Die gewisse Sicherheit
Die gewisse Sicherheit
Beitrag #1
Heeej meine Lieben, 

alsooo folgendes was mich schon viel länger plagt - die Undicherheit ob es doch der Weg ist den ich einschlagen möchte. Auf einer Seite bin ich mir 100%-ig sicher dass es das ist und wenn ich könnte gleich morgen mit der Hormontherapie starten.

Allein so hab ich das Gefphl meine Seele sei weiblich .. und das ich mein Aüßeres eig ignoriere da ich mir vorstelle wie ICH als Frau aussehe und das ist teilweise eine Lebensfreude.

Anderseits hab ich Angst und frage mich ob ich mir sicher sei ob ich vlt nicht nur ne schwere Zeit habe und dass das der einzige Ausweg ist mit der Hoffnung das alles besser wird?

Was war euer Moment wo ihr genau wusstet dass es das ist was ihr wollt? 

?
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RE: Die gewisse Sicherheit
Beitrag #2
Ich habe es seit meiner Pubertät gewusst, aber Zweifel plagen einen in schlechten Zeiten immer mal wieder, das ist normal, besonders wenn man gerade mal wieder ein paar doofe Blicke oder Sprüche abbekommen hat.

Eine echte Hilfe kann und wird dir dein/e Therapeut/in sein, dort bekommst du ja auch die Diagnose, ohne die das mit der HRT ohnehin nichts wird.
Zitat

RE: Die gewisse Sicherheit
Beitrag #3
Ich bin jetzt einige Monate in der HRT und bin mir immer noch nicht 100 prozentig sicher. Das ist normal die Unsicherheit. Ein Indikator kann sein wie du dich mit den Medikamenten fühlst und wie du mit den Veränerungen zurecht kommst. Wenn diese positiv sind, dann ist die Warscheinlichkeit das es der richtige Weg ist ziemlich hoch
Gewusst habe ich erst vor wenigen Jahren da ich dort erst den Begriff kannte, Anzeichen waren bereits vor der Pubertät vorhanden.
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RE: Die gewisse Sicherheit
Beitrag #4
Jede/er Zeigt Anzeichen in seiner Kindheit, suche mal da danach ob du was findest das dir zeigt was du möchtest.

Es kann auch gut sein das deine Angst einfach höher ist, das du alles verlierst, das hatte ich. Habe sehr lange überlegt ob ich es will oder nicht, um genau zu sein war ich mir nie 100% sicher wegen meiner Angst. An einen Tag sagte ich zu mir jetzt reicht es endlich tu was dich glücklich macht. 
Das tat ich dann auch und begann den Weg zu gehen, Freunde waren auf meiner Seite, Familie nicht, aber war mir egal. Ich machte es einfach, oft sagte ich mir du kannst das ganze jetzt noch beenden aber, schnell sagte ich zu mir nein das machst du nicht. Jetzt bin ich so froh darüber das ich endlich in der HRT bin und immer mehr Veränderung an mir sehe.

