DK: Transgender sind bald nicht mehr krank / Zahlt die KK noch ;)
DK: Transgender sind bald nicht mehr krank / Zahlt die KK noch ;)
Beitrag #1
Exclamation 
Huhu ihr lieben,

wieder ein Stein der fällt. Interessant finde ich den letzten Satz  Cool

http://spon.de/aeK4p

Lg
Conny
"To those who are gay, lesbian, bisexual,or transgender-let me say- you are not alone. You're struggle, for the end to violence and discrimination, is a shared struggle. Today, I stand with you. And I call upon all countries and people, to stand with you too. The time has come." (Ban Ki Moon)
Zitat

RE: DK: Transgender sind bald nicht mehr krank
Beitrag #2
In der Tat ein großer und erfreulicher Schritt. Smile

Jetzt muss nur noch das Konzept "Geisteskrankheit" (= meiner Meinung nach Euphemismus für sozial unerwünschtes Verhalten) gründlich überdacht werden. Was sind das für "Krankheiten", die man einfach er- und abschaffen kann…
Das Leben ist eine Komödie und wir sind die Clowns.
Zitat

RE: DK: Transgender sind bald nicht mehr krank
Beitrag #3
Wenns keine Krankheit ist, wird die KraKa dann noch zahlen?
Zitat

RE: DK: Transgender sind bald nicht mehr krank
Beitrag #4
(01.06.2016, 10:37)Gundel Gaukeley schrieb: Wenns keine Krankheit ist, wird die KraKa dann noch zahlen?

Gute Frage ... in Deutschland ist eine Kasse ja schon weiter und nennt sich "Die Gesundheitskasse" ... aber vielleicht zahlen die Kassen dann weiterhin, da man ja argumentieren könnte "Wenn ich die Maßnahmen nicht bekomme, werde ich krank" oder so Wink

LG
Conny
"To those who are gay, lesbian, bisexual,or transgender-let me say- you are not alone. You're struggle, for the end to violence and discrimination, is a shared struggle. Today, I stand with you. And I call upon all countries and people, to stand with you too. The time has come." (Ban Ki Moon)
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RE: DK: Transgender sind bald nicht mehr krank
Beitrag #5
(01.06.2016, 10:37)Gundel Gaukeley schrieb: Wenns keine Krankheit ist, wird die KraKa dann noch zahlen?

Zahlen Kassen für Geburten?

Man könnte es auch als Präventionsleistung deklarieren (gegen Depression, in Folge Arbeitsunfähigkeit usw.). Und arbeitsunfähige Leute will niemand.

Außerdem gibt es verschiedene Arten von Krankheiten. Es muss ja nicht gleich eine Geisteskrankheit sein, sondern könnte unter "sonstige Umstände, die medizinsche Betreuung erfordern" klassifiziert werden (wenn ich das richtig verstanden habe, ist das für den ICD 11 so geplant).

Alles eine Frage des Wollens…
Das Leben ist eine Komödie und wir sind die Clowns.
Zitat

RE: DK: Transgender sind bald nicht mehr krank
Beitrag #6
Noch ein Nachtrag zum Dänischen Antidiskriminierungsgesetz von 2014. Viel habe ich nicht gefunden, aber z.B. diesen Artikel:

http://www.queer.de/detail.php?article_id=21757

Scheinbar gibt es ein ähnliches Gesetzt bisher nur in Argentinien.

LG
Conny
"To those who are gay, lesbian, bisexual,or transgender-let me say- you are not alone. You're struggle, for the end to violence and discrimination, is a shared struggle. Today, I stand with you. And I call upon all countries and people, to stand with you too. The time has come." (Ban Ki Moon)
Zitat

RE: DK: Transgender sind bald nicht mehr krank
Beitrag #7
Kommt immer drauf an wie man Transidentität sehen will: Als Lifestyle oder als psychologischen Zustand bzw. psychologisches Phänomen.
Wenn man es als Lifestyle sehen will, dann muss man die Kosten selber tragen, weil dann alle Behandlungen unter dem Label Beauty-Behandlung und Schönheits-Ops laufen.
Kein Gesundheitssystem der Welt wird die Kosten tragen, weil Leute der Meinung sind das sie "nur" mit ihrem Aussehen nicht zufrieden sind. Das wird knallhart als ästetische Behandlung deklariert, die man als Betroffene selbst finanzieren muss.

