Psychologe
Psychologe
Beitrag #1
Hallo Leute, ich hatte vor rund 2 Wochen den Gutachtertermin beim Psychologen. Ich bekam sein Gutachten NICHT, weil ich ihm nicht ausrechend erklären konnte WARUM ich von Frau zu Mann wechseln will.

Sorry, aber WAS wären denn so Gründe? Vor dieser Frage hatte ich mich am meisten gefürchtet, weil ich darauf keine Antwort weiß, da ich schon mein Leben lang so lebe - mehr als Mann als als Frau.

Genauso gut hätte er einen Fisch fragen können, ob das Wasser nass ist. Der hätte es auch nicht gewusst, weil der Fisch sich darüber nie Gedanken gemacht hätte, weil es für ihn selbstverständlich wäre.

Was habt ihr so auf die Frage geantwortet? Vielleicht kann ich mir dann vorstellen was er erwartet. Kann sein, dass ich einfach zu kompliziert denke.

Lg Ben1971
"Es ist keine Schande am Boden zu liegen, es ist nur eine Schande nicht wieder aufzustehen." (Verfasser:?)
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RE: Psychologe
Beitrag #2
Hi Ben, mich hat er nur gefragt, seit wann ich das weiß und wie es sich bisher entwickelt hat.
Meandra
Wir Transfrauen sind etwas Besonderes, mit einem speziellen Gen Heart
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RE: Psychologe
Beitrag #3
(01.07.2017, 19:09)Ben1971 schrieb: [hier gekürzt]

Was habt ihr so auf die Frage geantwortet? Vielleicht kann ich mir dann vorstellen was er erwartet. Kann sein, dass ich einfach zu kompliziert denke.
Vielleicht war's ja eine Fang- bzw. Kontrollfrage? Die psychologisch "korrekte" Antwort im Sinne einer, die zur Diagnose F-64.0 führt, wäre wohl ungefähr die: "Ich möchte gar nirgends hin wechseln! Ich bin ein Mann und möchte einfach nur die Möglichkeit haben, körperlich besser in der zu mir passenden Geschlechtsrolle zu leben."

Natürlich muss man damit rechnen, dass dann wieder Kontrollfragen kommen, die dem Psychologen zeigen, dass die Antwort ehrlich und nicht nur - z.B. nach Tipps aus einem einschlägigen Selbsthilfeforum Wink - auswendig gelernt worden ist.
- Sag' Du mir, in welche Schublade ich passe! Wave   -
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RE: Psychologe
Beitrag #4
Hallo Mike-Tanja!

Ich habe ihm gesagt, dass ich schon lange das Gefühl habe im falschen Körper zu sein und ich endlich möchte, dass ALLES zusammenpasst. Auch, dass ich schon als Kind mich lieber wie ein Junge verhalten habe, ich in meiner reinen Mädchenschule (habe leider Kindergärtnerin gelernt, da ich dachte es wäre eine einfache Matura, die ich unbedingt haben wollte um weiter zu studieren). Selbst die Hauptschule war eine reine Mädchenschule, die ich besucht habe, weil meine Verwandtschaft darauf bestanden hat, da sie einen gewissen "gehoberen" Standard hatte. Ich war immer der Außenseiter, fand nie Anschluss.
Selbst DAS hat ihm nicht gereicht.
WAS soll ich ihm denn NOCH sagen! (es ist zum aus der Haut fahren!)

Soll ich mir einen anderen Psychologen suchen?!

Lg Ben1971

DAS war ihm zu wenig.
"Es ist keine Schande am Boden zu liegen, es ist nur eine Schande nicht wieder aufzustehen." (Verfasser:?)
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RE: Psychologe
Beitrag #5
Also mir drängt sich jetzt folgende Frage auf: Warst du bei einem auf Transgender spezialisierten Psychologen oder bei einem allgemeinen, der dieses Thema vielleicht nur ganz am Rande kennt? Da ist nämlich ein riesengroßer Unterschied, wie er mit dir und deiner Situation umgeht und auch welche Diagnose er anschließend stellt!

Im Laufe meiner Therapie war ich bisher ausschließlich bei solchen Ärzten und Psychologen, die mit dem Thema bereits gut vertraut sind oder es überhaupt als Fachgebiet vorweisen und würde jeder und jedem raten, nur zu solchen zu gehen, da ansonsten die Gefahr besteht, entweder durch schlechte Kommunikation die Therapie unnötig in die Länge zu ziehen oder im schlimmsten Fall gar völlig falsche negative Diagnosen zu erhalten - und das ist für unsereins mitunter sogar lebensgefährlich, da viele dann verzweifelt auf dem illegalen Weg zu Hormonen greifen, speziell wenn es - wie in deinem Fall - später um Testosteron geht ...

