfrage die Toiletten am Arbeitsplatz bzw. benützen die geschlechtsneutrale Toilette für Menschen mit Behinderung, soweit es diese gibt.

[Hervorhebung im Original]

Benötigt keines weiteren Kommentars. Spricht für sich.
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