Das Depressionsargument zieht auch nicht, weil man dann in jedem Einzelfall haarklein nachweisen muss, das es wirklich so schlimm ist, wie behauptet. Also wer sich auf ein jahrelanges Hin-und-Her mit den Kassen einlassen will, kann es gerne versuchen.
Depressionen als Beleg für weitere Massnahmen interessieren die Kassen fast nie. Mal als Beispiel, meine Frau hatte vor drei Jahren eine Magen-OP, jetzt sind jede Menge Hautfalten da und sie traut sich eigentlich nur noch gut verpackt aus dem Haus. Schwimmbad geht gar nicht mehr und wenn sie zu hause in den Spiegel guckt, kriegt sie immer Anfälle. Aber die Krankenkasse weigert sich die Wiederherstellungs-OP zu bezahlen, mit dem Verweis darauf, dass dies eine rein ästetische Massnahme wäre.
Wir haben beim behandelten Arzt nachgefragt, ob man wegen der Depressionen und der eingeschränkten Lebensqualität etwas machen kann. Seine Antwort: "Vergessen Sie es, da können sie sich jahrelang mit der Kasse rumärgern. Versuchen sie lieber eine andere medizinische Notwendigkeit zu finden, wie z.B. Hautexeme in den Hautfalten, verursacht durch alltägliche Bewegung. Dann zahlt die Kasse sofort."

Also ich lasse mich gerne als "geisteskrank" betiteln, wenn ich weiß das dadurch die Kosten für meine Behandlung durch die Kassen übernommen werden.
Für alles andere reicht mein Einkommen nicht.
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
WWW
Zitat

RE: DK: Transgender sind bald nicht mehr krank
Beitrag #8
(01.06.2016, 12:32)Eva_Tg schrieb: Kommt immer drauf an wie man Transidentität sehen will: Als Lifestyle oder als psychologischen Zustand bzw. psychologisches Phänomen.

Auf die Möglichkeit der "sonstigen medizinischen Umstände" bist du nicht eingegangen. Wieso sollte sowas nicht möglich sein? Es ist evident, dass es sich bei Nicht-cisgender-Identität nicht um eine ästhetische Entscheidung handelt.

Die Frage ist, ob die Kasse zur Aufgabe hat, durch die Finanzierung notwendiger (als Abgrenzung zur ästhetischen Behandlung; siehe nächster Absatz) medizinischer Maßnahmen die Lebensqualität zu erhöhen und für die Menschen da zu sein, oder (aus Selbstzweck? oder wozu?) "Krankheitsheilung" zu finanzieren. Wozu finanziert die Krankenkasse bitte ärztliche Maßnahmen, wenn nicht für die Erhöhung der Lebensqualität (und -dauer)? Genau darum geht's, das muss nicht zwangsläufig über Stigmatisierung durch Geisteskrankheit laufen.

Eine Schwierigkeit ist wohl die oben erwähnte Grenze zwischen "Notwendigkeit" und ästhetischen Behandlungen. Die ist zwar vielleicht schwieriger zu ziehen als es ausschauen mag, aber es ist eben schon fundiert feststellbar, dass bei den meisten TG-Menschen die Nichtdurchführung der medizinischen Maßnahmen zu deutlichen Beeinträchtigungen der Lebensführung führt (was man als Abgrenzungskriterium zu ästhetischen Behandlungen sehen kann).

Das Problem sehe ich vor allem darin, dass "Geisteskrankheit" (auch wenn "Transsexualismus" [was für ein Wort] als [nicht-psychotische] Persönlichkeitsstörung klassifiziert wird) halt eben keine "normale" Krankheit ist. Eine Infektion braucht man nicht zu "definieren", man identifiziert die Erreger und fertig. Niereninsuffizienz braucht man auch nicht erst zu "definieren", damit sie existiert und die Lebensqualität spürbar einschränkt. Geisteskrankheiten existieren hingegen erst per Definition, und definiert werden sie letztlich über deviantes Verhalten. Und damit hab ich ein Problem: dass Verhalten, das nicht "normal" ist, stigmatisiert und je nach gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zur behandlungswürdigen Krankheit erklärt wird. Einmal ist Homosexualität geisteskrank und muss therapiert werden, dann ist es plötzlich wieder keine Geisteskrankheit…

Zitat:Also ich lasse mich gerne als "geisteskrank" betiteln, wenn ich weiß das dadurch die Kosten für meine Behandlung durch die Kassen übernommen werden.
Für alles andere reicht mein Einkommen nicht.

Dass du dich gerne so betiteln lässt, glaube ich dir nicht. Wieso lässt du dich gerne stigmatisieren und unterwirfst dich gerne der Autorität von Psychiatern, die dann durch ihre Einschätzung, ob du eh trans genug bist oder nicht, bestimmen, was du bekommen darfst und was nicht?

