Eine etwas längere Vorstellung
RE: Eine etwas längere Vorstellung
Beitrag #5
Ich habe mir auch eben deine Lebensgeschichte durchgelesen und finde sie sehr bewegend.
Besonders spannend finde ich das mir viele Sachen sehr bekannt vorkommen.
Auch mir ist es im Kindergarten sehr schwer gefallen Kontakte mit anderen Kindern zu knüpfen und ich habe es auch meistens eher als Stress empfunden. Ausserdem habe ich als Kind viel geweint und war sehr schnell verletzt wenn jemand etwas gröber zu mir war. Wenn man Dinge zu ernst nimmt kann das sehr gefährlich sein und man gewöhnt sich eben mit der Zeit eine gleichgültige Betrachtungsweise an. Es gibt ja dieses schöne Modell, in dem man beschreibt wie ein sich isolierender Mensch zunehmend beginnt eine Mauer zwischen sich und seinen Mitmenschen aufzubauen und damit Distanz schaft. Ich denke es kommt dazu wenn eine Person sich nicht mit seiner Umgebung identifizieren kann und davon Abstand halten möchte, diese vielleicht sogar ablehnt- seien es schlechte Erfahrungen oder andere Ursachen. So fängt die Person an sich zu verstellen und es wird immer schwerer an diesen Menschen heran zu kommen, das geht dann soweit das er irgendwann selbst nicht mehr weiß wer er ist. Soll heißen das man sich selber in diesem Theater verliert und es immer schwerer wird sich wieder zu finden.
Ich glaube wenn man beginnt sich selbst Schmerzen zu zufügen, gibt man sich nicht unbedingt die Schuld an diesen Missständen, sondern schiebt die Schuld zwar den anderen zu, verurteilt aber sich selbst, weil man nicht fähig ist diese Situation zu verändern. Gewissermaßen fühlt man sich ausgeliefert und machtlos wieder zu sich zu finden. Man beginnt sich abzulenken indem man Alkohol und andere Drogen benutzt oder man verbringt immer mehr Zeit in Spielen, dort hat man ja die Kontrolle über die Spielfigur und kann aufhören wenn es nicht funktioniert.
Ich denke auch, dass es sehr falsch von deiner Mutter war dich so dafür zu strafen, dass sie dich mit Frauenkleidern erwischt hat, dir dannach sogar so zu misstrauen und dadurch eine gewissen Kontrollwahn zu entwickeln. Das gibt dir als Kind ja nur das Gefühl, dass du etwas sehr schlimmes getan hast und schafft einen Widerspruch zwischen dir und deiner Umwelt. Da es dir selbst gefällt weibliche Kleidung zu tragen und deine Mitmenschen es verachten und nicht dulden. Das Problem ist einfach, das du anfängst an dir selbst zu zweifeln und denkst mit dir stimmt etwas nicht und dich fragst was daran so falsch ist -> das Selbstwertgefühl sinkt, da du dich scheinbar grundlos schuldig fühlst.Ich denke eine Reihe solcher Begebenheiten verschlimmert dein Verständnis und Vertrauen in die Mitmenschen um dich immer mehr, weshalb du dich nur noch Menschen anvertraust die du wirklich kennst. Während Kinder scheinbar alles Jedem erzählen, verschließen sie sich je älter sie werden immer mehr..
Ich muss an dieser Stelle ehrlich sein und sagen dass ich trotz allem sehr froh bin, dass mich meine Mutter nie dabei erwischt hat wenn ich als Kind Frauenkleider getragen habe. Denn ich denke die Situation wäre ähnlich ausgegangen. Das Gefühl zu haben, dass mich meine Eltern verstehen bleibt bis heute aus ..
Es ist trotzdem gut das du wieder zu deinen Eltern gefunden hast und es ist auch wichtig, denn sie wollen sicher nix böses für dich.
Du solltest anfangen auf dein Bauchgefühl zu hören und in dir selbst zu suchen wer du bist und danach musst du unbedingt versuchen deine Eltern und die Menschen die dir Nahe stehen verstehen zu lassen wie du dich fühlst.

Lg 
Reto
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Eine etwas längere Vorstellung - von Alex_87 - 21.02.2016, 02:36
RE: Eine etwas längere Vorstellung - von Reto - 22.03.2016, 21:06
RE: Eine etwas längere Vorstellung - von Tiana - 28.03.2016, 14:07

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