Was du am Besten als Erklärung vorbringen sollst, diese Frage kannst - so Leid es mir tut, dir hier nicht weiterhelfen zu können - nur du dir selber beantworten, denn es gibt nicht "den" Grund trans zu sein - und folgerichtig auch nicht "die allumfassende und einzig wahre" Erklärung dafür, das ist von Mensch zu Mensch ganz unterschiedlich. Es gibt lediglich Aspekte daraus, die auf sehr viele von uns zutreffen und sozusagen als sichere Anhaltspunkte dafür stehen, wirklich im falschen Körper zu stecken, diese sind z.B.

- völlige oder zumindest teilweise Ablehnung des vorhandenen Geschlechtsteils
- Erscheinungsbild (Kleidung, Styling, Frisur, etc.) ideralerweise nur mehr ans Zielgeschlecht angepasst
- (sehr) starkes Zugehörigkeitsgefühl zum Zielgeschlecht seit längerer Zeit (das dürfte bei dir die Hauptursache sein)
- ständige Unzufriedenheit mit sich selbst bis hin zu völliger Antriebslosigkeit, Depressionen und Selbstmordgedanken
- Bereitschaft, für diesen Weg alles aufzugeben und sogar die eigene Familie zu verlassen
- ... und natürlich noch viele individuelle ganz persönliche Dinge


Mein Rat an dich wäre jetzt schlicht und ergreifend: Sei du selbst! Versuche nicht, krampfhaft nach Rechtfertigungen zu suchen, sondern stelle offen und ehrlich deinen Charakter und deine Gefühle in den Vordergrund und schildere deine Situation in ebenso offenen und ehrlichen Worten. (Zu) lange Nachdenken bringt nix, da verläufst du dich höchstens in Selbstzweifel und drehst dich im Kreis (so ging es auch mir vor der Therapie). Ob du das jetzt aber nochmal bei deinem jetzigen Psychologen versuchen willst oder dir doch lieber einen anderen suchst, auch das kannst nur du selbst entscheiden.

Alles Gute! Heart2
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RE: Psychologe
Beitrag #6
Stimmt, es gibt nicht "den" Grund, weil den schließlich noch nicht einmal die Forschung/Wissenschaft eindeutig herausgefunden hat...

Fakt ist, dass man "trans" geboren wird, man "sucht sich das NICHT aus", von "wollen" (den "Wechsel") also keine Spur - und das ähnlich dem ist, was sonst einen Menschen ausmacht, also so wie er auf die Welt kam; ZB ist auch Homosexualität (ja schon klar, hat nix mit Trans zu tun, aber) angeboren;

Also ich wundere mich doch ein bisschen über die Ablehnung des Psychologen; Ev ist es so wie die anderen vorher meinten, er hätte zu wenig oder keine Erfahrung mit Trans...

Ansonsten schließ ich mich den anderen Meinungen an, sei wie Du bist, tisch kein Gschichtln auf...

Alles Liebe, lieber Ben! Kissing
[Bild: avatar_202.jpg] „NATSUME! NATSUMEe! NATSUMEee!“ — Nyanko-Sensei en.wikipedia.org/wiki/Natsume%27s_Book_of_Friends
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RE: Psychologe
Beitrag #7
Also ich habe auf eine ganz ähnliche Frage von meinem Psychiater relativ kompliziert (und vermutlich unverständlich) versucht zu erklären welche Gedanken mir durch den Kopf gehen, in Wahrheit wollte er aber nur von mir hören das mich meine Körperbehaarung stört, ich mich weiblich kleinden möchte, usw. er hat mir diese Worte dann quasi so in den Mund gelegt. Sehr nett eigentlich von ihm aber dann halt auch wieder irgendwie sinnlos, sowas überhaupt abzufragen.
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RE: Psychologe
Beitrag #8
Danke Leute. Gleich mal vorweg, bei ihm handelt es sich um einen Psychologen der mit dem Thema vertraut ist. Irgendwie hatte ich aber von vornherein bei ihm das Gefühl, dass er mir das ganze ausreden wollte. Am Outfit kann es nicht gelegen haben. Auch nicht an meinem restlichen Verhalten. Ich werde mit meiner Therapeutin darüber noch reden. Vielleicht kann sie mir auch noch einen Rat geben.
Euch allen ?lichen Dank. Ihr habt mir Mut gemacht.

Lg Ben1971
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RE: Psychologe
Beitrag #9
Sollte natürlich herzlichen Dank heißen. Das ? ist da fehl am Platz.
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