Ich lege jedenfalls keinen Wert darauf, von narzisstischen Psychiatern als geisteskrank begutachtet zu werden.

Einen einkommensabhängigen Selbstbehalt fände ich nicht unbedingt schlecht (und auch sozial gerecht, wenn er gestaffelt ist), und er würde das "Bezahlproblem" kleiner machen. Aber das hat eher mit sozialer Gerechtigkeit als TG zu tun, und wir wissen ja, dass es stattdessen Höchstbeitragsgrundlagen gibt. Smile

PS: Auch Aspies/Autist*innen (ICD-10: F84) wehren sich gegen Pathologisierung (und damit Stigmatisierung). »Andere sagten, sie fühlten sich wie Außerirdische auf dem falschen Planeten – sie seien nicht defekt, aber die Kommunikation mit den Erdlingen sei schwierig.« So fühl ich mich auch oft Smile
Das Leben ist eine Komödie und wir sind die Clowns.
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RE: DK: Transgender sind bald nicht mehr krank / Zahlt die KK noch ;)
Beitrag #9
Huhu zusammen,

bevor Mike-Tanja sonst meckert Big Grin  habe ich den Titel meines Thread noch etwas modifiziert Wink

Ansonsten ein sehr interessantes Thema wie ich finde. Ich denke auch, dass die Krankenkassen sich mal neu erfinden müssten. Bin mal gespannt wie es läuft wenn auch hier mal ein neuer hipper Ansatz erfunden wird :-P und sie Ihre Pfründe beginnen zu sichern ... (aber das ist dann noch eine andere Diskussion *lach*)

LG
Conny
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RE: DK: Transgender sind bald nicht mehr krank
Beitrag #10
Sonstige medizinische Umstände sind aber auch sehr breit formuliert und beinhalten viele "Kann"-Leistungen, die man im Einzelfall beantragen muss.
Wenn man weiß, wie das Gesundheitssystem funktioniert, wählt man das kleinere Übel. Nicht jeder Mensch hat Zeit und Lust, sich jahrelang um die Bewilligung von Behandlungen zu streiten.
Ich brauche mir nur den Fall meiner Frau angucken, damals wurde auch behauptet die Wiederherstellungs-OPs wären ganz einfach als Zusatzleistung zu bekommen, beinahe schon automatisch. Offenbar wurde da der Mund zu voll genommen.
Da ziehe ich eine verbindliche Regelung vor, auch wenn man in meinem Fall dafür die Diagnose F64.0 heranziehen muss.
Mich stört es nicht und es erspart mir eine Menge Kosten. Wenn ich nur daran denke, was allein die Voruntersuchungen für die HRT kosten, bin ich echt dankbar, dass ich das nicht tragen brauche.

Und Transidentität (gemäß der aktuellen modernen Nomenklatur wird der Begriff Transsexualität durch den Begriff Transidentität ersetzt, da es sich nach moderner Auffassung nicht um ein Thema der Sexualität, sondern der Identität handelt.) ist für mich ein psychologischer Zustand, da ich sehr genau weiß, dass meine Psyche anders funktioniert als die von nicht betroffenen Personen.
Die Tatsache beim Namen nennen, nämlich das ich anders bin, wertet mich aber nicht ab. Nur weil ich anders bin, bin ich weder besser noch schlechter als andere Menschen.
Ich habe auch kein Problem damit, dass klar zu kommunizieren.

Natürlich bin ich verrückt, weil ich neben F64.0 noch ein paar mehr Fs habe. Also mich interessiert es nicht, ob ich durch Umdefinieren vielleicht weniger verrückt bin.
Letztlich interessiert es niemanden, was in meiner Krankenakte steht.

Also ich habe auch keine Probleme mit Psychiatern. Bei meiner Therapeutin habe ich mich immer wohl gefühlt und ich war echt traurig, dass die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann. Die beiden Gutachter für meine PÄ/NÄ waren auch echt super. Ich hab einfach meine Lebensgeschichte erzählt und beide sind unabhängig von einander der Meinung gewesen, dass meine Transidentität nahezu idealtypisch ist. Also ist es bei mir noch offensichtlicher und eindeutiger als mir selbst bewußt war. Auch so kann es gehen.

Ich hab weder mit dem System, noch mit der Diagnose Probleme. In Bezug auf Wartezeiten kann man noch nachbessern, das ist oft eine Geduldsprobe.
Ich fühle mich weder pathologisiert noch stigmatisiert, sondern gut betreut.
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
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