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Literatur-Rätsel - Druckversion

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RE: Literatur-Rätsel - Sarah-Michelle - 15.12.2011

Die Auflösung lautet???


RE: Literatur-Rätsel - Mike-Tanja - 16.12.2011

(15.12.2011, 00:56)Sarah-Michelle schrieb: Die Auflösung lautet???

Gesucht war:

"August 1914" ("The Guns of August") von Barbara Tuchman (1912-1989). Für dieses Buch wurde sie mit dem Pullitzer-Preis ausgezeichnet.

Die Autorin, die eigentlich keine studierte Historikerin sondern Journalistin war, schildert darin die verhängnisvolle Eskalationsspirale, die die Welt in den 1. Weltkrieg stürzte, insbesondere den Glauben der Staatsmänner an "perfekte" militärstrategische Pläne (hier: den deutschen "Schlieffen-Plan"), die, einmal in Gang gesetzt, angeblich keinerlei Abweichungen und keinen Spielraum für Verhandlungen und Kompromisse zulassen würden.

Ironischerweise scheitern die deutschen Militärs Anfang September 1914 in der Marne-Schlacht, ausgerechnet weil sie von Schlieffens strategischem Axiom ("Macht mir den rechten Flügel [der Westfront] stark!") abweichen (und Einheiten - statt an den rechten Flügel der Westfront - u.a. nach Osten schicken), ein Fehler, den sie im weiteren Kriegsverlauf nie wieder aufzuholen vermögen.

US-Präsident John F. Kennedy las das 1962 erschienene Buch und widersetzte sich im selben Jahr in der Kubakrise der Eskalationslogik seiner militärischen Berater, die die Welt mit hoher Wahrscheinlichkeit in den 3. Weltkrieg geführt hätte. Vielleicht unter anderem eine Folge dieses Buches.

In ihrem Buch "Die Torheit der Regierenden" ("The March of Folly: From Troy to Vietnam") analysierte Tuchman 1984 scheinbar zwanghaftes Handeln politischer Entscheidungsträger wider eigene Interessen, u.a. am Beispiel des Vietnamkrieges, an dem JFK bekanntlich nicht ganz unschuldig war. Blush



RE: Literatur-Rätsel - Sarah-Michelle - 16.12.2011

Danke für die Antwort


RE: Literatur-Rätsel - Mike-Tanja - 24.12.2011

Das Buch, nach dem ich jetzt frage, ist ein Roman und in der Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts erschienen.

Es schildert die fiktive Suche eines, historisch bezeugten, Mannes nach einem berühmten, ebenfalls realen, Schriftsteller, der seine Heimat auf Befehl der Regierung verlassen musste. Im Roman wird er für eine literarisch-politische Aufmüpfigkeit zu viel bestraft.

Ob der Sucher den Gesuchten am Ende findet, oder ob dieser bereits tot ist, bleibt unklar. Entscheidend ist auch nicht das physische (Über-) Leben des Literaten sondern die Tatsache, dass sich die Gestalten seines Schlüsselwerkes rund um seinen letzten Wohnsitz zu einem gewissen Eigenleben verdichtet haben und dem Sucher in vielerlei Gestalt begegnen. Im Buch geht es dem Sucher auch darum, dieses - im wahrsten Sinne des Wortes - "sagenumwobene" Werk sicherzustellen (der Schriftsteller hat alle bekannten Kopien des Manuskripts beim Abschied von der Heimat verbrannt) und für die Welt zu retten, was ihm wohl auch irgendwie geglückt sein muss.

Der Roman spielt nicht in der historischen Epoche des Literaten sondern in einem verfremdeten, zeitlosen Nirgendwo.

Der Herrscher über die Heimatstadt des Gesuchten (und "Held der Welt"), der den Schriftsteller ins Exil schickt, wählt übrigens im Roman ein Nashorn zum Symbol seiner Herrschaft.

Und das Motto, die zentrale Botschaft des Werks ist eine Variation des Satzes: "Die einzige Konstante im Universum ist die Veränderung".



RE: Literatur-Rätsel - Mike-Tanja - 28.12.2011

Ich denke, ich muss noch ein paar Hinweise zum Inhalt geben:

Der Romanheld und Dichter, sonst eher als frivoler Lebemann und ironischer Provokateur verschrien, hatte die Mächtigen einmal zu viel provoziert, als er anlässlich der Eröffnung des größten und monumentalsten Stadions der Welt, live übertragen von Fernsehen und Radio, statt den erwarteten Lobhudeleien auf Staat und Staatsoberhaupt ein Gleichnis vorgetragen hatte, in dem nach der Ausrottung der antiken Menschheit durch die Pest die Ameisen an deren Stelle treten, ein verschlüsseltes Symbol für die mentale Gleichschaltung des Volkes durch die herrschende totalitäre Diktatur:

Zitat:*** hatte sich im Stadion.....zum ersten und einzigen Mal seines Lebens an das Volk gewandt, an ein ungeheures, zu allem bereites Publikum. Aber schon an diesem ersten Tag nach seinem Auftritt zeigte sich, daß alles, was er mit seiner Rede zu bewegen vermocht hatte, der hellhörige, vielstimmige und unendlich fein übersetzte Staatsapparat war: Bewegt hatte er einen Sekretär, der auf dem langen Weg durch eine Zimmerflucht das Bild der Insel Aegina und ihrer Toten gestikulierend überlieferte und sich dabei noch einmal erhitzte; bewegt hatte er einen Amtsvorsteher, der seine Journalblätter ausfertigte und weiterreichte; eine Stimme am Telefon, die von Gedichten und Hymnen wie von Pamphleten sprach..., und auch einige Boten, die Laufzettel zu überbringen hatten, Briefe, die nun von irgendeinem vielbeschäftigten General in Zivil nur deswegen gelesen wurden, weil vor dem Aktenzeichen der Name des achten Redners stand. Über die Zerstörung dieses Namens, soviel hatte man in den Schreibstuben rasch begriffen, führte nach dem Skandal eines Gleichnisses von Ameisen und Pest möglicherweise der eigene Weg nach oben.

Wie heißt der Roman, aus dem das Zitat stammt?



RE: Literatur-Rätsel - Angelika - 28.12.2011

Christoph Ransmayr: Die letzte Welt
???


RE: Literatur-Rätsel - Mike-Tanja - 29.12.2011

(28.12.2011, 21:26)Angelika schrieb: Christoph Ransmayr: Die letzte Welt
???
Lass die Fragezeichen ruhig weg, denn die Antwort ist richtig. Gratuliere! Smile

Ein Buch, das mich immer noch fasziniert, bewegt und verstört. Vor allem der Konflikt zwischen der Wandelbarkeit der Welt und den Versuchen der Macht und des Staates, die Welt zu ordnen und Dinge "für die Ewigkeit" zu schaffen, berührt ja, ebenso wie der Leitsatz des Buches "Keinem bleibt seine Gestalt", irgendwie auch die Transgender-Welt. Wir sind alle wandelbar, und vor noch nicht allzulanger Zeit waren wir und der Staat (die Gesellschaft) keine Freunde! Ich, der ich im Grunde konservativer bin, als man glaubt, spüre diesen Konflikt in mir drinnen oft stark, und dieses Buch war mir, schon lange bevor ich meine feminine Seite entdeckt habe, ein gewisser Trost.

Die Suche Cottas nach seinem Freund, dem im Exil am Schwarzen Meer verschollenen römischen Dichter Ovid (Publius Ovidius Naso, im Buch meist nur kurz "Naso" genannt) und dessen Hauptwerk, der Versdichtung "Metamorphosen", führt in eine verfremdete antike Welt, in der man zwar noch auf Segelschiffen reist, es aber Lastwagen, Bushaltestellen und Kinovorführungen gibt, und in der der Herrscher Roms, Augustus I., Imperator und Held der Welt, über einen durchaus modern anmutenden, leicht faschistoiden, Polizei- und Behördenapparat verfügt.

Wenn der Schriftsteller Christoph Ransmayr durch Geist und Fantasie etwas hinterlassen hat, das der Macht von Materie und Zeit zu widerstehen vermag, dann wird es hoffentlich dieses Buch sein. Obwohl er eigentlich anfangs nur Ovids "Metamorphosen" (die ich im Lateinunterricht am Gymnasium übrigens urfad gefunden habe Rolleyes ) in moderne Sprachformen übertragen wollte.

Du kannst nun selber eine Aufgabe stellen oder die Frage freigeben!



RE: Literatur-Rätsel - Angelika - 29.12.2011

Ich gebe die Frage frei. Ich rate lieber als Fragen zu stellen.


RE: Literatur-Rätsel - Mike-Tanja - 03.01.2012


Da es niemand anderer versuchen möchte, stelle ich jetzt wieder eine neue Frage.

Das gesuchte Buch ist ein eher vergessenes Werk, der Autor heute keine literarische Größe ersten Ranges (mehr).

Das Buch ist, ja war schon zur Entstehungszeit ein vielbestaunter Anachronismus.

Denn es bedient sich literarischer Mittel, die weder zum Thema noch zur Zeit passen.

Es geht um Habgier, Neid, Bosheit, sexuelles Begehren, Glauben und die kleine, ganz alltägliche Korruption in einem kleinen, engstirnigen Sozialbiotop. Dies alles vor dem Hintergrund der "Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts". Das Buch ist Satire und Predigt in einem.

Die Titelfigur tritt recht spät erstmals auf, und sie ist gar nicht die Hauptgestalt.

Man sagt, dass sich einige Bürger/innen des langjährigen Urlaubsortes des Autors in Gestalten dieses Buches wiedererkannt haben.

Wie heißt das beschriebene Werk, wie der Autor?



RE: Literatur-Rätsel - Sarah-Michelle - 03.01.2012

Nein Titelfigur tritt sehr früh auf, der Oscarpreisträger war einer der bekanntesten Darsteller in dieser Zeit, gewann aber seinen Oscar sehr spät, kurz vor seinem Tod