Ich wusste schon immer das ich anders war, aber sicher war ich mir erst mit ca 24, überlegte mir ca 2 Jahre ob ich es will, für mich eine Zeit die ich leider nicht mehr wiederbekommen kann.
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RE: Die gewisse Sicherheit
Beitrag #5
(09.10.2017, 10:53)Tammy1 schrieb: Ich habe es seit meiner Pubertät gewusst, aber Zweifel plagen einen in schlechten Zeiten immer mal wieder, das ist normal, besonders wenn man gerade mal wieder ein paar doofe Blicke oder Sprüche abbekommen hat.
Das ist bei mir irgendwie auch mal wieder anders. Wenn ich dumme Sprüche abbekomme, bin ich entweder traurig, verletzt oder beleidigt bis sauer. Gezweifelt habe ich nie, ich kann mir das auch gar nicht vorstellen, irgendwann mal an mir oder meinem Weg zu Zweifeln.
Und doofe Blicke? Ehrlich gesagt, die meisten Menschen merken nicht, dass ich transident bin, also werde die doofen Blicke wohl andere Gründe haben. Oder anders gesagt, es ist mir einfach zu mühsam, jedesmal darüber nachzudenken, ob jemand nun vielleicht gemerkt hat, dass ich transident bin oder nicht. Auch diese Zweifel habe ich nicht, ich fühle mich nicht von anderen Menschen "abgecheckt". Guck mal, in meinem Beruf habe sehr viel Kundenkontakt und mit solchen Zweifeln würde mir die Arbeit sicherlich keinen Spaß mehr machen, aber das tut sie.
Vielleicht liegt es auch daran, dass ich sehr lange in Therapie war und hunderte von Therapiestunden gemacht habe, dabei sind dann alle Zweifel verschwunden. Vor der HRT hatte ich schon lange keine Zweifel mehr, aber Bedenken und Sorgen wegen der Nebenwirkungen und dem Verlauf der HRT. Das habe ich aber auch immer offen gesagt, immer wenn ich gefragt wurde, ob ich die HRT will. Ich habe immer geantwortet: Ja, natürlich will ich die HRT, aber ich mache mir schon Gedanken darüber wie mein Körper und meine Psyche darauf reagieren und wie ich mit den Nebenwirkungen klar komme.
Na gut, da habe ich mir völlig umsonst Sorgen gemacht, mein Körper und meine Psyche reagieren sehr gut darauf. OK, bis auf das starke Schwitzen, ganz besonders in der Nacht, dass ist nicht gerade schön, aber damit kann ich leben.

Ich weiß auch gar nicht mehr, wann ich zu letzt Zweifel hatte. Zu Beginn der Therapie vielleicht? Oder vielleicht auch nicht, immerhin habe ich da ein ziemlich eindeutiges Statement gesetzt, mit Rock und Top und Alltags-Make-up. Meine Therapeutin war auch entsprechend verwirrt und fragte mich wirklich, ob ich eine transidente Frau oder eine Cis-Frau bin, dafür hatte sie mich nämlich gehalten. Nach der zweiten oder dritten Therapiestunde sagte sie mir dann auch: "Also für mich liegt die Sache auf der Hand, Sie werden ihr Leben nur in den Griff kriegen und glücklich werden, wenn komplett als das leben, was sie sind: eine Frau!" Da habe ich erstmal geschluckt, weil das so knapp und hart vor den Kopf geknallt zu kriegen, daran hatte ich zu kauen. Aber trotzdem habe ich ihr völlig Recht gegeben und sagte, dann mache ich eben das volle Programm, mit kompletten Outing, der PÄ/NÄ, Therapie und HRT. Das war mir da schon klar, dass ich irgendwann die HRT machen will.

(09.10.2017, 10:53)Tammy1 schrieb: Eine echte Hilfe kann und wird dir dein/e Therapeut/in sein, dort bekommst du ja auch die Diagnose, ohne die das mit der HRT ohnehin nichts wird.
Ja, das dauert ein wenig, nur weil man sagt man sei transident und will jetzt die HRT, passiert das nicht sofort. Man sollte sich gedulden können, wenn man diesen Weg geht. Also ich bin da wohl im Moment Rekordhalterin, bei mir hat es von der Diagnose bis HRT 4 Jahre gedauert. Dafür habe ich jetzt nach 3,5 Monaten HRT schon eine vernünftige Oberweite, das nennt man wohl ausgleichende Gerechtigkeit... Ich sollte nicht immer alles was ich denke, auch laut sagen... Facepalm
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
WWW
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RE: Die gewisse Sicherheit
Beitrag #6
(09.10.2017, 21:56)Eva_Tg schrieb: Das ist bei mir irgendwie auch mal wieder anders. Wenn ich dumme Sprüche abbekomme, bin ich entweder traurig, verletzt oder beleidigt bis sauer. Gezweifelt habe ich nie, ich kann mir das auch gar nicht vorstellen, irgendwann mal an mir oder meinem Weg zu Zweifeln.
Und doofe Blicke? Ehrlich gesagt, die meisten Menschen merken nicht, dass ich transident bin, also werde die doofen Blicke wohl andere Gründe haben. Oder anders gesagt, es ist mir einfach zu mühsam, jedesmal darüber nachzudenken, ob jemand nun vielleicht gemerkt hat, dass ich transident bin oder nicht. Auch diese Zweifel habe ich nicht, ich fühle mich nicht von anderen Menschen "abgecheckt". Guck mal, in meinem Beruf habe sehr viel Kundenkontakt und mit solchen Zweifeln würde mir die Arbeit sicherlich keinen Spaß mehr machen, aber das tut sie.

Ich zweifele dann auch nicht an meiner Weiblichkeit, sondern eher an dem, was ich an dem Tag anhabe, wie ich mich gebe, schlicht wie mein Passing gerade ist Wink
An der Sache an sich habe ich keine Zweifel, eher habe ich all die Jahre vor meinem coming out daran gezweifelt, das ich das schaffe.

Klar tun doofe Blicke weh oder wenn die Kassennachbarin beim Supermarkt mit ihrer Kollegin darüber diskutiert, ob ich denn eine Frau bin, aber abhalten tut mich das doch nicht und Anfangs empfand ich sogar das schon als einen Fortschritt als sie zu dem Schluss kamen, ich müsse dann doch wohl eine sein.


Eva_Tg schrieb: Eine echte Hilfe kann und wird dir dein/e Therapeut/in sein, dort bekommst du ja auch die Diagnose, ohne die das mit der HRT ohnehin nichts wird.
Ja, das dauert ein wenig, nur weil man sagt man sei transident und will jetzt die HRT, passiert das nicht sofort. Man sollte sich gedulden können, wenn man diesen Weg geht. Also ich bin da wohl im Moment Rekordhalterin, bei mir hat es von der Diagnose bis HRT 4 Jahre gedauert. Dafür habe ich jetzt nach 3,5 Monaten HRT schon eine vernünftige Oberweite, das nennt man wohl ausgleichende Gerechtigkeit... Ich sollte nicht immer alles was ich denke, auch laut sagen... Facepalm

Das kann sich ziehen, muss es aber nicht, bei mir betrug der Zeitraum von Diagnose bis HRT etwa 3 Monate Smile
Fairerweise muss ich aber sagen, dass ich in Eigenregie die 11 Monate davor in Eigenregie schon Fakten geschaffen hatte, was ich aber nicht zur Nachahmung empfehlen mag!

Und du hast es nicht laut gesagt, du hast es ja nicht einmal kursiv geschrieben Big Grin
Zitat

RE: Die gewisse Sicherheit
Beitrag #7
ich hab dieses Gefühl, weiblich zu sein, auch schon seit ich ein kleines Kind war. Damals habe ich aber nicht gewusst, warum das so ist und was das ist und dachte, ich muss mich anstrengen damit ich "normal" werde. Erst jetzt habe ich verstanden, dass dieses "Gefühl" und diese "Gedanken" meine Identität bedeuten und ich es nicht ändern kann. Trotzdem war ich bislang total zögerlich weil das alles meiner Alltagserfahrung widersprochen hat: das kann doch nicht sein, dass das was du geglaubt hast wie du bist, totaler Unsinn ist. Und es dämmert einen, dass die ganze Zurückgezogenheit und Zurückgenommenheit deines Seelenlebens daraus resultiert, dass deine Identität nicht dem entspricht, wie du lebst. Für mich geht es darum etwas anzuerkennen was einfach da ist, etwas was man nicht bewusst aussucht bzw für das man sich entscheidet: der Großteil des Lebens ist einfach Tatsache ohne dass man es ändern kann. Meinen Geist und meine Seele kann ich nicht ändern. Das ist glaube das Wichtigste was man anerkennen muss. Der Rest ergibt sich von selbst.
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RE: Die gewisse Sicherheit
Beitrag #8
(09.10.2017, 22:12)Tammy1 schrieb: Ich zweifele dann auch nicht an meiner Weiblichkeit, sondern eher an dem, was ich an dem Tag anhabe, wie ich mich gebe, schlicht wie mein Passing gerade ist Wink
An der Sache an sich habe ich keine Zweifel, eher habe ich all die Jahre vor meinem coming out daran gezweifelt, das ich das schaffe.
Siehst du, und ich zweifel nicht an meinem Passing, weil ich weiß das es sehr gut ist. Natürlich gibt es Menschen, die bemerken, dass ich transident bin, aber dass sind verdammt wenige.
Ich gehöre nunmal zu den wenigen transidenten Frauen, die sich keine großen Gedanken um ihr Passing machen. Auch diese Zweifel habe ich nicht.

(09.10.2017, 22:12)Tammy1 schrieb: Klar tun doofe Blicke weh oder wenn die Kassennachbarin beim Supermarkt mit ihrer Kollegin darüber diskutiert, ob ich denn eine Frau bin, aber abhalten tut mich das doch nicht und Anfangs empfand ich sogar das schon als einen Fortschritt als sie zu dem Schluss kamen, ich müsse dann doch wohl eine sein.
Also, wenn ich höre, dass jemand über mich redet, dann gehe ich hin und spreche die Leute an. Über andere reden ist schon unhöflich und ich zeige das dann auch.
Und dabei muss es nicht unbedingt um das Thema Transidentität gehen. Es ist schon interessant, wenn Freunde von mir neben Leuten stehen, die über mich reden und mir dann erzählen, worum es ging. Ein Freund erzählte mir mal: "Auch wenn du es nicht weißt, aber du hast eben jede Menge Komplimente bekommen. Die haben nicht nur darüber geredet wie hübsch du bist, sondern auch, ob du einen Freund hast und ob es sich lohnt dich anzusprechen!"  Eek

(09.10.2017, 22:12)Tammy1 schrieb: Das kann sich ziehen, muss es aber nicht, bei mir betrug der Zeitraum von Diagnose bis HRT etwa 3 Monate Smile
Fairerweise muss ich aber sagen, dass ich in Eigenregie die 11 Monate davor in Eigenregie schon Fakten geschaffen hatte, was ich aber nicht zur Nachahmung empfehlen mag!

Und du hast es nicht laut gesagt, du hast es ja nicht einmal kursiv geschrieben Big Grin

Na ja, ich wollte sowieso ein Jahr Therapie machen, bevor ich den nächsten Schritt mache, dann sind drei Jahre draus geworden. Außerdem wollte ich die PÄ/NÄ vor der HRT machen und dann mußte ich noch ein Jahr warten, weil ich nunmal nicht nur Unfruchtbar bin, sondern leider auch körperliche Anomalien habe. Die Rezepte für die HRT hätte ich früher kriegen können, aber ich hätte nicht anfangen dürfen. Am schlimmsten fühlte ich mich als ich beim Endokrinologen saß und der sagte: "Ich kann Ihnen die Rezepte jetzt mitgeben, aber wegen des Kinderwunsches, da sind noch Fragen offen...", ich wollte nicht mehr warten, aber ich sagte, dass ich warte bis die Fragen geklärt sind. Und das zog sich alles in die Länge, Monat um Monat Untersuchungen und Tests. Ich konnte und wollte nicht mehr, ich wollte nur noch beim Endokrinologen anrufen und sagen, dass wir anfangen können.
Wenn du bereit bist und warten mußt und du daran nichts ändern kannst, dann ist das ganz einfach die Hölle. Natürlich hätte ich jeder Zeit anfangen können, ich hätte einfach sagen können "Ich will nicht wissen, ob ich noch eine Chance auf eigene Kinder habe, also Schluss mit den Tests, ich fang die HRT an."
Das Jahr vor der HRT bin ich durch die Hölle gegangen, weil ich mir jeden Tag gesagt habe: Du kannst nicht mehr warten, aber du kannst auch nicht anfangen. Mit so einer paradoxen Situation kann man nicht mehr klar kommen.
Zu viel Wahrheit wird nicht erkannt; Zu viel Tod am Wegesrand.
Erst auf den zweiten Blick; Erkennst du was dahinter steckt.
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RE: Die gewisse Sicherheit
Beitrag #9
Ich wusste es seit der Pubertät. Was der Weg betrifft, bin ich mir 101%ig sicher. Es gibt immer Zeiten der Unsicherheit, aber die HET habe ich nie hinterfragt, auch nicht die OP, die immer näher rückt, wenn die Krankenkasse die Kosten übernimmt.
Ja, die eigene Vorstellung, wie man aussieht als Frau ist halt eine Traumvorstellung. Wie es dann wirklich werden könnte, steht in den Sternen. Da hilft jede Vorstellung nichts.
Meandra
Wir Transfrauen sind etwas Besonderes, mit einem speziellen Gen Heart
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